Officium Duumvirorum - Arbeitszimmer der Duumviri

  • Ocella zuckte bei dem plötzlichen Ausbruch des Cassius ebenso unvermittelt zusammen und trat einen Schritt zurück. Jedoch wurde ihm auch danach erstmals schlagartig klar, was Cassius meinte: Die Palmaner hatten nach dem Sieg in Vicetia Blut geleckt. Sie mussten sich unbesiegbar vorkommen, nachdem sie gegen eine Übermacht gewonnen und gleichzeitig die berüchtigten Prätorianer geschlagen hatten. Danach hatten sie einige Tage tatenlos vor Rom liegen müssen und sicherlich kitzelte es den einen oder anderen Soldaten bereits in den Händen, ihr Schwert zwischen die Rippen ihrer Feinde zu rammen. Bis auf den Fall von Roma kamen bislang keine Nachrichten aus der Urbs Aeterna. Was, wenn die blutgierigen Palmanerhorden aus dem Norden dort anfingen zu plündern und dabei nicht gedachten, Gefangene zu machen, die sie noch durchfüttern mussten. Und was, wenn sie in Ostia genau das fortführen wollten?


    Ocella starte auf einen unbestimmten Punkt auf der Wand gegenüber von ihm. Und ihm gingen Bilder durch den Kopf, die er niemals in der Realität sehen wollten...


    Nein, das konnten die Palmaner nicht wollen, wenn sie als echte Befreier gelten wollten. Dennoch verstand er den Cassius gut. Auch er hatte keine Ahnung, warum die Duumvirn festgesetzt worden waren. Sie stellten keinerlei Gefahr für die Palmaner dar, nein, sie wollten ihnen ja sogar durchaus freundschaftliche Angebote machen.


    Wir... wir... begann Ocella, merkte aber schnell, dass er seine Gedanken noch nicht geordnete hatte. Immer noch gingen ihm die Bilder von wütenden Germanen durch den Kopf, die die Händler der Stadt beraubten und danach abschlachteten. Erst einige Augenblicke später schaffte er es ganze Sätze zu bilden. Wir werden nicht daran vorbeikommen, unser Verhältnis zu der Centurie der Classis deutlich zu verbessern und uns mit ihnen zumindest so gut zu stellen, dass wir auch kritische Fragen vertrauensvoll klären können. Eigentlich ein dummer Satz, dachte sich Ocella, just als er ihn ausgesprochen hatte. Die Classis misstraute den Politikern hier, und die Politiker misstrauten der Classis. Und das würde sich auch nicht innerhalb weniger Stunden oder Tage wiederherstellen lassen.


    Zudem müssen wir dafür sorgen, dass keine Panik in der Stadt entsteht. Das wäre die eigentliche Katastrophe: Ein Zurückfallen in die Barbarei. formulierte Ocella dann noch einen letzten Satz, der ihm dann deutlich klüger vorkam. Er wusste nicht, was auf die Stadt zukäme. Was für ein Heer hierher ziehen würde und wie erpicht sie darauf waren, ihre Waffen einzusetzen. Niemand wusste das. Und war nicht die unklare Bedrohung beängstigender als eine klar umrissene Bedrohung?

  • "Und genau deshalb, Helvetius, möchte ich, dass du den Centurio Menenius darüber informierst, dass die Civitas und ihre Politiker sich auf die Classis und ihren Centurio verlassen. Ich will, dass der Menenius weiß, dass wir den hier stationierten Truppen vertrauen. Und um gerade diesen Punkt zu unterstreichen, werde ich mich an ihn wenden, so die Rebellen mit der Curia in Kontakt treten, wie ich gleichsam auch dem Centurio zu Seite stehen möchte, so er entsprechend kontaktiert wird.", erklärte der alte Cassier ruhig und zog damit den Bogen wieder zu seinem Auftrag für Ocella. Das schien Hemina Maior darüber hinaus auch der beste Weg zu sein, um mitunter auch dem Centurio einzuflüstern, dass man die Duumviri - allen voran natürlich seinen eigenen Sohnemann - versuchten müsste frei zu bekommen.
    "Lass den Centurio wissen, dass wir denken, dass es wichtig ist Einigkeit zu zeigen und geschlossen aufzutreten und dass wir dafür frühere Differenzen und Uneinigkeiten ruhen lassen wollen. Wir wollen persönliche Interessen und eventuelle Antipathien zurückstellen und hoffen, dass die Classis sich ähnlich verhält und uns in Entscheidungen, die Ostia und die Sicherheit der Stadt betreffen mit einbezieht. Als Zeichen, dass wir dabei keinerlei Führungsrolle beanspruchen, sondern als gemeinsame Instanz OSTIA handeln wollen, kannst du dem Centurio auch gleich von diesem Soldaten berichten, von dem du mir eben erzählt hattest.", führte der Alte weiter aus und war damit auch wieder auf diesen Punkt zurück gekommen. Nach einer kurzen Pause erinnerte er sich auch, dass da doch auch noch eine seiner Fragen unbeantwortet geblieben war...
    "Was war jetzt eigentlich mit diesem Soldaten? Wieviel Geld hast du ihm für weitere Informationen in Aussicht gestellt? Ich muss den Quaestor ja noch entsprechend informieren..." Dabei ging er wieder langsam die beiden Schritte zurück zu seinem Schreibtisch, blieb jedoch zunächst einfach nur hinter ebenjenem stehen.

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  • Langsam aber sicher fing sich Ocella wieder. Diese grässlichen Bildern von verwundeten und sterbenden Menschen in der Stadt ließ ihn kurz seine Mitte verlieren, nun schaffte er es aber mühsam wieder, eine angemessene Grundhaltung zu bekommen. Das werde ich tun. sagte er dann auf die Anweisungen des Praefectus bezüglich des Briefs an den Centurio. Willst du den Brief selber unterzeichnen oder soll ich als zuständiger Aedil dies tun? stellte er dann noch eine Frage und war gedanklich schon beim nächsten Thema.


    Dieser Soldat... Er wusste, dass er etwas vergessen hatte. Die ganze Situation lastete schwer auf seinen Nerven und auch seine Automatismen - die Verhandlungen und Gespräche mit Informanten - liefen nicht mehr rund. Zwar war Ocella davon überzeugt, dass der Soldat schnellstens das Weite suchen würde und auch eine großzügige Zuwendung der Stadtkasse ihn nicht davon abhalten würde. Jedoch konnte man ja nie wissen. Er ärgerte sich nun im Nachhinein darüber, dass er kein entsprechendes Angebot gemacht hatte. Und vermutlich würde er auch noch mindestens einen Rüffel, wenn nicht sogar einen weiteren Wutanfall des Praefectus hervorrufen Ich habe ihm bislang noch kein Geld geboten, ich denke aber, dass drei Scribagehälte ausreichen müssten, sollte der Soldat doch noch erscheinen. Der Helvetier senkte den Blick auf die Tabula in seiner Hand, die er sich genommen hatte, um die Anmerkungen des Cassiers zu notieren, und würde nun jede Reaktion des alten Cassiers über sich ergehen lassen.

  • "Ja, signier du den Brief ruhig.", antwortete der alte Cassius aus seiner aktuellen Laune heraus ruhig und vertrauensvoll. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Helvetier noch einen Trumpf im Ärmel hatte, um die Stimmung des Alten abermals über den Haufen zu werfen. Als Hemina Maior dann aber hören musste, dass dem Soldaten nicht ein As für dessen Hilfe angeboten worden war, riss er zunächst einfach nur die Augen entsetzt weit auf. Doch um nun erneut loszupoltern war er im Moment zu ruhig und ausgeglichen, nachdem er so über seinen Sohnemann und seine Sorgen erzählt hatte. Stattdessen drehte er Ocella mit einem enttäuschten Seufzen erstmal den Rücken zu. Seit wann taten Leute - besonders solche, die offensichtlich kein Verhältnis zu Ostia hatten (der Soldat kam ja aus Roma!) - etwas für lau? Zusätzlich dazu befand sich das Imperium derzeit in einem grausamen Bürgerkrieg, der vor allem Auswirkungen auch auf die Lebensmittelpreise hatte, sodass jedermann, jeder Zivilist, jeder Soldat und auch jeder Staatsbeamte sehen mussten, wie sie sich und ihre Familien über die Runden brachten. Im Klartext: Gerade jetzt sollten vor allem entlassene Soldaten, die keinen Sold mehr bekamen, auch gut bestechlich sein. Der Alte nahm die rechte Hand an die gerunzelte Stirn und seufzte ein weiteres Mal. Er sah die Chance weitere Informationen aus Roma zu bekommen und seinen Sohnemann zu befreien hinfort ziehen, gleich einer Wolke, die man mit bloßer Hand nicht festzuhalten vermochte.
    "Nein, weißt du was...", begann er dann und drehte sich wieder zu Ocella um. "... Du kannst deine Unterschrift und dein Siegel gerne unter das Schreiben an den Centurio setzen. Das ist mir egal. Ich will es aber lesen, bevor es raus geht, und auch mein eigenes Signum darunter setzen!", meinte er nun wieder etwas grimmiger und herrischer. Nicht, dass der Aedil ihm auch noch diese kleine Möglichkeit eines guten Endes kaputt machte! Zwar glaubte er nicht wirklich daran, dass Absicht oder Unfähigkeit hinter diesem ausgebliebenen Geldgebot steckte... Im Gegenteil hatte der Helvetier ja berichtet den Soldaten auf dem Marktplatz getroffen zu haben, wo auch viele hübsche Frauen herumliefen und bei einem jungen, unverheirateten Magistrat wohlmöglich für Unkonzentriertheit und Ablenkung sorgten... Dennoch musste Fehlverhalten direkte Konsequenzen haben, insbesondere wenn der alte Cassier sein Image behalten und sich nicht zum Waschlappen erklären lassen wollte!
    "Das wäre dann alles...", sprach Hemina Maior hart und bedeutete Ocella mit einer kleinen Geste seiner Hand wegtreten zu können. Er selbst setzte sich anschließend wieder und beobachtete genau, wann der Aedil den Türrahmen erreicht haben würde. "... Und Helvetius? Don't blow it this time! ... Vale.", gab er dem Magistrat noch einen griechischen Satz mit auf den Weg und fokusierte ihn aus schmalen Augen. Vielleicht arbeitete der Mann ja mit griechischen Ansagen besser? - Wer wüsste...

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  • Ocella reichte relativ zeitnah nach dem Gespräch mit dem Praefectus den Entwurf des Briefes an den Centurio beim Vorzimmerbeamten Ostianus ein.


    Ad
    Centurio Classicus Caius Menenius Planta
    Classis Misenensis
    Castra Vexillatio Ostiensis
    Ostia, Italia



    Salvete Centurio Menenius,


    Berichten eines flüchtigen Soldaten der Stadtkohorten Roms an die Stadtverwaltung Ostia zufolge, haben die Palmaner Roma übernommen und planen nun, auch einen Militärverband nach Ostia zu entsenden.


    Die Stadtverwaltung vertraut auf die Classis und ihre Soldaten, sodass wir sicher sein können, keine Opfer von marodierenden Plünderern zu werden. Gleichzeitig bietet die Stadtverwaltung ihrerseits jegliche Unterstützung für die Classis an. Da beide Duumvirn derzeit verhindert sich, wird ihr Stellvertreter, Praefectus Ostiensis Iullus Cassius Hemina Maior persönlich, für Gespräche mit Vertretern deiner Centurie zur Verfügung stehen. Anderseits würde es der Praefectus begrüßen, wenn er an möglichen Gesprächen mit dem Verband der Palmaner beteiligt werden würde.


    Grade in der jetzigen Zeit sollten wir alle Meinungsverschiedenheiten in der Vergangenheit ruhen lassen und Einigkeit zeigen, damit die Bevölkerung einerseits beruhigt wird und nicht in Panik ausbricht und die Palmanertruppen anderseits nicht glauben, dass sie es mit einem unorganisierten Haufen zu tun haben, in dem sich die Teilnehmer gegenseitig bekriegen.


    Die Stadtverwaltung würde es daher begrüßen, wenn sie in Entscheidungprozesse, die Sicherheit Ostias betreffend, miteinbezogen würde.


    In der Hoffnung auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit


    Valete bene,


    _____________
    Praefectus Ostiensis









    Titus Helvetius Ocella
    _____________


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]

  • ... Von dort aus ging der Briefentwurf auf direktem Wege zum Praefectus Ostiensis. Jener las das Schreiben, ließ von einem Scriba an der einen oder anderen Stelle diesen oder jenen Buchstaben hinzufügen, austauschen beziehungsweise unauffällig streichen, um anschließend selbst zu signieren und den Brief über den Vorzimmerbeamten Ostianus wieder an Ocella reichen zu lassen.


    Ad
    Centurio Classicus Caius Menenius Planta
    Classis Misenensis
    Castra Vexillationis Ostiensis
    Ostia, Italia



    Salve Centurio Menenius,


    Berichten eines flüchtigen Soldaten der Stadtkohorten Roms an die Stadtverwaltung von Ostia zufolge, haben die Truppen Palmas Roma übernommen und planen nun, auch einen Militärverband nach Ostia zu entsenden.


    Die Stadtverwaltung vertraut auf die Classis und ihre Soldaten, sodass wir sicher sein können, keine Opfer von marodierenden Plünderern zu werden. Gleichzeitig bietet die Stadtverwaltung ihrerseits jegliche Unterstützung für die Classis an. Da beide Duumvirn derzeit verhindert sind, wird ihr Stellvertreter, der Praefectus Ostiensis Iullus Cassius Hemina Maior, persönlich für Gespräche mit Vertretern deiner Centurie zur Verfügung stehen. Andererseits würde es der Praefectus begrüßen, wenn er an möglichen Gesprächen mit dem Verband der Palmaner beteiligt werden würde.


    Gerade in der jetzigen Zeit sollten wir alle Meinungsverschiedenheiten in der Vergangenheit ruhen lassen und Einigkeit zeigen, damit die Bevölkerung einerseits beruhigt wird und nicht in Panik ausbricht und die Palmanertruppen anderseits nicht glauben, dass sie es mit einem unorganisierten Haufen zu tun haben, in dem sich die Teilnehmer gegenseitig bekriegen.


    Die Stadtverwaltung würde es daher begrüßen, wenn sie in Entscheidungprozesse die Sicherheit Ostias betreffend miteinbezogen würde.


    In der Hoffnung auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit


    Vale bene,


    IULLUS CASSIUS HEMINA MAIOR
    PRAEFECTUS OSTIENSIS




    Titus Helvetius Ocella
    _____________


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]

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  • Vaticanus war zuerst ins Officium der Aedile gegangen und hatte dort die Blankourkunden abgeholt. Nun stand er vor dem Officium der Duumvirn und meldete sich an. Zwar wusste der alte Cassius sicherlich, dass die Palmaner vor Ostia standen. Nun ging es aber darum die Anweisungen dessen Sohns umzusetzen.

  • Ostianus, der just in diesem Augenblick das Officium der Duumviri verließ, nachdem er de Termine des Praefectus für die nächsten beiden Tage durchgegangen war, winkte den Hortensier sogleich durch. Entgegen etwaiger Vermutungen wussten weder er noch der Praefectus Ostiensis von den vor Ostia stehenden Truppen. Trotz des appellativen Briefes an den Centurio Classicus hatte jener schließlich keinerlei Information zur Curia gesandt...


    "Hortensius, was für eine Freude.", grüßte der alte Cassier den Aedil mit ironischem Unterton.
    "Bei welchem Problem brauchst du meine Hilfe?", erkundigte er sich hernach. Dass ihn die Menschen auch immer zu den ungünstigsten Zeiten aufsuchten! Hemina Maior hatte schließlich gerade eine schöne und verdiente Pause einlegen wollen. Hoffentlich käme dieser Hortensius ihm jetzt nicht mit irgendeiner billigen Lapalie! Besser wäre es für ihn.

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  • Vaticanus, im Glauben, dass der Praefectus den gleichen Wissensstand hatte, wie die beiden Aedile, die die Informationen ja auch nur über Ecken erfahren hatten, und davon ausgehend, dass ebenjene Information dann erst Recht den Praefectus erreicht hatte, ging entsprechend sofort in medias res. Nun, da die palmanischen Soldaten vor der Stadt offenbar bereits Verhandlungen mit der Classis und Centurio Menenius Planta zur Übergabe der Stadt aufgenommen haben, liegt es nun an der Stadtverwaltung, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Und nun ist auch noch eine Truppe aus Roma angekommen, die deinen Sohn, Dummvir Cassius nach Ostia geleitet hat. Der Duumvir bittet uns nun darum, ein Dokument auszufertigen, dass die friedliche Übergabe der Stadt durch die Stadtverwaltung bestätigt. Ich komme auch grade direkt vom Stadttor, wo Aedil Helvetius mit einigen Decurionen verblieben ist. Hier machte er erstmal eine Pause. Der Hortensier hatte bereits einen Scriba mitgebracht, der die Ausfertigung des Dokuments in aller Schnelle vornehmen konnte, sofern der Praefectus dem zustimmen würde.

  • "SCHÖN, dass ich davon auch noch erfahre!", schlug der alte Cassier bei diesen Neuigkeiten erst einmal mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. Eiskalt hintergangen fühlte er sich und hatte eine dementsprechende Wut in den Augen, während er Vaticanus ansah. Doch letztlich war sein Kopf noch klar geung, um zu sehen, dass es weder der Hortensius, noch der Helvetius waren, die diese Missgunst zu spühren verdienten. - Immerhin wurde er ja jetzt genau durch diese beiden informiert. Nein, der Menenius, den er ausdrücklich um eine gemeinsame Linie gebeten hatte, um Vertrauen und gegenseitige Information, DER war aus Sicht des Praefectus der Schuldige! Das würde dieser Centurio noch bitter bereuen, sollte Hemina Minor nicht wieder sicher in den Schoß seiner Familie zurückkehren...
    "Wie geht es meinem Sohn? Warum ist er nicht selbst gekommen? Was ist mit ihm?", schossen sodann die Fragen nur so aus dem nun in erster Linie besorgten Familienvater heraus. Im Vergleich dazu war die Neuigkeit, dass Ostia friedlich vor den cornelischen Streitkräften kapituliert hatte, absolut zweitrangig und schon beinahe nichtig für Hemina Maior.


    "Und was will mein Sohn alles haben?", erkundigte sich der Praefectus, nachdem seine ersten Fragen beantwortet waren. Alles, er würde alles tun um seinen Sohn zu befreien und wieder nach Hause zu holen.

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  • Oh, oh, oh, dachte sich Vaticanus. Wenn Ocella erfahren würde, dass der Scriba, der ihnen die Nachricht überbracht hatte, es offensichtlich nicht für nötig gehalten hatte, den Praefectus zu informieren, würde das wohl wieder Ärger geben. Sicherlich zurecht, aber er mochte die lauten Ausrufe seines Collega nicht, wenn er grade einen Scriba zusammenfaltete. Die Untätigkeit des Centurio Classicus war aber natürlich auch den Aedilen sauer aufgestoßen. Aber hatten sie irgendwas anderes erwartet, wenn sie ehrlich waren?


    Jedenfalls beantwortete Vaticanus jetzt erstmal die Fragen des Praefectus. Ihm ging es recht gut. Zumindest hatte er keine sichtbarem Verletzungen und er schien auch sonst gesund. Nur etwas nervös hatte er gewirkt. Aedil Helvetius versucht die Soldaten im Moment dazu zu bringen, den Duumvir hier in Ostia zu belassen, damit der dieser die Gespräche mit den Soldaten vor Ort führen kann. Doch scheint dein Sohn überzeugt davon zu sein, dass ihn die Soldaten wohl direkt wieder nach Roma zurückbringen werden. So fasste Vaticanus erstmal den allgemeinen Zustand des Cassiers zusammen.


    Nun aber kam er zu den Dokumenten, die der Cassier anforderte. Einerseits bat er um zwei Blankourkunden, die bereits vor einiger Zeit auf Anweisung der beiden Duumvirn angefertigt und dann versteckt verwahrt wurden und die das Patronat über Ostia auf Senator Cornelius übertragen. Diese habe ich bereits bei mir. Auch hier erwartete Vaticanus unter Umständen noch eine Reaktion des alten Cassiers, dessen Laune im Moment ja ohnehin irgendwo auf Tartarusniveau lag. Und zum zweiten bittet er um ein Dokument, unterzeichnet von der Stadtspitze, das die friedliche Übergabe der Stadt bestätigt. Natürlich wäre es auch sinnvoll, wenn dein Sohn darin erwähnt würde, da er wohl - wie ich glaube - in erster Linies deswegen nach Ostia zurückgeschickt wurde. Vaticanus machte eine kurze Pause und blickte danach zur Tür. Ich habe bereits einen Scriba organisiert, der das Schriftstück gemäß deinen Anweisungen ausfertigen kann, Praefectus. schloss Vaticanus dann seine Worte.

  • Minor war also auf den ersten Blick unversehrt. Das hörte ein Vater natürlich stets gerne und mit Erleichterung. Auch dass sein Junge jetzt nicht ganz allein bei all den Soldaten gelassen worden war, fand durchaus die Zustimmung des Praefectus. Wenn sein Sohn jedoch meinte, dass er bald wieder nach Roma zurück geschafft werden würde - und er ging davon aus, dass Minor die Leute, die ihn immerhin die ganze Strecke von Roma hierher gebracht hatten, besser einzuschätzen vermochte als er selbst -, dann erfüllte dies den alten Cassius mit Sorge. Er wollte seinen Sohn sehen, schnellstmöglich!
    Was der Hortensier dann erzählte, ließ Hemina Maior aber erstmal überrascht die Stirn runzeln. Es gab geheime Pläne für das Stadtpatronat Ostias? Warum bei Vulcanus hatte Minor ihm davon kein Wort berichtet?! Das würde auch noch ein Nachspiel haben... das hieß: Sobald der arme Junge erstmal wieder in Sicherheit wäre. Geheimnisse solcher Größe vor dem eigenen Vater zu haben; was dachte sich der junge Cassier dabei?! 'Oh tempora, oh mores!'


    "Gut, gut. Dann schreib! Schreib...", Hemina Maior suchte kurz die richtigen Worte. "Iullus Cassius Hemina Maior Praefectus Ostiensis salutem dicit. Das erste und die beiden letzten Worte kannst du abkürzen." Soweit, so gut. Wen genau er grüßte, hatte der Aedil nicht gesagt, sodass es unpersönlich bleiben musste. Nicht zuletzt hatte der Praefectus auch keine Lust auf ewige Nachfragerei, weil er schlicht zu seinem Sohn wollte. Also weiter im Text:
    "Mit diesem Schriftstück bestätige ich, der die beiden abwesenden Duumviri von Ostia offiziell vertretende Praefectus Ostiensis, dass meine Civitas nunmehr dem einzigen und wahren Kaiser Romas, Cornelius Palma, folgt. Nächste Zeile. Nachdem nicht nur ein Heer vor den Toren Ostias aufgetaucht ist, diese gewaltsam zu erobern, sondern auch der Duumvir Cassius Hemina Minor uns mit seiner Stimme und durch seine Anwesenheit gezeigt hat, dass dies die richtige Entscheidung ist, wurde die Stadt friedlich in die Hände des hiesigen Vertreters Cornelius Palmas übergeben. Die Stadttore wurden geöffnet und die Truppen des wahren Kaisers Cornelius freundlich empfangen. Absatz. Um die damit wieder voll und ganz in den Diensten Romas stehende Civitas Ostia nun jedoch bestmöglich im Sinne des wahren Kaisers Cornelius verwalten zu können, möchte ich diese Nachricht mit einer abschließenden Bitte schließen. Die Duumviri Ostias haben gezeigt, dass sie auf der richtigen Seite, der Seite des Cornelius Palma, stehen. Sofern es die aktuelle Situation nun erlaubt, würde ich ihre Überführung zurück nach Ostia sehr begrüßen. Absatz. Vale bene!" Nach diesem langen und durchaus zügigen Diktat, streckte der alte Cassier die linke Hand nach der Wachstafel aus, während seine rechte Hand sich zum Siegeln und Unterschreiben bereit machte...

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  • Der Scriba eilte herein, zückte Stilus und Tabula und begann zu schreiben. Vaticanus stellte sich derweil etwas abseits und wartete, bis das Dokument fertig war.


    I Cassius Hemina Maior Praefectus Ostiensis s.d.


    Mit diesem Schriftstück bestätige ich, der die beiden abwesenden Duumviri von Ostia offiziell vertretende Praefectus Ostiensis, dass meine Civitas nunmehr dem einzigen und wahren Kaiser Romas, Cornelius Palma, folgt.


    Nachdem nicht nur ein Heer vor den Toren Ostias aufgetaucht ist, diese gewaltsam zu erobern, sondern auch der Duumvir Cassius Hemina Minor uns mit seiner Stimme und durch seine Anwesenheit gezeigt hat, dass dies die richtige Entscheidung ist, wurde die Stadt friedlich in die Hände des hiesigen Vertreters Cornelius Palmas übergeben. Die Stadttore wurden geöffnet und die Truppen des wahren Kaisers Cornelius freundlich empfangen.


    Um die damit wieder voll und ganz in den Diensten Romas stehende Civitas Ostia nun jedoch bestmöglich im Sinne des wahren Kaisers Cornelius verwalten zu können, möchte ich diese Nachricht mit einer abschließenden Bitte schließen. Die Duumviri Ostias haben gezeigt, dass sie auf der richtigen Seite, der Seite des Cornelius Palma, stehen. Sofern es die aktuelle Situation nun erlaubt, würde ich ihre Überführung zurück nach Ostia sehr begrüßen.


    Vale bene,






    Vaticanus hatte den Scriba nicht zufällig ausgesucht, sondern dieser war für seine schnelle, aber dennoch korrekte und leserliche Schreibe bekannt. So flog der Stilus förmlich über die Tabula und machte erst halt, nachdem die Schlussformel ausgeschrieben war. Sodann reichte der Scriba die Tafel zur Unterschrift an den Praefectus weiter und packte seine Schreibsachen wieder zusammen. Vaticanus nickte anerkennend und schaute dann zum Cassier.

  • Ja, der Schreiberling war wirklich fix, stellte Hemina erfreut fest. Er nahm die Wachstafel entgegen, ergänzte ein Datum und sein Siegel, pustete noch einmal über das Schriftstück und reichte es hernach an Vaticanus weiter:


    Ostia, A.D. IV ID MAI DCCCLXIII A.U.C.


    I Cassius Hemina Maior Praefectus Ostiensis s.d.


    Mit diesem Schriftstück bestätige ich, der die beiden abwesenden Duumviri von Ostia offiziell vertretende Praefectus Ostiensis, dass meine Civitas nunmehr dem einzigen und wahren Kaiser Romas, Cornelius Palma, folgt.


    Nachdem nicht nur ein Heer vor den Toren Ostias aufgetaucht ist, diese gewaltsam zu erobern, sondern auch der Duumvir Cassius Hemina Minor uns mit seiner Stimme und durch seine Anwesenheit gezeigt hat, dass dies die richtige Entscheidung ist, wurde die Stadt friedlich in die Hände des hiesigen Vertreters Cornelius Palmas übergeben. Die Stadttore wurden geöffnet und die Truppen des wahren Kaisers Cornelius freundlich empfangen.


    Um die damit wieder voll und ganz in den Diensten Romas stehende Civitas Ostia nun jedoch bestmöglich im Sinne des wahren Kaisers Cornelius verwalten zu können, möchte ich diese Nachricht mit einer abschließenden Bitte schließen. Die Duumviri Ostias haben gezeigt, dass sie auf der richtigen Seite, der Seite des Cornelius Palma, stehen. Sofern es die aktuelle Situation nun erlaubt, würde ich ihre Überführung zurück nach Ostia sehr begrüßen.


    Vale bene,


    SCITUM PER SIGNUM PRAEFECTI:


    IULLUS CASSIUS HEMINA mai.
    PRAEFECTUS - OSTIA



    "Gibt es sonst noch etwas oder können wir dann los?", fragte er in hörbarem Tatendrang. Er wollte jetzt seinen Sohn sehen - und er hoffte inständig, dass es dafür noch nicht zu spät sein würde...

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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Ein Vorschlag nur. sagte Vaticanus emotionslos und las sich nochmal die Tabula durch. Ich würde das Wort "gewaltsam" vor erobern streichen. Schließlich haben wir ja kein Interesse daran, die Palmaner als blutrünstige Plünderer darzustellen. stellte der Hortensier nüchtern fest. Zumindest wissen die Palmaner gut genug, wie sie eine Stadt zu erobern hatten, wenn sie nicht kapitulierte und waren sicherlich ebenso froh wie die Ostienser darüber, dass sie eine Belagerung oder Stürmung der Stadt ausbleiben konnten.

  • "Fein, dann gib her!", meinte der Cassier, der nun endlich zu seinem Sohn wollte, genvert und riss dem Aedil das Schreiben wieder aus den Händen. Er krallte sich einen Stilus von seinem Schreibtisch, löschte das gewaltsam und füllt die so entstandene Lücke alternativ:


    Ostia, A.D. IV ID MAI DCCCLXIII A.U.C.


    I Cassius Hemina Maior Praefectus Ostiensis s.d.


    Mit diesem Schriftstück bestätige ich, der die beiden abwesenden Duumviri von Ostia offiziell vertretende Praefectus Ostiensis, dass meine Civitas nunmehr dem einzigen und wahren Kaiser Romas, Cornelius Palma, folgt.


    Nachdem nicht nur ein Heer vor den Toren Ostias aufgetaucht ist, diese Hafenstadt zu erobern, sondern auch der Duumvir Cassius Hemina Minor uns mit seiner Stimme und durch seine Anwesenheit gezeigt hat, dass dies die richtige Entscheidung ist, wurde die Stadt friedlich in die Hände des hiesigen Vertreters Cornelius Palmas übergeben. Die Stadttore wurden geöffnet und die Truppen des wahren Kaisers Cornelius freundlich empfangen.


    Um die damit wieder voll und ganz in den Diensten Romas stehende Civitas Ostia nun jedoch bestmöglich im Sinne des wahren Kaisers Cornelius verwalten zu können, möchte ich diese Nachricht mit einer abschließenden Bitte schließen. Die Duumviri Ostias haben gezeigt, dass sie auf der richtigen Seite, der Seite des Cornelius Palma, stehen. Sofern es die aktuelle Situation nun erlaubt, würde ich ihre Überführung zurück nach Ostia sehr begrüßen.


    Vale bene,


    SCITUM PER SIGNUM PRAEFECTI:


    IULLUS CASSIUS HEMINA mai.
    PRAEFECTUS - OSTIA



    "Besser? - Dann können wir ja jetzt los!", erklärte er ohne dem Hortensier die Chance zu geben zwischen seiner Frage und der anschließenden Antwort selbst etwas zu sagen. Lesen könnte der Aedil die Veränderung auch noch auf dem Weg hier raus...
    "Avanti!", trieb er hernach die beiden Männer in seinem Officium an, während er selbst sich ebenfalls bereit zum Aufbruch machte. Dann stampfte er mit schnellen schweren Schritten voran in Richtung der Porta Romana der Via Ostiensis...

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  • Es war der Tag nach jener außerordentlichen Sitzung des ostiensischen Ordo Decurionum, als Dives nach langer, viel zu langer Zeit wieder einen Schritt in das duumvirische Officium setzte. Er erinnerte sich nur grob, wie er hier zuletzt von der Belagerung Romas erfahren hatte, nur um hernach mehr oder minder alles stehen und liegen zu lassen und Hals über Kopf ins eigene Unglück zu stürzen. Das hieß: Allem Anschein nach sollte der Iulier wohl noch einmal mit einem (adels-)blauen Auge davon gekommen sein, denn er war schließlich wieder freigelassen worden. Dennoch... Innerlich zerbrach er sich seinen Kopf durchaus an der Frage, ob er das Richtige getan hatte oder ob er einfach hätte die Hände in den Schoß legen und abwarten sollen, bis man gekommen wäre, um ihn wohlmöglich zu holen? Immerhin war Dives kein entfernter, sondern im Gegenteil gar ein relativ naher Verwandter Centhos. Jetzt hatte er sich seine Freiheit quasi im Tauschgeschäft gegen den Anschluss Ostias an Palma 'erkaufen' können. Er mochte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn er diese Möglichkeit durch ein zu zögerliches Verwalten verspielt hätte...
    Aber natürlich fasste sich der junge Duumvir nicht nur an die eigene Nase in dieser Angelegenheit. Dazu war es auch einfach viel zu bequem andere mindestens mitverantwortlich zu machen, um sich anschließend auf diese Mitverantwortlichkeit zu fokusieren und im letzten Schritt die eigenen Anteile zu ignorieren und zu vergessen. Sextus Aurelius Lupus, das hatte sein Großonkel Licinus gesagt, war der Tribun gewesen, auf dessen Geheiß die beiden Duumvirn festgesetzt worden waren. Mittlerweile meinte sich Dives sogar wieder an Teile der alte Geschichte erinnern zu können, die den Patrizier vermutlich so feindselig hatte reagieren lassen:


    Von Amtswegen als Quaestor Ostiensis war er dereinst in der Villa Aurelia gewesen und auf expliziten Wunsch des Aureliers sogar extra noch ein zweites Mal dort angetanzt! Er war, obwohl ihm teils anders zumute gewesen war, nach eigener Ansicht weder ausfallend noch unhöflich geworden, sondern stets streng sachlich geblieben. Klar hatten sie dereinst dennoch ordentlich diskutiert, wollte der Aurelier doch damals immerhin dafür sorgen, dass seine Verwandtschaft nicht für ihre Schiffe die Hafengebühr entrichtete. Dass, vielleicht auch aufgrund des dereinst noch nicht ganz so großen politischen Erfahrungsschatzes des Iuliers, wohlmöglich seine Ausdrucksweise den Eindruck erweckt haben mochte, dass Dives dem Patrizier drohen wolle, sah Dives natürlich nicht - nicht zuletzt, weil dies auch an keinem Punkt seiner Intention entsprochen hatte.
    Doch überhaupt fühlten sich die Patrizier, die der junge Duumvir bislang so kennenlernen durfte, doch ziemlich schnell angegriffen. Da brauchte man noch nicht einmal an den gut gemeinten Vergleich mit steuerzahlenden plebeischen Seefahrern denken, den der damalige Quaestor auch keinesfalls als Seitenhieb gemeint hatte. Vielmehr war er davon ausgegangen, dass er zeigte: Die Hafengebühr war für Plebeier durchaus tragbar, also wäre sie es wohl auch - und erst recht - für Patrizier. Nein, auch bei seinem guten Freund Lepidus, hatte der Iulier feststellen müssen, dass der sich ebenfalls schnell mal kritisiert sah, wenngleich die Intentionen des Duumvir dabei keinesfalls schlecht gewesen waren. Immerhin aber hatte Dives dieses letzten Missverständnis gleich wieder aus der Welt schaffen können und war nicht aus dem Haus geworfen worden, wie bei den Aureliern. (Ob das mitunter aber auch nur daran gelegen haben mochte, dass er sich mit Lepidus auf iulischem Boden befunden hatte, wäre natürlich mitunter die Frage.)


    Dennoch blieb unterm Strich das große Fragezeichen, ob all dies ausreichte, um den Iulier, der zumindest sich selbst nur die besten Intentionen unterstellte, gleich in den Kerker der Castra Praetoria werfen zu lassen?! Das hieß: Ganz offensichtlich reichte es aus Sicht des Aureliers aus... OBWOHL Dives letztlich dafür gesorgt hatte, dass die Schiffe unbesteuert blieben und OBWOHL er eine Aurelia Prisca dereinst freundlich als Ehrengast in seiner Prometheus-Inszenierung herzlich willkommen hieß. Für einen Augenblick sah der Duumvir sogar dieses Blicke fangende, strahlend weiße Kleid aus feinster Seide mit den filigranen Goldstickereien darauf vor sich. Für den jungen Iulius war dies einst gar so schön anzusehen gewesen, dass er die Aurelia, die in diesem Fummel steckte, beinahe vergessen hätte zu bemerken.
    Langsam aber sicher verblasste anschließend diese Erinnerung, denn die teure Seide mit ihren Applikationen und allem war ja schön und gut, doch keinesfalls mit dem grandios-phänomenalen und absolut und wortwörtlich atemberaubenden Abschluss der Veranstaltung zu vergleichen... womit die Gedanken des Iuliers über das Scriptorium des Theaters wieder zu Serapio kamen. Doch noch bevor er zu weiteren Ausführungen in der Lage gewesen wäre, stürmte der Vorzimmerbeamte Ostianus, der gerade von einem 'Ausflug' ins Stadtarchiv zurückkam, zum Duumvir:


    "Duumvir Iulius!", rief er begeistert aus, sodass man es unter Umständen vielleicht gar noch im Nachbarzimmer hören mochte. Als der Peregrinus den Iulier dann erreicht hatte, stockte er jedoch. Er wollte seiner Freunde mit einer Umarmung Ausdruck verleihen... Aber durfte er das? Etwas unschlüssig schaute er Dives an.
    "Ostianus, ich freue mich auch wieder hier zu sein und dich zu sehen.", erklärte der Angesprochene nach kurzer Pause zur Einstellung auf diese Situation doch deutlich zurückhaltender, wenngleich noch immer herzlich, freundlich und vor allem ehrlich. Mit der rechten Hand, die er Ostianus auf die Schulter legte, machte er klar, dass die Nähe trotzdem irgendwo eine Grenze hatte. Stattdessen bekam der Vorzimmerbeamte ein Schriftstück in die Hände gedrückt, welches wenig später veröffentlicht wurde. Um die Verbreitung der Neuigkeiten der Rückkehr der beiden Duumviri bat Dives jedoch nicht. Das würde Ostianus schon aus eigenem Antrieb im Officium der Scribae hinaustrompeten, sodass sicherlich noch lange vor Feierabend die ganze Curia Bescheid wüsste...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • dass die beiden Duumvirn wieder nach Ostia zurückgekehrt waren. Spätestens aber mit dem öffentlichen Aushang zur Amtsenthebung des bislang amtierenden Stadtpatrons war klar, dass sie wieder vollkommen zurück waren. Auch wenn er den Cassier wohl noch nicht in der Curia erwarten konnte, musste er doch bestimmt erst seine Nerven bei sich zu Hause wieder entspannen, war sich der Aedil doch sicher, dass er Dives in der Curia antreffen würde. Das schon fast penetrante Rufen von Ostianus hatte diese Vermutung dann auch bestätigt, sodass der Helvetier noch einige Akten mit seinem Kürzel versah, sie auf den Archivstapel legte und sich dann auf den Weg zum Officium der Duumvirn machte. Dort meldete er sich dann bei dem wie ein Honigkuchenpferd strahlenden Ostianus an und wartete, dass er eingelassen werden würde.

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