• Viel war nicht zu verändern an diesem kleinen, aber schönen Anwesen am Rande von Ostia, der aufblühenden Hafenstadt Roms. An zwei Seiten grenzte flaches Land an und garantierte eine ungestörte Ruhe.


    Inmitten eines verträumten Parks lag die kleine Villa – bescheiden in ihrer Größe und dennoch überaus geschmackvoll gebaut und eingerichtet. Eine überdachte Terrasse schloss sich an, eingerahmt von marmornen Säulen und einer halbhohen Brüstung. Unzählige Zitruspflanzen und weiß blühender Oleander bildeten beschauliche Ecken inmitten des Parks und luden zum Verweilen ein.


    Die verträumte Atmosphäre setzte sich im Innern der kleinen Villa fort. Den Eintretenden empfing eine stilvolle Eingangshalle. Rundbögen führten in weitere Räume, die allesamt hell und von einem unbeschreiblichen Flair waren. Durch den Dienstboteneingang traten mir gerade Cadior und Eirene entgegen.


    „Gut dass ihr mit dem Verstauen des Reisegepäcks fertig seid, ich möchte, dass sofort die Räumlichkeiten für die Nacht hergerichtet werden. Eirene das ist deine Aufgabe. Cadior ich brauche dich für die Erneuerung des alten Anstrichs in der Eingangshalle und die Säuberung dieses eingelassenen Beckens“, erklärte ich, während wir einen besinnlichen Raum betraten. „Ich möchte noch heute ein Bad einnehmen“, sagte ich leise und empfand eine gewisse Vorfreude.



    edit: Name geändert

  • In der Zwischenzeit wollte ich aber nicht untätig sein. Für meinen Unterhalt musste ich nun selber sorgen und ich hatte bereits genaue Vorstellungen davon. Pferde faszinierten mich schon seit je her und in der Factio Praesina gab es noch kein einziges Gestüt – was lag also näher, als ein solches zu gründen.
    Die Unterstützung von meinem Pater war mir gewiss, nun wollte ich Kontakte der besonderen Art aufnehmen. Ich plante eine Veredelung der römischen Stutenbestände und brauchte dafür einen Hengst der besonderen Klasse.


    Voller Tatendrang begab ich mich zum Hafen von Ostia, um alles in die Wege zu leiten. Dabei gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf:


    Mein Hengst wird der Herr der Pferde sein.
    Er ist blau, wie die Taube im Schatten
    und seine schwarze Mähne wallt.
    Er kann hungern und dursten. Er überholt den Augenblick,
    der wahre Trinker der Lüfte!
    Er trübt die Herzen unserer Feinde,
    denn er ist schnell und ausdauernd im Kampf.
    Er wird der Stolz des Landes sein,
    und ebenso seine Söhne und Töchter.


    Ich wusste, wo ich einen solchen finden würde… Natürlich würde ich diese Quelle außer meiner Familie niemand anderem preisgeben. Sie sollte das Geheimnis meines späteren Erfolges sein.

  • Eirene tat wie befohlen und begann damit, die Bette der kleinen Villa zu überziehen und die Sachen Deandras in Wandschränken zu verstauen. Zudem musterte sie die Küche und schickte sogleich einen Boten aus, um zu solch fortgeschrittener Tageszeit noch etwas Essbares in Ostia zu ergattern.
    Zu Abend bereitete sie nach getaner Arbeit ein für Patrizier einfaches, aber dennoch feines Abendmahl zu und deckte den Esstisch.

    ANCILLA


    Im Besitz von Claudius Aurelius Crassus

  • „Ein Bote brachte soeben die Nachricht, dass heute Abend noch die Wahlen zum Duumvir von Ostia stattfinden“, benachrichtigte ich meine Herrin, die sich noch immer in dem durchscheinenden Wasser rekelte. Plötzlich verdoppelte sich mein Herzschlag. Der Atem kam stoßweise und meine Hände krampften sich um das Tuch, welches ich zum Abtrocknen bereithielt.

  • Mit einem Seufzen schwamm ich an den Beckenrand und stieg aus dem Wasser. Mein Blick traf den von Cadior und verweilte dort einige Augenblicke zu lange. Er sah gut aus, mein neuer Haussklave. Fast schon zu gut, aber ich hatte keine Zeit noch länger darüber nachzudenken. Eilig kleidete ich mich an und begab mich an den gedeckten Esstisch. Eirene war eine wahre Perle. Das Essen schmeckte hervorragend.


    Nach dem Essen brach ich dann sofort in Begleitung meines Haussklaven auf, um meine Stimme zur Wahl abzugeben.

  • Nachdem Deandra die kleine Villa verlassen hatte, kontrollierte Eirene - wie sie es von der eigentlichen Villa in Rom gewohnt war - die Amphorenbestände im Weinkeller und stellte fest, dass die berüchtigten Orgien des alten Pecallius nicht viel übrig gelassen hatten.


    Da sie den Geschmack dieser jungen Leute nicht kannte, orientierte sie sich an ihrem neuen Herren, der nie andere Tropfen als dunklen Falernerwein zu sich zu nehmen pflegte.
    Eirene bestellte auf dem Markt einige Flaschen und lies den schweren Karren von einem Botenjungen in die Räumlichkeiten der Villa bringen.
    Dass Cadior mit Deandra gegangen war, beruhigte sie nur wenig. Immerhin wimmelte es in Ostia von windigen, ja zwilichtigen Gestalten.
    Die Sklavin setzte sich unter einen knorrigen Olivenbaum im Garten und wartete auf die Ankunft Deandras.

    ANCILLA


    Im Besitz von Claudius Aurelius Crassus

  • Als ich mit Cadior eintraf, fand ich Eirene im Garten sitzend. Es war schon spät und ich dachte:’ Was für eine treue Seele. Wartet hier bis weit in die Nacht hinein.’ Ich war froh Eirene mit nach Ostia genommen zu haben. Sie arbeitete selbstständig und nahm mir die unangenehme und ungewohnte Führung eines eigenen Hausstandes ab. So blieb mir genügend Zeit, mich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten zu kümmern, die mir wesentlich mehr am Herzen lagen. Ich lächelte Eirene dankbar an.


    „Ich sehe du hast dich um die Weinvorräte gekümmert“, sagte ich zu ihr, als wir die Villa betraten. „Das war sehr umsichtig, Eirene. Ich hoffe in Kürze eine Einweihungsfeier geben zu können und bis dahin muss noch viel getan werden. Sämtliche Räumlichkeiten müssen geputzt und diese mit einer besonders schöne Ausschmückung versehen werden. Ich verlasse mich da gänzlich auf dich. Du weißt ich mag viele Blüten und schöne Düfte. Besorge bitte auch schon mal exotische Öle als Badezusatz. Feigen und andere Früchte müssen dann frisch vom Markt geholt werden. Und denk immer daran: Es soll alles nach mehr aussehen, als dass es wirklich kostet. Niemals umgekehrt“, fügte ich hinzu.

  • Nachdem er mit seinem letzten Geld ein paar Blumen gekauft und einen Sklaven bestochen hatte wurde derselbe (der Strauß und nicht der Sklave) im Zimmer der Aurelia Deandra drapiert.
    http://www.zechlin.de/index/Blumenstrauss.jpg
    Domitianus atmete tief durch. Nun hatte er kein Geld mehr. Noch nicht. Und auch keine Macht. Noch nicht. Domitianus lächelte und ging zum Tempel der vergöttlichten Caesaren.

  • Ich überlegte, ob ich die Blumen meiner Herrin wirklich zukommen lassen, oder ob ich sie nicht einfach vernichten sollte. Mir gefiel ganz und gar nicht, dass sich dieser Mann für meine Herrin interessierte. Dieser nicht und auch kein anderer!
    Zähneknirschend entschied ich mich dennoch, die Blumen zu überbringen. Schlimmer als dieser blumige Gruß wäre die Gewissheit, dass Deandra - wie ich sie nur in Gedanken nannte - erzürnt über meine Eigenständigkeit wäre.

  • Als ich mein Zimmer betrat, bemerkte ich einen Strauß schöner Blumen. Kurz dachte ich, Eirene die Treue, sorgt immer für frische Blumen. Ich schloss meine Augen und atmete den schönen Duft der Blüten ein.
    Cadior stand etwas abseits. Er machte ein finsteres Gesicht.
    „Was ist?", fragte ich ihn leicht irritiert.

  • "Meldet bitte der hochgeehrten Dame Aurelia Deandra den hocherfreut erschienenen Camillus Mercuris per Italia, Titus Octavius Flavianus Domitianus." sagte Domitianus frohen Mutes zu einer niedlichen kleinen Sklavin auf deren süssen Po er keinen einzigen Blick warf

  • Ich ließ den Besucher zu mir bringen und begrüßte ihn zurückhaltend.


    „Bedeutsam muss dein Gesuch sein, wenn ein Geschenk von solcher Größe dir dafür angemessen erscheint. Sprich was ist dein Begehr!“, forderte ich den Plebejer Domitianus auf, nachdem ich die Tür des Zimmers geschlossen hatte.

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Bedeutsam muss dein Gesuch sein, wenn ein Geschenk von solcher Größe dir dafür angemessen erscheint. Sprich was ist dein Begehr!“, forderte ich den Plebejer Domitianus auf, nachdem ich die Tür des Zimmers geschlossen hatte.


    Was war mein Begehr? Das Ansehen meines Vaters wiederherstellen? Das Blut meiner Ahnen besiegen? Nicht heute, heute war mein Begehr erfüllt, ich war hier.


    "Ich wollte die zarten Fäden unserer Freundschaft weiterspinnen, werte Aurelia Deandra. Dafür ist kein Geschenk zu kostbar und keine Mühe zu gross"

  • … die zarten Bande unserer Freundschaft? Jetzt war ich doch etwas überrascht. Mit großen Augen blickte ich Domitianus an. Kaum dass ich bisher ein Wort mit ihm gewechselt hatte und mehr als einmal sah ich ihn auch nicht zuvor. Familiären Ärger hatte mir dies ohnehin schon eingebracht. Vorsichtig begann ich zu erklären:



    „Du hast eine charmante Art, welche auch der Grund dafür ist, dass ich dich nicht sofort abwies. Bedenke aber, meine Ordo ist nicht die deine. Schon indem ich dich empfange, könnte ich den Zorn und Unmut meiner Familie heraufbeschwören.“

  • "Für gar manchen ist der Ordo die Grenze seines eigenen Geistes. Seht nur mich an edle Dame. Mein Vater war einst Kaiser, vergöttlicht in all seiner Pracht. Und was bin ich jetzt? Verfehmt ist mein Name, vertrieben meine Lieben, in Stücke gehauen meine Familie. Ich könnte aufgeben wenn ich immer daran dächte was ich verlor. Doch das werde ich nicht, der Adel meiner Familie ist kein Adel des temporären Ordo, unser Adel ist ein Adel des Geistes und des Blutes. Ich kann alles auf der Welt erreichen wenn ich nur will." eine kurze Pause entstand


    "Ich scheue den Unmut von niemandem. Scheut ihr ihn?"
    Domitianus griff zu einer Feige und lächelte, sein Blümelein lag auf dem Tisch

  • Ich hörte mir die Worte des jungen Domitianus an und musste mir eingestehen, ich war zum ersten Mal beeindruckt. Ich liebte an sich die Herausforderungen und das Spiel. Doch hier stand jemand vor mir, der mir scheinbar mit Sanftmut all meine Waffen aus der Hand zu nehmen schien. Geschickt mit Worten und edel in seiner Gesinnung machte er mich einfach sprachlos.


    Unschlüssig blickte ich Domitianus an. Was sollte ich tun? Machte ich ihm Hoffnungen, zog ich mir den Ärger meiner Familie und meines Paters zu. Wies ich ihn ab, verletzte ich ihn womöglich, was er nicht verdient hatte.


    „Ich bin mir nicht sicher, was meine eigenen Wünsche betrifft“, sagte ich schließlich zögerlich. „Meine Pläne waren gänzlich andere. Besäße ich bereits eine Meinung, wäre der Unmut anderer nicht wichtig für mich.“

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