Die Ausführungen schienen einige Mitglieder der Curia zu beruhigen, so dass sie wieder etwas nachdenklicher und leiser wurden. Bei anderen bewirkten sie aber auch das Gegenteil. Ein Mann mittleren Alters erhob kräftig seine Stimme und zog damit sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Offenbar war man gewohnt, dass er laut und klar sprach.
"Quaestor, es sei deiner Jugend geschuldet und der Tatsache, dass du nicht aus dieser Stadt hier stammt, aber das was du uns hier erzählst geht doch wohl erheblich an der Praxis vorbei. Hast du schonmal mehr als nur eine Stunde im Hafen verbracht und dir die Schiffe angeschaut? Hast du Hafenarbeitern bei ihrer Arbeit zugesehen, mit Händlern und Kapitänen gesprochen? Ich möchte meinen, du hättest es nicht, denn du spricht wie ein Bürokrat, der seine Schreibstube nie verlassen hat.
Die Hafenordnung spricht von 200 Liegeplätzen und deshalb gibt es auch nicht mehr und nicht weniger? Wie bitte stellst du dir das vor? Natürlich verbrauchen 200 große Schiffe mehr Platz als 200 kleine Schiffe! Natürlich kann ich dort, wo ein großes Schiff liegt, an seiner Stelle auch zwei kleine festmachen!
Dann zum Entladen. Kennst du die Gewerkschaften der verschiedenen Hafenarbeiter? Die Sackträger und Viehtreiber und Segelflicker? Vermutlich nicht, denn sonst wüsstest du, dass es niemals nur die Mannschaft eines Schiffes ist, die dieses entlädt. Es sind immer Arbeiter des Hafens damit beschäftigt, die dafür entlohnt werden. Und deshalb hängt die Liegezeit eines Schiffes für die Entladung oder Beladung davon ab, wieviele Arbeiter gerade verfügbar sind und welche Löhne der Schiffseigner diesen Tagelöhnern zu zahlen bereit ist. Ein großes Schiff kann in einem Tag entladen sein oder in drei, ganz nach Belieben. Ein großes wird auch länger zur Reparatur dort liegen, wenn mehr Arbeiter benötigt werden, aber ebenso kann ein Eigener eines solchen Schiffes mehr zahlen und alle Arbeiter strömen zu ihm, so dass wiederum andere Schiffe deshalb länger liegen, obwohl sie kleiner sind.
Ferner sprichst du davon, dass du die Tagessätze staffelst, um diejenigen stärker zu belasten, die länger an einem Platz liegen. Aber das werden sie doch schon, wenn der Tagessatz für jeden Tag gleich ist! Je länger sie dort liegen, umso mehr zahlen sie. Wieso sollte ich für den sechsten Liegetag einen Sesterz zahlen, für den zehnten jedoch fünf? ist dieser Tag länger? Blockiere ich den Platz an diesem Tag mehr als am sechsten Tag? Das ist nicht nachvollziehbar. Aber was noch schlimmer ist: Es ist auch noch ungerecht! Lege ich zehn Tage vor dem Monatsende an, zahlen ich für den zehnten Tag fünf Sesterze. Komme ich einen Tag später, zahle ich für den zehnten Tag nur einen Sesterz, weil ein neuer Monat begonnen hat! Wie bitte willst du das erklären? Mit welchem Recht muss der, der einen Tag früher kommt, mehr bezahlen als jener, der einen Tag später kommt?"