• Der Kapitän war unter Deck gegangen, um die Logbücher zu überprüfen. Titus erster tag als "Erster Offizier" der Tempestas war da. Die Befehle waren eindeutig. Vom Achterdeck aus gab er die Befehle. Die See war ruhig und seine Stimme war klar zu hören.


    "Männer! Wir werden uns nun mit luv und lee auseinander setzen! Das muß Klappen, wenn wir auf See sind! Da dürfen keine Fehler passieren.
    Für alle von euch, die nicht wissen was luv und lee bedeutet, hört gut zu, denn ich werde das nur einmal sagen. Danach erwarte ich das als gelernt! Haben wir uns verstanden?" schrie er aus vollster Seele heraus.


    "JAWOHL!"


    "Sauber Männer. Dann fangen wir jetzt an." Titus begann auf dem Achter Deck langsam hin und her zu wandern, während er Sprach.


    "Luv bedeutet "Dem wind zugekehrt" und Lee "Von wind abgewandt". Soll heißen: Wenn ihr den Befehl bekommt "anluven", dann bedeutet das, daß ihr den ganzen Kahn in den Wind drehen sollt. Und wie macht ihr das?"


    "In dem wir die Segel anders setzen?"


    "Richtig! Dem entsprechend bedeutet anleen was?"


    "Den Kahn vom Wind wegdrehen?"


    "Sauber! So will ich das hören. Haha, wird wohl doch noch was mit euch. Für alle von euch, die mit der Definition probleme haben, merkt euch folgenden Merksatz :"Ist Wind da? Nee - wir sind im Lee". Zugegeben, klingt ein wenig albern, IST ABER VON JEDEM HIER ZU KÖNNEN! HABEN WIR UNS VERSTANDEN?"


    "Jawohl!"


    "WIE BITTE?"


    "JAWOHL, HERR MANIPULUS"


    "Na also! Ihr habt wohl heute morgen einen Frosch verschluckt, wie?"


    leises lachen ging durch die Menge.

  • Es war der zweite Tag auf See. Inzwischen hatten wir uns weit von der Küste entfernt. Whin man auch sah, man sah nichts als Wasser. Hier hatten wir jede Menge Platz, um Manöver zu üben. Und es war unmöglich, hier auf Grund zu laufen. Der Wind war auch recht frisch. Ich ging auf den Bugspriet, hielt mich am Vorstag fest und genoß die Aussicht über das weite, blaue Meer und die Wolken, die ihre Schatten darauf worfen.


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  • Mitten in der Nacht begann die Tempestas stärker zu schaukeln. Die Segel waren eingeholt, also lag es nicht daran, dass wir fuhren. Ich ging an Deck. Der Wind war eisig.
    Der zweite Steuermann hatte Wache am Ruder.


    "Agrippus, Meldung!"


    "Jawohl, Herr Kapitän! Es hat aufgebrist, der Seegang wurde höher. Die Wellen sind in etwa mannshoch, ragen bis zu einem Drittel der Bordwand über Wasser. Ansonsten alles ruhig."


    Ich ging zur Reling und betrachtete die Wellen. Sie waren fast zwei Meter hoch, aber die Bordwand ragte 5 m aus dem Wasser. Wir waren weit davon entfernt, voll beladen zu sein, deshalb lagen wir zu leicht im Wasser. Das war sicher einer der Gründe, warum wir so stark schwankten. Außerdem lagen wir quer zum Wind.


    "Geh unter Deck und wecke zwei Matrosen. Wir werden Fock und Klüver hissen. Dann luven wir an. Wenn wir nicht mehr treiben, sondern langsam fahren, liegt das Schiff ruhiger in der See."


    Agrippus nickte kurz und ging unter Deck. Nach wenigen Minuten kam er mit zwei müden Gestalten an Deck. Der eisige Wind weckte sie endgültig auf.


    "So, ihr geht jetzt zum Fockmast und hisst Fock und Klüver. Verstanden?"


    Beide nickten. "Jawohl."


    "Jawohl... was?"


    "Jawohl, Herr Kapitän!"


    Ich nickte und sie gingen zum Fockmast. Wenig später waren beide Segel gehisst. Ich schickte die beiden wieder in ihre Kajüte und wendete mich an den zweiten Steuermann.


    "Agrippus, trimm das Schiff."


    "Zu Befehl, Herr Kapitän."


    Ich ging wieder unter Deck und legte mich schlafen.

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  • Auch heute wurde wieder gesegelt. Insbesondere schiften der Segel stand auf dem Programm.


    "So, Männer, ich sage das nur einmal, also hört gut zu. Wenn das Schiff mit dem Heck durch den Wind geht, dann heißt das halsen. Dazu gebe ich dann den Befehl rund achtern. Das bedeutet, dass ihr die Segel so schiften sollt, dass sie auf der anderen Seite stehen. Wenn ich will, dass ihr die Vorsegel schiftet, dann sage ich über vorn. Alles verstanden? Gut. Du! Wie heißen die Vorsegel?"


    Der Nauta schaute mich entsetzt an, antwortete aber "Fock und Klüver, Herr Kapitän?"


    "Genau so heißen sie! Und das nächste mal will ich eine Antwort, und keine Frage. BESATZUNG, ÜBER VORN!"


    Sofort rannten sie los und schifteten die Vorsegel.


    "RUDER, HART BACKBORD! BESATZUNG, RUND ACHTERN!"


    Ich ließ das Schiff nur ein wenig schräg zum Wind fahren. Die Segel waren gedreht und wurden festgemacht.
    Ich betrachtete die Vertauung der segel an Deck.


    "Was soll das für ein Webleinstek hier am Besan sein?"


    "Was stimmt denn nicht?" fragte ein Nauta.


    Ich trat gegen das Tau und der Knoten löste sich sofort. Fast im gleichen Moment raste der Besanbaum nach vorne.


    "DAS stimmt nicht! Einfangen! Festmachen! Bewegung!"

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  • Wir waren inzwischen weit nach Osten gekommen, aber auch wieder näher ans Festland. Ich sah am Horizont die vor einigen Wochen von mir kartographierten Inseln. Der Wind kam aus Richtung WNW. Da wir nach Westen mussten, konnte ich noch einen weiteren Befehl üben.


    "Männer, ihr habt recht viel gelernt, jetzt kommt der letzte Teil unserer Reise. Und der letzte neue Befehl. Wenn ich sage die Segel hoch an den Wind, dann meine ich, dass wir mit einem möglichst flachen Winkel gegen den Wind fahren. Das heißt für euch, dass ihr das Optimum finden müsst, in dem die Segel zu stehen haben. Gleichzeitig heißt das, dass ihr dem Steuermann sdagen müsst, wann das Schiff in einen zu flachen Winkel gerät. Haben das alle verstanden?"


    "JAWOHL, HERR KAPITÄN!"


    "Sehr schön. DIE SEGEL HOCH AN DEN WIND! KURS WEST!"


    Der Steuermann riss sofort das Ruder hart nach Steuerbord. Die Temperstas drehte gen Westen und die Segel standen schon bald in einem Winkel von nur noch knapp zehn Grad zum Kiel.


    "Ruder geradeaus!" rief ein Nauta, genau im richtigen Moment, wie ich fand.


    Ich nickte zustimmend, und so fuhren wir hart am Wind, mit etwa 3-4 Kn, dem Sonnenuntergang entgegen.

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  • Es war Nacht und ich stand auf dem Achterdeck und beobachtete die Sterne. Es war sternenklar, doch der Wind war eisig und ich wickelte mich in meinen Umhang. Wir kamen gut voran, morgen würden wir in Ulpia Traiana anlegen. Ich suchte den Polarstern und fand ihn kurz darauf. Ich stellte mich in die Mitte des Achterdecks, so dass aus meiner Sicht alle drei Masten auf exakt einer Linie waren. Dann zeigte ich mit der rechten Hand auf den Polarstern und schätzte den Winkel zum Kiel ab. Der Kurs war exakt West, so weit ich das sehen konnte. Mein Orientierungssinn hatte mich wie immer gut geleitet. Es war keine Kurskorrektur notwendig, also ging ich unter Deck, in meine Kajüte.

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  • Die See war ruhig, die Nacht klar. Die Tempestas lag ruhig zur see... so schien es jedenfalls. Auf einmal stand alles in Flammen. Gesichter waren überall... aber keines zu erkennen. Eine Art dunkles rauschen nahm das meiste ein... Die schwärze schien sich zu bewegen...


    Titus erschrak und stand Senkrecht im Bett! Es war sein erster Alptraum seit Jahren gewesen. Er zog sich einen Mantel über und ging an Deck. Die See war weiterhin ruhig, aber der Schweiß stand ihm trotzdem im Gesicht. Während er über die Reling schaute, schüttelte er sich kräftig. Der Wind bließ ihm sanft ins Gesicht. Im wurde etwas schummerig während er auf den Rhein blickte. Der Gedanke an einen möglichen Feindkontakt ließ ihn nicht in Ruhe.


    "Ist alles in Ordnung, Herr Manipulus?" sprach eine leise Stimme hinter ihm. Titus drehte sich um.
    Ein junger Bursche, der wohl die ANchtwache schob, war deutlich zu erkennen.
    "Selbstverständlich! Weitermachen..." antwortete Titus mit einem kleinen wink aus dem Handgelenk.


    titus drehte sich um und kehrte wieder unter Deck...

  • Am nächsten morgen kamen in wir Colonia Ulpia Traiana an. Aufgrund des Tiefgangs der Tempestas beschloss ich, dass wir nicht am Kai sondern an der Pentere Augustus anlegten.
    Nachdem die Tempestas vertäut und die Segel gerefft waren, ließ ich die Besatzung antreten.


    "Männer, ihr habt jetzt alles notwendige gelernt, um die Tempestas zu navigieren. Deshalb bekommt ihr drei Tage Landgang. Danach werden wir zu einer mehrwöchigen Testfahrt aufbrechen. Und das mir niemand meckert! Das hier ist das teuerste und schnellste Schiff der Classis! Es ist eine große Ehre, hier an Bord zu dienen, denn hier dient nur die Elite! Und noch etwas: Benehmt euch an Land! Ihr seid keine Barbaren, sondern die besten Seeleute des Imperiums! Also, keine Pöbeleien, Schlägereien und Saufgelage! Das ist alles. WEGTRETEN!"


    Ich gab Maximus ein Zeichen, dass er bleiben sollte.

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  • "In der Tat. Es geht um die nächste Fahrt. Ich habe beschlossen, Schiff und Besatzung ordentlich zu fordern. Ich habe gehört, dass der Ozean ganz im Norden komplett zugefroren sein soll. Das werden wir überprüfen. Ich rechne mit vier Wochen auf See, aber wir sollten mehr Vorräte mitnehmen. Ich möchte, dass du Vorräte für sechs Wochen an Bord nimmst. Du hältst doch vier bis sechs Wochen auf See aus, oder?"

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  • "Gut. Du wirst auf der Fahrt noch Navigation und das Führen von Logbüchern lernen. Wenn du das beherrschst, bekommst du das Kapitänspatent und darfst ein eigenes Schiff übernehmen."

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  • "Vielleicht kann ich ja ein Schwesterschiff in Auftrag geben. Obwohl mich dann wahrscheinlich die Verwaltung umbringen wird." Ich grinste kurz. "Das bleibt jetzt unter uns: Die Tempestas hat so viel gekostet wie vier Penteren."

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  • "Das müsste der Trierarchus Colonius entscheiden. So weit ich weiß, ist für Italia noch ein Posten frei. Hispania wird wohl Alienus übergeben, sobald er hier den Hafen vollendet hat. Und Germania gehört mir." Ich grinste.

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  • Titus lachte


    "Hehe. Nun, ich wollte dich natürlich nie vom Posten drängen. Im allgemeinen ist es natürlich wurscht wo ich der Classis diene. Auch mir ist es egal. Um ehrlich zu sein, frage ich mich, ob es nicht auch noch die Möglichkeit gibt, weiter unter dir zu dienen? Ich befürchte natürlich aber, daß das einem Karrierestop gleichkommen würde... nicht wahr?"

  • "Nicht zwingend... Prinzipiell besteht die Möglichkeit, für ein Schiff zwei Kapitäne einzutragen. Außerdem gibt es hier in Germania auch noch einige Schiffe ohne Kapitän. Da gibt es also mehr als genug Möglichkeiten, ohne dass deine darunter leidet."

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  • "Sehr schön! Bei den Göttern, es wäre doch Schade, wenn die gute Zusammenarbeit schon ein Ende nimmt. Ich merke aber, daß die Schlachten mich mehr reizen, als das manövrieren großer Schiffe. Selbst so ein stolzes Schiff wie die Tempestas läßt mich nicht über meine Liebe zum Gladius hinwegtäuschen. Daher ja meine Frage, ob die Möglichkeit besteht gemeinsam den zukünftigen Weg zu beschreiten... Jemand mit deiner Erfahrung auf See, Octavius, ist schwer zu finden. Du weißt, daß ich immer großen Respekt vor deinem Wissen hatte... "

  • "Mir fällt da ein, dass gerüchtweise ein Wettbewerb zu Ehren des toten Caesar in Rom stattfinden soll. Sie suchen den besten Schwertkämpfer, Bogenschützen etc. Vielleicht sollten wir uns anmelden. Dann kannst du auch wieder deinen Gladius schwingen..."

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