Ein Mittag in den Thermen

  • Es war an einem verregneten Nachmittag, als Meridius die Thermen betrat, um nach einer langen Senatssitzung ein bisschen Ruhe und Endspannung zu finden. Er legte seine senatorische Toga ab und ließ sie von einem Sklaven bewachen und begab sich als erstes in den Massageraum. Die Verspannungen in seinen Schultern waren fürchterlich.


    So legte er sich auf die Bahre, schloss die Augen und lauschte den Erzählungen eines griechischen Sklaven, der angestellt war um Gedichte vorzutragen.

  • Zur selben Stunde hatte auch Gaius Iulius Gracchus die Therme betreten. Überwältigt von der Pracht der Selben hatte er sich ein erholsames Bad gegönnt und beschloss nun den Besuch der Thermen mit einer Massage enden zu lassen.


    Als er den Massageraum betrat und einem Sklaven seinen Wunsch nach einer Massage kund tat, bemerkte er einen Mann, der, scheinbar
    den Erzählungen eines Sklaven lauschend, sich ebenfalls eine Massage
    gönnte.


    Er beschloss, ihn zu grüßen:


    "Salve!"

  • Meridius öffnete die Augen und erblickte einen römischen Bürger.


    "Salve!"


    Dann musterte er ihn, ohne seinen Kopf zu heben, war der Sklave doch gerade dabei seinen Nacken zu massieren.

  • [I]"Ah... Eine Massage nach einem erholsamen Bad ist doch genau das Richtige an einem solch veregnetem Nachmittag."


    Da fiel es Gracchus plötzlich ein, wie konnte er nur so unhöflich sein,
    verlegen verneigte er sich vor dem fremde Mann:


    [I]"Verzeiht, doch ich vergaß mich Euch vorzustellen. Man nennt mich Gaius Iulius Gracchus. Ich zog erst vor wenige Tagen nach Rom."

  • "Ah, ein Iulier? Ich entsinne mich, dass einer von dieser Familie in meiner Legion in Hispania dient. Kann das sein? Ein - mmm - Subaquatus?"


    Meridius blickte Gracchus schräg an. Der Sklave hatte gerade begonnen die Schläfen zu massieren.


    "Ich bin im Übrigen Maximus Decimus Meridius."

  • Nun legte sich auch Gracchus auf eine Bahre und ein Sklave begann ihn zu massieren. Meridius zugewand fuhr er fort:


    "Ihr habt recht, Meridius. Subaquatus ist mein Pater familias. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit ihn persönlich zu sprechen. Er ist wohl sehr beschäftigt? Aber vielleicht könntet Ihr ihm ja meine Grüße ausrichten wenn Ihr ihn seht?"


    Gracchus schloß die Augen, sichtlich genoß er die wohltuende Massage.

  • Das Massieren der Schläfen tat wirklich gut.


    "Nun, wenn ich in Hispania zurück bin, kann gut sein, dass ich ihn mal sehe. Doch ich habe 6000 Soldaten in meiner Legion, wenn man mir nicht speziell sagen würde "Siehe, das ist er!", ich würde ihn mit Sicherheit nicht erkennen. Was ist er zur Zeit? Legionär? Optio? Aber ich werde mich erkundigen. Der Tribun regelt das alles zur Zeit."


    Meridius legte den Kopf auf die andere Seite.


    "Was machst Du von Beruf?"

  • "Nun, um ehrlich zu sein bin ich zur Zeit noch ohne Arbeit. Leider. Da ich nun einmal nicht für den Dienst im Militär geeignet bin..."


    Er klopft sich auf seine nicht gerade kleinen Bauch.


    "... und auch handwerklich nicht all zu begabt bin, fällt es mir schwer einen passenden Beruf zu finden. Am liebsten währe es mir, könnte ich einen Beruf als Schreiber oder ähnlichem annehmen. Auf raten des Publius Tiberius Lucidus hin, wendete ich mich bereit in einem Schreiben an den Proconsul Claudius Aurelius Crassus, um ihn um Rat zu bitten."


    Der Sklave begann nun Beine und Füße zu massieren. Gracchus zuckte leicht zusammen. An den Fußsohlen war er doch kitzelig ...


    "Könnt Ihr mir eine Rat geben?"

  • Meridius überlegte kurz.


    "Leider werde ich Dir da auch nicht viel weiter helfen können. Du hast Dich an den Proconsul Crassus gewandt? Lucidus hat Dich geschickt? Mmm - warum wollte er Dich nicht selbst? Gibt es in Hispania keinen Bedarf?"


    Meridius setzte sich kurz auf.


    "Wenn Du nicht an Italia gebunden wärst und es Dir nichts ausmachen würde nach Hispania zu ziehen, dann würde ich Dir dazu raten. Die Verwaltung in Hispania ist gerade in der Aufbauphase und da werden sicher bald Posten frei. In der Zwischenzeit könnte ich Dich ja als meinen Privatsekretär einstellen. Im Büro des Castellums gibt es auch einiges zu erledigen. Vorausgesetzt Du hast Interesse, und bist verschwiegen..."


    Meridius legte sich wieder hin und der Sklave knetete weiter.

  • Auch Gracchus setze sich auf und sah Meridius an.


    "Nun, es hört sich interessant an, dein Privatsekretär ..."


    Er runzelte nachdenklich die Stirn.


    "Erzählt mir mehr ... Welche Aufgaben hätten ich zu erledigen? Und wie sieht es mit dem Gehalt aus?"

  • "Nun bisher habe ich einen Verwalter, der die Geschäfte vor Ort regeln soll. Das heißt sein Job ist es die Betriebe auf dem Laufenden zu halten, die Sklaven zu beaufsichtigen, eventuelle Arbeiter einzustellen, die Geschäfte zu regeln. Das heißt er wird weitgehend mit diesen Arbeiten beschäftigt sein."


    Meridius hielt kurz inne.


    "Als Privatsekretär bestände Deine Aufgabe darin diesem Verwalter zur Hand zu gehen und die Bücher zu führen, Geschäftsbriefe aufzusetzen, Korrespondenzen zu führen. Ich bin auch Legatus, das heißt in meinem Beruf dort kämen entsprechende Aufgaben hin und wieder dazu. Und ich bin Politiker, die Arbeit in der Factio Gilvus erfordert ebenfalls meine Konzentration, wie auch jene im Senat.


    Wenn ich jemanden hätte, der mit wöchentlich Bericht darüber ablegt, was es an Aufgaben gibt, und was sich erledigt hat, wie es um die Arbeit in den Betrieben steht, usw. dann wäre mir sehr geholfen. Muss ich doch gestehen, dass ich in letzter Zeit etwas den Überblick verliere."


    Meridius lachte.


    "Ich weiß selbst noch nicht, wie das laufen würde, schließlich wäre es für mich auch Neuland. Du kannst Schreiben? Wenn Du schreiben kannst, dann wäre das gut. Und was Deine Bezahlung betrifft: Ich denke, Du bekommst das selbe, was auch mein Verwalter bekommt: 100 Sesterzen die Woche. Was meinst Du?"

  • "Euer Angebot ist mehr als großzügig, Meridius. Und ein Umzug nach Hispania kein Hindernis. Auch das Schreiben und das Schweigen beherrsche ich sicherlich zu Eurer Zufriedenheit. Dennoch ... Ein solcher Schritt sollte wohl durchdacht sein. Ich bitte Euch daher mir noch etwas Bedenkzeit zu geben."


    Gracchus neigte den Kopf als der Sklave ihm den Nacken massierte.


    "Könnten wir uns nicht in einer Woche wieder hier treffen? Zudem möchte ich gerne noch die Antwort des Proconsuls abwarten."


    Fragend blickte er Meridius an, während der Sklave seine Schultern bearbeitete.

  • "Ich weiß nicht, ob ich in einer Woche noch in Rom bin. Aber die Bedenkzeit kann ich Dir geben. Keine Frage."


    Meridius erhob sich, streckte sich kurz aus und fügte dann hinzu:


    "So, aber jetzt werde ich in den Dampfraum gehen..."

  • Gracchus erhebt sich von seiner Bahre und begibt sich zu Meridius noch bevor dieser den Raum verlassen kann.


    "Ach, man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist! Ich nehme euer Angebot an."


    Er streckt Meridius mit einem lächeln die rechte Hand entgegen um das Angebot zu besiegeln.


    "Ich werde mich so schnell wie möglich auf den Weg nach Tarraco machen und euch informieren sobald ich dort eingetroffen bin."

  • "Gut, das freut mich zu hören! Hand drauf!"


    Meridius schlug ein. Dann klopfte er dem Iulier auf die Schulter.


    "Ich wünsche Dir eine gute Überfahrt! Und grüsse mir meine Verwandten..."


    Er lächelte, schnürte das Handtuch fest und ging in den Dampfraum. Er suchte sich einen ruhigen Platz in der Ecke, setzte sich und atmete tief ein. Die warme feuchte Luft tat ihm unheimlich gut. Der Schweiß lief ihm am Körper hinunter.

  • Eine halbe Stunde später trat Meridius wieder aus dem Dampfbad. Die Hitze hatte ihm mehr als gut getan und er fühlte sich pudelwohl. So entschloss er sich noch ein paar Runden im erfrsichenden kalten Wasser zu schwimmen um anschließend noch kurz in der Bibliothek vorbeizuschauen.

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