Kaminzimmer

  • Witjon konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Ein Verbrechen ist das tatsächlich nicht", stimmte er der Behauptung des Matiniers zu. "Das klingt ja tatsächlich nach einer ganze Menge Arbeit, die du dir da in Zukunft aufladen möchtest." Der potenzielle Patron klang bei dieser Feststellung nicht unzufrieden. "Ich würde sagen..." Gespielt nachdenklich, denn eine Entscheidung hatte er schon getroffen, kratzte Witjon sich am bärtigen Kinn. "...ich würde sagen, dass ich dich gern und sehr herzlich in den Reihen meiner Klienten aufnehmen werde." Jetzt lächelte er Pacatus offen an. Wenn dieser nun also nochmal seine endgültige Zustimmung geben würde, wollte ihm Witjon gern zur Bekräftigung dieses Verhältnisses die Hand reichen.


    Sim-Off:

    Sofern noch Interesse besteht, siehe Control Panel.

  • Pacatus dachte zurück an die Verhältnisse in Roma, wo er sich mit den schmierigen Jobs des Rechtsverdrehers Toxotius gerade so über Wasser gehalten hatte und doch keinen Schritt vorwärts gekommen war. Eigentlich war er ja wegen der Schergen von Salinator aus dem stinkigen Roma abgehauen, immerhin ein Grund, der mittlerweile obsolet war. Aber er sah, dass man hier im Norden mit Geduld und Spucke einen Stein auf den anderen setzen konnte, ohne sich dreimal umschauen zu müssen. Und diesen Stein hier konnte er jetzt an seinen Platz setzen. Oder, anders ausgedrückt, der Bär war beim Honig angekommen.


    "Das ist für mich ein Grund zu großer Freude, Duccius Marsus. Und für mich ist es auch eine Ehre, ab jetzt Dein Klient zu sein. Ich bin auch sehr zufrieden darüber, dass ich diese neu begründete Klientschaft nicht gleich zu Beginn dazu hernehmen muss, um meinen Patron um Geld anzugehen, weil ich mit Domitius Massula gerade über eine geschäftliche Vereinbarung verhandle, die dies momentan unnötig macht."

  • "Na wunderbar", ließ Witjon seine Freude verlauten und erhob sich um Pacatus die Hand zu reichen, was in eine kurze Umarmung mündete. "Mein lieber Klient, du könntest mir keine größere Freude bereiten, als finanziell selbstständig zu sein!" Er lachte, als er sich von Pacatus wieder löste. "Falls du trotzdem einmal Unterstützung im Geschäft brauchst, komm aber trotzdem auf mich zu. Ich beiße nicht."


    "Jetzt stoßen wir aber erstmal an", sagte Witjon nun und tat eben dies. "Auf uns!" So schmeckte der Glühwein doch gleich viel besser. Witjon bedeutete Pacatus sich wieder niederzulassen und ging dann gleich auf jene Punkte ein, die für Pacatus vermutlich zukünftig nicht unwichtig sein würden: "Ich sehe es übrigens nicht als notwendig an, dass meine Klienten hier jeden Morgen aufkreuzen und mir die Ehre erweisen. Das ist reine Zeitverschwendung. Mir ist es lieber, wenn du deine wertvolle Zeit für die Verfolgung deiner Pläne aufbringst. Das bringt dich persönlich weiter und mehrt mittelbar viel mehr meinen Status in der Civitas. Denn was hilft mir eine Vielzahl unbedeutender Klienten, die mir täglich die Hand wundschütteln, wenn ich viel besser wenige aber erfolgreiche und wohlhabende Klienten um mich scharen kann? In den richtigen Positionen seid ihr mir sowieso viel nützlicher..." Er lächelte vielsagend.

  • Pacatus erhob sich ebenfalls, "Auf Dein Wohl, Patron!"


    Als man sich wieder gesetzt hatte, fuhr er fort: "Da bin ich aber mächtig erleichtert. Nicht bloß deswegen, weil ich jetzt keinen bissigen Patron habe, sondern vor allem deshalb, weil ich kein Frühaufsteher bin, denn ich würde immer mit hängender Zunge und zu spät bei der Salutatio erscheinen."


    Marsus hatte ja recht, wenn er keinen Wert auf ein zahlreiches Klientengesocks legte, das nur jeden Morgen um ein Handgeld bettelte und allenfalls bei Wahlen von Nutzen war. Viel wichtiger war, dass man so eine Art Seilschaft aufbaute, verteilt über ausgesuchte Schaltstellen, die dann mehr oder weniger geräuschlos die Dinge, auf welche es ankam, in die gewünschte Richtung schubste. Ein Bekannter von Pacatus, der aus der CCAA kam, sprach das Wort 'clientela' in seinem unnachahmlichen Akzent ja auch immer wie 'Klüngel' aus.


    "Dann werde ich mich in den wertvollen morgendlichen Stunden mal lieber um die Jagd auf die richtigen Positionen kümmern. Lass uns noch einen Schluck auf die Nützlichkeit der Positionen trinken, die auf mich warten!"

  • "Na, das wäre wirklich kein angemesser Auftritt", beurteilte Witjon Pacatus' Prognose zur nicht notwendigen Salutatio. "Aber wehe ich höre demnächst, du seist ein Langschläfer, der seinen Tag verbummelt", mahnte er daraufhin nur halb ernst.


    Nachdem sie dann nochmal auf Pacatus' nützliche künftige Positionen getrunken hatten, zeigte sich Witjon, ganz Geschäftsmann, nochmal interessiert an diesen Gesprächen, die sein neuer Klient da mit Massula führte: "Erzähl mir mehr über deine Verhandlungen mit Domitius. Das interessiert mich. Was steht da aus?"

  • Pacatus schüttelte sich: "Aber natürlich verbummle ich immer kleines bißchen vom Tag, Patron. Aber das endet dann immer in einem Alarmstart."


    Jetzt interessierte sich Marsus auch für die Verabredungen, die Pacatus mit Massula getroffen hatte. War ja gar nicht so abwegig. Auch wenn Massula und Marsus Mitglieder in der Freya Mercurioque waren, so beguckten sie sich gegenseitig doch, na sagen wir, mit fachmännischem Interesse. So ist das eben.


    "Ich hab ja kein Einkommen momentan. Und wenn sie mich zum Aedil wählen, wird das ja auch so bleiben. Ich brauche also Knete. Deswegen wollte ich einen Betrieb aufmachen. Aber da braucht man einen ganz dicken Sack Knete, um überhaupt loslegen zu können. Weil ich bei Dir nicht mit der Tür in's Haus fallen wollte, bin ich zu Massula gegangen. Der braucht Ton für seine Töpferei und die Marktpreise für Ton sind in die Höhe gegangen. Also haben wir abgemacht, dass ich seine alte Tongrube wieder aufmache, dafür gibt er mir einen Kredit, wenn ich ihm Ton zu normalen Preisen liefere. Ich glaube aber nicht, dass er mich über den Tisch gezogen hat, obwohl er ein schlauer Bruder ist. Für mich ist das etwas Neues, weil ich in Roma einen Gewürzladen hatte und deshalb von dem Matsch keine Ahnung habe."

  • Hach, dieser Matinier war wirklich amüsant, das musste Witjon zugeben. "Alarmstart, das ist gut." Er lachte leicht schnaubend vor sich hin. "Solange du dein Tagewerk geschafft bekommst, soll mir egal sein, wann du in die Puschen kommst." Womit er diese Thema für abgehakt erklärte.


    "Ja, ja, das ewige Leid mit dem Zaster", äußerte Witjon sein Verständnis für Pacatus' Situation. "Danke, dass du meine Haustür in einem Stück gelassen hast", versuchte er sich dann im Folgenden wieder mit einem Scherz, um dann auf's Geschäftliche zurückzukommen. "Was du da beschreibst, klingt schwer nach den Vereinbarungen, die wir Socii der Freya Mercurioque untereinander so zu treffen pflegen." Er fuhr sich kurz nachdenklich durch den Bart und man konnte den Eindruck gewinnen, dass Witjon über einen spontanen Einfall nachdachte.


    "Hm, ich glaube übrigens nicht, dass Massula dich betuppt hat. Was ich vielmehr glaube, ist, dass du vielmehr noch in den Genuss wesentlich größerer Vorteile kommen könntest..." Er lächelte ein vielsagendes Lächeln. "Deine Tongrube könnte erst der Anfang sein", verhieß er Pacatus sodann und war sich sicher, dass der Matinier ziemlich genau wusste, worauf er hinauswollte.

  • Dass Pacatus der Clique der Eulen angehörte, die es lieben, in den Tag hinein zu schlafen, war ja nun wohl abgehakt. Und dass der Duccier die Geschäftsabsprachen zwischen Pacatus und dem Domitier ganz normal fand, war für Pacatus beruhigend. Schließlich hatte Pacatus bei Schnauzbartträgern immer einen ausgeprägten Anfangsverdacht bezüglich eines hypertrophen Geschäftssinns. Man weiß ja nie.


    Aber dann fing der Duccier an in Rätseln zu sprechen. "Wie? Vorteile? Was meinst Du denn damit?"

  • Entweder sein neuer Klient gab sich bewusst unwissend, oder aber er hatte tatsächlich keine Ahnung wovon Witjon sprach. Der Duccier setzte geduldig zu einer Erklärung an: "Du weißt sicher, dass ich Curator eines der größten Handelskonsortiums nördlich der Alpen bin, dem auch Domitius Massula als Socius angehört. Die Freya Mercurioque ist ein Zusammenschluss hiesiger Kaufleute, der durch engen Kontakt und besondere Geschäftsbedingungen einen zügigen Fortlauf der Herstellungskette vom Rohstoff bis zum Endprodukt sicherstellt. Unsere Geschäftsbeziehungen reichen bis weit über den Rhenus hinaus in die Germania Magna ebenso wie westlich bis zu den Handelsknotenpunkten Hispanias und im Süden bisweilen über die Urbs Aeterna hinaus."


    Er machte eine kurze Pause, während derer er Pacatus forschend ansah. "Aber damit erzähle ich dir wohl nichts Neues", bemerkte er schließlich, um dann auf den Punkt zu kommen. "Was ich dir anbiete ist nichts weniger als ein Teil dieses Netzwerks zu werden. Werde Socius und du wirst fortan immer auf derlei Geschäftsabschlüsse wie jenen mit Domitius zählen." Und mit einem wölfischen Grinsen fügte er hinzu: "Und neben den wirtschaftlichen Vorteilen verfügen wir Kaufleute auch über das beste Nachrichtennetzwerk."

  • Pacatus hörte sich das an. Ja, die Freya Mercurioque war ihm schon hin und wieder aufgefallen, wenn er an ihren Ständen auf dem Markt vorbeigegangen war. Aber, abgesehem von ein paar kurzen Aufwallungen seiner Neugier, hatte er sich nicht weiter darum gekümmert, was das wohl für ein Verein war. Doch es war offensichtlich ein ziemlich großer Klops, wenn man den Worten des Ducciers Glauben schenken wollte. Jetzt konnte er dem in ihm aufkommenden Geschäftssinn nicht mehr widerstehen.


    "Ach so," zwitscherte er, "das ist ja ein richtig dickes Ding, Patron. Ja, dann bin ich dabei. Obwohl ich mit meinem Tongrübchen da drin voraussichtlich keine Berge versetzen kann. Aber auch der Specht fängt mit einem kleinen Hack an, wenn er eine Höhle ausmeißeln will, oder?"

  • Witjon zeigte seinem Klienten ein breites Lächeln. Das war ja einfach gewesen. "Auch Kleinvieh macht Mist", ergänzte er das Gespräch um ein weiteres schönes Sprichwort. "Dein Tongrübchen wird unser Angebot wunderbar erweitern. Oder besser gesagt: Domitius wird direkt davon profitieren, also wird auch das Handelskonsortium von deinem Ton profitieren." Er rieb sich zufrieden den Bart. "Lass dir gesagt sein, dass ich auch einmal klein angefangen habe. Als Scriba Provincialis. Dann kam ein Betrieb hinzu, später ein weiterer und irgendwann - auch mithilfe der Freya Mercurioque - war ich in der Lage mir ein ordentliches finanzielles Polster aufzubauen, mit dem ich nun so einiges stemmen kann."


    Ein großer Schluck Glühwein fand den Weg über seine Lippen, bevor er auf die Formalitäten zu sprechen kam: "Ich werde dir dann eine Urkunde ausstellen, die deine Mitgliedschaft im Konsortium beinhaltet. Alles Weitere ist dann Tagesgeschäft. Falls du Fragen oder Probleme hast, wende dich einfach direkt an mich. Als Curator Consortii stehe ich dir gern mit Rat und Tat zur Seite. Und als Patron natürlich auch." Was ihm letztlich ein weiteres süffisantes Lächeln entlockte.

  • Sieh da, jetzt läuft die Sache ja fast wie von alleine, sagte sich Pacatus. Vorher hatte er sich wie ein Furz im Taschentuch gedreht, um weiter zu kommen, aber dann lief's auf einmal. Irgendwie schien es auch gut zu sein, dass er erst Massula angepumpt hatte. So konnte sein Patron auf diese Grundlage auch noch eins drauf setzen. Er beugte sich vor und sagte: "Ja, dann lass uns doch gleich zur Tat schreiten, Patron."

  • "Sehr gern", stimmte Witjon zu und erhob sich. "Augenblick, ich hole dann mal Schreibkram", sprach's und verschwand aus dem Raum, um im Arbeitszimmer alles Notwendige zu besorgen. Bald kratzte Feder über Papyrus und trug tintene Buchstaben auf. Siegelwachs tropfte wenig später auf die Urkunde und schon drückte Witjon das duccische Emblem hinein, um das schlichte Prozedere zu vollenden.


    "So, bittesehr", sagte er und reichte Pacatus die Urkunde. "Damit bist du nun offiziell Socius der Freya Mercurioque. Meinen Glückwunsch." Er grinste. "Da hast du heute ja einen wahren Feiertag zu begehen!"



    Urkunde


    über die Mitgliedschaft des Matinius Pacatus im Handelskonsortium Freya Mercurioque


    Dieses Dokument bestätigt die Aufnahme des Titus Matinius Pacatus in das Handelskonsortium Freya Mercurioque. Er ist von nun an Socius Consortii und hat damit das Recht, eigene Betriebe unter dem Namen der Freya Mercurioque zu führen und seine Waren in den Verkaufsräumen des Konsortiums anzubieten.
    Er ist verpflichtet, im Namen seiner Betriebe das Präfix Freya Mercurioque zu führen. Außerdem müssen jegliche Waren im Namen des Konsortiums angeboten werden.




    [Blockierte Grafik: http://img192.imageshack.us/img192/7356/sigmarsus.png]
    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Curator Consortii

    ANTE DIEM XI KAL FEB DCCCLXIV A.U.C. (22.1.2014/111 n.Chr.)


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruenmarsus.png]


    Sim-Off:

    Hm, Marsus' Unterschrift wird von Imageshack momentan leider nicht angezeigt. Das liegt üblicherweise an deren Server oder so und wird sich vermutlich bald wieder ändern...

  • Es war immer wieder erbaulich zu sehen wie sehr sich die Leute über die Aufnahme in sein Handelskonsortium freuten, dachte Witjon sich in diesem Moment. Dass Pacatus' Miene sogar eine Spur Rührung zeigte, machte Witjon sogar etwas stolz.


    "Nicht wahr?", nahm er das Kompliment über diese eindrucksvolle Urkunde auf. "Bleib doch zum Essen", lud er den neu gewonnenen Klienten und Socius prompt ein. "Marga, unsere Küchenkönigin, wird sicherlich keine Einwände haben. Die macht sowieso immer Essen für die doppelte Personenzahl."


    Und da es eine Selbstverständlichkeit war, dass eine solche Einladung angenommen wurde - manch einer fraß sich derart kostenlos kreuz und quer durch die Triclinien seiner Freunde - blieb Pacatus noch ein paar Stündchen, wurde gut bekocht und durfte sich der vielfältigen Gesellschaft der duccischen Sippe erfreuen. Einen besseren Start in ein Klientelverhältnis gab es doch eigentlich gar nicht...


    Sim-Off:

    Besser ist das. :D

  • Jetzt war Pacatus dran mit dem Grinsen. "Da kommt in mir doch gar kein Widerspruch auf, da muss ich Dir einfach recht geben, Patron. Hast Du mitgekriegt, wie mich einer bei meiner Wahlrede 'Römergockel' geschimpft hat? Warum soll sich also ein Römergockel nicht mal auch auf germanisch verwöhnen lassen?"

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