Die Gärten der Casa Duccia

  • Wenn du diesen Chauken verstehst? Ich verstehe ihn nämlich nicht so sehr ich es auch will. Er hat mir sogar seinen Namen genannt, damit ich ihn verfluchen kann. Das will mir irgendwie alles nicht in den Kopf.


    Sie sah ihn fragend an.

  • "Nicht alle Chauken sind so, wie jene, die uns überfielen. Nicht alle Germanen so, wie jene, die im Sommer starben oder danach flohen. Man kann nie die Menschen über einen Kamm scheeren. Jeder ist anders und individuell. Er hatte gewiss Motive und nur weil er ein Chauke war, muss er nicht schlecht in dem Sinne sein."

  • Nein, das meinte ich nciht. Du hast mich da misverstanden. Ich hege sicher keinen Groll gegen alle Chauken. Mich verwundert halt nur, dass er zum einen eine Gruppe hinterlistig im Nebel überfällt und auf der anderen Seite auf Nachfrage für Feuer sorgt und sogar seinen Namen verrät damit ich ihn mit einem Fluch belegen kann. Es schien mir fast so als wüsste er, dass ich genau das nicht machen würde.

  • "Möglich. Du kennst doch das Thema der Neidingstat. Nun, vielleicht war er durch äussere Umstände gezwungen so weit zu gehen, tat es aber eben eigentlich nicht gerne und versuchte so seine Ehre wenigstens ein wenig zu erhalten." Er schaute nachdenlich drein udn suchte noch nach anderen Möglichkeiten, sah aber nur diese.

  • Von Venusia kam nur ein hmm... Vielleicht war es ja wirklich so, aber das erklärte es ihr auch noch nicht zufriedenstellend genug. Aber was anderes würde es wohl nie.


    Du hast wahrscheinlich recht. Er versuchte es damit wohl etwas abzuschwächen. Was es zwar nicht besser machte.


    Ohne es zu merken, strich sie über die Verbrennungen an den Innenseiten der Unterarme. Die Wunden waren bereits fast verheilt, aber noch immer da und auch zu merken.

  • Er nahm ihre Hände und lächelte sie an. "Weisst Du noch, wie Leif immer sagte: Wenn Du einmal Großmutter bist, dann hast Du es bald vergessen." Er schmunzelte. "Wenn es Dir zu viel wird, bin ich immer für Dich da. Aber lass Dir eines gesagt sein: Lass den Finger vom Met in dem fall." Nun grinste er richtig

  • Was wollte er ihr denn nun damit wieder unterstellen. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Sie grübelte zwar viel, aber das lieber bei klarem Gedanken. Sie mochte es nicht wirklich, wenn sie die Beherrschung über sich selbst verlor und das drohte dabei.


    Das mag sicher alles so sein, aber vergessen ist nicht so meine Stärke. Denn irgendwie schaffe ich es immer wieder Dinge, die vergessen habe irgendwann wieder zu wissen. Auch brauchst du keine Angst zu ahben, dass ich das Met versuche zu verdrängen. Ich hatte es nie vor und habe genug Erfahrung um zu wissen was dabei passieren kann.

  • Sie nickte.


    Ja, du hast recht. Lass uns reingehen.


    Kurz ließ sie ihren Blick über den verschneiten Garten gehen ehe sie sich dann zum gehen in Richtung des Hauses wand.

  • Er bot ihr seinen Arm an und geleitete sie dann in das doch durchaus als wärmer zu bezeichnende Haus. "Erinnerst Du Dich noch an die Winter droben? Wenn der Frost gar die Balken zum Knacken brachte im Hartung?" Er lächelte und es war eine Mischung aus wehmütigen und amüsiertem Lächeln. "Es ist viel passiert seit dem."

  • Sie nahm seinen Arm und ging mit ihm nach drinnen. Als er von der alten Zeit sprach, nickte sie.


    Ja, es ist eine ganze Menge passiert und auch eine lange Zeit vergangen. Manchmal scheint mir einiges nur noch ein Traum zu sein und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich es auch für einen halten.

  • Sie ging durch die Tür und trat ins Haus.


    Ich weiß noch gar nicht wohin es mich jetzt treibt. Habe noch keine Idee dazu.

  • Dann lass uns doch ins Kaminzimmer gehen. Etwas Gesellschaft habe ich immer gern.


    Sie lächelte und ging Richtung Kaminzimmer vor.

  • ...saß Venusia auf der Bank im Garten. Die Beine hatte sie angezogen und mit in ihr Tuch eingewickelt. Vor über einem Jahr war sie hier angekommen, gerettet worden von ihrem Bruder, der inzwischen tot war. Sie hatte ihre Familie wieder kennengelernt. Sie hatte sie alle wieder und doch wieder verloren. Nicht viele waren ihr geblieben. Zu viele hatte sie verloren. Irgendwie schienen die Götter der Sippe eine harte Prüfung gestellt zu haben. Damals der Überfall des Dorfes, ihr erster Zug fort von der Heimat. Die Zeit der wenigen Erinnerungen und wilden Träume und dennoch ein schönes Leben in Frieden. Dann diese Schreckensmeldungen, die ständige Angst, dass das Dorf als nächstes dran sein konnte und diese Warterei auf ihre Brüder, der Tag, an dem ihr Schicksal besiegelt wurde und sie die schlimmsten Grausamkeiten erfahren musste. Sie wollte nicht sagen, dass man das Leben als grausam betrachten sollte, eher als Prüfung. Doch waren es nicht ein wenig viele Prüfungen? Gab es da nicht irgendwann ein Ende? Immer wieder schlugen die Nornen ein Schnippchen und änderten Dinge so unvorhergesehen, dass man sich gar nicht damit abfinden konnte ehe es passiert war.


    Vor zwei Jahren war das alles passiert und warum holte es sie gerade jetzt ein? Warum konnte es nicht einfach mal ruhen. Seufzend vergrub sie den Kopf zwischen in den Knien und kämpfte verzweifelt gegen ihre Tränen an, die sie nicht vergießen mochte.

  • Wenn sie an diesen Überfall zurückdachte, fühlte sie noch immer den scharfen, kalten und blutigen Stahl an ihrem Hals, der sie zwang liegen zu bleiben und sich nicht zu bewegen. Das verängstigte kleine Mädchen in ihren Armen haltend und es davon zu überzeugen auch ruhig zu bleiben. Dann die Bilder wie das Dorf in Flammen aufging und fast alle bis auf diese kleine Auswahl an Sklaven einfach umgebracht wurden. Der lange und erschöpfende Marsch in dem Sklavenzug, die vielen Peitschenhiebe, die auf ihrem Rücken und in ihrer Seele Spuren hinterlassen hatten. Dann hier das alles. Ihre neue Heimat und doch war da etwas in ihrem Herzen, das eine andere Heimat hatte. Weit entfernt von hier, hinter dem Rhenus, an der Amisia in einem kleinen Dorf... Die Tränen hatten inzwischen den Sieg davongetragen und Venusia weite still vor sich hin.

  • Nach dem Gespräch, oder sollte er eher sagen dem Desaster, mit Verina kam er langsamen und schweren Schrittes in den Garten und setzte sich unter einen Baum. Er dachte an das Gespräch und fragte sich, ob es besser gewesen wäre ihr einfach irgendwas zu sagen um die Stimmung und das ganze Thema gut zu überbrücken, aber er war sicher, dass er einfach die Wahrheit hatte sagen müssen. Auch sich selber zuliebe. Aber ob es wirklich klug war? Nun jedoch war es geschehen und er konnte und wollte es nicht rückgängig machen.
    So zog er nun die Beine an den Körper und legte seine Arme auf die Knie, während er seinen Kopf auf die Unterarme legte.

  • Sie hatte ihn hinausgehen sehen und wusste wo er herkam. An seiner Haltung konnte sie erkennen, dass das Gespräch wohl kein gutes Ende genommen hatte. Einen Moment überlegte sie ob sie ihm folgen sollte oder ihn einfach alllein lassen. Leise seufzte sie dann und folgte ihm doch in den Garten. Ohne etwas zu sagen setzte sie sich neben ihn als sie ihn gefunden hatte. Sie schwieg, sprach kein Wort und wartete einfach, dass er anfing zu reden. Wenn er es nicht tat, war es auch in Ordnung...dann schwiegen sie eben beide...

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