Die Standarten und Feldzeichen waren es nicht, die Antias im Fahnenheiligtum bedrückten, nicht die Altäre und nicht einmal das Standbild des Princeps. Vielmehr hatte er das Gefühl, als lasteten die Blicke unzähliger Augenpaare auf ihm, die prüfenden und fordernden Blicke all der Männer, die für diese Einheit gearbeitet, gekämpft und gelitten hatten.
Antias kaute auf der Unterlippe herum. Allmählich wurde er sich der Bedeutung des Augenblickes bewusst. Mit Eiden, Schwüren und Versprechen war das so eine Sache. So leicht er jahrelang das Leben genommen hatte, so schwer tat er sich mit langfristigen Bindungen, und was war ein Eid anderes als eine eherne und unverbrüchliche Bindung? Er war nie großzügig gewesen mit Versprechen. Nicht etwa, weil er sie ohnehin nicht für bindend erachtet hätte, sondern weil er dergleichen schon immer sehr ernst genommen hatte.
Tief in sich versunken stand er da und horchte in sich hinein. Wo waren die zweifelnden Stimmen jetzt, die Bedenken, die verheißungsvollen Einflüsterungen der zwanglosen Ungebundenheit? Feige verstummt offenbar. Er lauschte weiter. Stille.
Dann plötzlich:
„IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."
Und damit war alles gesagt.