ZitatOriginal von Tiberius Iulius Drusus
Drusus stieß die Tür zu der Stube mit dem Fuß auf, sodass die Tür kräftig gegen die Wand schlug.
"Milites venite et state!", befahl er den Soldaten und wartete auf die Ausführung seines Befehls.
Es war früh am Abend. Die meisten Milites hatten ihr Tagwerk verrichtet und waren mit den alltäglichen Arbeiten beschäftigt. Einige putzten ihre Ausrüstung, andere waren mit den Vorbereitungen für das Essen beschäftigt, wieder andere machten in der Stube etwas sauber. Eben die Dinge, zu denen man tagsüber nicht kam und die man erledigte, bevor man den immer wiederkehrenden Puls aß und es sich danach gut gehen ließ. Ich hatte an diesem Tag mein abendliches Training ausfallen lassen und war damit beschäftigt, meine Tunika zu flicken. Auf meinem Wachdienst auf der Mauer des Castellums musste ich irgendwo hängen geblieben sein, weswegen jetzt ein ziemlich großer Riss mein Kleidungsstück zierte. Da die Tunika sonst in Ordnung war und ich keine Lust hatte, mir von meinem Sold eine neue zu kaufen, hatte ich beschlossen, sie zu retten. So saß ich am Tisch mit Nadel und Faden bewaffnet und dachte daran, dass man für solche Dinge eigentlich eine Frau haben sollte. Aber leider hatte ich keine. Kurz schoss mir die Erinnerung an Caelyn durch den Kopf. Wie es ihr wohl in diesem Moment im fernen Rom ergehen würde?
Bevor ich in Wehmut versinken konnte, hörte ich, wie die Tür aufging und jemand in den Raum gestürmt kam. Ich blickte hoch und erkannte einen Legionarius aus unserer Centurie. „Achtung, Stubenkontrolle!“, sagte er hektisch und war schon wieder verschwunden. "Scheiße!", fluchte ich leise. Das musste der Iulier sein. Zum Glück hielten die Legionarii der Centurie in solchen Dingen zusammen und warnten sich gegenseitig. Kaum war der Miles verschwunden, konnte ich im benachbarten Contubernium die Stimme des Centurios brüllen hören. Ich blickte meine anwesenden Kameraden an. Auch sie hatten die Warnung mitbekommen. Wie auf ein verabredetes Signal stürmten alle zu ihren Pritschen und versuchten noch zu retten, was zu retten war. So rannte auch ich zu meiner Schlafstätte. Und ausgerechnet heute musste diese verfluchte Tunika in Arsch gehen, dachte ich besorgt. Ich ließ Nadel und Faden dort wo sie waren und stopfte das Kleidungsstück unter die Pritsche. Während ich mich wieder aufrichtete, überlegte ich fieberhaft, ob sonst alles mit meiner Ausrüstung stimmen würde. Im großen und ganzen schon. Vielleicht hatten die Kasserolle und das Tragenetz schon bessere Tage erlebt. Aber sonst fiel mir nichts ein.
Da hörte ich, wie die Tür gegen die Wand krachte und nur einen Moment später die Stimme des neuen Centurio. Also das Brüllen hatte er definitiv vom Schreihals gelernt. Sofort stellte ich mich vor meine Pritsche und ging in Habachtstellung. Besorgt blickte ich durch den Raum. Aber die anderen schienen mit ihren Vorbereitungen fertig zu sein. So weit man es überhaupt sein konnte. Stramm stehend wartete ich darauf, dass der Centurio endgültig das Contubernium betreten würde. Warum konnten wir nicht das fünfte sein? Dann hätten wir immer noch etwas mehr Zeit als die anderen zur Verfügung. Egal, ob der Centurio von vorne oder von hinten mit der Kontrolle beginnen würde. Doch leider war dem nicht so. Da ich nicht der Stubenälteste war, wartete ich auf dessen Meldung.