Portus Mogontiaci - Der Hafen

  • Nachdem Gallicus von einem Vigil vor wenigen Minuten aus dem Bett geholt worden war, schließlich war noch nicht einmal die Sonne aufgegangen, eilte der Vipsanier zum Hafen, wo er nicht lange brauchte um das brennende Lagerhaus zu entdecken. Dort blickte sich Praefectus Portuensis nach einem Centurio oder einem Optio der Vigiles, konnte aber keinen entdecken. Wenn der Brand auch einigermaßen unter der Kontrolle der Vigiles zu sein schien, wollte Gallicus dennoch einen genauen Bericht über die Lage erhalten. Daher schnappte sich kurzerhand einen der Vigiles und schnauzte ihn an: "Vigil! Wo sind deine Vorgesetzten?"

  • Volusus Sergius Flaccus:


    Sergius Flaccus war von einem Mann aus der Handwerkerzunft aus seinem Schlaf gerissen worden, als dieser an seine Wohnungstür gehämmert hatte. Der Mann hieß ihn schnell mitkommen, denn es gab ein Feuer im Hafen und er würde gebraucht. Die Leute von der Handwerkerzunft seien schon auf dem Weg zum Brandherd und kümmerten sich, doch seine Anwesenheit sei sicherlich von Vorteil.
    In aller Eile hatte Flaccus sich also etwas umgeworfen und Schuhwerk angezogen, seinen Helm aufgesetzt und sich seinen Amtsstab gegriffen, der dem Stab der Optiones der Legion nachempfunden war. Nun hetzte er mit dem Handwerker hinunter zum Hafen. Schon von weitem konnte man den Schein des Feuers sehen, der die Nacht erhellte und die Turmhohe Rauchsäule, die sich in den Himmel hinaufschlängelte.


    Die Handwerker waren bereits am Werk, hatten ihr Werkzeug bereit gelegt und eine Eimerkette war ebenfalls gebildet worden. Seinen neuesten Vigil, diesen Silko, sah Flaccus ebenfalls unter den Helfern. Er stand sogar in der vorderesten Reihe. Bei ihm war der Praefectus Portuensis. Flaccus kam hechelnd herangelaufen und brüllte:
    "Hier! Hier bin ich. Sergius Flaccus, Optio Vigilum Mogontiaci. Sei mir gegrüßt Praefectus!"


    In selbigem Moment tauchte ein weiterer Mann auf, der offenbar Verantwortung hatte. Es war der Sprecher der Handwerkerzünfte, ein Mann im mittleren Alter, dessen Vollbart den Ruß in seinem Gesicht bereits gut ergänzte.
    "Meine Herren, schön euch zu sehen. Eure Hilfe wird gebraucht! Ich fürchte wir müssen eine Feuerschneise durch die umliegenden Gebäude ziehen, sonst brennt uns bald der ganze Block ab!"
    Gehetzt deutete der Mann auf den Brand, der sich bereits auf umliegende Hallen ausbreitete. Die anderen Vigiles standen mit dem entsprechenden Material und mit der Unterstützung der Handwerker bereit. Sie hatten Beile, Schaufeln und etliche Seile mit Haken dabei, um Gebäude niederzureißen. Fragend blickten sowohl der Optio, als auch der Zunftmeister den Praefectus Portuensis an, immerhin war dieser hier momentan der ranghöchste Verantwortliche.



  • Gallicus drehte sich augenblicklich um, als sich von hinten eine Stimme meldete und behauptete der Optio Vigilum zu sein. Der Uniform und dem Stab, den der Mann in der Hand hielt nach zu urteilen war er das auch wirklich. Der Vipsanius musterte den Optio. Ein wenig verschlafen schien der Mann zu sein... Gallicus rümpfte die Nase. Eigentlich ein Unding, dass die Vigiles hier ohne Vorgesetzten begonnen hatten den Brand zu löschen, das heißt eigentlich war es das Unding, dass der Vorgesetzter noch nicht da gewesen war! Aber das tat vorerst nichts zur Sache, als erstes musste einmal das Feuer gelöscht werden, und das schien gar nichts so einfach zu sein, wie sich herausstellte. "Salve, Optio!", grüßte der Praefectus Portuensis den Mann knapp und wandte sich dann dem Mann von der handwerkerzunft zu.


    "Eine Feuerschneise?", wiederholte Gallicus und ließ die rechte Augenbraue überascht nach oben wandern. "Infwiefern?" Wollten die Herren etwa die umliegendne Lagerhäuser abreißen, damit sie nicht zu brennen begannen? Hoffentlich nicht! "Ich kenne mich da zugegebenermaßen nicht besonders aus", erklärte der Praefectus Portuensis und blickte abwechselnd zum Optio und dann wieder zu dem Handwerker. "Das müsst ihr mir genauer erklären!" Er konnte hier schließlich keine Entscheidungen treffen, von denen er nicht genau wusste, was für Folgen er zu erwarten hatte...

  • Das hilflose Schulterheben gab Phaeneas den Rest, um die Kälte und den wundervollen Fluss zu vergessen. Bedauern sprach daraus und triefte förmlich aus den begleitenden Worten. Mitleid – das gehörte zu dem letzten, was der Bithynier wollte und brauchen konnte. Und Bedauern war eine Form davon. Es war schließlich seine Entscheidung, wie er sein Leben führen wollte! Und er kam damit klar, kannte dieses Leben, im Gegensatz zu all diesen Freien, die nur redeten und glaubten ach so viel davon zu wissen! Auf solches Mitleid war er ganz sicher nicht angeweisen! Ein ärgerliches, sehr feines Blitzen der Augen unterbrach den sonst größtenteils doch recht gleichmäßigen Ausdruck darin.
    Er bemühte sich mit einem tiefen, ruhigen und vor allem nach außen hin unsichtbaren Atemzug seine Gelassenheit zurückzufinden. Über irgendjemandes wortlose Aussage die Gefasstheit zu verlieren lag am allerwenigsten in Phaeneas‘ Absicht.


    Die direkte Fragestellung überging der Sklave komplett, in Ermangelung einer Ahnung, wie er darauf antworten sollte. So etwas wie essen und ein Dach über dem Kopf erachtete er nicht unbedingt als Bedingungen für ein lebenswertes Leben. Denn all das, was er dem Fremden aufgezählt hatte, was er so selbstverständlich hatte, konnte ihm schnell entzogen werden, wenn seine Herrschaften nur beschlossen, dass er es nicht mehr lohnte. Da waren Phaeneas persönlich andere Dinge wichtiger. Die, an die keiner dachte, wenn es um das Leben eines Sklaven ging.
    Zum Beispiel die Möglichkeit von Dingen zu träumen, die es so mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal gab.
    Die Erinnerungen an die schönen Ereignisse in seinem Leben, durch die ihm wichtige Menschen doch noch weiter eine Rolle darin spielten.
    Sich selbst inmitten dieses Lebens trotzdem nicht zu verlieren.
    „Fehlen von Verantwortung? Oh, da unterschätzt du die Sklaverei! Ich trage sehr viel Verantwortung vor meinem Herrn. Manchmal sogar für Dinge, die ich nicht einmal getan habe ...“ Dass das nicht gerade für die Sklaverei sprach war klar. Doch Phaeneas fand das Herangehen dieses Mannes in diesem Punkt, das Herausstellen von Verantwortung als etwas sooo wunderbares, insgesamt etwas blauäugig. Dem Bithynier war es umso lieber, je weniger davon er tragen musste. Ein klein wenig davon konnte sich schon als höchst gefährlich herausstellen.
    „Liegt dir so an der Möglichkeit, dein eigenes Verderben gestalten zu können?! Das ist nicht schwer und das kann ich am Rande erwähnt auch.“


    „Nornen? Faden? Dann sind die Nornen so etwas wie die Parzen?“, fragte Phaeneas nach und fügte im gleichen Atemzug bestimmt hinzu: „Warum werde ich dann geprüft und nicht du?“
    Was einen Sklaven nach dem Tod erwartet? Der Bithynier versuchte mit dieser Überlegung etwas anzufangen, aber er kam nicht recht weit. „Ich weiß auch nicht“, gab Phaeneas mit einem langsamen Schulterzucken zu. „Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht.“ Dazu war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit dem Leben an sich klarzukommen. „Meine Güte, der Tod ... Wenn er das Nichts bedeutet bin ich auch schon zufrieden ...“ Um das Ganze nicht ganz so unbeantwortbar stehen zu lassen schob er nach: „Was erwartet bei euch Germanen denn einen Sklaven?“
    Eine kaum hörbare Spur leiser führte Phaeneas aus: „Allein schon, dass ich noch lebe, ist ein Beweis dafür, dass ich diese Prüfung momentan – noch - bestehe.“


    „Na ja, wenn er allmächtig ist, kann es ja ruhig einer sein.“ Das sah Phaeneas ganz pragmatisch. Einen Moment ließ er sich dann noch einmal durch den Kopf gehen, was sein nichtwissend wissendes Gegenüber ihm im Einzelnen dargelegt hatte, und hielt für sich fest: „Halt ... Meinst du damit, dass die Christen von vornherein davon ausgehen, dass ihr Gott überhaupt kein Gesicht hat, das irgendein Mensch je sehen könnte?!“


    Sim-Off:

    Edit: Oben ein paar Satzzeichen geändert

  • Silko bemerkte seinen Vorgesetzten und eilte zu ihm um ihm Bericht zu erstatten. Bevor er allerdings sprechen konnte, wurde er von einem stechenden und brennenden Husten geplagt, denn er hatte schon viel Qualm eingeatmet. Selbst auf seiner dunklen Haut waren schon deurliche Rußspuren zu sehen.


    "Herr, ich habe versucht das Genze ein wenig zu koordinieren. Fumerios und Bjoern müssten jeden Moment mit Äxten und Schaufeln zurück kommen. Bisher konnten wir das Übergreifen noch mittels Wasser verhindern, aber das Lagerhaus an der Ostseite werden wir wohl abreißen müssen, denn wenn das anfängt zu brennen, wird sich das Feuer schnell ausbreiten, und in einigen der umliegenden Gebäude wird eine große Menge Lampenöl gelagert."


    Die Handwerker schauten als hätten sie in einen sauren Apfel gebissen, denn wenn das wirklich eintrat, konnte der Brand verheerende Ausmaße annehmen. Der Anführer der Handwerkszunft ein untersetzt wirkender Schmied nickte nur grimmig.


    "Wir werden uns sofort an die Arbeit machen, sobald der Praefectus Portuensis seine Zustimmung erteilt hat."

  • Sie wollten also tatsächlich ein gefährdetes Lagerhaus abreißen. Ob das Sinn machte? Na, hoffentlich konnte man wenigstens den Inhalt des Lagerhauses retten... "Das gefällt mir zwar nicht, aber meine Genehmigung habt ihr", erwiderte der Praefectus Portuensis zerknirscht. "Aber schaut, dass ihr möglichst viele der gelagerten Waren retten könnt..." Der Vipsanier blickte den Mann von der Handwerkszunft einige Momente ernst an. "Weißt du, wem das brennende Lagerhaus gehört?", fragte er. "Wurde er schon informiert? Und wem gehört das andere Lagerhaus, das jetzt abgerissen werden soll?"

  • "Das Lagerhaus das abgerissen werden soll, ist bereits so gut geräumt und gehört Aulus Vexus, Herr" antwortete der Mann von der Handwerkszunft eifrig. "Es ist das Lagerhaus des Darcius Martrinius das brennt. Gerade sind zwei Leute unterwegs um ihn zu informieren."


    Er nickte grimmig und gab seinen Gesellen ein Zeichen mit dem Abriss zu beginnen. Genau da kamen auch Fumerios und Bjoern mit den Äxten und den Schaufeln zurück. Diese wurden sofort an die Gesellen der handwerkszunft und einige Vigiles verteilt, die nicht mit dem Löschen beschäftigt waren, und so begannen sie damit das Lagerhaus abzureißen.


    Auch Silko nahm sich eine Axt und beagann mit kräftigen Hieben auf eine der Wände einzuschlagen.


    Sim-Off:

    Ich dachte Marsus macht weiter. Aber wir schaffen das auch zu zweit;)

  • Sim-Off:

    Muss ja nicht sein ;) Wozu gibt es denn den Freund und Helfer!? ;)


    Vom Castellum war Dragonum mit seiner kleinen Gruppe direkt zum Hafen aufgebrochen, auch wenn er noch neu war in der Gegend hatte er, für seine Verhältnisse, recht schnell den rechten Weg gefunden. Bisher war auch alles nach Plan verlaufen und niemand schien bisher einen Zweifel daran gehabt zu haben, das es sich bei der Gruppe jediglich um Civis handelte ...


    Als sie jedoch das Hafenviertel erreichten, hatte sich bereits eine große Menge Schaulustiger versammelt welche gebannt auf ein lichterlo brennendes Lagerhaus starrten. Etwas überfordert von der unerwarteten Situation im Hafen stutzte Dragonum kurz als er im Kopf die Befehlsprioritäten zu klären versuchte. Doch dann schnaufte er nur kurz und winkte sich Terentius Lupus
    heran ...


    "Vex ... Lupus, geh doch mal nach vorn und such jemanden der hier was zu sagen hat ... nimm Babatus mit und frage ob man nicht eventuell Hilfe aus dem Castellum benötigt! ... Bitte!"


    Es war schon recht schwer sich den sonst so gewohnten Befehlston zu verkneifen, aber zweifelsohne war es nötig, denn in der dicht gedrängten Menge konnte mit Sicherheit jeder der wollte zuhören ...



  • Lupus nickte und winkte den Hadrianer mit dem Kopf mitzukommen. Sie drängten sich durch die Masse der Schaulustigen bis sie an eine Gruppe kamen deren Gebahren verriet, daß sie offensichtlich hier das Sagen hatten.
    Es war ganz und garnicht Lupus´Ansicht hier einen auf großen Helfer zu spielen, vielmehr hätte man diese Kumulierung von Schaulustigen nutzen können um diskrete Befragungen durchführen zu können. Aber er war ja hier nicht der Kopf des Unternehmens.
    Er klopfte einem riesigen Schwarzen auf die Schulter und fragte,
    Braucht ihr Hilfe hier?...wir könnten jemand zum Castellum schicken...

  • "Vielleicht ich tun.", antwortete Lando, der Resignation nahe, "Vielleicht ich tun. Aber woher ich auch sollen wissen? Ich betrachten Sklaverei aus Blickpunkt der meine, denn nichts anderes ich kenne. Aber du können nicht wirklich Verantwortung von Sklave vergleichen mit Verantwortung von freie Mann. Das Ergebnis vielleicht sein das gleiche, man hungert, oder wird körperlich bestraft. Aber das Gefühl dorthinter vielleicht nicht. Aber nun gut, ich nicht wissen weiter auf diesem Weg...", gab Lando schlussendlich zu. Sein Gegenüber schien so sehr in seiner Welt eingewoben, dass es unmöglich wäre dessen Geist daraus zu befreien, ohne dass dieser Schaden dabei nahm.


    "Parzen? Nie gehört. Wieso geprüft du, und nicht ich? Ich dir nicht können sagen, ich kein Seher. Wenn ich wissen, wie und vor allem warum Nornen spinnen den einen Faden anders, und länger, als den anderen, ich mittlerweile wahrscheinlich wären reichster Mann von Welt.", antwortete Lando wahrheitsgemäß, denn er maßte sich wirklich nicht an, zu verstehen wieso und weshalb die Nornen was entschieden. Irritiert blickte er den Mann an, als dieser fragte, was bei den Germanen denn auf einen Sklaven nach dem Tod wartete. Wieder musste er sich in Erinnerung rufen, dass dieses Wissen nicht jedem in die Wiege gelegt worden war, und deshalb so lächerliche Fragen wie diese hier durchaus auch ernst gemeint sein konnten.


    "Unsere Götter machen dort keinen Unterschied. Entweder man fallen in Schlacht, und werden von Valkyren gebracht nach Valhall, oder man kehren ein in Hels Reich, wo man lebt mit den seinen in Ewigkeit. Ich denken, für die Götter seien derartig menschliche Kategorien unwichtig... ich allerdings auch nicht genauer wissen, denn ich war noch nie tot."


    Er schmunzelte matt, doch ließ ihn die Frage seines Gegenübers nach dem christlichen Gott sofort wieder in Denkensfalten verfallen. Woher bei Loki sollte er das denn wissen? Seine Schwester, die sich mit dem christlichen Legionär weitaus intensiver unterhalten hatte, würde diese Frage wahrscheinlich im Schlaf beantworten können. Landos Freund Glabrio sowieso. Aber er? Er versuchte sich zu erinnern, wie das war...


    "Nun, es noch strikter sein als bei uns... wir nicht stellen dar Götter die unsere durch genaues Bildnis in Stein oder Holz, weil Götter nicht wollen. Gott der Christen wahrscheinlich noch strenger, wenn du verstehen was ich meinen... ich glauben, Gesicht von Gott gleichzeitig so... so... so, dass Mensch werden verrückt, wenn gesehen. Oder so."

  • Scheinbar wurde der gute Vexillarius ignoriert ... sicher ein absolut neues Gefühl, immerhin schenkte einem jeder Aufmerksamkeit wenn man eine Rüstung und Waffen trug ... mal davon abgesehen das dieser Soldat sogar noch auf einem Kriegspferd saß ...


    "Schon gut Lupus wir gehen dann lieber erstmal was trinken!"


    Übertönte der Tribun in Menschengestalt die "kleine" Zuschauermenge ...
    An die beiden anderen Legions-Civis gewandt fügte er dann hinzu ...


    "Wir machen uns auf zur ersten Taverne! Welche wäre von hier aus am günstigsten gelegen ... Barbatus?"


    Jetzt war der Tribun aber gespannt wieviel "Außeneinsätze" der junge Legionarius bereits gehabt hatte ...

  • Langsam fand Phaeneas über die - bestimmt - unbedachten Worte und Gesten seines Gegenübers seine Ruhe wieder. Dass der Germane darüber hinaus noch nachgab und selbst äußerte, nur seine eigene Perspektive zu kennen, beschwichtigte ihn zusätzlich noch. Trotzdem ...
    Es ging hier um Dinge, in denen Phaeneas kein bisschen zu scherzen geneigt war. Auch wenn er sich scheinbar auf eine Diskussion einließ, war doch von vornherein klar, dass er keinen Fingerbreit, keinen Digitus von seiner Position abrücken würde. Das konnte er sich auch gar nicht leisten. Hier ging es um mehr als nur ein Leben ...
    Mit dieser neugewonnen, nun krampfhaft aufrecht erhaltenen Gelassenheit versuchte er weiter dem ihm an und für sich fremden Mann zu lauschen.
    Verantwortung ... Eine Verantwortung, die einen möglicherweise hungern oder körperlich bestraft werden ließ. Gefühl dahinter ... Da gab es, von Phaeneas‘ Seite, nicht viel Gefühl. In solchen Situationen hörte er rechtzeitig damit auf zu fühlen.
    „Erst sagst du, es nicht wissen zu können, und dann stellst du Vermutungen über das Gefühl eines Sklaven an. Widersprichst du dir damit nicht leicht?“ Leicht – eine sehr deutliche Untertreibung.
    Was er sich dann nicht verkneifen konnte, war eine harmlose Erkundigung: „Worauf wolltest du denn hinaus?“, fragte der Sklave ganz unverfänglich, scheinbar hilfsbereit.
    Der fremde Germane gab schließlich ganz offen zu, sich etwas bestimmtes erhofft zu haben, eine bestimmte Vorstellung zu Phaeneas gehabt zu haben. Wenn er jetzt etwas ins Schwimmen geriete, wäre es dem Bithynier ganz recht. Nur dass es ja manche Leute gab, die unglaublich gut und schnell lügen konnten ...


    Mit der Antwort bezüglich der Nornen und der unwichtigen menschlichen Kategorien konnte sich Phaeneas jedoch insgesamt nicht recht zufrieden geben: „Aber wenn eure Götter unter den Menschen keine konkreten Unterscheidungen machen, dann müssten doch auch alle geprüft werden? Das wäre doch nur gerecht ... Anders ist es doch nur Willkür ... ohne jeden Sinn.“ Und ihm widerstrebten Dinge ohne Sinn.


    „Hm, ah ja, gut“, nickte Phaeneas zu den Erklärungen über das Gesicht des Christengottes. Dann verfiel er seinerseits ins Grübeln. „Wenn das Leben eine Prüfung sein sollte ...“ Das beschäftigte ihn nachwievor. „Glaubst du, dass man für eine bestandene Prüfung auch zu Lebzeiten schon belohnt werden kann?“, fragte er dann mehr oder weniger spontan und dachte dabei an Lucianus und wie unendlich gut es ihm bei ihm ging und welch unglaubliches Glück ihm nun schon seit einer unfassbaren Anzahl an Jahren vergönnt war. Schließlich war Phaeneas dieser langen Zeit gegenüber misstrauisch, genauso wie er generell gegenüber jedem Glück misstrauisch war. Weil er glaubte, es nach einer bestimmten, meist nicht allzu langen Zeit wieder zu verlieren. So war es bisher immer gewesen. Nur war er jetzt schon unglaublich lange bei dem Vinicier und nichts tat dem Glück Abbruch. Und irgenwann musste es doch logischerweise wieder vorbei sein. Und die Normalität musste zurückkehren. Aber all die lange Zeit bei Lucianus machte ihn stutzig – und besonders jetzt, wo dieser fremde Germane vom Leben als eine Prüfung sprach.


    „ ... Das Leben als Prüfung ... Das ist wahrhaft nicht weit hergeholt ... Ich habe mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken darüber gemacht, wozu das, was mir im Leben begegnet, gut sein könnte ... So betrachtet erscheint mir natürlich einiges ganz anders ...“

  • Lupus entgegnete,
    Das dominierende Lokal hier ist die Taberna Nigra,...momentan ja eher der "Alte Optio"...aber das hat erst aufgemacht nachdem Alienus verschwunden ist...
    Er sah Labeo an und dieser nickte beipflichtend.
    Lupus schloß,
    Dort treibt sich alles rum, vom Flußschiffer bis zum reisenden Kaufmann...ich denke dort dürften wir zumindest etwas erfahren...obwohl Alienus nicht der Typ war der in Tabernen abhing...
    Er dachte an seinen gestrengen Cousain,...es tat ihm immer noch leid daß er verschwunden war.

  • Dragonum nickte, er selbst ging auch nur selten in irgenwelche Lokale, schon garnicht wenn man dort eher mit einer Infektion statt einer Stillung von Hunger und Durstrechnen musste ...


    "Gut, dann führe uns dort hin mal sehen was wir in Erfahrung bringen können!"


    Hoffentlich würde das ganze etwas hervorbringen, die beiden älteren Legionäre schienen recht mitgenommen von dieser Geschichte vielleicht ging es ihnen doch etwas näher als Dragonum lieb war ... aber das würde sich später noch zeigen ...

  • "Mich widersprechen? Vielleicht, ja, liegen wahrscheinlich vor allem an unreife von Gedanken, die nicht anstellen so oft. Wenn ich anstellen Vermutungen, ich wahrscheinlich nur versuchen äußere Eindruck machen zu innerem. Verstehen?", gab Lando schließlich zu. In den hitzigen Debatten im Ordo Decurionum hing der Erfolg einer Initiative davon ab, wie durchdacht man gegen die Argumente des Gegners opponieren konnte, hier allerdings ließ Lando jegliche Vorsicht fahren, und nun hatte er den Salat.


    "Richtig, geprüft werden. Und das im Leben, wobei ich denken, dass Menschen fahren zu Götter, denen sie sich verschrieben. Ich nicht glauben, dass du kehren ein zu Walhall, wenn du nicht bringen Opfer für Wodan. Aber vielleicht ja doch?", Lando überlegte, und tippte sich dabei nachdenklich auf die Stirn, "Na, ich glauben ich verlieren Faden. Also: wenn du geprüft, ich denken Taten werden gewogen nach Maßstab, den du nicht kennen. Wie also möglich, Prüfung, die du nicht kennen, zu bestehen? Und zu Lebzeiten belohnt werden? Ich nicht glauben, ich denken an freien Willen... und im Leben, du meist abhängig vom Los anderer Menschen, ob unfrei oder frei. Wenn du einen Lohnherrn haben, du ausgeliefert seiner Beurteilung, seinem Denken über dich. Die Götter allerdings nicht seien beschränkt so, glauben."


    Lando war einen Blick über die Schulter über die Dächer der Häuser, wo die Sonne sich so langsam rötlich zu färben begann, die Dämmerung kündigte sich an.

  • Damit gab sich Phaeneas zufrieden, was sein Gegenüber äußerte. Natürlich, in einer Unterhaltung kamen einem viele spontane Ideen und nicht jede davon konnte gleich perfekt ins eigene allgemeine Argumentationsmuster passen. Auch dass er sonst nichts sagte, sah Phaeneas ihm nach. „Ja, ich verstehe.“


    Dann erinnerte der Bithynier sich an das, was der Mann ihm über Walhall erzählt hatte: „In der Schlacht sterben oder für Menschen, die ich liebe – ich glaube, diese Kriterien werde ich nicht erfüllen können.“ Ach nein, da war ja noch was mit Frau und Familie – aber auch das würde Phaeneas nie erfüllen können.


    „Hm, du hast recht“, meinte der Bithynier schließlich, als der Germane ihm erklärt hatte, warum er die Belohnung zu Lebzeiten für unwahrscheinlich hielt. Lucianus war ja allgemein sehr großzügig. Auch wenn Phaeneas es als sehr große – ungewöhnliche (wie er nicht oft genug betonen konnte) – Gnade des Schicksals empfand, ihn eine so großartige Zeit erleben zu lassen.


    Er folgte dem Blick des Fremden; erblickte die Verfärbung der Sonne. „Oh, es ist an der Zeit für mich.“ Dann streifte er noch einmal den Rhenus. Also, die Athmosphäre war schon einzigartig, das musste man wirklich sagen. Phaeneas liebte es, wenn es Abend wurde, die Dunkelheit gab ihm ein ganz anderes Gefühl als der heller Tag und er bewegte sich viel sicherer darin. Und nun fielen das Wasser zu seiner Seite und das hereinbrechende Dunkel zusammen; in der Tat einzigartig.
    Aber die Vernunft sprach natürlich: „Bevor wir uns in suppendicker Finsternis wiederfinden, sollten wir vielleicht vorher besser nach Hause gehen. Gute Nacht, fremder Germane.“ Und was er darauf noch sagte, war vielleicht der Dunkelheit zuzurechnen: „Ich weiß zwar nicht, ob ich dir etwas sagen konnte, aber du mir in jedem Fall.“ Wie weit eben diese eingebrachten Gedanken eine Bedeutung haben würden, würde sich zeigen.

  • "Das hast du...", lächelte Lando, als sich der Mann verabschieden wollte, "Das hast du, dessen sei dir sicher. Nun denn, vale bene, fremder Ostling."


    Mit dem Kopf voller schwirrender Gedanken nahm Lando schmunzelnd Abschied von dem Fremden, und entsann sich dann wieder seines ursprünglichen Anliegen. Irgendwas hatte er hier doch vorgehabt, wenn er doch wüsste, was es war...

  • Der Fremde verabschiedete ihn, in fehlerfreiem Latein. Na ja, solche Floskeln lernte man ja schneller als Lebenswichtiges. Was ihm dagegen umso stärker auffiel, war wie der Mann ihn nannte. Phaeneas lächelte zurück, war doch Ostling genauso konkret wie Germane. Und ihm fiel alles besonders intensiv auf, was mit seiner Herkunft zu tun hatte – das, worauf er ohne Zweifel stolz war. Vielleicht, weil es einfach so war, wie es war, also nichts direkt mit ihm zu tun hatte und er nicht viel dafür konnte.
    Der Sklave ließ dem Freien noch ein „Vale!“ zukommen, dann wandte er sich zum Gehen, um sich mit festen, zügigen Schritten auf den Heimweg zu machen, stapfte durch die nächtlichen Straßen von Mogontiacum – er hielt sich weitestgehend an die größeren, um dann bald auf die Via Praetoria einzubiegen, sicher war sicher – und sog das Gefühl in sich auf, eins mit der Dunkelheit zu sein. Solche Momente waren es, in denen er sich wünschte, die Ewigkeit möge beginnen und die Welt für alle Zeit in dieses geheimnisvolle Licht tauchen, das so ganz anders war als der Tag und was er mit sich brachte.

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