Die Gärten der Casa Duccia

  • Dagmar war erleichtert. Sehr sogar. Natürlich wäre sie ihm nie böse gewesen wenn er gegangen wäre und seinen Weg in seiner Heimat gesucht hätte. Nun wollte er aber bleiben und weiterhin für sie und ihre Familie da sein. Sie hatte unbewusst die Luft angehalten bis er geantwortet hatte.
    "Es freut mich sehr, dass du hier bleiben möchtest.Du darfst mich gern wie meine Familie Dagmar nennen. Der germanische Name reicht hier vollkommen aus."
    Sie lächelte ihn an. Er würde sich vermutlich hier wohlfühlen. Zumindestens so wohll man sich fühlen kann wenn man fernab der Heimat war. Ihr Blick glitt durch den Garten. Über die vielen Blumenbeete, die sich langsam dem Herbst beugten und ihre Blüten verloren. Vieles war schon nicht mehr so grün wie im Sommer, aber sie freute sich immer hier zu sein und einfach nur ihre Gedanken schweifen zu lassen. Es tat ihr immer gut. Sie atmete die frische Luft ein.
    "Ich werde mich mit der Familie absprechen welche Aufgabe wir für dich haben. Wo du seine Zeit verbringen kannst. Sonst kannst du mich natürlich auch weiterhin bei meinen Unternehmungen begleiten und zur Seite stehen."

  • "Dagmar." Wiederholte Alan den Namen leise und langsam. Er wollte ihn sich nicht nur einprägen. Er musste ihn auch noch einmal hören. Obwohl er vollkommen neu für ihn war, hörte er sich doch um so vieles besser an als der italienische Name seiner einstigen Domina. Er kam Alan viel leichter von den Lippen.
    Obwohl es keine Heimat mehr gab in die er hätte zurück gehen können, war der einstige Schreiner doch erleichtert. Es fühlte sich einfach gut an nicht mehr de Sklave zu sein. Auch wenn Dagmar ihn niemals so behandelt hatte. Er war einer gewesen. Und nun hatte er zwar sein altes Leben auch nicht wieder zurück. Doch er bekam ein neues Leben geschenkt.
    "Das ist wirklich sehr freundlich von dir, Dagmar. Sehr gerne werde ich weiterhin an deiner Seite bleiben."
    Als dem einstigen Sklaven klar wurde wie sich das eben Gesagte anhörte, wurde er fast etwas rot.
    "Ich meine natürlich dich weiterhin bei deinen Unternehmungen begleiten. Sicherlich ist niemand aus deiner Familie dagegen, wenn ich weiterhin für deine Sicherheit sorgen möchte."

  • Er würde an ihrer Seite bleiben wollen? Venusia war überrascht und iriitiert zu gleich. Wie hatte er das gemeint? Er sprach aber so schnell weiter, dass sie nicht nachfragen konnte ohne das es vielleicht unangenehm werden würde.
    "Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hätten. Aber wenn du gern etwas anderes machen möchtest, steht dem sicher nichts im Wege. Vielleicht kannst du auch beides tun. Wir haben ein gestüt. Eventuell sagt dir dort auch eine Aufgabe zu. Ich kann ein stückweit auch auf mich selbst achten."
    Venusia lächelte damit er sie nicht falsch verstand. Wenn er gern auf sie aufpassen würde, würde sie es ihm nicht verbieten. Bisher hatte sie auf solch Aussagen recht allergisch reagiert. Sie war immer der Meinung gewesen auf sich selbst achten zu können. Doch mit dem Alter kam auch die Weisheit und sie hatte eingesehen, dass Hilfe nicht immer schlecht war.
    "Wenn du mich gern begleiten möchtest so heiße ich die natürlich willkommen."
    Wieder lächelte sie. Es tat ihr nicht leid ihm geholfen zu haben. Im Gegenteil. Er hatte es verdient wieder frei zu sein oder zumindestens so frei wie es ging.
    "Hast du noch irgendwelche Fragen? Scheude idch nicht zu fragen oder zu sagen was dir auf dem Herzen liegt. Du kannst es wirklich jederzeit tun."
    Jemanden frei zu lassen war für sie gänzlich neu. Einen Sklaven hatte sie schon mal gekauft, aber er war verschwunden ehe sie etwas für ihn tun konnte und jetzt gab es einen Zweiten und für diesen wollte sie da sein.

  • "Mutter, muss ich das wirklich?"
    "Ja, Secundus das musst du. Du solltes damit umzugehen wissen. Also komm schon. Wenn du groß bist, wirst du mir dafür dankbar sein."
    Venusia trug heute germanische Kleidung und hatte sich den Rock ein wenig hochgebunden damit sie mehr Beinfreiheit bekam. Mit einem Holzschwert machte sie ihrem Sohn vor was er nachmachen sollte. Sie standen vor dem alten Baum im Garten, der schon ihre Übungen aushalten musste. Ihr Schwert traf den Baum mal rechts und mal links. Nachdem sie es erneut vorgemacht hatte, deutete sie nun ihrem SOhn es nachzumachen. Hier und dort verbesserte die Schwerthaltung oder die Beinarbeit. Ein paar Schläge in der Woche sollten genügen. Vielleicht übte er ja auch dann mal wenn sie nicht zusah. Es würde sie freuen.
    "Aber Mutter, ich muss das nicht üben. Ich brauche nicht kämpfen."
    Sie seufzte leise. Immer wenn er sie Mutter nannte, war er unzufrieden mit ihr und gerade jetzt machte er es sehr deutlich.
    "Das sagst du jetzt. Dein Vater konnte es, ich kann es und deine Ahnen ebenso. Es ist nie schlecht zu wissen wierum man ein Schwert halten muss und wie man damit umgehen kann. Wir sind in Germania und es mag dir hier sicher vorkommen. Dennoch gibt es leider hin und wieder Germanen, die nicht unterscheiden wer vor ihnen steht. Es ist ihnen egal ob man aus ihrem Land kommt oder nicht. Es war ihnen schon immer egal. Unser Stamm ist nicht umsonst geflohen und musste seine Heimat verlassen. Also murre jetzt nicht herum und tue was ich dir sage."
    So deutliche Worte dfand sie ihren Kindern gegenüber nur selten, aber diese Sturheit machte sie fertig. In solchen Situationen konnte sie ihre Eltern besonders gut verstehen. Sie war ganz sicher auch nicht einfach gewesen und mindestens ebenso stur. Davon ließ sie sich aber nicht einschüchtern. Secundus musste dennoch durch und weiterüben...

  • Jedes Mal wenn Dagmar lächelte, verspürte Alan dieses Gefühl. Da er kein Mann großer Worte war, konnte er es nicht beschreiben. Vielleicht war es mit dem Gefühl vergleichbar, wenn man an einem kalten Novemberabend am wärmenden Feuer saß. Satt vom guten Abendessen und vor sich ein Stück Holz, dass man bearbeitete und aus welchem eine kleine Figur werden sollte, die er am nächsten Tag dann dem kranken Mädchen schenken wollte, welches Tags zuvor in den Fluss gefallen war und seit dem im Bett lag. Ja, so könnte man es wahrlich beschreiben. Und das jedes Mal, wenn sie lächelte. Es war so schön mitanzusehen, dass auch er immer von dem Gefühl überwältigt wurde, ebenfalls lächeln zu müssen.
    Sie hatten ein Gestüt? Nun mit Pferden an sich hatte der Schreiner nie all zu viel zu tun gehabt. Aber die Pferde standen sicherlich in einem Stall und dieser Stall war doch bestimmt aus Holz. Und da ging doch bestimmt hin und wieder etwas kaputt.
    "Gerne würde ich meine Arbeit in das Gestüt einbringen. Dort gibt es sicherlich immer mal etwas zu tun."
    Hellte sich das Gesicht des einstigen Sklaven auf und er bekräftigte seine Worte mit einem Nicken.
    Als Dagmar dann wissen wollte, ob er noch Fragen hatte, dachte Alan kurz nach, dann stellte er etwas leiser seine Frage.
    "Du sagst zwar, ich kann hierbleiben. Aber wo werde ich dann wohnen?"

  • "Ich bin mir sicher, dass es einem schreiner da nicht so schnell langweilig wird."
    Sie war sehr zuversichtlich. Die nächste Frage des ehemaligen Sklavens überraschte sie dagegen.
    "Na, du wirst auch im Haus schlafen. Dort schlafen auch unsere anderen Angestellten oder Unfreien. Du musst nicht irgendwo im Stall schlafen oder gar unter freiem Himmel. So schlimm sind wir nicht," gab sie dann schmunzelnd zu verstehen.
    "Wenn du mit deinem jetzigen Zimmer zufrieden bist, kannst du das gern behalten. Ansonsten müssten wir nach einem anderen schauen. Es wird sich alles finden."
    Damit hatten sie dann erst mal alles geklärt, glaubte sie zumindestens.
    "Hast du sonst noch Fragen oder irgendetwas worüber du mit mit sprechen möchtest?"
    Ihr fiel für den Augenblick nichts weiter ein.

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