• "Gerne. Komm, setzen wir uns." Lucilla schob Maximian zu einer Bank und sie setzten sich.


    "Die Reise war unglaublich langweilig, daher gibt es auch nichts, wovon ich mich erholen müsste und zu erledigen habe ich ersteinmal auch nichts. Über Rom möchtest du also etwas erfahren. Nun, es ist eine herrliche Stadt und ich weiß gar nicht, wo ich anfange soll, so groß ist es. An jeder Ecke stehen prachtvolle Gebäude und Tempel. Am beeindruckendsten ist das Forum. Dort steht auch die Rostra und es sind immer unzählige Personen unterwegs. Manches mal hatte ich das Gefühl, dass es allein auf dem Forum mehr Menschen gibt, als in ganz Tarraco wohnen!" Lucilla lachte. "Und die Tempel, einer prächtiger als der andere..."


    Lucilla redete und redete über Rom, erzählte ihrem Neffen von beeindruckenden Gladiatorenkämpfen im Kolloseum und ebensolchen Wagenrennen im Circus Maximus, aber auch von edlen Festlichkeiten und schließlich ein wenig von seiner Verwandschaft in der ewigen Stadt.


    "Ich hoffe ich habe dich nicht allzusehr gelangweilt." Lucilla lächelte verlegen. "Aber man kann von Rom einfach nicht in einem Satz berichten."

  • Dass sie ihn nicht gelangweilt hatte, konnte seine Tante wohl unschwer auf Maximians Gesicht lesen. Dieser hatte nämlich neugierig und wissensdurstig ab dem Zeitpunkt an, da sie sich mit ihm auf eine Bank gesetzt hatte, bis zum letzten Wort an ihren Lippen gehangen und alles in sich aufgenommen. Er hatte schon so viel von der ewigen Stadt gehört und wollte diese Stadt unbedingt besuchen. Nun, da er dort Verwandte hatte, würde ihm das irgendwann sicherlich gelegen kommen.


    "Kaum vorstellbar... das Kolloseum, die Rostra. Von Langeweile kann nicht die Rede sein. Ich danke dir dafür, dass du mir so ausführlich berichtet hast. Rom interessiert mich sehr. Mein Vater, ich meine mein Ziehvater erzählte mir immer reichlich, wenn er von einer Reise aus Rom zurückkehrte und seither kann ich es nicht erwarten meine Füße in die Stadt zu setzen. Ich wünschte, ich wäre mit dir dort gewesen...


    Nun grinste Maximian wieder und senkte kurz das Haupt.

  • "Oh nein, das solltest du dir nicht wünschen." Lucilla lachte und verdrehte die Augen. "Bei Tante Drusilla selbst ist es nämlich unglaublich langweilig und dich würde sie wahrscheinlich nicht aus dem Haus lassen. Eine Nichte ihres Gatten wohnt ebenfalls bei ihr. Sie ist vielleicht ein oder zwei Jahre älter als du und trotzdem bemuttert sie Drusilla wie eine Henne ihr Küken. Aber sie ist ja nicht unsere einzige Verwandte in Rom. Wer weiß, vielleicht kommst du schneller nach Rom, als du denkst."


    Lucilla seufzte unmerklich. Maximian erinnerte sie wirklich sehr an ihren Bruder. Diese Begeisterungsfähigkeit.


    "Sag mal, weißt du eigentlich, wo dein Vater zur Zeit steckt? Die letze Nachricht, welche ich erhalten hatte war, dass die halbe Familie an einem Feldzug in Numantia teilnimmt. Gibt es schon Nachricht, wann sie alle zurückkommen werden?"


    Ein wenig Sorge schwang in Lucillas Stimme mit. Sie hoffte so sehr, dass alle bald wieder wohlbehalten zurückkehren würden. Sie wollte gar nicht daran denken, was auf diesem Feldzug alles passieren konnte.

  • Maximian stimmte in Lucillas Lachen ein, denn die Beschreibung von Drusilla war nur allzu schön, sodass er tatsächlich ein Bild vor Augen hatte.


    "Jetzt wo du es sagst, wäre es mir bei einem anderen Verwandten wahrscheinlich auch wohler zumute."


    Er zwinkerte und antwortete dann auf Lucillas andere Frage, während er, sich alle Einzelheiten über den kurzen Besuch seines Vaters wieder ins Gedächtnis zurückrufend und sich bei dem Gedanken an ihn doch wieder ein wenig mehr heimisch fühlend, einen Zipfel seiner Tunika mit den Händen bezupfte und zusammenrollte.


    "Du hast ihn nur knapp verpasst. Vor ein paar Tagen hielt er sich hier kurz auf, hatte es aber eilig wieder nach Numantia zu kommen. Auf die Frage, wie lange er noch fort sein würde, gab er uns keine genaue Antwort. Das Wetter schien ihm Sorgen zu machen."

  • Lucilla schüttelte bedauernd den Kopf. "Er hatte es schon immer eilig ins Feld zu kommen. Und wir können dann jedes mal darum bangen, ob er auch wieder zurück kommt."


    Auch wenn Lucilla es niemals vor ihren Brüdern und Cousins zugeben würde, sie hasste es, dass sie alle der Legion begetreten waren. Natürlich war sie auch sehr stolz auf sie, doch was war der Stolz schon im Gegensatz zu der Sorge und den Ängsten, die sie jedes mal durchlebte, wenn sie wieder in den Krieg zogen. Und wenn einer von ihnen eines Tages nicht mehr zurückkehren würde... Lucilla zog sich das Herz zusammen, bei dem Gedanken.


    Und nun hatte Meridius auch noch seinen Sohn auf die Idee gebracht, der Legion beizutreten. Sicher, das Imperium brauchte fähige Legionäre. Aber mussten es ausgerechnet ihre Brüder, Cousins und Neffen sein?


    "Ich hoffe nur, dass sie bei diesem Wetter nicht erfrieren."

  • Mattiacus, der die ganze Zeit über dem Gespräch zwischen Lucilla und Maximian zugehört hatte, dachte selbst ein wenig wehmütig zurück an Rom.


    "Verzeiht mir, aber ich muss zurück zu meiner Arbeit im Palast der Statthalterin, wir werden uns noch sicher sehen."


    Mit diesem Gruß verabschiedete sich Mattiacus und ging in Richtung Ausgang.

  • Nun war es Maximian, dem die Sorge in den Blicken seiner Tante nicht entgingen. Er sah kurz auf seine Hände, die immer noch ein gerolltes Stückchen Stoff hielten, dann hob er den Kopf, um seiner Tante mit einem optimistischen Schmunzeln zu begegnen.


    "Es taut ja schon wieder. Mir scheint, ihr hättet das bessere Wetter aus Rom mitgebracht. Ich denke, der Frühling ist nicht mehr weit und mit der schwindenden Kälte dürfte auch die Gefahr für die Sodaten schwinden."


    Darüber im Klaren war sich Maximian schon, dass die Nächte immer noch eisig waren und auch der kalte Wind noch nicht ganz vor der wärmeren Jahreszeit kapituliert hatte. Allerding; wenn eisige Temperaturen bereits einen Mann umzubringen vermochten, dann war er bei den Legionen wohl am falschen Platz.


    "Wer, außer meinem Vater, befindet sich noch bei den Legionen? Mercator erwähnte lediglich noch seine Söhne."


    Da hörte Maximian Mattiacus Stimme und lächelte ihm zu, während er ihm hinterherwarf: "Bis dann." Gerne hätte er auch ihn näher kennengelernt, aber das musste nun eben bis zum nächsten Mal warten.

  • Ich betrat das Atrium und gesellte mich zu Maximian und Lucilla dazu.


    "Liebe Lucilla, lieber Maximian.
    Entschuldigt doch bitte meine kurze aber sehr dringende Störung.


    Wie Ihr sicher schon gesehen habt hat unsere Casa kleine Schäden durch den Wintereinbruch davon getragen.
    Nun ist es an der Zeit diese wieder zu renovieren damit unsere Casa wieder in altem Glanz erstahlen kann.


    Ich würde Euch daher bitten Euer Gespräch eventuel irgendwo anders fortzusetzen, da es hier dann doch zu einer entsprechenden Lärm- und Staubbelästigung kommen wird.


    Ich hoffe Ihr versteht mich, aber mir liegt das Wohlergehen unserer Familia am Herzen. Deswegen muss ich leider hier einen gewissen Bereich absperren. Es dient unser aller Sicherheit.
    Habt doch bitte Verständnis dafür!"


    Es tat mir wirklich leid die beiden mitten im Gespräch zu unterbrechen, doch der Zeitdruck war enorm. Das Dach der Casa war stark beschädigt und es drohten Teile herabzufallen.

  • Kaum fiel die Tür hinter Mattiacus ins Schloss, trat Martinus hinzu. Auf seiner Stirn standen Sorgenfalten und als er sein Anliegen vorgetragen hatte, verstand Maximian auch warum.


    "Aber selbstverständlich, Martinus. Ich hatte nicht gesehen, dass die Casa beschädigt ist und fühle mich, nun da ich es weiß, beruhigt, dass sich jemand darum kümmert."


    Maximian stand auf und reichte seiner Tante die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Damit wollte er nicht ausdrücken, dass sie senil sei. Seine Mutter hatte ihn immer gebeten, ihr eine Hand zu reichen. Er tat das nun schon ganz von alleine.


    Dann wandte er den Blick hinauf zur Decke. Bevor er mit Lucilla einen anderen Ort aufsuchen würde, wollte er sich bei Martinus genauer über das kaputte Dach informieren.


    "Wie lange werden die Arbeiten dauern, Martinus, und welche Bereiche der Casa sind noch betroffen?"

  • "Ach Maximian. Das kann ich leider noch nicht genau sagen.
    Zur Zeit sind nur die Schäden innen im Atrium erkennbar, doch befürchte ich dass ein grosser Teil des Daches der Casa durch die Schneemassen Schaden genommen hat. Genau kann ich dies jedoch selbst erst beurteilen nach ich auf das Dach geklettert bin um mir selbst ein Bild davon zu machen. Aber ihr könnt beruhigt sein, es sind nur kleine Dinge die repariert werden müssen.


    Magst du mir ein wenig bei meiner Arbeit zusehen? Hast du Interesse daran? Wenn du magst kannst du mir gerne ein wenig helfen."


    Ich wollte Maximian ein wenig meines Wissen auf seinen Weg mitgeben und was würde sich besser eignen als diese Renovierung ein wenig zu verfolgen.
    Ich war gespannt ob es ihn interessieren würde.

  • Kaum hatte Martinus ihm das Angebot gemacht, dass er ihm bei seiner Arbeit helfen könne, wurden Maximians groß. Und wie er helfen würde! Seitdem er hier war hatte er nur wenig Gelegenheiten bekommen, sich irgendwie nützlich zu machen. Allein mit den Pferden im Stall konnte er helfen. Sie wurden zu wenig bewegt und da er ein wirklich guter Reiter war, übernahm er hin und wieder solche Aufgaben.
    Dabei hatte Maximian einen kräftigen Körperbau und einen klugen Kopf. Beides - Kopf und Körper - sehnten sich danach, etwas nützliches tun zu können.


    "Es wäre mir eine Freude dir bei den Arbeiten hier helfen zu können.", beantwortete er die Frage also mit großer Begeisterung, die in seinen Worten mitklang. Doch dann wandte er sich erst einmal zu Lucilla, mit der er eigentlich das Gespräch fortsetzen wollte.


    "Das heißt, wenn meine Tante mir nicht böse wäre und bereit ist, das Gespräch später fortzuführen."

  • Ich sah in Maximians Augen dass er sich über das Angebot sichtlich freute.
    Ich freute mich wenn ich ihm Freude bereiten konnte.
    Ich hoffte jedoch nur dass Meridius nichts dagegen haben würde wenn Maximian mir helfen würde. Es machte mir ein wenig Kopfzerbrechen.
    Doch ich wusste bei welchen DIngen mich Maximian begleiten und mir helfen konnte. Und eifrig, geschickt und tüchtig wie er war sollten dies wohl einige Tätigkeiten sein.
    Ich wartete Lucillas Reaktion ab.

  • Während dessen schlug ich die Hinweisschreiben an den Eingängen des Atriums an.



    Liebe Familia!


    Wie Ihr alle wisst hat der Winter an unserer wunderschönen Casa einige kleinere Schäden hinterlassen.
    Ich habe nun Sorge getragen dass diese zu schnell als nur irgendwie möglich wieder renoviert werden.
    Ich bitte Euch um Euer Verständnis dass das Atrium vorrübergehend nur eingeschränkt zugänglich sein wird.


    Martinus


  • Lucilla wandte sich an Maximian. "Aber natürlich. Martinus kann sicher jede Hilfe gebrauchen."


    'Und dir wird es nichts schaden, deinen Kopf in andere Dinge als die Legion zu stecken.' dachte Lucilla, sprach es jedoch nicht aus.
    "Ich werde in mein Zimmer gehen, und mein Gepäck auspacken. Wir sehen uns später zum Essen."


    Sie lächtelte den beiden zu und verließ das Atrium, um den Bauarbeiten nicht im Wege zu stehen.

  • Da Lucilla meiner Meinung war dass es Maximian nicht schaden wird auch von Bauarbeiten etwas zu sehen und sie sich verabschiedet hatte sagte ich zu Maximian:


    "So, also, womit wollen wir beginnen? Was meinst du?"


    Rufus stand neben uns und wartete nur noch auf seine Aufgaben.

  • Seiner Tante hinterhernickend - er konnte sie bereits sehr gut leiden und freute sich schon auf das Essen - wandte Maximian sich schließlich Martinus zu. Als dieser fragte, mit was man wohl anfangen sollte, blinzelte Maximian leicht überfordert zur Decke hoch, drehte sich einmal im Raum herum und blieb dann mit ziemlich nachdenklicher Miene und sich am Hinterkopf kratzend stehen.


    "Nun... Du meintest, du seist dir über das Ausmaß der Beschädigungen noch nicht im Klaren. Vielleicht sollte man als erstes versuchen aufs Dach zu klettern, um sich einen Überblick zu verschaffen? Dann würde ich mit den Teilen des Daches anfangen, die am instabilsten wirken und nach und nach den Rest ausbessern."


    Damit hatte Maximian nun einen Schuss ins Blaue abgegeben. Er hatte natürlich keinerlei Ahnung vom Bauwesen, hätte wohl aber, wenn er allein auf sich gestellt gewesen wäre, so gehandelt, wie er es gerade aufgelistet hatte. Ob das nun klug war, würde ihm Martinus sicherlich gleich beantworten.

  • Maximians Denkweise war beeindruckend.
    Nichts anderes hätte ich wohl auf diese Frage geanwortet.
    Er war ein sehr kluges Köpfchen.


    "Aber, aber Maximian. Nicht so unvorsichtig.
    Stell dir vor kletterst jetzt auf das Dach und die Hölzer sind durch die Feuchtigkeit und den Frost so instabil geworden dass es unter dir zusammenbrechen würde. Wäre doch auch nicht gut. Oder?
    Also, wie könnten wir an die Sache heran gehen ohne uns in Gefahr zu bringen?"


    ich sah in Maximians Augen wie sehr er darüber nachdachte und ich wusste jetzt würde wieder eine ähnlich gute Antwort kommen.

  • "Stimmt... Einen Fall von dort oben würde man nicht unverletzt überstehen."


    Wieder blickte er sich um und überlegte sich, wie man sich gegen solch einen Unfall absichern könnte.


    "Also gut", meinte er dann schließlich und deutete mit einem ausgestreckten Finger zum Dach. "Dann geht man nicht von Außen ans Dach, sondern von Innen und untersucht alles genaustens, indem man ein Gerüst oder eine Leiter errichtet. Hat man die Schwachstellen gefunden, markiert man sie oder..."


    Nun wanderte Maximians Blick zurück zu Martinus, in dessen Gesicht er zu lesen versuchte, ob er in die richtige Richtung dachte.


    "Oder man macht sich gleich an Ort und Stelle ans Ausbessern."

  • Ich musste Maximian applaudieren! :app:
    Grossartig wie er sich in die Lage hineinversetzte.
    In mir kam der Gedanke auf ob an ihm nicht ein sehr guter Baumeister oder Architekt verloren gegangen ist. Aber es war ja noch nicht zu spät.


    "Vollkommen richtig! Bravo!"


    Ich klopfte ihm auf die Schulter.


    "Gut, also was brauchen wir um für diese begutachtung ein gerüst aufzubauen? Aus welchen Materialien lässt sich rasch ein stabiles System zusammen bauen auf dem wir auch genügend Platz finden um zu arbeiten?"


    Ich machte mir keine Sorgen dass nun wieder eine entsprechende Antwort kam.

  • Maximian war sichtlich erfreut über das Lob von Martinus. Er strahlte sozusagen von einem Ohr bis zum anderen, musste sich dann aber wieder mental anstrengen, um sich auszudenken, wie man ein stabiles und funktionsfähiges Gerüst aufgestellt bekommen würde.


    "Vielleicht... Vielleicht könnte man die Dachbalken mit stabilen Brettern verbinden, auf denen man sich frei bewegen kann. Oder man baut ein schwebendes Gerüst." Nachdenklich kratzte Maximian sich am stoppeligen Kinn. "Wenn man ein entsprechendes Brett an seinen Enden an ein Seil hängt, das über einen anderen Balken läuft und irgendwo... hier unten verankert wird... dann könnte man sogar in der Höhe variieren."


    Er war sich nicht sicher, ob letztere Idee überhaupt durchzuführen war. Sehr stabil würde solch ein Gerüst wahrscheinlich nicht sein, sodass die Arbeit wahrscheinlich nur erschwert werden würde.
    Alerdings hatte er an Mut gewonnen, weil seine Einfälle anscheinend gar nicht einmal so abwegig waren. Er war schon gespannt, was der erfahrene Martinus nun sagen würde.

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