Es war an einem angenehmen Nachmittag, als Meridius vor der Casa der Vesuvia vorritt. Er band sein Pferd an einem Pfosten an, ging zur Porta und klopfte vorsichtig an. Als eine Sklavin die Türe öffnete fragte er an, ob die Herrin des Hauses anwesend wäre.
Besuch des Maximus Decimus Meridius
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Die Sklavin schien ihn jedoch nicht zu verstehen, scheinbar war die alte schon ein wenig schwerhörig. Sie zuckte nur kurz mit den Schultern, babbelte etwas auf phönizisch vor sich hin und wollte die Türe wieder schließen. Meridius indess stellte seinen Fuß vor und trat in die Casa ein. Die Alte begann zu zettern, der strenge Blick und die Uniform des Legaten jedoch ließen sie verstummen. Vorsichtig ging Meridius in das Atrium. Weit und breit war niemand zu sehen.
"Iulia?"
Seine Stimme hallte durch die fast leeren Räume. Offensichtlich war jemand dabei einen Umzug vorzubereiten.
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Er bekam keine Antwort. Also wagte er sich weiter vor. Das Atrium war geräumig, von oben fielen die Sonnenstrahlen hinein und durchfluteten den Raum in gelblichen Tönen. Eine der hinteren Türen stand offen, Meridius hörte ein Geräusch, wie von einem Stuhl der bewegt wurde.
"Iulia?"
Er trat näher.
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Endlich hörte Julia Meridius, der sie allem anschein nach schon länger suchte.
"Meridius! Verzeih, ich war in einiges vertieft."
Sie trat auf ihn zu.
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"Entschuldige mein Eindringen. Doch ich hatte an der Türe geklopft und diese phönizisch sprechende Mutter hier, wollte die Türe wieder zuschlagen..."
Meridius lächelte.
"Ich hoffe ich komme nicht ungelegen? Wie geht es Dir?"
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"Nein, tust Du nicht. Ich bin froh, wenn man mir etwas Gesellschaft leistet."
"Mir geht es gut, den Umständen entsprechend. Aber da sich andere um alles kümmern, habe ich es natürlich leichter."
Sie blickte um sich.
"Setz Dich doch und erzähl mir ein wenig von Hispana. Man erzählt sich, es gibt dort wahrlich edle Pferde?"
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Meridius setzte sich.
"Ja, die Pferde von Hispania sind die schönsten und besten im ganzen Imperium."
Er blickte sie an.
"Ich bin jedoch wegen etwas anderem gekommen."
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"Worum geht es?"
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Meridius blickte sie an.
"Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Doch ist es wichtig. Es geht um das Testament Deines Mannes!"
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Sie erwiderte seinen Blick und mußte, wegen Meridius nachdenklichem Gesicht, ein wenig schmunzeln. Anscheinend wußte er nicht, dass sie es bereits gelesen hatte, und versuchte ihr nun so schonend wie möglich einen Teil daraus näherzubringen.
"Was ist damit? Sag es mir doch einfach."
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Meridius indess wusste nicht, wie er es ihr sagen sollte.
"Du hast es bereits gelesen? Dein Gemahl hat MIR das ganze Vermögen vermacht, mit ein paar Auflagen. Doch will ich es SO nicht annehmen. Denn es ist ja DEIN Geld. Du bist seine Frau!"
Er blickte sie an.
"Ich weiß jedoch nicht, wie wir es am geschicktesten hinbekommen. Ich habe mir daher gedacht, bevor sich andere Verwandte melden, dass ich es dennoch antreten, jedoch das Geld an Dich überschreibe. Ebenso die Betriebe..."
Er blickte ihr in die Augen.
"Verzeih, dass ich JETZT damit anfange, doch muss ich die Dinge regeln, bevor ich wieder nach Hispania zurückkehre... Du bist mir doch nicht böse?"
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"Nein, natürlich bin ich Dir nicht böse. Ich denke Du hast Dir das gut überlegt."
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Meridius lehnte sich zurück. Er sah sie an.
"Meinst Du, wir könnten einen Spaziergang machen?"
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"Ja, ich denke es ist ein herrlicher Tag dafür." Sie lächelte ihn an.
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Meridius erhob sich.
"Dann vergiss aber nicht, etwas überzuwerfen. Auch wenn die Sonne scheint, geht ein kühler Wind. Ich warte draussen auf Dich."
Meridius lächelte freundlich, verneigte sich und ging nach draussen. Die phönizische Hausmutter warf ihm einen finsteren Blick hinterher.
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