Aus dem Leben eines Unteroffiziers

  • Es war noch früh am Morgen, als die Centurione ihre Legionäre in voller Montur antreten ließen. Meridius schritt mit großen Schritten über den aufgeweichten und zertrampelten Boden des Exerzierplatzes, seinen Optiostab in der Hand, Befehle und Anweisungen brüllend, die Linie der Truppen war noch nicht gerade, einige Schlafmützen hinkten hinterher.


    "Wird es bald? Bewegung! Bewegung!! Bewegung!!! Wir sind hier nicht bei der II.! Wir sind die Elite! Rom sieht auf Euch herab! Also erweist Euch würdig!"


    Meridius hob drohend seinen Stab, als einer nicht schnell genug spurte, wenig später war die komplette Kohorte in ordentlicher Linie, wie an der Schnur gezogen aufgestellt, nicht ein Kinn ragte vor dem anderen hervor.


    Der Centurio trat vor und bellte Befehle...

  • Wieder stehen die beiden Tribune herum, als wäre der liebe lange Tag zum Rumstehen da.


    "Ich wusste doch, dass es eine gute Idee war, den Mann zum Optio zu machen!"


    Der andere kratzt sich am Kinn.


    "Ja, Marcus, bisher macht er sich sehr gut. Aber vergiss nicht den Decurio, der damals in Dacien über den Danuvius übersetzte und sechs Wochen verschwunden blieb, der hatte auch einen guten Ruf!"


    "Ach was, bei dem wusste ich immer, dass er ein Trottel ist!"

  • Zitat

    Original von Marcus Didius Festus


    Männer!


    Auf Befehl des Praefectus Macrinius versetze ich die Legio I Traiana Pia Fidelis in Allarmbereitschaft! Weitere Befehle werden folgen!


    Meridius ließ die II. Centurie der I. Kohorte der I. Legion noch am selben Tag die Ausrüstungen überprüfen, ausbessern und bereitmachen. Die Legionäre selbst wurden zweimal, statt wie üblicherweise einmal gedrillt.


    Werdet Ihr wohl spuren? Man lästert bei der II. bereits ihr würdet nur mit Holzschwertern kämpfen können! Legt einen Zahn zu! Der Imperator sieht auf Euch!


    Nach Feierabend im Zelt seines Centurio indess lockerte sich die Anspannung, nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich offensichtlich nur um eine Probe gehandelt hatte. Die Legio I würde das Lager nicht verlassen, zumindest nicht in nächster Zeit.


    Meridius indesse sprach mit seinem Centurio die wichtigsten Ereignisse des Tages durch, gab Bericht über den Zustand der einzelnen Männer, die erreichten Fortschritte, die Kampfmoral und das Leistungsvermögen.


    "Centurio! Auch wenn mir zu Ohren gekommen ist, dass offensichtlich in manchen Kreisen darüber gelästert wird, die Legio I würde nur mit Holzschwertern trainieren, muss ich doch anmerken, dass eben jene Holzschwerter das anderthalbfache Gewicht eines Gladius haben. In jeder Legion des Imperiums werden damit die Probatii zweimal, die Legionäre einmal am Tag durch den Drill gejagt. Zumindest bei allen Legionen, die ihre Aufgaben nicht vernachlässigen!"


    Hier hielt er kurz inne, fuhr dann jedoch - von seinem Centurio ermutigt - fort:


    "Vielleicht machen ja andere Legionen im Reich davon nicht so gründlich Gebrauch, jedoch DRILL und DISZIPLIN sind die Eckpfeiler der Kampfkraft und durch nichts zu ersetzen. Wenn ich daran denke, dass man es in der II. schon als Heldenmut ansieht, wenn man sich mit SCHMUGGLERN in Scharmützeln misst, welche kaum gerüstet, im Kampfe kaum erfahren sind, dann wird mir fast schon schlecht."


    Er schwieg einen kurzen Moment.


    "Jedenfalls wäre es bei der I. nie möglich gewesen, dass ein Legionär ungestraft vor das Haus des Prokonsuls kotzt! Die Offiziere bei uns hätten ihn abgestraft und durch den Drill gezogen, dass ihm alle Knochen weh getan hätten... Wir sind die I.! Wir sind die Elite! Und ganz gleich was andere Offiziere anderer Legionen im Reich erzählen, ich lasse nicht zu, dass wir von unserem Standard und Anspruch auch nur ein bisschen abweichen. Mögen sie doch vor Neid weiter erblassen und ablästern, weiter ihre Pflichten vernachlässigen und verrohen, wie die Barbaren, die um sie herum leben, wir jedenfalls weichen keinen Meter!"


  • Meridius kam also auch sofort wieder zum Einsatz, war er doch der Optio der II. Centurie, der I. Kohorte und verantwortlich dafür, dass die Einheit allezeit einsatzbereit und motiviert war.


    Vorwärts, Legionäre! Vorwärts! Zeigen wir dem Imperator, wer die beste Legion im Imperium ist! Vorwärts!

  • Merdius hatte lange überlegt. Es wurde eine Beförderung an ihn herangetragen, er sollte eine Entscheidung treffen. Er überlegte gründlich und lange, setzte sich dann hin und setzte einen Brief auf.


    "Im Interesse der Legion kann ich nicht anders"


    sprach er zu sich selbst und fühlte sich besser als jemals zuvor.

  • Meridius wurde zu seiner eigenen Überraschung zum Centurio befördert. Das bedeutete als erstes UMZIEHEN, sollte er doch ab sofort nicht mehr mit seinen Kameraden im Acht-Mann-Zelt oder Acht-Mann-Zimmer schlafen, sondern sein eigenes Quartier erhalten. Also packte er seine wenigen Sachen zusammen, bezog das neue und frisch geweisselte Zimmer, besorgte sich beim Rüstmeister eine neue Rüstung - wobei er nicht vergass, seine alte blank gebohnert und ordentlich gerichtet wieder zurückzugeben.



    Neu ausgestattet trat er am folgenden Morgen auf den Kasernenplatz. War er gestern noch Optio, das Verbindungsglied zwischen Soldaten und Offizieren, Teil der Mannschaft selbst, befand er sich heute auf der anderen Seite. Wen er gestern noch 'Kamerad' nannte, betrachtete er heute mit dem Abstand eines Fremden...


    http://public.srce.hr/husar/Roman%20Centurio%2075%20AD.jpghttp://jagor.srce.hr/husar/Roman%20Legionarius%2075AD.jpg
    Meridius in voller Pracht, daneben ein Legionär der LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS.

  • Meridius war eine zeitlang dem Legionsleben ferne gewesen. Der große Caesar hatte ihn in der Academie behalten, und so widmete sich Meridius mit Eifer den neuen Aufgaben. Auch wenn er sich am liebsten weiterhin der Ausbildung seiner Centurie gewidmet hätte, die Beschäftigung mit Taktik und Strategie, Verwaltungs- und Rechtsfragen machte ihm mindestens ebenso viel Freude. Und auch wenn ihm neben den Studien kaum Zeit blieb, hin und wieder reichte es ihm sogar zu einem Besuch bei der alten Truppe, waren doch vor allem die Bindungen zu dem Unteroffizierskorps über die Monate gewachsen, Bindungen, die mindestens ebenso stark wie familiäre waren.

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