• Wenig später trat Meridius in das Atrium. In der Mitte des Raumes stand Sinona, aufrecht und stolz, schön wie immer und blickte in Richtung einer Statue, welche den Eingang zierte. Etwas weiter hinter ihr standen die beiden Seesoldaten, einer davon schien das Kommando zu haben. Meridius trat näher.


    "Milites!"


    Er grüßte militärisch zackig und ließ keinen Zweifel daran, wer hier der Legatus und Hausherr war. Dann wandte er sich an Sinona.


    "Sei gegrüsst, Sinona. Schön Dich zu sehen. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht, ich stand in engem Schriftverkehr mit Deinem Vater, aus Rom gab es nichts neues, um so erfreuter bin ich Dich hier stehen zu sehen. Dir geht es doch gut? Ist alles in Ordnung? Bist Du müde? Erschöpft? Kann ich Dir etwas anbieten?"


    Er hatte sie erreicht und erlaubte sich - auch wenn sie eine Vestalin war und es sich wohl nicht ziemte - sie an der Palla zu berühren.

  • Ein Schauder durchfuhr mich als er mich berührte.
    "Ich bin nicht länger..."
    ich bekam eine Gänsehaut und schloss die Augen
    "...und nichts ist in Ordnung, ausser..."

  • Meridius spürte wie sie zitterte.


    "Du wirst müde und erschöpft sein. Diese ganzen Strapazen... Und das kalte Wetter, ich werde Gallus auftragen, dass er noch mehr Wärme in das Haus bringen soll."


    Er lächelte sie besorgt und freundlich an.


    "Wenn Du bereits in das Triclinium vorgehen würdest, ich lade Dich ein. Du wirst selbstverständlich bei uns wohnen, ich selbst werde zwar nicht lange bleiben können, denn ich werde in Numantia zurück erwartet, doch die Familienzusammenkunft im Triclinium möchte ich nicht verpassen. Ich..."


    Er hielt kurz inne und fuhr dann fort.


    "Mein Sohn ist auch da, ich habe ihn erst heute zum ersten mal gesehen. Würdest Du uns Gesellschaft leisten? Es wäre uns allen eine Ehre..."

  • 'Sein Sohn?' Tränen schossen mir bei dem Gedanken in die Augen
    "Dein Sohn... ich wusste nicht..."
    Ich biss mir auf die Lippe und machte mich von Meridius los


    "Ich wusste nicht... ich hatte gedacht... Ich war dumm, verzeih"
    Blut sickerte aus meinem Mund, Tränen rannen über meine Wangen


    "Ich will eure Familienzusammenkunft nicht weiter stören, euch alle nicht belästigen."

  • Meridius sah, wie Tränen über ihr Gesicht liefen.


    "Sinona, warum weinst Du?"


    Er griff nach einem Tuch, das er bei sich führte und reichte es ihr.


    "Und Du störst nicht. Ganz im Gegenteil. Erweise mir die Ehre und speise mit mir am Tisch meiner Familie. Du wirst sicher Hunger haben..."

  • Ich nahm das Tuch und betupfte meine blutende Lippe


    "Ich kann nicht bleiben, Dein Sohn und Deine.." der Gedanke liess meinen Kopf fast platzen "bedürfen Deiner."


    Ich gab ihm das blutrote Tuch zurück und wandte mich zum gehen

  • Meridius musste fast lachen.


    "Meine was? - Halt bleib stehen..."


    Er ging ihr zwei Schritte hinterher.


    "Mein Sohn ist sechzehn Jahre alt. Seine Mutter - meine Jugendliebe, die jedoch einen anderen heiraten musste - hatte ihn zu mir geschickt und nun ist er hier..."


    Offensichtlich hatte der Gedanke, dass er, Meridius eine andere...

  • "Dann könnt ihr ja vielleicht doch wieder zueinander finden" sagte ich verzweifelt blieb aber trotzdem stehen
    "Er ist sicher nur die Vorhut, Deine Jugendliebe wird wohl bald die Deinige sein. Ich will da nicht... Kann nicht... Wollte doch nur... Träumte..."
    "Ich würde da nur stören, so wie ich Creticus störte, Brutus störte, Curio störte und Agrippa störte. Leb wohl mein Freund" ich rannte los

  • Meridius hielt sie an der Palla fest.


    "Sinona. Sieh mich an..."


    Er blickte sie freundlich an.


    "Du störst nicht. Und erweise mir nun bitte die Ehre, mit meiner Familie zu speisen..."

  • Er hielt mich fest, ich sah ihn an, ich konnte nicht, wollte nicht, musste doch.


    "Ein Ehre" echote ich seine Worte.


    "mit Deiner Familie" ich wurde rot vor Scham.


    Meine Gedanken kreisten um das letzte Essen in diesem Hause als ich meine Palla sanft ergriff und Meridius an mich heranzog


    "Versprich mir eins..."

  • Meridius wusste nicht, wie ihm geschah, als sie ihn plötzlich an ihn heranzog. So schnell konnte sich der Spieß wenden. Sie wäre ein viel besserer Taktiker, als ich, dachte er und wäre sie Hannibal gewesen, Rom wäre untergegangen.


    "Ja..."


    Er hörte sich selbst die Worte sagen und wusste nicht warum.

  • Das war es also, was sie so sehr beschäftigte, die Angst fortgejagt zu werden. Die Angst nicht gehört zu werden. Die Angst nicht ernst genommen zu werden. Die Angst nicht angenommen zu werden. Meridius blickte sie an und sprach dann mit langsamen und betonten Worten:


    "Du weißt, dass ich Dich immer geachtet habe. Und ich werde Dich auch immer achten. Ganz gleich, was kommen mag."

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