Plotina hatte sich so anmutig, wie ihr dies mit ihrem eckigen Körper möglich war, auf der Kline zurechtgesetzt. Fasziniert betrachtete sie die künstlerische Ausgestaltung der Empfangshalle der Casa Octavia, die alle ihre Erwartungen an ein römisches Haus übertraf. Solchen Geschmack hatte sie eigentlich nur im Osten des Reiches vermutet.
Umso erstaunter war sie über den - nun, wenn sie ehrlich war, musste sie sagen: schauderhaften - Geschmack des Weines, den Detritus ihr in einem Glasbecher höchstselbst gereicht hatte. Bei dem ersten Schluck, den Plotina davon genommen hatte, durchlief ein Schauer ihren ganzen Körper, und sie musste einiges an Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht ihren Mund zu verziehen. Um nicht unhöflich zu wirken, nippte sie gleich noch einmal an dem Getränk - stellte es dann aber erst einmal beiseite, da sie nicht wieder in eine derartig peinliche Situation geraten wollte wie unlängst in der Taberna "Ad Neptunis". Dieses Erlebnis hatte ihr ihre fremdländische Neugierde auf römische Speisen und Getränke erst einmal gründlich ausgetrieben.
Außerdem verfolgte die Sergierin jetzt immer angeregter die Unterhaltung der beiden Männer über das Ulpianum. Sie hatte darüber natürlich schon in der Zeitung gelesen; zu gerne hätte sie aber gewusst, welche Helden in diesem Gebäude einstmals geehrt werden würden; eine solche Auswahl hatte ja immer auch eminente tagespolitische Implikationen. Oder standen die Helden etwa schon fest?