Officium Conducendi | Rekrutierungsbüro

  • Bas keuchte, als sie zum Stehen kamen. Seine Lunge arbeite in Teilzeit. Er stürzte die Hände auf den Oberschenkeln ab und ließ den Kopf hängen. Schließlich richtete er sich auf, weil vor drinnen jemand rief. Ohne das Adrenalin in seinen Adern würde er sicherlich zusammenklappen, aber so lange der Körper das Stresshormon nicht abbaute, würde er bestimmt alle Anforderungen der Musterung erfüllen.

    „Jetzt gilt es.“ Er grinste und drückte die Tür auf. Sicher konnte er nicht sein, dass sie den Wachmann abgehängt hatten, deswegen trat er schnell ein. Er hoffte, Milon zog die Tür schnell zu.


    „Salve! Ich bin hier zum Aufnahmetest.“ Ob man das so sagte, wusste er nicht.

  • "Und wie hier getestet wird", versicherte der Optio, nachdem die beiden jungen Männer im Officium standen. Er grinste über das gesamte Gesicht, rieb sich die Hände und griff zu zwei leeren Wachstafeln.

    "Fangen wir mit dem Anfang an." Es sollte wie ein Scherz wirken, denn wo anders als am Anfang sollte man auch anfangen können, aber ob es belustigte oder ob es seltsam wirkte, blieb abzuwarten, wenngleich es ihn wenig interessierte.


    "Name

    Alter

    Herkunft

    Stand der Eltern

    letzter Wohnort

    bisherige Tätigkeiten

    irgendwelche körperliche Einschränkungen?"


    Die Überprüfung der Angaben würde folgen, also empfahl es sich nicht zu flunkern.

  • Was für ein Blödsinn der redete. Wer würde denn am Ende anfangen? Der spielte wohl gerade Klugscheißer. Ich ballte meine Fäuste, überall wären sie längst geflogen. So regelte man, da wo ich herkam, Konflikte. Natürlich wusste ich, dass Bas dies nicht mochte, doch auf diese Art hatte ich ihm auch eins ums andere Mal den Hintern gerettet.

    „Der Name meines Vaters war Lysias und der meiner Mutter war Nossis. Ich komme aus Rom, wohne in Rom und werde Rom nicht verlassen.“

    Zufrieden mit meiner Antwort nickte ich. Ach ja ich hatte noch etwas vergessen.
    „Ich bin 15, fast 16 Jahre alt und arbeite überall wo etwas anfällt, besonders gut kann ich mit dem Hammer umgehen.“ Ich grinste zufrieden, denn eigentlich hatte ich etwas anderes sagen wollen, doch das hätte nicht hierhin gepasst.

    Fehlte noch etwas oder bildete ich mir ein der Kerl würde mich fragend mustern. „Ja richtig keine Einschränkungen, eher das Gegenteil“, nun war mir doch noch etwas raus geflutscht.

    Mit versuchter Unschuldsmiene starrte ich an die gegenüberliegende Wand.
    Das gab mal wieder Gemecker von Bas.

  • Da Bas den Vigil nicht überfordern wollte, wartete er, bis der mit Milon fertig war. Wie er ihn als Optio identifizieren sollte, wusste er nicht.

    Als er glaubte, an der Reihe zu sein, räusperte er sich.

    „Ja, also ich heiße Bas.“ Er blickte zu Milon, weil der Freund seinen Namen vergessen hatte, machte große Augen und redete dann weiter.

    „Siebzehn bin ich gerade geworden. Ich komme auch aus Rom, aber meine Mutter ist zugewandert. Vater kenne ich nicht.“

    Er überlegte, weil die Fragen alle hintereinander gestellt und für ihn nicht noch mal wiederholt worden.

    „Äh, Hammer ist nicht so mein Ding. Als letztes war ich in einer Gerberei.“ Absolut akkurat, nur dass es ein Tagesjob war und keine Anstellung.

    Er blickte an sich herunter. „Alles intakt, denke ich.“ Er grinste, wieder mit Blick zu Milon.

  • Der Optio versuchte beim Tempo mitzuhalten, denn Schreiben dauerte in der Regel eindeutig länger als gesprochene Worte. Im Laufe der Jahre legte er sich eine Strategie zu, die das Unmögliche möglich machte. Er konnte zuhören und schreiben in einem. Nachdem die erste Wachstafel die persönlichen Angaben trug, legte er die zweite an. Zum Aufblicken blieb keine Zeit. Erst als beide Rekruten schwiegen und die letzte Notiz in Wachs verewigt lag, sah er auf.

    "Hast du auch einen Namen?", fragte er Milon. Im oberen Teil von dessen Tafel gähnte Leere.

    "Du hast außerdem Glück, dass die Vigiles nicht als Teil des Exercitus Romanus gilt, weil du sonst mit 15 nicht rekrutiert werden könntest. Überall sonst ist 16 das Mindestalter." So jedenfalls lautete der Codex Militaris, speziell die Lex Vigilium.

    Bis auf den fehlenden Namen war im Rekrutierungsbüro alles erledigt.


    "Wenn du mir noch deinen Namen sagst, könnt ihr anschließend zur Tauglichkeitsprüfung und, sofern ihr die besteht, in die Rüstkammer."

  • Da hatte ich doch tatsächlich vergessen meinen Namen anzugeben. "Milon ist mein Name und es kann sein das ich doch ein Jahr älter bin." Ich kratzte mir den Hinterkopf und grinste etwas dümmlich. "Wie das so ist, der eine sagt so und der andere so. Deshalb dachte ich, um mich nicht älter zu machen als ich bin, nehme ich besser das jüngere Alter."

    Besser ich sagte das ehe man anfing lange zu überprüfen. Aber wer sollte das richtige Alter hier kennen. Wie auch immer ich hatte mein Bemühen um Ehrlichkeit gezeigt.

  • Plötzlich grinste der Rekrut namens Milon nicht mehr, dafür tat dies der Optio. Er sagte aber nichts, sondern notierte den Namen nachträglich auf der Tafel.

    "Ist mir egal, wie alt du in Wirklichkeit bist, wenn du das selbst auch nicht so genau weißt." Er überlegte kurz, dann strich er die 15 durch und malte eine 16 daneben. Sah besser aus, fand er.

    "So, ihr Grünschnäbel. Wollen wir mal sehen, ob ihr überhaupt tauglich seid. Ihr geht jetzt raus, biegt im Gang nach rechts ab und geht dort in die zweite Tür. Einfach reingehen, es gibt dort einen Wartebereich. Ihr gebt dem Medicus die Tafel und folgt seinen Anweisungen." Er griff beide Tafeln und trat hinter dem Schreibtisch hervor.

    "Das ist deine und die gehört dir", erklärte er, indem er die jeweils passende Tafel Milon und Bas zuordnete. "Nicht vertauschen!"

  • Sein Blick sprach Bände, als er Milon ansah. „Im Ernst? 15?“ Er grinste. Wahrscheinlich ließen die Körperfülle und die Haare Milon älter wirken.

    Kurz darauf klebte eine Wachstafel an seiner Brust und er beeilte sich zuzufassen.

    Dieses Mal öffnete er die Tür vorsichtig und lugte in den Gang, bevor er hinaustrat. „Irgendwann werden wir dem Kerl von der Wache begegnen. Wenn nicht heute, dann später.“ Er überlegte, wie die Wegbeschreibung war. „Rechts zweite Tür? Ne, abbiegen und dann rechts, oder?“

    Langsam ließ das Adrenalinvolumen in seinen Adern nach und er wurde unkonzentriert. Die Erlebnisse vom Vortrag verlangten Tribut. Er musste schnellstmöglich durch diese Tauglichkeitsprüfung, um sich hinlegen zu können. Er sehnte sich eine Pritsche her. Endlich kein harter Boden, endlich schlafen können.

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