[Epistolae] POSTEINGANG

  • Ein Gerichtsbote aus dem fernen Rom überbrachte einen Brief an den Legatus Legionis.


    Administratio Imperatoris - Roma - Regio Italia - Provincia Italia


    EPISTVLA PRAETOR PEREGRINUS
    ANTE DIEM VII ID MAR DCCCLVII A.U.C. (9.3.2007/104 n.Chr.)


    Praetor Peregrinus Gaius Prudentius Commodus Advocato Marco Decimo Liviano s.d.


    Aufgrund einer gerichtlichen Anordnung (s. Anlage) sind alle zugelassenen Advocati dazu aufgerufen, sich bei den Praetoren zu melden und darüber Auskunft zu erteilen, ob sie als Pflichtverteidiger zur Verfügung stehen.


    Hiermit wird höflichst gebeten, der Aufforderung schnellstmöglich Folge zu leisten.


    i.A.
    T. Caecilius Metellus
    Scriba Personalis G. Prudentius Commodus


    Anlage


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    GERICHTLICHE ANORDNUNG


    SUBPARS QUINTA - Advocatio
    § 17 Formalien zum Advocatus
    (2) Zugelassener Advocatus ist man mit Bestehen des Cursus Iuris an der Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis und wenn man zeitgleich nicht zum Advocatus Imperialis nominiert ist.


    Per Decretum Imperatoris wird durch das Iudicium Imperialis angeordnet, dass sich alle zugelassenen Advocati hier melden und ebenso erklären ob sie allgemein für Fälle als Pflichtverteidiger zur Verfügung stehen.



    - DCCCLV AB URBE CONDITA -

  • Marcella


    Marcella hat es endlich geschafft. Der Weg war recht weit gewesen und sie musste lange Reisen, um dieses Brief für Lucius Artorius Avitus hier zu hinterlassen.




    An
    Lucius Artorius Avitus
    Mantua
    Regio Italia
    Legio I Traiana Pia Fidelis


    Von
    Tiberius Artorius Imperiosus
    Casa Artoria
    Rom


    ~~~

    Salve Cousin,
    ich habe mich bei dir schon sehr lange nicht mehr gemeldet. Ich weiß, dass ich damals nicht einfach Rom hätte verlassen dürfen. Doch ich habe die letzten Jahre genutzt und sehr viel nachgedacht.
    Ich war in Hispania und ging dort meine Discipuli aufgaben nach und lernte sehr viel, doch nicht nur in diesem Bereich habe ich sehr viel gelernt, doch dazu werde ich dir mehr erzählen, wenn wir uns mal wieder sehen. Ich hoffe sehr, dass du meinen plötzlich aufbruch entschuldigst und mich wieder herzlichst in die Familie auf nimmst.

    ~

    Was meine Sklavin betrifft, sie ist mittlerweile meine Leibsklavin und ich habe ihr das Lesen und schreiben beigebracht.

    ~

    Mögen die Götter dir wohlgesonnen sein, Cousin.
    Vale

    ~~~

    Tiberius Artorius Imperiosus


    Nachdem Marcella drehte sich wieder um und machte sich auf den Weg nach Rom.



    SKLAVE - TIBERIUS ARTORIUS IMPERIOSUS

  • An Lucius Artorius Avitus
    Primipili Centurio
    Legio I, Mantua


    Salve,


    du hast die Frage gestellt, ob ein Centurio ein Kommandeur darstelle im Hinblick darauf, daß der Kommandeur einer Einheit die Kompetenz zur verminderten Versorgung, Haft, unehrenhafter Entlassung sowie der Degradierung von Unteroffizieren innehabe.


    Dem kann ich nicht beipflichten.


    Im Allgemeinen Teil des Codex Militaris wurde die Definition eines Kommandeurs wie folgt festgelegt: "Offiziere und Kommandeure einer Einheit des Exercitus Romanus, die allein vom Imperator Caesar Augustus ernannt werden, sind der Legatus Legionis, der Praefectus Classis, Praefectus Alae, der Praefectus Cohortis, Tribunus Cohortis sowie der Praefectus Praetorio für die Cohortes Praetoriae und der Praefectus Urbi für die Cohortes Urbanae."
    Diese Definition im speziellen und der Allgemeine Teil des Codex Militaris im allgemeinen lässt keinen Hinweis zu, daß ein Centurio als "Kommandeur" seiner Centurie gelten kann, gleichwohl er durch seine herausragende Stellung innerhalb seiner Centurie Befehlsführer ist.


    Ich hoffe, gedient zu haben.


    M. Vinicius Hungaricus
    Magister Iuris - Praeceptor Externus Schola Atheniensis


  • An


    Lucius Artorius Avitus
    Castellum Legio I Triana Pia Fidelis
    Mantua



    Lieber Bruder,


    ich bin gut in Carthago Nova angekommen und habe eine wirklich gute und saubere Herberge gefunden.
    Die Reise selbst war ohne Ereignisse und eher langweilig. Obwohl ich es genossen habe, mal wieder mit einem Schiff zu reisen. Allerdings sollte man etwas an der Verpflegung auf diesen Schiffen tun. Immer nur Fisch hält man auf Dauer nicht aus.


    Was ich bisher von Hispania gesehen habe, ist wunderschön. Es ist tatsächlich so, wie man es beschreibt, ein wundervoller Flecken Erde. Die Menschen sind recht freundlich und geben einem nicht das Gefühl fremd zu sein. Schnell hat man Anschluss und somit einiges an Kurzweil. Außerdem ist das Essen hier hervorragend und ich muss darauf achten, nicht zu gut und vor allem nicht zu viel zu essen. Daran kannst Du erkennen, dass es mir wirklich gut geht.
    Da es mir hier so gut gefällt, werde ich sicher noch eine Zeit hier verbringen, bevor ich weiterreise. Ich dachte da an Germania. Man hört, dass es dort ebenfalls an Naturschönheiten überreichlich geben sollte. Bevor ich jedoch in diese Provinz reise, möchte ich deine Meinung zu meinen Plänen erbitten. Schreibe mir doch bitte, wie Du zu einer solchen Reise stehst, geliebter Bruder.


    Hier möchte ich jetzt enden, aber nicht bevor ich Dir herzliche Grüße an den Rest unserer Familie aufgetragen habe.


    Alles Liebe und Gute
    Deine Schwester
    Sabina





    ******




    Normalversand


    ad Lucius Artorius Avitus
    legio I Traiana
    Mantua, Italia


    ~~~

    salve patronus
    meine reise nach hispania verlif ganz gut. ich bin wie du mir geraten hast ersteinmal in richtunkg masilia gereisst. dort muste ich lange zeit bleiben um auf eine gelegenheit zu warten, das mich ein schif nach hispania mitnam. etwas geld hab ich noch, muste abaer das pfert verkaufen. ich bin jezt in taraco und habe mir eine unterkunft besorkt. der vermiter ist ein quat laberkopf, redet ununterbrochen von seinem schisall und problemen. aber ich kann denn ertragen. was ich dich fragen wolte, patronus, ob du mir nicht etwas geld schicken kanst ich werde bald vermutlich schon pleite sein. wenn das nicht zu fil verlangt ist schick mir bite ein par sesterzen mit dem cursus publicus. ich hoffe ansonst es get dir gut patronus. ich weis noch nicht wie lange ich hir in hispania bleiben werde und ob ich mir arbeit finden kan. habe überlegt vigill zu werden. man wird versohrgt und hatt ein dach über dem kopv. aber fileicht auch bei der verwaltung hir in taraco. so nun muss der brief aber langsam zum ende gehen und ich verapschide mich nun.

    ~

    vale patronus

    ~~~

    Commodus
    ANTE DIEM III KAL APR DCCCLVII A.U.C. (30.3.2007/104 n.Chr.)

  • Primus Pilus Artorius Avitus
    Legio I Traiana pia fidelis, Mantua


    Der Kommandeur der Academia Militaris lässt dich grüßen!


    Hiermit wird dir mitgeteilt, dass du das Examen Secundum bestanden hast. Das Ergebnis wurde in Rom in der Academia bekannt gegeben und in den Akten vermerkt.


    Officium der
    Academia Militaris
    Roma

  • Centurio C Octavius Sura
    im Lager der Legio I in Mantua


    Octavius Sura, du erhältst persönliche Nachricht von deinem Oberbefehlshaber.


    Mich erreichte eine Empfehlung zu deiner Person und eine Anfrage, ob ich geneigt wäre, dich als Tribun zur Legio II Germanica zu versetzen. Nach gründlicher Beratung und Einholung weiterer Meinungen habe ich mich dazu entschlossen, deine bisherigen Taten als lobenswert zu betrachten und der Anfrage damit zuzustimmen. Du bist damit von deinem Dienst als Centurio der Cohortes Urbanae entbunden und erhälst in beiliegendem Dokument deinen Marschbefehl nach Germania. Melde dich beim Legatus Augusti pro Praetore, Vinicius Lucianus. Der Praefectus Urbi ist über deine Versetzung informiert.


    Möge Mars weiterhin deinen Schild und dein Schwert führen.



    Versiegelt und nur vom Empfänger zu öffnen liegt bei:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    CAIUS OCTAVIUS SURA


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V ID APR DCCCLVII A.U.C.
    (9.4.2007/104 n.Chr.)
    .


    ZUM
    TRIBUNUS ANGUSTICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA


    LUCIUS ULPIUS IULIANUS

  • Ad
    Primus Pilus L Artorius Avitus
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Mantua, Italia



    Crispus Avito s.p.d.


    Tiberius Vitamalacus ist wieder bei der Armee? Richte ihm meine besten Grüße aus. Habe lange nicht mehr von ihm gehört, obwohl er angeblich mein Patron ist. So wie ich ihn kenne, wird er dir die meiste Arbeit auf dem Exerzierplatz abnehmen - er liebt den Campus!


    Bei uns im hohen Norden geht es geruhsamer zu als bei euch. Scheinbar hat sich herumgesprochen, dass es hier tatsächlich Arbeit bedeutet und einem nicht wie im schönen Mantua die gebratenen Hühner in den Mund fliegen und die Legion den ganzen Tag auf dem Campus liegt und die Sonne genießt. Aber Spaß bei Seite. Nicht nur innerhalb der Legion, auch außerhalb ist es völlig ruhig, auch wenn es wohl bald einen neuen Kommandeur gibt. Ich kenne ihn nicht, aber er soll nicht gerade der größte Krieger aller Zeiten sein, so wie Decimus Meridius. Der alte Haudegen wird jetzt sicher von seiner Beute leben und sich ein kleines oder großes Gut in Misenum kaufen. Naja, eines Tages schaff ich sowas vielleicht auch...etwas abgespeckt als Bauernhof in Obergermanien eben.


    Habe ich dir eigentlich schon von meiner bald angetrauten erzählt? Sie heißt Heilaruna (ich nenne sie nur Heila, ich weiß schon, wie sie heißt!) und ist die Tochter eines germanischen Handwerkers. Wird auch höchste Zeit, sonst können meine petronischen Söhne niemals Ruhm und Ehre verdienen!


    Da ein Brief an "Iulius" (in meiner Centurie gibt es allein drei davon) wohl kaum ankommen würde, wäre es schön, wenn du ihn für mich fragen könntest.


    Aber nun zur Hispana. Ich schreibe tatsächlich hin und wieder an meinen alten Laelius. Vielleicht erinnerst du dich, der Kerl, mit dem sich Flavius Aristides einmal geprügelt hat. Ist der übrigens noch bei euch oder hat es ihn inzwischen zu seinen patrizischen Verwandten ins friedliche Rom gezogen?
    Der Hispana geht es ähnlich wie uns, nur dass das Vicus ein bisschen römischer ist als hier - also wie zu unserer Zeit. Sie hatten einmal einen Mord im Lager, weil ein besoffener Legionär sich mit der Wache angelegt hat, aber sonst ist dort alles so friedlich wie hier - die Cohors VI Austurum nimmt ja alle interessante Arbeit weg. Aber die Treidelpfade sind dort wohl auch wieder fällig.


    Wie du siehst, ist bei uns alles beim Alten - leider. Mögen die Götter dich schützen und die mantuischen Frauen dir gnädig sein!


    Crispus
    ANTE DIEM XVII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (15.4.2007/104 n.Chr.)

  • Ein Bote aus Rom überbrachte eine Nachricht für den Probatus Iunius Lucullus und gab diese am Tor der Legio I Traiana ab.


    Appius Iunius Lucullus, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Appio Iunio Lucullo s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Bruders Manius Iunius Macro sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Bruder gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien komm dir als Bruder des Verstorbenen ein Anteil von 150 Sesterzen, nebst diverse Waren, zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zu den Kalenden des Maius DCCCLVII A.U.C. (01.05.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Uebel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.

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  • Ad
    Centurio Marcus Flavius Aristides
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Mantua, Italia


    Mein werter Vetter,
    lange ist es her, dass wir aufbrachen, meinen Sklaven Rutger und Deine Tochter Arrecina zu verfolgen, und ich habe inzwischen glücklicherweise erfahren, dass es sich alles zum Guten gewendet hat. Ich danke den Göttern, dass es Dir gelang, Arrecina zu finden und zu befreien, doch sitzt mein Sklave nun im carcer der Villa und harrt seiner Bestrafung. Was genau geschah eigentlich? Ich will wissen, was Du erfahren hast, denn ich erinnere mich an so wenig, dass mir Rutger wohl vieles erzählen könnte, und mir ist an der Wahrheit und einer dazu angemessenen Bestrafung gelegen.


    Unser Unternehmen führte mich nämlich nicht nur fern von Deiner Route, sondern auch in ein Gewitter, das mir ein starkes Fieber einbrachte. Nur meinem Pferd war es zu verdanken, dass ich schlussendlich am Meer landete und eine Fischersfamilie mich aufnahm und gesundpflegte. Ich entsann mich weder meiner Geburt noch unseres Ziels, und es dauerte einige Monate, bis ich die Erinnerung wiederfand, und ebenso den Weg nach Rom, wo ich Arrecina antraf, die sich ebenso wenig an Details erinnerte wie ich es kann.


    Ich ahne noch, dass wir uns verbunden gewesen sein müssen, denn Deine Briefe fand ich sorgsam aufbewahrt gebündelt, und ich hoffe, dass es uns möglich sein wird, uns wieder kennenzulernen, solltest Du freie Zeit haben und nach Rom gelangen können, oder mich meine Aufgabe nach Mantua führen. Es wäre jedenfalls gut, könnten wir einander bald sprechen, denn auch meine Erinnerung an Rutger ist mehr als getrübt, und in all diese Dunkelheit muss Licht gebracht werden. Ich hoffe sehr, Du kannst mir dabei helfen.


    Vale,
    C. Flavius Aquilius

  • _________________________________________


    An
    Legatus Legionis Marcus Decimus Livianus
    Castellum der Legio I Traiana Pia Fidelis
    Mantua
    Italia

    Von
    Decima Cara
    Casa Anteia
    Tarraco
    Hispania




    Hochgeschätzter Freund und Anverwandter, lieber Livianus,


    Was ich lange Zeit als belangloses Leiden abzutun suchte, hat mich letztlich eingeholt. Rasch schreitet das Übel fort. Schon seit Wochen fesselt die Herzwassersucht mich an meine Lagerstatt. Ich kämpfte lange, doch die Krankheit, wie das wohl ihre Natur ist, wird bald den Sieg davon tragen; nicht einmal mein Arzt versucht noch, mir dieses zu verhehlen. Mir bleibt nur, mich in das Unvermeidliche zu schicken, und mich zu trösten mit der Erkenntnis, dass nach den Tode nichts anderes meiner harren wird, als was wir vor der Stunde unserer Geburt bereits erfahren haben, ohne uns dessen gewahr zu sein. Zudem wird der Tod mir eine willkommene Erlösung sein von den Plagen dieser meiner beschwerlichen Krankheit, deren Einzelheiten ich Dir erspare, da sie Dir gewiss ebenso zuwider sein würden wie sie es mir sind.
    Schwerlich würdest Du in mir noch die junge Frau wieder erkennen, die einst am Ufer des Ebro Thymian auf den Klippen pflückte, um das Wildbret zu würzen, das zwei Brüder über dem Feuer brieten. Ein Äon scheint seitdem vergangen zu sein, und doch steht mir dieser Tag heute aufs Neue ganz klar vor Augen. Ich fühle wieder das kühle Nass der Wellen um meine Füße strömen, höre die Bienen summen, rieche den Rauch des Feuers… und noch an so viel mehr erinnere ich mich. Weißt Du noch, der Eisvogel, dem wir eine Zeitlang zusahen?


    Bitte verzeih mir, dass ich heute von diesen, schon so lange vergangenen, Dinge spreche. Doch je mehr mir mein Körper den Dienst versagt, sich das Leiden zu meinem tyrannischen Herrn aufschwingt, umso mehr lebe ich in der Erinnerung.
    Auch mein tapferer Gemahl, obzwar so lange vor mir verstorben, scheint mir wieder sehr nahe. Einige Male schon schlug ich des Nachts die Augen auf, und war mir ganz sicher, ihn still neben meinem Krankenbett wachen zu sehen. Er will mir nur Gutes, dessen bin ich mir sicher. Seine Anwesenheit lindert meine Furcht vor dem Hinübergehen, und besänftigt den Groll, den ich stets gegen die Götter gehegt habe, seitdem sie ihn mit entrissen, ihn, taub für das Flehen einer Gattin, in jenen Hinterhalt führten und den Pfeil von Barbarenhand sein Ziel finden ließen.
    Töricht ist es, die zu beweinen, die ihr Leben für Rom geben. Aber ich bin eine Frau, und mein Herz ist töricht und schwach, das war es schon immer, wie Du weißt.


    Für das, was Du danach für mich und meinen Jungen getan hast, in all den Jahren, kann ich Dir nicht genug danken. Worte vermögen meiner tiefen Verbundenheit keinen Ausdruck zu verleihen. Hättest Du dich nicht unserer angenommen, ich weiß nicht, was damals geworden wäre. Darum nimm, wenn auch in diesen dürren Worten, meinen unendlichen Dank entgegen. Ich bete tagtäglich, dass die Götter es Dir lohnen werden, was Du uns Gutes getan hast!


    Meine Angelegenheiten sind geordnet, die Inschrift für das Grab bestellt. Ich habe nur noch zu warten. Doch eine Sorge bleibt mir, und lastet zentnerschwer auf meiner Seele. Du kannst Dir sicher denken, dass ich von Faustus spreche. Über seine Undankbarkeit und seinen grenzenloses Eigensinn habe ich mich in vorherigen Briefen zu Genüge ausgelassen. Und noch immer versetzt der Gedanke an seinen Aufbruch damals mich in Empörung. Doch nun, wo ich das Ende nahen spüre, sehe ich auch meinen Sohn klarer. In dem, was mir damals brutaler Ungehorsam, und unverzeihliche Respektlosigkeit dünkte, erkenne ich heute nur mehr jugendliche Phantasterei, Ungestüm und Verblendung.
    Vielleicht war ich zu hart zu ihm. Doch sah ich in ihm schon von klein auf deutlich die guten Anlagen seines Vaters, und mühte mich stets diese mit Bestimmtheit und Disziplin zu fördern, um sie nicht in einem Dickicht von Trägheit, Müßiggang und nichtsnutzigen Träumereien ersticken zu lassen. Ich war gewiss hart zu meinem Sohn, doch aus keinem anderen Grund als dass ich ihn liebe. Und nur weil mein Schmerz und meine Enttäuschung so unermesslich waren, als er sich von der Familie abwandte, sprach ich zu ihm so schonungslose Worte, nannte seine Entscheidung endgültig und unwiederbringlich, kündigte ihm an, ihn zu verstoßen. Wie unsäglich reuen sie mich nun, jene im Zorn gesprochenen Worte!


    Lange hatte ich keine Nachricht von seinem Verbleib. Doch vor einigen Monaten sandte ich einen treuen Freigelassenen nach Rom, um meinen Sohn zu suchen und nach Hause zu holen. Vor kurzem kam der Mann zurück, doch ohne meinen Jungen. Er berichtete mir wie er ihn, nach langer Suche, schließlich gefunden hatte, in ärmlichsten Verhältnissen lebend, und in sehr schlechter Gesellschaft. Der Bote wollte mich schonen, doch ich bestand darauf, die ganze Wahrheit zu hören. So eröffnete er mir, dass er Faustus in einem verrufenen Lokal, "Zum Wilden Mann", gesehen hatte, wo er, zur Belustigung der Gäste… - es beschämt mich, Dir dieses zu offenbaren, doch ich will Dir nichts verhehlen - wo er also Gossenlieder auf der Flöte spielte. Er habe auch abgemagert und nicht gesund ausgesehen, schien getrunken zu haben, und war für die Worte meines Boten ganz unzugänglich. Dies zu hören, hat mir mein krankes Herz vollends gebrochen.
    Doch ich vermag ihm nicht mehr zu helfen, und darum bitte ich Dich inständig, Livianus, tu Du es! Mein Faustus ist ein guter und aufrichtiger Junge, klug und mit einem großen Herz - doch er ist auf schlimme Irrwege geraten. Wenn jemand noch etwas ausrichten kann, dann bist Du es. Du weißt, er hat Dich immer sehr verehrt.
    Ich flehe Dich an, sprich zu ihm wie ein Vater, damit er sich besinnt, seiner Pflichten wieder gewahr wird, und auf den Pfad der Tugend und des Dienstes an Rom zurückkehrt.
    Und - gewähre mir diese letzte Bitte - sei ihm ein Vater! Denn wenn ich nicht mehr bin, so wird er ohne Familie alleine sein und verloren, und dies ist meine größte Furcht.


    Mögen die Götter Dich segnen und für Deine Güte belohnen. Ich vermag es nicht. Leb wohl, Livianus, und vielleicht denkst Du einmal an mich zurück, wenn im Frühjahr der Thymian blüht, oder wenn Du einen Eisvogel siehst.



    _________________________________________


    Postscriptum:
    In der dunkelsten Stunde der Nacht, die auf den Tag folgte, an dem sie diesen Brief an Dich, hoher Dominus Decimus Livianus, diktiert hatte, glitt die Domina Decima Cara nach langer Agonie in einen Dämmerschlaf und verschied bald darauf, von ihrem Haushalt aufs bitterste beweint.
    Dies schrieb Anteianus Chabrias zu Tarraco, ANTE DIEM XV KAL APR DCCCLVII A.U.C.

  • Ein Bote aus Rom überbrachte eine Nachricht für Centurio Artorius Avitus.


    Centurio Lucius Artorius Avitus, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Lucio Artorio Avito s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deiner Schwester Artoria Sabina sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat deine Schwester gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Bruder der Verstorbenen ein Anteil von 14,80 Sesterzen und diverse Waren zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVII A.U.C. (9.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zudem hinterlässt deine Schwester einen Betrieb:
    ~ Schönbunt, Farbmischer
    Zur Überschreibung dieses Betriebes melde dich bitte unter Vorlage dieses Schreibens bei einem der Aedilen.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Uebel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es war kaum ein Tag vergangen, da erreichte ein weiterer Bote aus Rom das Castellum, und sicherlich würde es nicht der letzte sein.


    Praefectus Catrorum Camillus Matinius Plautius, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Camillo Matinio Plautio s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Neffen Lucius Matinius Macro sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Neffe gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Onkel des Verstorbenen ein Anteil von 25 Sesterzen zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVII A.U.C. (9.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allem Übel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.


    Centurio Lucius Artorius Avitus, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Lucio Artorio Avito s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Onkels Marcus Artorius Uranius sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Onkel gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Onkel des Verstorbenen ein Anteil von 3,33 Sesterzen zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVII A.U.C. (9.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allem Übel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.


    Legionarius Kaeso Caecilius Macro, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Kaesoni Caecilio Macroni s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Onkels Lucius Caecilius Catilius sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Onkel gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Onkel des Verstorbenen ein Anteil von 230,20 Sesterzen und diverse Waren zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVII A.U.C. (9.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allem Übel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.


    Tiberius Artorius Imperiosus, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Tiberio Artorio Imperioso s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Onkels Marcus Artorius Uranius sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Onkel gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Onkel des Verstorbenen ein Anteil von 3,33 Sesterzen zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVII A.U.C. (9.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allem Übel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.


    Marcus Iulius Licinus, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Marco Iulio Licino s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Neffen Caius Iulius Palladius sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Neffe gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Onkel des Verstorbenen ein Anteil von 3,34 Sesterzen zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVII A.U.C. (9.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allem Übel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ein Scriba der gut zu Pferd war erreichte das Castellum der I. in Mantua. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte warf er den Brief ein.


    An den Legatus Legionis der Legio I Traiana Pia Fidelis, Marcus Decimus Livianus
    Mantua



    Salve Legatus Legionis Decimus Livianus,


    Du möchtest bitte als bald unseren Augustus Lucius Ulpius Iulianus zwecks einer dringenden Besprechung aufsuchen.



    I.A.


    gez.
    Appius Tiberius Iuvenalis



    ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (27.4.2007/104 n.Chr.)


    Roma
    Palatium Augusti

  • Primus Pilus Lucius Artorius Avitus


    Castellum der Legio I, Mantua
    Eilzustellung


    Salve, Avitus,


    Lang ist es her, als ich letztes Mal die Zeit fand, dir einen Brief zu schreiben und ein Lebenszeichen von mir zu geben. Nun habe ich endlich diese Zeit, und widme dir diese, hoffentlich erfreulichen Zeilen.


    Hier im Castellum ist in letzter Zeit einiges los. Wir bekommen einen neuen Legaten und eine neue Flut von Probati überschwemmt das Lager. Der Frühling ist im Anmarsch, und das wird vielleicht der Grund hierfür sein. Bei uns scheint zurzeit die Sonne und die Bäume fangen wieder an, zu grünen. Schade, dass hier in Germanien nicht jeder Tag so sonnig ist, wie bei euch in Italia. Meinerseits gibt es nicht viel zu berichten, ausser dass Livianus nun mein Patron ist, den ich nun sehr respektiere.
    Mag vielleicht etwas verspätet sein, doch ich möchte dir auch meine besten Glückwünsche zur Aufnahme in den Ordo Equester übermitteln. Es tut gut, wenn man jemanden in der Familie hat, der so viel erreicht hat...


    Auch ist mir zu Ohren gekommen, dass Tiberiosus bei euch eingetreten ist. Bitte mache einen guten Legionär aus ihn. Schließlich will ich doch nicht, dass mein Bruder sonst wem zum Opfer fällt. Hoffentlich läuft seine Ausbildung gut!


    Ich weiss nicht wirklich, was ich noch schreiben könnte. Deshalb möchte ich mit diesen Worten nun den Brief abschließen. Lass von dir lesen, Cousin! Möge Mars mit dir sein!


    Servius Artorius Reatinus

  • Probatus Tiberius Artorius Imperiosus


    Castellum der Legio I, Mantua
    Eilzustellung


    Mein lieber Bruder,


    Endlich habe ich die Zeit gefunden, dir einen Brief zu schreiben. Ich habe in deinen Brief neulich gelesen, dass es dich in die Legio I zu Avitus verschlagen hat. In diesem Zusammenhang möchte ich dir viel Glück wünschen. Lass dich zu einem guten Legionär ausbilden, schließlich will ich doch, dass du mal Manns genug bist, um deinen Feinden zu trotzen!


    Hier in Germanien gibt es mittlerweile ganz viel Neues zu berichten. Wir bekommen einen neuen Legaten, der Alte verabschiedet sich und der Frühling kommt. Schade jedoch, dass es hier auch viele grau-grüne Tage gibt. Aber das war mir ja auch schon bewusst, als ich das warme Italien verlassen habe, um meinen Dienst für den Kaiser anzutreten.


    Aber lass dir einen Tipp von mir geben, Imperiosus: Widersprich den Offizieren nicht! Die Jungs können ganz schön fies sein, wenn sie jemanden zusammenstauchen, das kannst du mir als Optio ruhig glauben!


    Wie auch immer, hoffentlich ist der Inhalt meines Schreibens noch "aktuell".
    Ich wünsche dir viel Glück in deiner weiteren Ausbildung, Bruder. Lass von dir lesen und möge Mars dir wohlgesonnen sein!


    Servius Artorius Reatinus

  • Ein Händler, welcher regelmäßig zwischen Rom und Mantua verkehrte, beförderte neben seinen Waren auch Brief, nicht selten einige davon zur Legio I Traiana Pia Fidels. Am heutigen Tage überbrachte er eine Botschaft für Centurio Flavius.


    Manius Flavius Gracchus, Rom,
    an Marcus Flavius Aristides, Legio I, Mantua,



    Gruß und Heil, Hüter der römischen Weltordnung und Vetter in der Ferne.


    Die Nachricht ob des Abzuges der Legio I gen Osten kursiert hier im Zentrum der Welt nunmehr seit Tagen, längstens ist aus dem Gerücht bedrückende Wahrheit geworden, doch noch weiß niemand, wann sich die Truppen in Bewegung setzen werden. Ich bitte die Götter darum, dass dies sich noch ein wenig aufschieben wird, denn es hat sich aus freudlosem Anlasse ergeben, dass ich im direkten Anschluss an meine auslaufende Amtszeit einige Tage in Mantua werde verweilen. Der Bruder meiner Gattin ist dortig verschieden und Antonia wird einige Angelegenheiten diesbezüglich regeln müssen, während ich der Hoffnung verfallen bin, die Gelegenheit zu einem Gespräch bezüglich eigener familiärer Angelegenheiten mit dir, werter Vetter, zu erhalten.


    Bevor dies jedoch seine Zeit finden wird, möchte ich dich bereits um eine Gefälligkeit in anderer Hinsicht bitten, die nicht marginal erscheinen mag, doch mir augenscheinlich einen einzig passablen Ausweg bietet. Es ist bereits einige Zeit her, da mich ein Schreiben erreichte, dass meine Schwester Minervina während ihrer Reise in Hispania einer wilden Bande Entführer in die Hände fiel, aus deren Gewalt sie den Göttern sei Dank längstens befreit wurde, doch ob dessen sie nun in Hispania - zuletzt im Lager der praetorianischen Garde vor Corduba - festsitzt. Es drängt mich danach, selbst die Reise anzutreten, um sie nach Hause zu holen, doch werde ich mich, sobald ich Rom nach Beendigung meines Amtes wieder verlassen kann, deplorablerweise erst den Angelegenheiten meiner Gattin widmen und hernach weiter dem Dienst im Cultus Deorum nachgehen müssen, so dass mir kaum Gelegenheit zu einer wochenlangen Reise bleibt. Ich spiele daher mit dem Gedanken, meinen Leibsklaven Sciurus zu entsenden, doch obgleich er mein vollstes Vertrauen genießt, so scheint er mir als einziger jener Gesandtschaft, der eben dieses Vertrauen verdient, zu wenig. Aus dem übrigen Haushalt kann ich weder einen als geeignet benennen, noch ihn mit solcherlei Aufgabe betrauen, einzig womöglich den Vilicus, doch jenen nimmt bereits unser Vetter Milo derart in Beschlag, dass selbst seine eigentlichen Aufgaben bereits darunter leiden. Nun, es ist an diesem Punkt, an welchem du, Marcus, oder genauer gesagt dein Sklave Hannibal, meine Gedanken streifen. Es liegt in meiner Kenntnis, dass dir dein Sklave bereits lange Jahre treu dient, er einem Zweig entsprang, welcher bereits seit Generationen im Besitz der Flavia ist, und er ist mir selbst bereits als durchaus intelligent und fähig aufgefallen, nicht zuletzt hinsichtlich seiner momentanen Aufgabe der Erziehung deines Sohnes. Ich möchte dich darob inständig darum bitten, mir zu gestatten, ihn gemeinsam mit Sciurus auf jene Reise zu entsenden, denn ein jener, welcher dein Vertrauen genießt, genießt auch das meine und ich könnte so ohne Sorge das Wohl meiner Schwester in die Hände dieser Gesandtschaft legen. Für die weiteren Studien deines Sohnes werde ich während dieser Zeit selbstredend Sorge tragen.


    So verbleibe ich in hoffnungsvoller Erwartung deiner Antwort und sehe bereits freudig der Zukunft entgegen, in welcher uns möglicherweise vergönnt ist, uns baldig wiederzusehen.


    Ave atque vale,
    [Blockierte Grafik: http://img180.imageshack.us/img180/8848/maniusunterschriftrj6.jpg]


  • Da ich ohnehin vor hatte mir die einzelnen Mansiones und Poststuben, zumindestens die größeren Anzusehen und mich über Probleme, Vorschläge und dergleichen zu informieren konnte ich auch gleich wichtige Briefe, zumeist Eilbriefe austragen. So auch dieser:



    Kaeso Caecilius Macro, Castellum Legio I, Mantua, Italia


    Eilbrief


    Quintus fratri Kaesoni s.p.d.


    Eigentlich hatte ich ja mit einem weiteren Brief von dir gerechnet, aber wir sind wohl beide keine großen Schreiber. Ich hoffe deine Frage hat sich inzwischen geklärt! Hier ist inzwischen viel passiert, hauptsächlich was die C.U. anbelangt. Voll Stolz darf ich dir von meiner Beförderung zum Centurio berichten. Jetzt heißt es nicht mehr Akten wälzen, sondern eine ganze Centurie auf Trab halten. Von unserem Bruder habe ich immer noch nichts gehört, ob er sicher in Germanien angekommen ist. Hat er dir geschrieben?


    Mein eigentlicher Anlaß ist aber der Feldzug, zu dem du wohl bald aufbrechen wirst. Rom ist eine einzige Gerüchteküche und auch die Acta hat über die Parther berichtet. Möge Mars dir die Kraft geben im Kampf und seine Hände schützend über dich halten! - Pass auf dich auf!!!


    Es würde mich freuen noch kurz von dir zu hören, sonst erwarte ich dich als Teil des Triumphzuges. Roma Victrix!



    Vale!


    Castra Praetoria, Roma, ANTE DIEM V NON MAI DCCCLVII A.U.C. (3.5.2007/104 n.Chr.)


  • Kaeso Caecilius Macro, Legio I Traiana, Mantua



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Kaesoni Caecilio Macroni s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Bruders Marcus Caecilius Fabricianus sei dir mit diesem Schreiben versichert. Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Bruder gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Bruder des Verstorbenen ein Anteil von 692,56 Sesterzen, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen.


    Ich bitte dich, mir bis zum Tag ANTE DIEM III ID MAI DCCCLVII A.U.C. (13.5.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allem Übel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    M.F.G.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Marcus Flavius Aristides,
    Legio I Traiana,
    Mantua


    Salve, werter patruus.


    Im Senate ist mir die Nachricht des Einsatzes der Legio I Traiana nicht entgangen, wie auch, dass du, Onkel, mit dieser fern deiner Heimat unser Reich verteidigen wirst.
    Möge Mars dein Schwert führen, Aristides, so dass es die in das Unheil stürzt, die sich erdreisten Roms Machtstellung, unsere Götter und unsere Zukunft anzuzweifeln und gar zu schänden. Wen, wenn nicht dich, wird die Familie in ihre Gebete einschließen, auf wen, wenn nicht auf dich, werden wir stets mit Stolz verweisen können.
    Mag der Dienst als Centurio unter so manch einem Standesgenossen verpönt sein, so wird er über dich kein lästerliches Schmunzeln mehr wagen, so manch einer würde mit dir die Rolle tauschen wollen.


    Hiermit, Onkel, wünsche ich dir viel Erfolg und werde Mars um eine möglichst verlustreiche Niederlage der Parther bitten. Möge dein gladius sie richten und strafen, wie es vor vielen Jahren schon einmal römische gladii mit Erfolg zu tun pflegten. Wie unser Ahn, der göttliche Vespasian, ziehst du gen Osten und bekämpfst die gleichen Gesichter, kehre auch du, gleich Vespasian, unbeschadet als ruhmvoller Sieger zurück.
    Marschiere gen Osten, Onkel Aristides, und kehre so schnell wie nur möglich in die Arme der Familie, mit Ruhm bekränzt und gefeiert, zurück - dafür werden die Götter schon sorgen.


    Roma Victrix! Legio I Traiana Victrix!


    Dein Neffe,
    Lucius Flavius Furianus


    [Blockierte Grafik: http://img248.imageshack.us/img248/2671/furiaaaatransparentde0.png]

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