[Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer

  • "Papperlapapp.", schnitt Lando seinem vielredenden Vetter xten Grades das Wort ab, "Darum geht es mir garnicht. Enttäuscht? Blödsinn. Ich bin froh, dass du genug Besonnenheit zeigst, um deine Möglichkeiten realistisch einzuschätzen."


    Was im Moment eine Ausnahme darstellte. Witjon hatte diese Besonnenheit missen lassen, und wurde dafür von den politischen Gegnern des Hauses, allen voran dem alten Nörgler aus der Casa Petronia regelrecht vorgeführt. Der Junge würde einiges zu leisten haben, um sich aus diesen Verstrickungen wieder zu befreien.


    "Solange du deine Pflichten als Priester nicht vernachlässigst, ist es mir gleich, ob du für ein Amt kandidierst oder nicht. Übrigens hat Ragin die Wahl zum Magistrat gewonnen, ohne auch nur ein Wort im Wahlkampf gesagt zu haben. Verstehst du, warum es mich wurmt, dass wir es zu einfach haben? Wenn man es zu einfach hat, wird man nachlässig, und wenn man nachlässig wird, liegt man irgendwann tot im Straßengraben.", stellte Lando klar, wie er darüber dachte, dass die Familie eine bequeme politische Mehrheit in der Stadt hatten. So bequem, dass sie es ihnen erlaubte sich zur Wahl zu stellen, ohne einen Handschlag Überzeugungsarbeit geleistet zu haben. DAS nervte Lando, und nicht zu schlecht. Aber was sollte er machen? Öffentlich eine Rede halten: wählt keine Duccii, wenn sie nichts für euch tun?
    Lächerlich.


    "Achja... und deine Schwester! Ich krieg die Krise wenn ich NUR AN SIE DENKE!!!", fluchte Lando, der sich mittlerweile richtig aufregte, "Dieses kindliche Gemüt wird ihr irgendwann den Kopf kosten! UND DAS WILL ICH NICHT! Verdammte Axt, ich will sie verheiratet wissen! Ist es verdammtnochmal mittlerweile NORMAL, dass Frauen mit 20 Sommern noch nicht verheiratet sind? Und von irgendwelchen Irren verfolgt werden? Was ist eigentlich mit dieser Tabernen-Geschichte, und diesem Kleinkriminellen... wie heißt er noch... Cadella... Cawella.... los, hilf mir."

  • Phelan freute es, dass Lando ihm gegenüber so reagierte. Die Sache mit Witjon war ziemlich mies gelaufen, was man an seiner Laune merken konnte. Auch die Sache mit der Stimmkraft der Duccier nervte ihn, aber der junge Priester wusste leider auch keine wirliche Lösung.


    "Das einzige was wir machen können ist, uns gegenseitig anzustacheln weiter fleißig zu sein und nichts zu vernachlässigen. Ich spreche jetzt besonders für Ragin, wenn er seine Sache als Magistrat gut macht, werden die Leute zwar nicht denken, dass die Duccier jetzt äußerst strebsam sind, doch einige Augen werden wir auf uns ziehen können und das ist der erste Schritt in Richtung Besserung."
    Er war schon gespannt, was Ragin sich als Projekt aussuchen würde.


    Dann sprach sein Vetter ein äußerst unangenehmen Thema an. Innerlich nahm Phelan die Arme vor das Gesicht und machte sich klein, damit er nicht die durch Wut herauskatapultierten Mundsekrete abzubekommen.


    "Nein ist es nicht. Ich weiß was du meinst, ich habe auch schon über eine Heirat nachgedacht. Weißt du, seitdem unser Vater tot war, hat sich vieles verändert und erst jetzt, seitdem sie bei uns ist wird es erst besser, deswegen ist sie noch nicht verheiratet. Aber das sollten wir jetzt ändern. Hast du eine Idee? Soll sie eine Verbindung eingehen die uns etwas bringt?" er überlegte kurz .. da war doch .. "Was ist denn mit Glabrio?"


    Auch die Sache mit der Taberna sprach er an.
    "Cassella hieß der Gauner. Er hat sie letztens schon wieder auf dem Tempelvorplatz belästigt und sie bedroht. Loki! Er hat sie unsittlich berührt! Dragonum hatte ihn verfolgen wollen, aber er hatte ihn verloren. Wir müssen was gegen Cassella unternehmen, er muss weg! GANZ WEG!" nur zu gerne würde Phelan ihm jeden einzelnen Finger mit einem dreckigem stumpfen Messer abschneiden für das was er getan hatte ..

  • "Allerdings...", fiel Lando wieder ins Grübeln, "..die Arbeitsmoral lässt wirklich zu wünschen übrig. Ob Ragin seine Sache als Magistrat gut macht, werden wir ja sehen. Für sich zu werben schien er auf jeden Fall nicht nötig gehabt zu haben."
    Was Lando mehr als ein großer Dorn im Auge war, eigentlich hatte er große Stücke auf den Jungen gesetzt, der sich dann aber aus welchem Grund auch immer gegen einen Wahlkampf entschieden hatte. Er selbst hoffte, dass die den Karren irgendwann aus dem Dreck ziehen konnten, in dem er gerade steckte.


    "Glabrio? Vergessen wir Glabrio...", grummelte Lando, der von der Art seines Freundes immernoch bitter enttäuscht war. Sontjes kindlicher Geist hatte sich binnen weniger Tage in die Romanze versteigert. Glabrio war darauf vorzuwerfen, dass er das überhaupt zugelassen hatte. Und: dass er es nicht wie ein Mann beendet hatte. Dazu kam auch noch: "Er ist Christ. Ich kann ihm keine aus unserer Sippe zur Frau geben, wenn ich genau weiß, dass diese Verbindung eine Gefährdung für sie darstellte. Christen werden zwar nichtmehr automatisch ans Kreuz geschlagen, aber die Sanktionen, die ihnen drohen sind immernoch alles andere als einfach zu verkraften. Meine Freundschaft zu ihm in allen Ehren... DAS geht nicht."
    Er hätte der Sache wahrscheinlich von Anfang an einen Riegel vorschieben müssen, musste aber zugeben, zu dem Zeitpunkt einfach anderes im Sinn gehabt zu haben. Glabrio hatte ihm die Arbeit abgenommen, in dem er Sontje einfach selbst das Herz gebrochen hatte. Was es nicht besser machte.


    "Hmhmhmh....", überlegte Lando laut über die Sache mit Casella. Er entsann sich an die Anfangszeit des Kriminellen, der in der Freya und bei der Konkurrenz organisiert gestohlen, und die Ware weiterverkauft hatte. Irgendwann ist der Mann mutiger geworden, führte kleinere Überfälle durch, die auf die Taberna war sein wohl dreistester Coup, an dem er sich die Finger verbrannt hatte. Und jetzt das mit Sontje.
    "Ja, ich denke du hast recht. Eigentlich ermittelt die Legio in der Sache, aber das dauert mir zu lange. Viel zu lange. Außerdem weiß man nie, womit die Sache ausgeht. Wenn wir da etwas unternehmen, wird es AUF JEDEN FALL danach aussehen, dass wir es lanciert haben. Ich lass mir da etwas einfallen... wenn du gehst, sag Lanthilda, dass ich ihren Bruder sehen will. Wie hieß der noch? Nantwig?"

  • Wie ein Schatten huschte Sveija in das leere Arbeitszimmer, fand schnell die kleine Truhe, in der Phelan seine Korrespondenzen und Papiere aufbewahrte und legte die zwei Papyrusbögen, die sie im Zimmer der Zwillinge aufgesammelt hatte hinein. Dann verschwand sie ebenso lautlos, wie sie gekommen war...

  • Als Phelan am Abend, nachdem er noch einen Soldaten hatte beraten müssen, heim kam wollte er sich um seinen Privatkram kümmern. Solange er bei den Tempeln war blieb das ja alles im Arbeitszimmer liegen, er hatte ja keinen Sekretär oder sonstige Helfer, die ihm dabei helfen konnten.
    So setzte er sich mit einem Stapel Papiere, den er aus seiner Truhe geholt hatte auf einen Sessel, hier ließ es sich gemütlicher lesen.
    Sein Vetter Lando saß am Schreibteisch und war seine Dinge am regeln, er hatte im Vergleich zu Phelan um einiges mehr zu tun, daher fand man ihn auch ziemlich oft hier. Das einzige was man in diesem Raum hören konnte war der Federkiel auf dem Papyrus, das aufnehmen und abstellen des Kruges auf dem Tisch und das ab und an ertönende Husten, Stöhnen oder Seufzen.


    Da Phelan wie gewöhnlich von unten anfing hatte er die Gedichte seiner Schwester erst als letztes gelesen. Die Gedichte waren sehr schön, sehr gefühlvoll und traurig. Nach einigen Zeilen wusste der junge Priester, dass die Zeilen von seinem Zwilling stammten, doch wie kamen sie hier rein? Das war jetzt erstmal egal. Was nicht egal war, Sontje schien sehr an dem plötzlichen verschwinden Glabrios zu hadern, Phelan hatte das gar nicht so mitbekommen, was ihm in diesem Moment sehr mit Schuldgefühlen erfüllte.
    Doch gleichzeitig wurde er angespannt und griff die Papyri härter, so dass sie verknickten. Glabrio, von ihm hätte er es nicht erwartet, Phelan wurde sauer.
    Er blickte zu seinem Vetter, der immer noch in seiner Schreibarbeit vertieft war.


    "Lando ich muss mal mit dir reden." kündigte er ihm an, "Es geht um Glabrio." er erinnete sich, dass sie einst schonmal darüber sprachen, doch dieses Thema wurde wegen wichtigerer Dinge schnell fallen gelassen.


    Sim-Off:

    edit: Rechtschreibfehler: es heißt natürlich 'Sein Vetter Lando' und nicht 'Sein fetter Lando' ;)

  • In dem kleinen Arbeitszimmer häufte sich die Zweisamkeit, je verantwortungsvollere Posten die Männer und Frauen der Gens annahmen. So waren Abende, in denen zum Beispiel Phelan und Lando zusammensaßen nicht soooo selten. Seltener aber war eindeutig der spezielle Gesprächswunsch, der schon bei der Aussprache Magenschmerzen bei Lando verursachte.


    "Inwiefern?", meinte Lando daher auch nur, ohne von einer Lohnabrechnung für die zahlreichen Beschäftigten der Gens aufzusehen.

  • Mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn und in eine warme Decke gehüllt, die ihr Nachthemd verdecken sollte, riss Sontje die Türe auf. Und erblickte Lando. Und ihren Bruder. Beide mitten drin in einem scheinbar wichtigen Gespräch.


    "Ohoh.. entschuldigt bitte wenn ich euch unterbreche.... Lando... ich muss meinen Bruder unbedingt etwas dringendes fragen. Darf ich kurz?" Ohne eine Antwort noch abzuwarten eilte sie zu ihrem Zwilling, hockte sich vertraulich auf dessen Stuhllehne. "Phelan.. hast du meine Gedichte gesehen?!? Die gehören mir. Hast du sie gesehen? Bitte gib sie mir zurück.. die sind mir." bettelte sie und hielt die übergeworfene Decke sorgsam fest. Man konnte ihr ansehen, dass sie geweint hatte.. und zwar ziemlich lange.

  • Lando schien zu wissen worum es ging, sie hatten sich ja auch schonmal darüber unterhalten und er wusste auch ganz genau, was Phelan jetzt genau dazu sagen wollte. Daher entwich ihm wahrscheinlich auch der kleine Seufzer.
    Als Sontje dann noch das Arbeitszimmer betrat und das völlig verheult, sie setzte sich mit ihrer Decke neben ihren Bruder auf die Stuhllehne und fragte nach den Gedichten. Kurz nach ihrer Frage schaute Phelan seinen Vetter an unter dem Motto 'Siehst du was Glabrio angerichtet hat?', dieser war allerdings nicht vorwurfsvoll gemeint, Lando konnte ja nichts dafür. "Ich habe sie zwischen meinen Papieren gefunden." sagte er ganz sachlich, sagen was er davon hielt wollte er nicht, erst später wenn die beiden unter sich auf ihrem Zimmer oder sonst wo waren. "Nimm sie und geh wieder schlafen, ich komme bald." Phelan gab ihr einen Kuss auf ihre Schulter, die nicht von der Decke umhüllt war.

  • "Zwi.. zwischen.. deinen Papieren?"echotete Sontje erschrocken und runzelte die Stirn. Wer war da in dem gemeinsamen Zimmer der Zwillinge gewesen, während sie schlief? Hm.. sie würde sich später den Kopf darüber zerbrechen, denn sie war heilfroh, dass offenbar nur Phelan allein alles gelesen hatte. Zudem behagte ihr die Stimmung in diesem Zimmer nicht gerade.


    "Danke, Phelan, ich nehme sie wieder an mich und gehe schlafen." wiederholte sie schwesterlich und erwiderte seinen Kuss als Gute-Nacht-Kuss. Mit einem stummen Nicken verabschiedete sie sich von Lando und verliess das Arbeitszimmer. Sontje lief geradewegs ins Schlafzimmer zureück, verstaute die Papiere in der Kleidertruhe. Auf dem Tisch stand ein heisses Getränk. Ach, das war heisse Milch mit Hong. Sontje lächelte und dankte dem guten Geist des Hauses für diese Überraschung. Während sie im Bett lag, nippte sie aus dem Becher und schlief wieder ein.

  • Wäre Lando in der Mathematik der Griechen bewanderter gewesen, hätte er eine Wahrscheinlichkeitsrechnung aufgestellt, wie groß die Möglichkeit wäre, dass Sontje genau in diesem Moment hereinplatzt. Und er hätte wetten können. Mit Elfleda zum Beispiel, mit der er um die unsinnigsten Dinge wettete, und meistens gewann. Dieses Mal hätte er auch gewonnen... allerdings nahm er die Störung dieses Mal gelassener hin, einfach weil Sontje dieses Mal ihren Bruder behelligte, und nicht ihn.


    So konzentrierte sich Lando wieder auf die Lohnabrechnungen, und ignorierte völlig, was im Rest des Raumes vor sich ging. Bis die Tür sich wieder hinter Sontje schloss.


    "Inwiefern?", wiederholte Lando, der des Themas mehr als überdrüssig war, daher nur seine Frage.

  • Nachdem Sontje den Raum verlassen hatte, verstärkte sich der Zorn ihres Bruder nochmal um ca. das doppelte. Sie hatte geweint, viel geweint. Total verquollen sah sie aus und das wegen einem .. einem .. ja was war Glabrio eigentlich. Ein Herzensbrecher..


    "Das was Glabrio da abgezogen hat ist eine absolute Fars! Was bildet er sich ein? Kommt hier her, verzaubert meine Schwester und haut dann wieder ab? Ich habe die Gedichte gelesen, sie waren eigentlich gar nicht an mich gerichtet und dennoch schmerzt mein Herz als würden 1000 Messer darauf einstechen. Sontje geht es schlecht. Sehr schlecht. Ich weiß dich interessiert das vielleicht nicht, aber mich als ihren Zwilling interessiert das sehr wohl! Was ist Glabrio bitte für ein Mensch? Ich habe mich noch nie so geirrt .. nach dieser Sache kann ich meine Menschenkenntnis circa über Bord werfen." Phelan war sauer, tierisch sauer. Natürlich nicht auf seinen Vetter, aber er war der beste Ansprechpartner, wenn es um Glabrio ging. Immerhin waren sie sehr gut befreundet.


    "Lando ..." sagte er dann etwas lockerer.
    "Sontje muss heiraten." platzte es aus ihm heraus, er hatte schon lange darüber nachgedacht. "Ich weiß sie ist spät dran, doch ich will ihr noch etwas Zeit geben, um das mit Glabrio zu verkraften. Aber es wird endlich Zeit, dass sie unter die Haube kommt!" das was er da sagte, musste der Götter Segen in Landos Ohren sein.

  • "Ich kann deinen Zorn verstehen...", murmelte Lando vor sich hin, immernoch den Blick auf die Dokumente geheftet, bis er diese mit einer kräftigen Geste zur Seite schob, und seinen Vetter dann mit ebenso zornigem Blick fixierte, und man hörte seiner Stimme die haarscharf unterdrückte Wut an, "...aber was glaubst du, soll dieses ganze Theater? Hast du in eurem Dorf nie den Mädels nachgestellt? Kein lauschiges Stelldichein im Stroh, kein Rumgemache im Wald? Nein? Dann hat Ferun wirklich was falsch gemacht... ich bin nicht hier, um die Fehler eurer Mutter auszubügeln. Glabrio ist ein Mann. Sontje eine Frau. Wenn sie sich auf Glabrio einlässt, ist sie verdammt noch einmal selbst Schuld daran. Wenn sie die bitteren Lektionen der Liebe nicht in eurem Dorf gelernt hat, wird sie das halt hier machen... und ich werde nicht die Glucke spielen, die sie an die Brust nimmt, um ihr zu sagen, dass doch wieder alles gut wird. Sie wird lernen, mit Enttäuschungen umzugehen, genauso wie wir es gelernt haben. Bei dieser Sache kann sich Sontje genauso an die eigene Nase fassen wie Glabrio. Und sowieso, was glaubtest du denn, was daraus werden sollte? ER IST CHRIST. Wenn es noch mit den Römern schwer wurde, eine Verbindung zustande zu bekommen, wie sollte es dann erst mit einem Christen werden?"


    Als Verus vorschlug, seine Schwester zu verheiraten, hätte Lando beinahe laut aufgelacht. Er verzog eine Miene, und blickte Phelan an, als hätte dieser den Verstand verloren: "Verheiraten? Sontje? Bist du von Sinnen? Nicht, so wie sie sich aufführt... das wäre eine Schande für die ganze Familie, wenn sie sich im Haus ihres Mannes genauso aufführen würde. Und im Ernst: andere Männer sind nicht so zimperlich, wie wir es sind. Etwas, was ich nicht als Kompliment auffassen würde."


    Zuhause hätte Sontje wahrscheinlich einfach links und rechts welche gescheuert bekommen, hier hatte Phelan diese Macht über seine Schwester, und übte sie nicht aus. Das war es, was Lando schon seit langem beklagte: seine Sippe wurde weich.


    "Oh mann... verheiraten... Sontje. Die läuft schreiend weg, wenn ihr Kerl die Hose runterlässt. Das muss nicht sein...", Lando schien dennoch darüber nachzudenken, schüttelte das jedoch wenige stille Momente wieder ab, "Nein. Auf keinen Fall."



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    Senator et Pontifex Marcus Aurelius Corvinus
    Provincia Italia
    Roma | Villa Aurelia


    Salve Senator Corvinus,


    ich bitte dich, du musst dich nicht entschuldigen, eine schnelle Antwort deinerseits ist nicht von so großer Wichtigkeit wie deine Gesundheit. Ich hoffe dir geht es besser und du konntest dene Arbeit für Rom wieder vollends aufnehmen und mit deinen Taten zum Wohle der Stadt beitragen.


    Ich habe mich, wie schon im letzten Brief geschrieben, für dich als Gönner vor dem Ordo Decurionum eingesetzt. Der Ordo hat die vorläufigen Kosten komplett übernommen. Mache dir also keine Sorgen, dass ein anderer an deine Stelle gerückt ist. Wir freuen uns, dass du dein Wort über so lange Zeit gehalten hast und es nun in die Tat umsetzt in dem du die Kosten übernehmen willst.


    Die Bauarbeiten sind großartig verlaufen.
    Es gab keine Unfälle. Auch die Götter waren uns gut gesinnt und haben uns vor der schlechten Witterung und schlimmen Unwettern bewahrt. Drei lange Monate zehrte die Zeit an der Tempelsanierung, doch ich kann mich glücklisch schätzen als zuständiger Magistrat für dieses Projekt alles als besonders gut vollendet zu bezeichnen.
    Ich lege dir die Endabrechnung zu diesem Schreiben bei, die Kosten beliefen sich auf einen Deut weniger als gedacht. Wenn du mit allem einverstanden bist weise doch bitte deinen Verwalter an das Geld an die Stadtkasse Mogontiacum zu zahlen.


    Soweit zu den geschäftlichen Dingen dieses Schreibens und nun zu den privateren Dingen.
    Wie geht es dir und deiner Familie? Sind alle wohlauf? Was tut sich in Rom und vor allen Dingen im Cultus Deorum?
    Bei uns in Mogontiacum läuft es seit der Sanierung wieder besser, die Tempel werden besser besucht und es werden mehr Kultaktivitäten betrieben. Meine Schülerin ist ebenfalls sehr eifrig bei der Sache, sie wird eine gute Priesterin werden, sie hat das nötige Feingespür für den Cultus.
    Leider ist sie im Moment etwas eingeschränkt von ihrer Zeit. Wie du weißt hat sie meinen Vetter Duccius Marsus geehelicht. Nunja, da du selber verheiratet bist, weißt du bestimmt besser als ich was so eine Ehe alles mit sich bringt.
    Ich würde mich freuen von dir weitere Zeilen zu erhalten.


    Mögen die Götter stets mit Wohlwollen auf dich und die deinen im Hause Aurelia werfen und dir nach deiner Genesung weiter Gesundheit schenken.


    Vale bene.


    __________


    Endabrechnung:


    Die kapitolinische Trias


    entstandene Kosten: 4327 Sz.


    Mars


    entstandene Kosten: 531 Sz.


    Apollo


    entstandene Kosten: 880 Sz.


    Isis und Mater Magna


    entstandene Kosten: 75 Sz.


    insgesamt: 5813 Sz.


    [Blockierte Grafik: http://img22.myimg.de/unterschriftverus45e8e.png]
    ___________________________________________________________
    Decimus Duccius Verus | Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Superior
    Sacerdos Publicus pro Germania

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]

  • "Ich weiß wie so etwas läuft Lando, Sontje hat nie diese Erfahrung gemacht, ja vielleicht war das Feruns Fehler, aber dennoch gibt dieser Fehler Glabrio nicht das Recht so etwas auszunutzen. Und genau das ist der Punkt, er ist CHRIST, er wusste ganz genau wie er sich später entscheiden würde, dass es nie etwas mit Sontje werden würde, wieso hat er sie dann in den Bann der Liebe gezogen? Ein klärendes Gespräch wäre voll und ganz angemessen gewesen, aber unehrenhaft den Schwanz einzuziehen und fort zu gehen kann und will ich nicht tolerieren." immer noch lag derber Zorn auf seiner Stimme, nicht Zorn seinem Vetter gegenüber, sondern gegenüber Glabrio, wenn er ihn bald wiedersehen würde - er hatte natürlich keine Ahnung wann das sein würde - müsste sie Glabrio ernsthaft Gedanken um seine Gesundheit machen, denn ein Wortgefecht würde es zwischen den beiden nicht bleiben.


    "Du hast ja Recht .." sagte er ruhiger .. ".. aber sie muss endlich aus ihrem Küken da sein rauskommen, .. ich bin ein Mann und dazu noch ihr Bruder, ich kann ihr das alles nicht vermitteln was sie für später braucht. Ferun war vermutlich durch Vaters tot zu sehr mit sich beschäftigt, um Sontje die Dinge mitzugeben, die in ihrem Alter relevant sind. Den Haushalt führen hat sie gelernt, nur alles über ihr jetziges Alter nicht .." er überlegte kurz .. irgendeine Lösung musste es doch geben ..


    "Was wäre, wenn wir .. nein, wenn du das machst ist das keine gute Idee, wenn ich Marga auf Sontje ansetze, Marga ist glaube ich die einzige in diesen Mauern, die aus Sontje noch etwas heiratsfähiges machen könnte.. wie siehst du das?"

  • "Meine Fresse..", fluchte Lando laut und starrte Phelan genervt an, "..ist das alles, was dir dazu einfällt? Glabrio ist schuld? Was hätte er machen sollen? Ihr Heirat und eine glückliche Zukunft versprechen? Wenn sie so nicht lernt, wie das Leben vorangeht, wie dann? Wenn du sie vor Enttäuschungen bewahren willst, bewahrst du sie gleichzeitig vor der Erkenntnis, dass es gewisse Rollen gibt, die sie erfüllen muss um ihren Status in der Familie zu erfüllen. Ich könnte sie genauso gut an einen jungen Offizier aus der Legion verheiraten, oder noch besser: an einen dieser Wanderbeamten. Meinst du wirklich, ich wüsste nicht, was das beste für deine Schwester ist?"


    Lando ließ sich zurück in seinen Sessel sinken, und sah seinen jüngeren Vetter kritisch an: "Vielleicht hätte sie bei Ferun bleiben sollen. Vielleicht verheiraten wir sie auch einfach an einen der unseren, der Goldschmiedegeselle der bei Witjon arbeitet scheint ein vernünftiger Mann zu sein... aber da war ja was... DEINE SCHWESTER IST KINDSKÖPFIG!!! Wie soll man sie da verheiraten können? Nein, nein, nein... soll sie auf die Nase fliegen. Soll sie bluten. Das ist mir gleich, wenn das sie nicht umbringt, dann macht es sie stärker."


    Der Vorschlag mit Marga kam ihm garnicht mal so dumm vor: die alte Frau war resolut und Traditionsverhaftet, und in etwa so konservativ wie Albin was die Lebensart im Reich betraf.


    "Ja, sprich mit Marga. Und jetzt lass mich in Ruhe... raus hier... zack."

  • Ach ... immer wieder dieser Sturrkopf! Lando konnte so schwierig sein .. er war stets nicht von seinen Ansichten abzubringen, einzig Elfleda wurde wahrscheinlich über ihn mächtig .. oder vielleicht sogar seine Schwester, wenn sie wiedermal mit Büchern warf ..


    "Lassen wir das einfach .." winkte er Lando ab, Phelan hatte keine Lust sich deswegen zu streiten.. es gab wichtigeres als die Sache mit Glabiro, nämlich die Zukunft.


    "Sie ist zwar kindsköpfig aber nicht dumm, also verwerfe schnell den Gedanken mit dem bräsigen Goldschmied.." fauchte er seinen Vetter an.


    "Ich werde mit Marga sprechen, wenn es nicht funktionieren sollte .. schreibe ich Mutter .." vielleicht müsste Sontje dann wieder nach Hause .. vielleicht war es besser so .. doch zunächst hielt der junge Priester sich an die Idee mit Marga.


    "Seit wann ist das denn dein alleiniges Arbeitszimmer Herr Ichbinimmergenervt.." murmelte er nur .. Lando konnte froh sein, dass Phelan seine Arbeit fertig hatte.. dann verschwand er aus dem Arbeitszimmer auf dem Weg zu Marga in die Küche.

  • Mit steinerner Miene suchte der alte Mann seinen Weg durch die Casa, bis er die Tür zum Arbeitszimmer gefunden hatte, in dem Lando sich seit einiger Zeit immer öfter einschloss. Wer konnte es ihm verdenken? Anfang des Frühjahrs gab es immer wieder viel zu tun... und dieses Frühjahr hatten die Geister die Sippe Wolfriks wohl als Schalkstatt ausgesucht. Wie an diesem Tag auf's neue.



    "Lando.", sprach Albin, als er eintrat, "Ich hoffe, du hast den Brief an Balbus noch nicht aufgesetzt."

  • "Albin.", antwortete Lando, der sich nicht einmal mehr daran störte, dass der alte Mann eintrat ohne seine Antwort abzuwarten. Er blickte von einem Schriftstück auf, dass die Gesamtkosten der Räumung der Ruine inmitten der Stadt betraf, und er war froh um die kurze Ablenkung, die er davon bekam. Bis er die Miene des alten Mannes sah.


    "Was, bei Baldurs nassem Bart, ist jetzt schon wieder passiert?"

  • "Thalna ist tot.", kam Albin ohne großes Gerede auf den Punkt. Er hasste große Betroffenheitsgesten und das ganze Gewäsch, mit dem die Römer versuchten sich vom wirklichen Leben abzulenken. Es wurde gestorben, der Tod war überall. Auch wenn Albin selbst bisher davon verschont geblieben war, wusste er doch: es konnte jeden erwischen. Jeden Tag.


    "Ein Sklave der Casa Prudentia war gerade hier, und hat die Nachricht überbracht. Sie hat vor wenigen Tagen ein Fieber bekommen, heute morgen hat sie die Augen geschlossen."

  • "Tot?", zog Lando eine Augenbraue hoch, diese Nachricht war nach all den letzten Tagen irgendwo nichtmehr in der Lage, ihn großartig zu schocken.
    Allerdings ärgerte sie ihn... sie verkomplizierte die Sache, und das nicht unerheblich. Jetzt durfte er Balbus nicht nur schreiben, dass Callista im Kindbett gestorben war, nein, er durfte ihm auch noch sagen, dass auch Thalna in Germania den Tod gefunden hatte.


    "Das sind jetzt derer drei...", murmelte Lando, der den erschütterten Witjon nicht vergessen hatte, der ob der Erkenntnis der toten Aquilia beinahe ihrer aller Leben riskiert hatte.

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