[Mons Aventinus] Templum Cereris

  • Liliana lächte zurück und unsere Blicke verweilten für einen Moment zärtlich ineinander. Dann konzentrierte sich Liliana auf ihre Aufgabe und sprach das Gebet an die Ceres. Souverän löste sie ihre Aufgabe und sprach mit hingebungsvoller Stimme die Gebetsworte.


    Bewundernd schaute ich ihr dabei zu und mein Blick hing liebevoll an ihrer Gestalt, an ihrem durch unser werdendes Kind gewölbten Bauch.

  • Aemilia holt tief Luft. Nun ist es also so weit. Sie lächelt ihrer Schwägerin dankend zu und geht zum Altar. Nachdem Liliana bereits das Gebet gesprochen hat, ist es nun an Aemilia das Opfer zu vollbringen.


    Mit einer bereitstehenden Fackel entzündet sie die beiden Feuerkörbe. Erneut verneigt sie sich ehrfürchtig vor dem Altar und nimmt schließlich das Opfermesser zur Hand. Die Opferschale steht bereits an ihrem Platz als von einer Gehilfin ein junges, leise quiekendes Schwein herbeigeführt wird.


    Ein letztes Mal atmet Aemilia tief durch und packt das Schwein dann fest bei seinem Nacken. Sie führt es energisch vor den Altar und blickt zur Statue der Göttin auf. Ein letztes Gebet, ein letzter Blick in die sich hektisch umsehenden Augen des Borstenviehs. Die Discipula nimmt das Opfermesser fest in die Hand und durchschneidet mit den rituellen Worten auf den Lippen die Kehle des Tiers. Der Schnitt gelingt sauber, tief gleitet das scharfe Messer in das warme Fleisch des Schweinchens.


    Augenblicklich strömt das warme, dunkle Blut heraus und ergießt sich in die bereitstehende Opferschale. Zwar zuckt das Schwein noch ein wenig, doch darauf ist Aemilia durch die Ermahnungen ihrer Schwägerin vorbereitet und mit festem Griff hält sie es fest.

  • Als der Blutfluss nachlässt und die Schale zunehmend gefüllt ist, legt sie das Tier auf die Seite und setzt einen weiteren Schnitt am Bauch an. Glücklicherweise gelingt auch dieser gut. Aemilia ist froh, für ein besonders scharfes Opfersmesser gesorgt zu haben. Ungeniert greift sie in den noch warmen Körper des Tieres und spürt die gesuchten Eingeweide auf. Eines nach dem Anderen nimmt sie sie genau in Augenschein. Erst beim letzten, dem Herz, tritt ein erleichertes Lächeln auf ihr Gesicht.


    Aemilia erhebt sich wieder und wischt ihre Hände flüchtig an einem bereitliegenden Tuch ab bevor sie sich wieder der Menge zuwendet. Erst jetzt fällt die Anspannung von ihr ab und sie lächelt von ganzem Herzen.
    "Das Opfer... wurde wohlwollend angenommen!"
    Mit einem strahlenden Lächeln mustert sie die nun ebenfalls frohen Gesichter der Umstehenden.
    "Die Eingeweide sind einwandfrei, so dass die gütige Göttin uns auch das kommende Jahr wieder wohlgesonnen sein wird." =)

  • Froh über den guten Ausgang des Opfers lächelte ich Aemilia erleichtert an. Sie hatte ihre Sache sehr gut gemacht - kein Wunder, hatte sie mich doch die Tage zuvor mit Fragen gelöchert. :D


    Auch von ihrer Nervosität war während des Prozederes nichts zu sehen gewesen, vermutlich würde sie in Zukunft ganz ohne Lampenfieber ihre Tierchen über den Jordan schicken. Ich kam auch nicht umhin, ein wenig Stolz zu sein, auf meine jüngste Schwägerin.


    Als sie wieder in meine Richtung kam flüsterte ich ihr noch ein "Gut gemacht." zu.

  • Alle Augenzeugen der Opferzeremonie atmeten erleichtert auf, als die Priesterin welche das Opfer vorgenommen hatte - meine Schwester Aemilia - verkündete, das die Göttin Ceres unser Opfer wohlwollend entgegennahm. Hochrufe wurde ausgestoßen, auf Ceres, auf Rom, auf den Kaiser.


    Die Stimmung war ausgelassen und die Freude der Menschen im Tempel und auf dem Tempelvorplatz stieg noch an, als Tempelsklaven begannen Speisen und Getränke an die Gläubigen und Anwesenden der Zeremonie zu verteilen.


    Fässer mit Wein wurden geöffnet und es wurde ausgeschenkt, soviel wie jeder trinken wollte. Körbe mit Brot, mit Obst und Gemüse wurden bereitgestellt. Auf langen Tischen wurden Käse, Wurst und Fleisch präsentiert und bald war das Volk emsig beim schmatzen und bechern und alle schnatterten fröhlich durcheinander.


    Ich selbst bahnte mir meinen Weg durch die Menge zu Liliana und Aemilia.


    "Ihr wart beide großartig." sagte ich zu meiner geliebten Frau und zu meiner Schwester Aemilia. Ich legte meinen Arm um Liliana.


    "Liebling, ich hoffe das hat dich nicht zu sehr mitgenommen heute." fragte ich sie. Vergeblich hatte ich Liliana die Mitwirkung an der Opferzeremonie ausreden wollen. Sie aber war stur geblieben und hatte mir nur gesagt, das sie am höchsten Feiertag ihrer Göttin um keinen Preis auf die Teilnahme an den Festlichkeiten verzichten würde.

  • Mit verträumten Lächeln schmiegte ich mich an meinen Mann, als er mich umarmte.


    "Nein, es geht schon. Mach dir keine Sorgen, Marcus. Bevor ich einen Schwächeanfall bekomme und umfalle werde ich dir aber Bescheid geben." ;)


    Während meine eine Hand auf meinem Bauch ruhte, fand meine andere nun ihren Platz an Falcos Hüfte.


    "Du kannst wirklich stolz sein auf deine kleine Schwester, sie hat ihre Sache ausgezeichnet gemacht. Mich hätte sie gar nicht gebraucht."

  • Aemilia säubert gerade ihre Hände an einem feuchten Tuch und grinst ein wenig verlegen. Sie ist einfach nur froh, ihren ersten großen Auftritt glimpflich hinter sich gebracht zu haben. Nach und nach spürt sie die Anspannung wieder von sich abfallen und ein schon wieder fast natürliches Lächeln tritt in ihr Gesicht. =)
    "Danke, Liliana. Aber ohne deine beruhigende Gegenwart wären meine Nerven wohl endgültig mit mir durchgegangen. Außerdem ist es ja nur dir zu verdanken, dass ich mir das nötige Wissen in den vergangenen Tagen noch aneignen konnte."


    Sie zwinkert ihrem Bruder Falco zu. ;)
    "Also sei nicht allzu stolz. Zumindest nicht auf mich. Aber das wird dich wohl gewohnt wenig Mühe kosten. :]" neckt sie ihn.
    Dann schaut sie sich erst einmal neugierig auf dem Platz um. Vor lauter Konzentration auf das Opfer hat sie noch garkeinen wirklichen Blick für die vielen Menschen übrig gehabt. Ein wenig verdattert bemerkt Aemilia nun, dass es doch ein wenig mehr sind als sie erwartet hat.
    "Puh... Und vor den ganzen Menschen habe ich Ceres ein Opfer dargebracht?"
    Wenn ein Stuhl da wäre, sie würde sich setzen. :D

  • Arria betrat den Tempel der Ceres. Zu lange war sie nicht mehr hier gewesen und doch hatte sie sich der Erdgöttin immer besonders verbunden gefühlt. Schon an der Tür senkte sie demütig den Kopf, in ihrer Hand trug sie einen Korb mit verschiedenen Opfergaben.


    Nur schüchtern sah sie sich um, es schien keine Priesterin anwesend zu sein, so dass sie einfach zum Altar trat und den Korb darauf niederstellte. Es war vor allem (gekauftes) Getreide darin enthalten, aber auch etliche Mohnblumen, die sie auf dem Weg von Ostia nach Rom gepflückt hatte. Ehrfürchtig kniete Arria nieder und blickte zum Bildnis der Göttin auf. Wie eine stolze Mutter thronte sie dort und wachte über die Äcker und Frauen Roms.


    Lange blieb Arria regungslos sitzen, ganz in Gedanken vertieft. Sie hatte Imperiosus für sich gewonnen, obwohl sie nicht einmal genau wusste, wie. Sie hatte sich um ihn gekümmert und dann... Dann war es spät geworden übers reden und schließlich hatte er sie zu sich eingeladen. Sie schüttelte leicht den Kopf, wozu in Erinnerungen schwelgen, die sie verwirrten.


    Sie wandte sich wieder der Göttin zu und schloss kurz die Augen, holte tief Luft.


    "Ceres, du, die du mich Zeit meines Lebens beschützt hast, ich komme zu dir und erbitte mir auch weiterhin deinen Schutz."


    Arria hielt inne und atmete einige Male tief durch, während sie das Bild der Göttin betrachtete. Wie sollte sie ihre Bitte formulieren? Ceres war nicht unbedingt die Göttin, die sich um das Liebesleben ihrer Schützlinge kümmerte, aber sie war einfach die Göttin, der sich Arria immer anvertraut hatte und deswegen wollte sie auch diese Göttin als erste in ihr Glück einweihen.


    "Ich möchte dir danken, Ceres, für deinen Schutz und deine Fürsorge. Ich habe einen Mann kennengelernt, Ceres, den ich liebe und er liebt mich. Ich bin so unendlich glücklich, Ceres."


    Wieder machte Arria eine Pause. War eine solch geringe Opfergabe wirklich genug für das Glück, das sie erfahren durfte? Oder war es nicht viel mehr so, dass sie gleich in den Dienst Ceres' eintreten sollte, eine Sacerdos Cerealis werden müsste, um genügend Dank auszusprechen oder zu erweisen? Sie seufzte. Wie sollte sie handeln? Die junge Frau setzte sich zurück auf ihre Beine und blickte das Abbild der Göttin an, ohne wirklich zu denken. Sie spürte nur die Liebe und die Dankbarkeit in sich.


    Lange saß Arria da und genoss sowohl die Stille wie auch die Umarmung, ehe sie sich erhob und auf den Weg zu ihrem Vater machte. Zuvor gab sie aber noch einer Priesterin die Opfergaben.

  • Plotina stieg erwartungsvoll die Stufen zum Tempel hinauf. Auf dem ganzen Weg zum Tempel war ihr kaum einmal ein Mensch begegnet, und auch hier schien niemand zu sein; jedenfalls konnte sie niemanden erblicken und hörte auch keine Geräusche aus der Tempelhalle.


    Im Innern angelangt, brauchte Plotina einen Augenblick, damit sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Sie schritt voran zum Götterbild und betete zu Ceres um reiche Frucht für die Felder. Dann drehte Plotina sich um und ging gedankenverloren zum Ausgang zurück.


    Tatsächlich war auch im Innern des Tempels außer ihr niemand. Konnte es möglich sein: Am Fest Cerealia keine Beter im Tempel der Ceres? So undankbar war also Rom geworden, seit es für sein Getreide ägyptische Bauern unter erbärmlichsten Bedingungen schuften ließ!


    Plotina geriet in Wut. Obwohl in streng römischem Geist erzogen, fühlte sie sich in diesem Augenblick zum ersten Mal in ihrem Leben als eine Ägypterin.


    Sim-Off:

    Wirklich keine anderen Beter da?

  • Ein Umzug hielt vor dem Tempel. Reich geschmückte Ochsen zogen Wagen mit Blumengränzen. Besonders im Frühling waren diese in vielfältiger Auswahl zusammen geflochten. Auf den Karren war kaum noch etwas zu sehen. Das Volk liebte diese religiösen Feste, denn an ihnen bekam es Getreide und Brotspenden. Es konnte etwas ergattern und für einige Zeit den Tisch decken.


    Die Wagen fuhren bei Seite, während die Priester und jene die Ceres an diesem Tag im Gebet und im Opfern dienen wollten die breite Treppe hinauf ströhmten, sich im Tempel ergossen, um wenig später den rhetorischen Reden zu lauschen, den Gesängen ihre Stimmen zu geben und ihr ganz persönliches Opfer am Schrein, am Abbild und auf dem Altar der Göttin zu hinterlegen.


    Ich war eher einer der Letzteren die den Tempel betraten. Sonst wäre mir das Mädchen sicher nichteinmal aufgefallen, wie sie entgegen dem drängenden Menschenfluss lief...


    Ein kurzer Blick. Eine gerunzelte Stirn und meine Gedanken waren wieder dort wo sie hin gehörten.


    Sim-Off:

    Nur weil keiner schreibt, heißt das nicht automatisch, das niemand den Göttern verpflichtet ist. Etwas positiver beginnen, dann wächst das schon. So aber ist es schwer ins Spiel zu kommen. ;)

  • Auf dem weg zum Tempel und vor dem Tempel gab es viele Händler mit Blumen. Er ließ ihr Zeit die wahl zu treffen. In der Zwischenzeit hatte Aretas sich umgesehen und kleine Säckchen mit Getreide gekauft. Er schüttete sie zusammen, ein ansehnliche gefüllter Beutel war draus geworden. Bei Chio dauerte es. " Frauen .." brummelte er. Ihm blieb nichts weiter übrig, er folgte ihr und wartete.

  • Sie wanderte von einem Blumenhändler zum nächsten. Die Blumen hatten ihre Farben verloren, so kam es ihr zumindest vor. Als sie bemerkte, wie ungeduldig Aretas wurde, kaufte sie dem nächsten Händler einen kleinen Strauß ab, vielleicht nicht der schönste, aber warum mußten es auch immer die schönen Blumen sein. Ceres würde sich sicher über jede einzelne freuen. Vorsichtig hielt sie die Blumen in ihrem Arm. "Lass uns reingehen... "

  • Er nickte und ließ sie vor gehen. Der Tempel erinnerte an den , den sie zuerst besucht hatten, nur kleiner aber genauso prunkvoll. Aretas sah eine Frau, sie sprach kein Latein, die Worte klangen sehr vertraut. Griechisch! Die Göttin wurde auf griechisch angerufen? Er ging zum Altar, stellte den Beutel mit dem Getreide ab, öffnete ihn, damit das Getreide sichtbar wurde. Es viel ihm schwer die richtigen Worte zu finden. Er brauchte Zeit, die ersten griechischen Worte. " Ceres, du Mutter der Erde, du Herrin über das Wachstum, nimm unser kleines Opfer an, ich danke dir, dass ich nicht hungern muss." Wünsche hatte er keine. Da war das Stichwort, ....Hunger. Er sah zu Chio. "Schenke der Göttin deine Blumen, Wünsche dir was und lass uns Essen gehen." Er stutzte. Griechisch, Chio verstand kein Griechisch. Zur Sicherheit wieder holte er es auf Latein.

  • Sie ging voran und, war wie bei den vorangegangenen Tempeln, beeindruckt von der Pracht. Und immer wieder war es wie der Eingang zu einer anderen Welt. Beim Altar ließ sie ihm den Vortritt und wartete erst einmal ab. Als er mit ihr sprach, musste sie schmunzeln. Sollte sie oder sollte sie nicht? Nein, sie sollte nicht, also nickte sie nur und legte die Blumen auf den Altar. Sie sah hoch zu der Göttin und lächelte nur dankbar. Was sollte sie wünschen? Fruchtbarkeit? Verheiratet war sie nicht. In Gedanken sagte sie einfach nur Danke. Für das Essen, das sie jeden Tag bekam, für die Früchte der Erde, für die Pflanzen und alles, das ihr soviel Freude bereitete. Aisha... Wenigstens die würde ihr immer bleiben. Dann drehte sie sich wortlos um und ging zum Ausgang.

  • Das Aedilat war in seinen Ursprüngen ein plebejisches Amt, erschaffen zur Aufsicht über den Tempel der Ceres auf dem Aventin, jenem plebejischsten aller Hügel Roms. Selbst wenn die Aediles Curules der Tradition gemäß nicht für jene Belange der Plebs, sondern der Ludi Romani waren installiert worden, hatte Manius Minor beschlossen, gemeinsam mit Lucretius Carus, welcher parallel und gemeinsam mit ihm das Amt des Aedilis Plebis anstrebte, ein öffentliches Opfer an dieser Keimzelle ihrer angestrebten Ämter darzubringen.


    Der Tempel war ein Kleinod griechisch-römischer Sakralbaukunst und die Malereien genossen einige Reputation. Dafür hatte der Flavius jedoch keinerlei Auge, als er, angetan mit der Toga candida, an der Seite seines Jugendfreundes die Stufen zur Cella emporschritt. Wie gewöhnlich folgte ihm sein Diener Patrokolos, der zuvor bereits das Bauwerk genau hatte inspiziert, um etwaige Unebenheiten des Bodens zu identifizieren, welche seinen fehlsichtigen Herrn zum Straucheln und damit das Opfer zum Scheitern hätten bringen können. Da die Fugen des Marmors indessen glatt geschliffen waren, schien jedwede Gefahr aus dieser Direktion im Vorfeld gebannt.

    Dessenungeachtet empfand der jüngere Gracchus eine nicht geringe Beklommenheit ob seiner Furcht, sein neuerliches Abgleiten in den Opiumrausch in den letzten Monaten, verbunden mit jedweder politischer Absenz und damit dem neuerlichen Versagen angesichts seines Schicksals wie der Erwartungen seiner Ahnen und der Unsterblichen, würde zur Folge haben, dass letztere seine Gaben nicht würden akzeptieren, was coram publico zweifelsohne als schlechtes Omen für die angestrebte Wahl würde gewertet werden. Dennoch blieb ihm nichts, als diesen Schritt zu wagen und so setzte er parallel zu seinem Gefährten einen Fuß vor den anderen und trat ein in den Schatten der Kultstätte, die nun im Winter noch kühler war als gewöhnlich, sodass er trotz der langärmligen Tunica praetexta und der wollenen Toga fröstelte.

  • Manius Minor sog die kühle, weihrauchschwangere Luft der Cella ein und blickte kurz zu seinem Freund Lucretius Carus, dessen Mimik er aus dieser Distanz lediglich erahnen konnte.

    "Dann schreiten wir voran!"

    , erklärte er und der Flavius nahm an, dass er sein sanftmütiges Lächeln präsentierte.


    So begaben sie sich zu dem großen Kultbild der Göttin, welches weitaus älter war als das Bauwerk selbst und dennoch in leuchtenden Farben die Mutter aller Vegetation präsentierte, als sei erst gestern es errichtet worden. In ihrer Hand offerierte sie die Ähren, deren Spende zweifelsohne sie zur Favoritin der arbeitenden, vormals bäuerlichen Plebs hatte gemacht und die auch die beiden Kandidaten im Voropfer darzubringen gedachten.

    "O Ceres, Hüterin der Feldfrüchte und nährende Mutter unseres Staatswesens!"

    , begann Manius Minor das präparierte Gebet und Carus ergänzte:

    "O Ceres, Beschützerin der Plebs Urbana und Mutter des immerwährenden Wachstums!"

    "Du nährst unser Volk mit den Früchten der Erde, welche der Schweiß unseres Volkes zu unserer Speise verwandelt."

    "Du beschirmst unser Volk vor Hungersnot und Mangel, weshalb unser Volk dich ehrt und dir gerechte Gaben gibt."
    Nun war es an der Zeit, die Bitte zu formulieren und wieder schritt der Flavius voran:

    "Wir bitten dich: Erleuchte unseren Weg und verleihe uns deine Gunst, die wir uns um das Amt des Aedilis bewerben, um dein Haus zu beschirmen und dich mit Spielen zu ehren!"

    "Wir bitten dich: Erleuchte unseren Weg und verleihe uns deine Gunst, die wir uns um das Amt des Aedilis bewerben, um deine Gaben gerecht an das Volk zu verteilen!"
    Der nächste Schritt war die Darbringung der Gaben, wofür zwei Sklaven ihnen hinein gefolgt waren und nun, da sie vor dem Foculus standen, an ihre Seite wechselten und zunächst dem patrizischen Opferherrn die Patera mit Getreidekörnern zu reichen.
    "Wir geben dir dafür Korn, die Frucht deiner Erde, und geloben dir weitere Gaben, wenn du uns zu jenem Amte verhilfst!"

    Minor hielt die Patera mit ausgestreckten Armen vor sich und ließ die Körner einzeln auf die Kohlen purzeln, wo einige davonsprangen, manche jedoch liegen blieben und den Duft gebackenen Brotes verströmten.

    Sodann erhielt Licinius seine Gabe, von welcher der Flavius mit höchster Intention Abstand hatte genommen, da doch dies der Urstoff seiner Nemesis war gewesen, welche tunlichst er von jeder seiner Aktion gegenüber den Unsterblichen ferne hätte gehalten. Doch deplorablerweise hatte Carus jene Gabe, die für Ceres durchaus Tradition besaß, vorgeschlagen, und da Gracchus nicht recht hatte gewusst, wie er diese hätte ablehnen sollen, ohne seine mirakulösen Gesichte zu offenbaren und damit womöglich sich als Verfluchter zu erkennen zu geben, weshalb seine Scham letztlich hatte verhindert, jenes schändliche Kraut zu umgehen:

    "Wir geben dir dafür Mohn, aus deren Kapsel tausende Samen quellen, und geloben dir weitere Gaben, wenn du uns zu jenem Amte verhilfst!"

    Die feinen Mohnkörner wurden ebenfalls auf den Altar gestreut, von wo aus sie, ehe das Korn war verbrannt, jenen Minor höchst vertrauten bitteren, schweren Duft verströmten, der nicht selten bei den Gelagen der Myrmidonen zu schmecken war gewesen. Sogleich strömten Erinnerungsfetzen in Gracchus' Geist, tauchten vor ihm die dümmlich lächelnden Fratzen seiner damaligen Gesellen auf, die verworrenen Leiber liebreizender Tänzerinnen und Lustknaben, die weibischen Monturen jener Runde und die götterlästerlichen Ergüsse epikureischer Provenienz. All dies, was seine Mutter ihm als Gram und Objekt des Zornes aller Unsterblichen hatte offenbart, war fest verbunden mit jener Olfaktorik und rasch mühte er sich, das Voropfer zu einem Ende zu bringen und den Tempel mit seinem erinnerungsschwangeren Gerüchen zu fliehen.


    Also wandte er sich nach rechts, gefolgt von seinem Freunde, und ging, die Füße deutlich vom Boden hebend, um nicht doch an einer verborgenen Ritze zu straucheln, zurück in Richtung der Pforte und dann die Stufen des Tempels hinab auf den Vorplatz.

  • Während üblicherweise der jüngere Gracchus zum Gefolge des Älteren gehörte, so kam es dieser Tage, dass der Vater dem Sohn in seinem Tross - wenn auch an dessen Spitze - folgte, um durch seine Präsenz seine Fürsprache für den Kandidaten zu zeigen. Zweifelsohne war dies überflüssig, denn ohne das Einverständnis des Vaters hätte der Sohn kaum zur Wahl sich aufstellen lassen können, doch symbolische Akte waren überaus mächtig, wiewohl beinahe obligat in Rom. Gleichwohl war es durchaus Stolz, der Gracchus erfüllte, nun da sein Sohn endlich die bedeutsamen Stufen des cursus honorum betrat.

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  • Vor dem Tempel, wo einige Familiaren und Freunde der Kandidaten (darunter selbstredend Manius Maior als exponiertester) partizipierten, hatten die flavischen Sklaven bereits ein Feuer auf dem Altar entfacht, andere warteten mit dem Schwein, das Lucretius Carus von einem seiner Güter hatte herbeigebracht. Nachdem die beiden Opferherren die Stufen des Heiligtums hinabgestiegen waren (was Gracchus Minor einige Erleichterung bescherte, da doch einen Fehltritt auf den Stufen er am meisten hatte gefürchtet, während nun wieder Patrokolos als sein allseitiges Auge an seiner Seite war), positionierten sie sich vor dem brennenden Altar. Zunächst galt es, das der Tradition gemäß ausstaffierte Opfertier zu inspizieren, was aufseiten des Flavius selbstredend eine Farce war, da er doch nicht einmal imstande war, die Stickereien auf dem Dorsule des Rüsseltieres zu identifizieren, sodass sich die "Arbeitsteilung" mit Lucretius Carus wiederum als hilfreich erwies. Also wartete Minor schlicht, bis sein Freund das Vieh hatte umrundet und der Ceres geweiht, ehe einer der Sklaven mit

    "Favete linguis!"

    die kultische Ruhe einforderte und ein weiterer mit Wasser die Menge besprengte, um auch die erforderliche Reinheit zu erwirken. Die beiden Opferherren indessen ließen sich die Hände gesondert waschen und während Minor das kühle Nass über die Finger rann, fragte er sich erneut, ob diese Rituale würden genügen, die Unreinheit seines neuerlichen Versagens, jenen Rückfall in die Sucht des Morpheussaftes, hinfortzuspülen und die Pax Deorum zwischen ihm und Ceres, seinen Ahnen und sämtlichen Unsterblichen wiederherzustellen.


    Bald indessen würden sie es zumindest ein Stückweit erfahren, denn nun fehlte nur die Darbringungsformel:

    "Dieses makellose Schwein sei dir gegeben für deinen Segen zu unserem Aedilat!"

    Bei der Präparation dieses Ritus hatte Lucretius Carus den amüsanten Vorschlag aufgebracht, das Rüsseltier mit dem Hinweis darzubringen, Ceres möge sie gleich einem Schwein auf der Trüffeljagd befähigen, Missetäter auf den Märkten aufzuspüren, doch hatte man selbstredend davon abgesehen, sodass Carus lediglich repetierte:

    "Dieses makellose Schwein sei dir gegeben für deinen Segen zu unserem Aedilat!"


    Es folgte der gewöhnliche Opferritus: Ein Schlächter eröffnete auf seine Frage hin die Kehle des quiekenden Tieres, Blut floss und wurde an den Altar gesprengt, ein weiterer Metzger brach den Leib des wohlgenährten Tieres auf und entnahm die Vitalia. All dem schenkte Manius Minor allerdings wenig Aufmerksamkeit, da noch immer ihn die Frage beschäftigte, ob überhaupt es eine gute Idee war gewesen, dieses Opfer öffentlich zu vollziehen, wo doch er keineswegs war sicher, dass die Unsterblichen seine Gabe anzunehmen gewillt waren. Gefährdete er damit nicht nicht allein sich, sondern ebenso die Wahl seines geschätzten Freundes, welcher zweifelsohne viel mehr als er selbst das Fortschreiten im Cursus Honorum hatte verdient?

  • Während es andere Kandidaten zumeist eine Gefälligkeit oder kleine Summe kostete, sich für ein gesteigertes Ansehen ihrer Opferung einen Pontifex oder Haruspex zur Begutachtung der vitalia einzuladen, konnte Gracchus Minor den Vorteil seiner Herkunft ausspielen. Als die Eingeweide in einer silbernen Opferschale bereit lagen trat der Pontifex Flavius Gracchus heran, reinigte seine Hände und begann die Organe zu inspizieren. Während bei staatlichen Opferungen das Ergebnis stets vorgegeben war, besah der Vater die vitalia diesmalig durchaus aufmerksam, um auf die Zukunft seines Sohnes vorbereitet zu sein, respektive im schlimmsten Falle gar die Kandidatur abzubrechen. Indes, die Organe zeigten sich unauffällig, dass er letzlich den Opferherren zufrieden zunickte.

    "Litatio!"


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