Dringender Besuch des Legaten Meridius

  • Ein Trupp Reiter erreichte die Regia des Proconsuls. Meridus stieg von seinem Pferd und reichte einem Soldaten die Zügel.


    "Pass auf Caligula auf..."


    Dann ging er mit weiten Schritten die marmornen Treppen des Gebäudes hinauf. Die Wache salutierte.


    Innen verlangte er nach dem Proconsul. Der Sklave verwies ihn auf das Cubiculum, in welchem sich der Poconsul gerade befinde. Meridius packte die lederne Tasche fester und machte sich auf den Weg. Auch vor diesem Zimmer ein Wachposten. Er klopfte an die Türe...

  • Meridius betrat das Zimmer.


    "Salve, Tiberius Lucidus. Ich hoffe ich störe nicht, doch gibt es für mich einen dringenden Grund, Dich hier aufzusuchen. Wir können doch ungestört reden?"

  • Meridius schloß die Türe, ging auf Lucidus zu und legte die Ledertasche mit den Dokumenten auf den Tisch. Dann griff er in seine Tasche, holte den Ring des Restitutor heraus und legte ihn direkt vor dem Proconsul auf die Ebenholzplatte.


    "Das hier ist los..."

  • Ich starrte fassungslos auf den Ring, nahm in mir und betrachtet ihn aus der Nähe.


    "Ist er echt?" murmelte ich erstaunt.


    Was für eine dumme Frage. Ich wusste, daß er echt war. Ohne jeden Zweifel, das war der Ring von Macrinius. Ich legte den Ring beiseite und zog die Dokumente zu mir. Eilig überflog ich einige Seiten, auf der Suche nach Antworten. Das Geschriebene aber verwirrte mich noch mehr, weshalb ich schließlich Meridius anblickte und ihn fragte


    "Was ist hier eigentlich los?"

  • Meridius setzte sich.


    "Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler..."


    Er lehnte sich zurück.


    "Ich saß in meinem Büro, so wie Du eben, als ein Probatus eintrat und mich mit bekannter Stimme ansprach. Es war die Stimme des Macrinius. Jedoch war es nicht sein Gesicht. Er erzählte mir, dass er den Selbstmord nur vorgetäuscht habe, dass er sein Gesicht von einem Feldarzt habe bearbeiten lassen um sich so besser in die Kreise einer Verschwöung begeben zu können. Alles dienstlich versteht sich. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie schockiert ich war, hatte ich doch in Rom Macrinius selbst aufgebahrt gesehen und es bestand beim besten Willen kein Zweifel, dass der Tote ER war. Und jetzt plötzlich stand er vor mir und wusste zweifellos Dinge, die nur der echte Macrinius wissen konnte..."


    Meridius blickte Luciudus an.


    "Macrinius lebt. Es ist unglaublich, aber er lebt. Und ich bin mir ganz sicher, dass er es war. Ich habe ihn natürlich hingehalten, ausgefragt, er bat mich um seine Hilfe beim Aufdecken der Verschwörung, jedoch, was sollte ich tun? Nachdem er mir eingestand, dass der Imperator selbst in die Aktion nicht eingeweiht sei, wurde ich misstrauisch. Ich wollte ja nicht selbst Teil einer Verschwörung werden. Wer garantierte mir denn, dass nicht Marcellus ein falsches Spiel spielte? Ich bin wirklcih überfragt. Diese Dokumente, sie sind zu verworren, wir werden Wochen brauchen um allen Hinweisen nachzugehen, wenn wir ünerhaupt jemals dahinter kommen..."


    Meridius fuhr sich mit der Hand durch die Haare.


    "Ich habe Marcellus erst einmal unter seinem neuen Namen inhaftieren lassen. Ich musste auf Nummer sicher gehen. Ich wollte erst mit Dir reden, bevor ich irgendetwas anderes mache. Und frei rumlaufen lassen konnte ich ihn auch nicht. Wer weiß ob er nicht noch Komplizen hat? Wenn er es bis hier her geschafft hat, dann schafft er noch ganz andere Dinge. Und er wird sicher nicht alleine sein. Vorsicht ist geboten.


    Auf der anderen Seite, was wenn er Recht hat? Was, wenn es tatsächlich eine Verschwörung gibt, die so bedeutet ist, dass in diese Aktion nicht einmal der Imperator eingeweiht wird? Die so bedeutend ist, dass Macrinius seinen eigenen Tod vortäuscht, sein Vermögen, seine Titel, sein Leben, ja seine Frau aufgibt, um sie aufzuklären?


    Eines von beidem muss es sein: Entweder er gehört selbst zu den Verschwörern und versuchte mich für eben diese einzuspannen, oder aber die Verschwörung ist wirklich so gefährlich, dass er keinen anderen Weg wusste, als sich selbst einzuschleusen..."

  • "Damit sind nun also die ruhigen Tage in Hispania zu Ende..."


    Ich stand auf und ging zum Fenster, blickte auf den Hafen und das Meer und dachte über das Gehörte nach.


    "Wir müssen Macrinius Geschichte überprüfen. Aber im Stillen, keiner darf davon erfahren. Dir ist sicher bewußt wie diese Verschwörungssache in der Öffentlichkeit aufgenommen werden würde. Das Testament Macrinius hat schon dafür gesorgt, daß wir diesen Schritt nicht gehen können.
    Wir sollten ihn befragen, gemeinsam..."

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Wie gesagt, er sitzt momentan im Kerker ein. Niemand weiß, wer er wirklich ist. Alle halten ihn für einen Probatus Namenes Gallus Nero, auch wenn er sich immer wieder so gibt, als wäre er etwas höheres. Seine Tarnung ist also nicht ganz perfekt, und es ist eine Frage der Zeit, bis noch mehr Leute misstrauisch werden...


    Wenn Du ihn befragen möchtest, so könnten wir das gleich tun. Draussen wartet eine Turma Begleitschutz, wenn wir das ganze im Castellum hinter uns bringen, wäre das die sicherste Variante.


    Auf der anderen Seite, wenn Du wegen einem Probatus ins Castellum reitest, dann wirkt das auch sehr verdächtig. Es wäre daher besser, wenn ich ihn doch hierher bringen lasse. Doch wenn es ihm gelingt zu fliehen? Mist..."


    Meridius dachte nach.


    "Du könntest inkognito ins Castellum kommen..."

  • "Du hast recht, das scheint auch mir die beste Lösung zu sein. Gut, warte im Garten auf mich."


    Ich ging zur Tür und rief nach einem Sklaven. Wenig später erschien einer, ich gab ihm knappe Anweisungen und er verschwand wieder.
    Kurz darauf trat er wieder ins Zimmer, in seinen Armen Schuhwerk, Tunika und Palla. Fertig umgekleidet erreichte ich den Garten, den wartenden Meridius erblickend.


    "Es kann losgehen, wir benutzen besser einen anderen Ausgang als den durch die Empfangshalle"

  • Meridius konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.


    "Du siehst aus wie einer der ein Bordell besuchen und dabei nicht auffallen möchte..."


    Er klopfte ihm auf die Schulter.


    "Die Reiter der Turma sind verschwiegen. Von ihnen wird nie jemand etwas erfahren. Ich suche mir die Leute für die Kavallerie immer ganz besonders gut aus. Doch folge mir..."


    Meridius ließ sich sein Pferd bringen. Die Männer stiegen auf und ritten schweigend in Richtung Castellum ab.


    "Lauf, Caligula, lauf!"

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