Herius Claudius Menecrates
Legio II Germanica
Mogontiacum
Germania
Salve Menecrates,
hab Dank für Deine rasche Antwort auf meinen Brief! Sehr gerne nehme ich Dein Angebot an, die vertrauliche Anrede zu nutzen, und betrachte dies als besondere Ehre. Vielen Dank für die Glückwünsche zur Geburt unseres Sohnes. Leider hast Du Recht: Meine Zeit ist sehr knapp wenn es um die Familie geht. Es ist eben eine große Verantwortung, das Kommando über mehr als fünftausend Männer zu führen. Aber wem erzähle ich das.
Ich bin sicher, daß wir eines Tages gemeinsam zu Tische sitzen werden und uns dann über unsere Familien und unsere Erlebnisse austauschen können. Ja, es ist ein eigenartiger und durchaus glücklicher Umstand, daß wir beide die jeweils andere Einheit gut kennen. Die Secunda habe ich in sehr guter Erinnerung, eine wahrhaft gute Truppe. Mein Tribunat dort war für mich eine unschätzbar wertvolle Erfahrung.
Von einem Kartographievorhaben in Germanien ist mir nichts bekannt. Was aber auch daran liegen kann, daß ich momentan noch weniger Informationen erhalte als sonst. Wie Du schon selbst anmerktest: Es ist ein großer Nachteil, nicht mehr selbst im Senat zu sitzen. Die Auskünfte, die hierher finden, sind mehr als spärlich. Durch die gerade überstandene Seuche ist alles natürlich noch schlimmer. Nur zögerlich kommen die Händler zurück, der regelmäßige Botendienst ist auch noch nicht wieder recht im Schwung. Die veröffentlichten Berichte sind meiner Meinung nach etwas dramatisiert, was jedoch zu dem Zeitpunkt, zu dem sie verfaßt wurden, sicherlich die Empfindungen der Menschen hier wahrheitsgetreu widerspiegelt. Die trockenen nackten Zahlen sind nicht ganz so dramatisch, jedoch der Anblick der vielen Toten, die aus der Stadt geschafft werden mußten, läßt jede Zahl wie reinen Hohn wirken.
Ich kann Dir versichern, wir haben diese Seuche überstanden. Die Kranken sind genesen, wenn auch teilweise noch recht geschwächt. Die Stadt wird noch etwas Zeit brauchen, bis alle wichtigen Ämter wieder reibungslos funktionieren, bis dahin sorgt die Legio dafür, daß alle wichtigen Abläufe gesichert sind. Auch wenn ich kein Stadtpatron oder ähnliches bin, fühle ich mich Mantua doch sehr verpflichtet, immerhin stammt ein großer Teil meiner Familie aus dieser Stadt. Woher die Seuche gekommen ist, scheint niemand richtig sagen zu können. Die Ärzte sprechen von schlechten Winden. Sicher ist, daß es sehr ansteckend war. Aber nicht so tödlich, wie es erst den Anschein hatte. Weit mehr Menschen sind wieder genesen, als gestorben sind. Eins ist sicher. Solch eine Seuche möchte ich nicht wieder erleben müssen.
Ich hoffe, bald wieder von Dir zu hören.
Mögen die Götter Dir und Deiner Familie stets beistehen.
Vale,
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