• Meridius sah Romanus an. Die Tränen rannen dem kleinen Decima die Wangen hinunter. Meridius streckte seine Hand aus und fuhr ihm tröstend über den Kopf.


    "Sie sah wunderschön aus. Hatte langes blondes Haar. Ein freundliches Lächeln für jeden. Dein Vater lernte sie in Massilia kennen und hat sie sofort geheiratet..."


    Meridius schmunzelte.


    "Und dann kamst Du. Du warst ihr ganzer Stolz."


    Er dachte nach. Dass es bei der Geburt Komplikationen gab, Septima mit dem Tode rang und unterlag, erwähnte er nicht. Auch nicht, dass der Medicus die Wahl gehabt hatte, entweder ihr Leben oder das des Kindes zu retten. Septima hatte die Entscheidung getroffen und sich für das Kind entschieden. Praetorianus musste es akzeptieren. Er hatte keine Wahl. Er war bei der Legion gewesen...

  • Ich betrat das Atrium und sah mich nach dem Hausherrn um. In einer Ecke auf einem Stuhl sitzend und sich mit einem Jungen unterhaltend entdeckte ich ihn. Ich wollte ihn nicht stören, da es so schien, als ob er etwas Abstand brauchte. Folglich ging ich auf die anderen Verwandten des Toten zu und drückte ihnen mein Beileid aus. Als ehemaliger Tribun der Legio IX Hispana und als Freund des Hauses, wie ich mich selbst bezeichnen würde, war es meine Pflicht dies zu tun. Tertia oder Lucilla konnte ich nirgendwo entdecken. Also mischte ich mich unter andere Gäste, welche sich hier eingetroffen hatten und beobachtete das ganze Geschehen. Ich würde mich auch dem Trauerzug anschließen - beschloß ich - und dem Centurio das letzte Geleit geben.

  • Sim-Off:

    Bitte nicht böse sein, wenn ich das ganze mal beschleunige. Zum Trauern stehen nach wie vor die Gräberstrasse und das Familiengrab offen. Ab jetzt spielt das hier am Tag danach.


    Meridius betrat das Atrium und blickte sich um. Er rief nach Gallus und fragte, ob schon alles für die Rückfahrt nach Ostia bereit stünde. Das Schiff ginge bald und der Imperator würde auf ihn warten. Er habe keine Zeit und müsse unbedingt heute noch los.


    Dann scheuchte er den guten Mann davon und fasste sich in den Nacken.
    Die vergangenen Tage waren eindeutig zu viel für ihn gewesen.

  • Romanus war schon früh auf und hatte seine beste Toga angezogen. Besser gesagt hatte er die ganze Nacht nicht schlafen können, sondern immer an seine Mutter und an das was Meridius ihm über sie erzählt hatte gedacht. Als der Morgen graute, stand er auf, zog sich an und packte eine kleine Tasche mit seinen Habseligkeiten zusammen. Unbeachtet von den Sklaven, die wohl noch schliefen, ging er hinunter ins Atrium um auf seinen Onkel zu warten.


    Der Junge wusste, dass Meridius zurück nach Rom wollte und dieses Mal würde er mitgehen. Er hatte sich wieder an der Säule niedergelassen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Es war kühl im Atrium und Romanus zog sich den Umhang, den er übergeworfen hatte, fester um sich und die Kapuze über den Kopf. So eingemummt fielen ihm schon kurze Zeit später die Augen zu und sein Kopf sank auf seine Arme, die er um seine angezogenen Beine gelegt hatte.

  • Etwas später ist es Lucila, die durch das Atrium geistert. Sie findet keinen Schlaf und ist auf der Suche nach frischen Trauben - die beste Nervennahrung, die es überhaupt gibt. Sie hat gerade eine Schüssel erspäht, als ihr das Kind an der Säule auffällt. Ihr Blick geht zwischen der Schüssel und dem Jungen hin und her und schließlich obsiegen die Trauben. Sie genehmigt sich eine Handvoll, als ihr Blick doch wieder zu ihrem Neffen gleitet.


    Seufzend geht sie auf ihn zu und überlegt, ob sie ihn einfach zurück ins Bett tragen soll. Doch der 'kleine' Romanus ist mittlerweile ganz schön groß und schwer geworden und eigentlich hat sie momentan für soetwas auch gar keine Kraft übrig. Daher rüttelt sie ihn nur leicht an der Schulter und fragt in leisem Ton: "Romanus, was machst du hier um diese Zeit? Solltest du nicht im Bett liegen und im Reich der Träume wandeln?"

  • Erschrocken fuhr Romanus aus dem Schlaf auf und riss die Augen auf, blinzelte seine Tante etwas verwirrt an. Es dauerte einen Moment bis der Junge soweit wach war, dass er wieder wusste, wo er sich befand. Hektisch versuchte er aufzustehen und stolperte dabei fast über seinen Umhang. Mit hochrotem Kopf kam er schließlich zum Stehen und wagte kaum Lucilla anzusehen.


    "Ich wollte... ist Onkel Meridius schon weg?", fragte er etwas kleinlaut und hätte sich am liebsten geohrfeigt, dass er hier eingeschlafen war. Wahrscheinlich hatte er sich jetzt die einzigste Möglichkeite verspielt, nach Rom zu kommen. Und seine Tante musste sich wohl auch fragen, warum er sich so heimlich aus dem Haus stehlen wollte. Wahrscheinlich hielt sie ihn jetzt für undankbar.

  • 'Onkel Meridius, Papa Meridius' - Lucilla wird sich nie daran gewöhnen können. (;))


    "Ähm ja, Onkel Meridius ist schon aufgebrochen. Aber sollte mir das irgendwie erklären, warum du hier sitzt?"


    Sie schaut ihn streng an. Wenn er sich auf dem kalten Steinboden im Atrium erkälten würde, dann müsste der ganze Haushalt wieder dafür sorgen, dass er anschließend das Bett hüten würde - eine schier unmögliche Aufgabe angesichts seines Temperamentes.

  • Die Wangen des Jungen glühten rot vor Scham und er zuckte merklich unter dem strengen Blick seiner Tante zurück. Wie sollte er ihr erklären, dass er seinen Onkel sozusagen zwingen wollte, ihn nach Rom mitzunehmen? Er hatte ja nicht weiter darüber nachgedacht, was er tun würde, wenn Meridius sich weigerte ihn mitzunehmen.


    "Ich konnte nicht schlafen",sagte Romanus leise und griff mit der einen Hand um das Amulett um seinen Hals, als würde er um Unterstützung bitten. Dann schluckte er und atmete tief ein. "Ich wollte ihn begleiten". So, nun war es raus und Romanus wartete auf das folgende Donnerwetter.

  • Lucilla blickt an ihm herab und dann wieder in sein verkniffenes Gesicht. Ein breites Grinsen legt sich über ihre Züge.


    "Du wolltest ihn begleiten? Nur mit der Kleidung an deinem Leib bepackt?" Sie streicht ihm über den Kopf. "Übers Reisen musst du wohl noch viel lernen, Romanus. Wer in die ewige Stadt will, der muss entsprechend dafür gerüstet sein."


    Ihr Blick wird ein wenig traurig. "Außerdem wird Meridius nicht lange in Rom bleiben. Er rechnet damit, bald nach Germanien zur Legion weiterzuziehen."

  • Romanus hob den Blick als seine Tante ihm über den Kopf streicht und hätte fast geantwortet, dass er ja nichts über das Reisen lernen konnte, wenn er immer in Tarraco festsaß. Doch schluckte er die Bemerkung hinunter, schließlich war das hier seine Heimat und er liebte sie, auch wenn es ihn hinaus in die Welt zog.


    Als Lucilla Germanien erwähnte, begannen die Augen des Jungen zu leuchten. Rom war das eine begehrenswerte Ziel, doch genauso spannend erschienen ihm Länder wie Gallien, Germanien oder Britannien und er konnte garnicht genug davon kriegen, Geschichten über diese Gebiete zu erfahren.


    "Germanien? Oh wie gerne wäre ich jetzt bei ihm.", entfuhr es Romanus und er sah seine Tante etwas verlegen an, als er bemerkte, dass sie sich nicht gerade darüber freute, dass Meridius nach Germanien reisen musste. "Verzeih mir, wird er lange fort sein?"

  • Lucilla seufzt nur. "Wenn ich das wüsste. Wahrscheinlich so lange, bis der Imperator ihm einen neuen Befehl schicken wird."
    'Oder für immer, wenn es ihm geht wie Proximius.' denkt sie schaudernd, spricht es jedoch nicht aus.


    "Wenn sich die Situation in Germania beruhigt hat, können wir ihn vielleicht einmal besuchen." Noch bevor Romanus zu strahlen beginnen kann, fügt sie eilig hinzu: "Aber das müssen wir abwarten. Wenn du brav bist und jeden Tag deine Aufgaben fleißig erledigst, dann darfst du vielleicht mit nach Rom, wenn Livianus und Aemilia ihre Hochzeit feiern. Was meinst du?"

  • Das Strahlen welches sich eben auf das Gesicht des Jungen breit gemacht hatte, wich einem Stirnrunzeln als Lucilla ihm in Aussicht stellte, bei der Hochzeit vielleicht nach Rom reisen zu dürfen. Er versuchte seine Ungeduld zu unterdrücken, doch konnte er es kaum noch erwarten endlich die mächtigste Stadt der Welt zu sehen.


    "Wann wird die Hochzeit stattfinden?", fragte er und überlegte einen Moment, ob er seine Tante nicht bitten sollte, ihn anlässlich seines 14. Geburtstages nach Rom oder Germanien reisen zu lassen. Immerhin würde er dann die bulla ablegen und offiziell ein römischer Bürger werden.

  • Lucilla muss selbst einen Augenblick lang überlegen. "Einen Termin gibt es noch gar nicht. Aber sehr lange wird es wohl nicht mehr dauern."


    Sie seufzt. Auch sie sehnt sich schon nach Roma zurück. Oder besser gesagt, nach Crassus, der in Rom warten würde. Ob er wohl schon mit Meridius gesprochen hat? Sie schüttelt den Kopf und blickt lächelnd zu Romanus.
    "Aber um ein weitgereister Bürger zu werden, braucht man seine Kraft. Daher sieh zu, dass du nun wieder ins Bett kommst, bevor wir mit unserem Gerede noch das ganze Haus aufwecken."

  • Romanus verwarf den Gedanken, Lucilla darum zu bitten ihn gehen zu lassen. Es würde nur unnötige Diskussionen geben und er konnte sich schon vorstellen, dass sie ihn so lange wie möglich hinhalten würde, damit er nicht auf die Idee kam die Provinz zu verlassen. Schließlich hielten sie ihn ja alle noch für einen kleinen Jungen.


    Er ließ die Schultern hängen und nickte ergeben. "Ja, Tante"
    Dann bückte er sich und hob das kleine Bündel auf, welches noch immer neben der Säule lag. Für heute würde er sich geschlagen geben, doch war er sich sicher, dass er einen Weg finden würde, um nach Rom zu kommen. Und das nicht erst irgendwann. Schließlich gab es hier im Hause noch ander Verwandte, die demnächst wieder nach Rom reisen würden.

  • Lucilla blickt ihm kopfschüttelnd hinterher. Nichts als Flausen im Kopf, ein typischer Decima. Sie nimmt sich noch ein paar Trauben und kaut nachdenklich auf ihnen herum. Zum Aufstehen ist es noch viel zu früh, doch Schlafen würde sie auch nicht mehr. Also nimmt sie die Schüssel mit Trauben kurzerhand mit, um sich in ihrem Cubiculum diesen und einer Schriftrolle zu widmen. Vielleicht würde sie damit ein wenig Ablenkung finden.

  • "Ambrosius! Hast du alles? Wo sind die anderen? Alessa, Maior, Decius, Romanus? Wenn wir noch rechtzeitig kommen wollen, müssen wir los. Zur Not hinterlasse ich einen Brief..."


    Lucilla eilt aufgeregt von einer Seite des Atriums zur anderen und wedelt Anweisungen verteiltend mit den Armen. Warum hat ihr aber auch niemand rechtzeitig Bescheid gegeben. Militärwettkämpfe in Rom, und keiner hat sie daran erinnert. Gerüchten zu folge, soll sogar Crassus daran teilnehmen. Da kann sie unmöglich fehlen! Wie soll sie nur jemals noch ein Schiff finden, welches rechtzeitig auslaufen und vor allem rechtzeitig in Rom ankommen würde.


    "Nun beeil dich schon, Ambrosius, die Zeit läuft uns davon!"

  • "Ah, Maior. Hast du gewusst, dass die Miltärwettkämpfe in Rom bald beginnen? Wenn wir sie sehen wollen, müssen wir ziemlich schnell abfahren."


    Sie blickt Maior aufgeregt an.


    "Du lässt sie dir doch sicher nicht entgehen, oder?"

  • "Schade. Du arbeitest einfach zu viel, Maior." zwinkert Lucilla ihm zu. "Du solltest dir einen Job suchen, bei dem du deine Untergebenen mehr herumscheuchen kannst."


    Sie grinst breit. "Die Grüße werde ich natürlich übermitteln."

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