Praefectus Vehiculorum

  • Lucilla lächelt, als ihr Bruder eintritt und schiebt einen Stapel Wachstafeln zur Seite.


    "Salve, Meridius. Eilbrief oder Normalbrief?" Sie nimmt den Brief entgegen und schaut über den Empfänger. "Vinicius Hungaricus, Castra Praetorio, Rom? Soll das ein Scherz sein?" Sie schaut verwirrt zu ihm auf und ihre Stirn legt sich in Falten. "Falls du es vergessen hast, du bist in Rom..."

  • "Ich weiß. Befördert die Post innerhalb von Rom nicht? Will sie das Geld nicht verdienen? Der Weg zu Dir war kürzer als zum Ort des Empfängers. Also... Ich hab einen Brief, Du bist die Post, hier ist das Geld."


    Er lächelte.


    Sim-Off:

    20 Sesterzen

  • "Nein, wir befördern keine Briefe innerhalb der Städte. Wir sind der imperiale Postdienst, wie stellst du dir das vor?" fragt sie ehrlich erstaunt. "Gerade jetzt im Winter haben wir eh viel zu wenig Personal, weil die einzelnen Tabellarii viel länger für die Strecken brauchen. Kaum kommen sie in Rom an, müssen sie schon wieder los um Briefe von der Mitte der Welt bis an die äußersten Ränder zu transportieren."


    Ein leichtes Schmunzeln erscheint auf ihrem Gesicht, als sie Meridius Taktik durchschaut. "Und du weißt das sicher auch. Aber für ein kleines Trinkgeld könnte ich schon eine Ausnahme machen, damit du nicht ganz umsonst hierher gekommen bist. Du weißt ja, so als Praefectus verdient man recht wenig und meine Brüder haben ihre Zuschüsse leider schon vor langer Zeit eingestellt. Und der zuständige Tabellarius wird sich über den Spaziergang auch freuen." Sie nimmt den Brief und legt ihn neben die anderen Stapel.


    "Nachdem wir das erledigt haben, gibt es noch einen Grund, warum du gekommen bist? Oder wolltest du einfach nur schauen, dass ich auch wirklich etwas arbeite?"

  • "Ich hatte keinen weiteren Grund."


    sprach Meridius und in der Tat, über Avarus wollte er nicht reden. Dieses Thema hatte sich für ihn erledigt.


    "Ich hatte lediglich diesen Brief zuzustellen, und da ich meines Wissens Dich noch nie bei der Arbeit augesucht habe, hatte es sich angeboten.


    Wie war das eigentlich nochmals mit den Wertkarten?"

  • Lucilla grinst, sie hat es doch gewusst. "Wenn du möchtest, dann kannst du dich gerne setzen. Die Stühle auf deiner Seite des Schreibtisches sind zwar nicht ganz so bequem wie meiner hier, aber ich hatte schon Stammkundschaft, die sich positiv über den Sitzkomfort äußerte." Sie greift schräg hinter sich und nimmt eine Kanne verdünnten Wein und zwei Becher von einem kleinen Tisch und schenkt ein.


    "Magst du etwas trinken? Für die besondere Kundschaft steht natürlich immer etwas bereit." Sie schiebt ihm einen Becher hin. "So, du möchtest wissen, ob du eine Wertkarte brauchst, oder nicht? Ich würde sagen, ja. Wir haben zwei verschiedene Arten von Wertkarten anzubieten. Zum einen für Institutionen, das sind beispielsweise Schulen oder der Senat. Das brauchst du aber kaum, denn du gehörst in Italia ja keiner Institution an. Wohlgemerkt, Wertkarten gelten immer nur für die Provinz, in welcher sie gekauft wurden. Das liegt daran, dass ich hier in Rom natürlich keinen Überblick habe, ob du eine Wertkarte in Hispania hast oder nicht. Aber das nur nebenbei. Die zweite Art ist die Wertkarte für Gentes. So eine würde sich bei dir und deiner Gens auf jeden Fall lohnen, denn es ist ja immerhin keine kleine Familie. So könnten dir all deine Lieben in Rom immer Briefe schicken, ohne dass sie ständig die Sesterzen mit sich herumtragen müssten. Ich bin sicher, vor allem die Brieffrequenz deiner armen Schwestern würde sich dadurch sicherlich erhöhen."


    Sie grinst schelmisch und fährt fort. "Kommen wir zu den Preisklassen. Die Wertkarten für Familien fangen bei 25 Sesterzen an, gehen über 50 und 100 Sesterzen bis zu 250 Sesterzen. Eine Ersparnis hat man ab 100 Sesterzen, da kostet die Karte nur 95 Sesterzen, die 250er kostet nur 230 Sesterzen. Für Institutionen gibt es auch noch eine 500 Sesterzen-Karte zum Preis von 450 Sesterzen."


    Lucilla nimmt eine Liste zur Hand und zeigt sie ihrem Bruder. "Hier steht es. Ich würde dir gleich eine 250er empfehlen, bei einer großen Gens lohnt sich das schon."

  • Meridius nickte. Seine Schwester gab sich alle Mühe und war in ihrer Tätigkeit sehr gut. Dann lächelte er.


    "Kann man auch mehrere Wertkarten erwerben? Ich meine, 250 sind relativ schnell verbraucht, in meiner Position ist man permanent am Schreiben..."


    Er greift nach dem Becher und nimmt einen Schluck.

  • "Ja, das geht natürlich auch. Man kann jederzeit einen Betrag im Wert einer weiteren Wertkarte nachkaufen, es hindert dich also auch keiner daran, dies direkt im Anschluss an die erste Wertkarte zu tun. Allerdings musst du dir darüber im Klaren sein, dass wir nur auf das Gens-Siegel achten können. Es können dann also alle Decima von dieser Wertkarte aus Briefe versenden, wenn sie hier ankommen und danach fragen." Sie grinst. "Bei uns ist das ja eh kein Problem, aber es gibt Familien, die sind dermaßen zerstritten, da muss man auf so etwas schon hinweisen."

  • "Dann nehme ich die größte Karte die es gibt und runde das ganze auf die Endsumme von eintausend Sesterzen. Wäre das möglich?"


    Wieder nahm er einen Schluck und sah seine Schwester nachdenklich an.

  • "Natürlich." lächelt Lucilla und wendet sich kurz zu dem Regal hinter sich um. Dort zieht sie ein Pergament heraus und legt es dann vor sich auf den Schreibtisch. Es ist eine bereits vorgeschriebene Wertkarte, in welche Lucilla nur noch den Namen der Gens, in diesem Fall also Decima schreibt. Sie legt kurz ihre Stirn in Falten und rechnet nach.


    "Ah so, nein, das passt natürlich nicht. Also nicht, wenn du genau Eintausend Sesterzen bezahlen möchtest. Du kannst vier Wertkarten im Wert von Zweihunderfünfzig Sesterzen nehmen, allerdings kostet eine davon nur Zweihundertdreißig Sesterzen, also insgesamt Neunhundertzwanzig Sesterzen. Natürlich kannst du noch eine Fünfziger dazunehmen, womit wir bei Neunhundertsiebzig Sesterzen wären. Dann noch eine Fünfundzwanziger drauf und du bist bei Neunhundertfünfundneunzig. Aber kleinere Wertkarten haben wir nicht. Also entweder du bleibst dabei und hast dann einen Betrag von Eintausendfünfundsiebzig Sesterzen auf der Wertkarte, oder du bezahlst Eintausendzweihundert Sesterzen und kannst dann Briefe im Wert von Eintausendeinhundert Sesterzen versenden. Oder du bist mit dem Wert von Eintausend Sesterzen zufrieden, bezahlst aber nur Neunhundertzwanzig." :D

  • "Ich bezahle eintausendzweihundert und erhalte den Gegenwert von eintausendeinhundert? Es müsste wohl eher umgekehrt heißen, oder?"


    Er zwinkerte ihr zu.


    "Ich hoffe nicht, dass Du Deinen Bruder über den Tisch ziehen möchtest."


    Er leerte den Becher.

  • Lucilla schaut ihn verwirrt an. "Eintausendeinhundert? Dann müsstest du Eintausendundzwanzig bezahlen. Weil du dann vier Wertkarten zu Zweihundertdreißig im Wert von Zweihunderfünfzig nimmst, plus zwei Wertkarten zu Fünfzig. Oder eben vier zu Fünfundzwanzig oder eine zu Fünfzig und zwei zu Fünfundzwanzig, das macht dann keinen Unterschied."


    Zum Glück kommt nicht jeden Tag jemand wie Meridius, der es gleich wieder übertreiben muss. Denn hätte Lucilla mit Zahlen jonglieren wollen, dann hätte sie sich bei der kaiserlichen Finanzverwaltung beworben. Sie seufzt. "Wenn du möchtest, dann kann ich den Abakus rausholen?"

  • "Gut, dann machen wir es nicht so kompliziert. Ich nehme vier 250er Wertkarten und bezahle 920 Sesterzen. Kommt das so hin?"


    Er lachte. Es war einfach zu herrlich, Lucilla in Aktion zu sehen.


    "Ich habe es vermisst.."


    sagte er nachdenklich.


    "Ich habe DICH vermisst."

  • "Jaja, wenn du mich immer so vermissen würdest, wie du das sagst, wenn wir uns sehen, dann müsste ich viel öfter Post aus dem fernen Germanien bekommen. Dort gibt es nämlich auch einen sehr gut funktionnierenden Cursus Publicus und man kann dort ebenfalls Wertkarten kaufen." gibt Lucilla ein wenig schnippisch zurück. Sie hat die Geschehnisse in Tarraco noch nicht vergessen. Vielleicht wäre alles einfacher, wenn Meridius nicht immer so weit weg wäre. Andererseits wäre dann vielleicht auch alles noch viel komplizierter.


    Sie seufz und trägt endlich den Namen in die Wertkarte ein. Dann überlegt sie nochmals kurz, Meridius bringt sie ganz durcheinander mit seinen vielen Zahlen. "Neunhundertzwanzig, ja, das passt dann." Sie trägt 1000 Sesterzen als Wert in die Karte ein.

  • Meridius lachte.


    "Sehr gut. Hier sind neunhundertundzwanzig Sesterzen."


    Er schob einen Beutel über den Tisch.


    "Ich muss leider jedoch auch schon weiter. Wir werden uns och heute abend im Triclinium sehen? Livianus wird auch da sein. Vielleicht reisen wir schon demnächst ab..."


    Er sah seine Schwester fragend an.

  • Lucilla lässt den Beutel vorerst dort liegen, wo er ist. Die Münzen nachzuzählen würde eh etwas länger dauern und sie glaubt nicht, dass Meridius zu wenige hier lassen würde.


    "Natürlich werde ich da sein." Sie schaut lächelnd zu ihm hinüber und überlegt, was sie mit Avarus noch ausgemacht hatte. Wollte er nun kommen oder nicht? Sie verwirft den Gedanken vorerst, sie würde es spätestens am Abend herausfinden.


    "Ich werde die Sklaven anweisen, nur das Beste vom Markt zu holen und zu bereiten. Ihr sollt schließlich noch einmal richtig gut satt werden, bevor ihr ins karge Germanien aufbrecht. Vor allem um Livianus mache ich mir ein wenig Sorgen, er wirkt so abwesend. Ich hoffe, er findet etwas Ablenkung in seiner Arbeit. Wer weiß schon, wie lange Aemilia in Britannia bleiben wird."

  • "Ja, das hat mich überrascht. Dass sie nach Britannien geht und ihr Kind alleine auf die Welt bringen will. Ich kann es nicht nachvollziehen, doch wer weiß, was zwischen den beiden passiert ist. Ich hoffe nur, dass es kein Abschied auf Dauer war. Die Kleine hat mir gefallen..."


    Er erhob sich.


    "Schwester, man sieht sich."

  • Einen Augenblick schaut Lucilla ihren Bruder nur verdattert an. 'Die Kleine hat mir gefallen.', das hörte sich ja geradezu an, als hätte Meridius... und was weiß er von einem Kind, das Lucilla nicht weiß? War sich Aemilia vielleicht doch sicher gewesen? Warum hat sie es ihr nicht gesagt? Oder vermutet ihr Bruder nur ebenso ins Blaue hinein, wie sie selbst? Und was sollte zwischen Livianus und Aemilia passiert sein? Die beiden sind doch in Tarraco schon fast an ihrem Abschied zerbrochen. Lucilla blickt auf die Wertkarte vor sich, die sie eben ausgestellt hat. Warum sollte es ein Abschied auf Dauer gewesen sein?


    "Bis heute Abend." Lucilla bleibt grübelnd zurück. Sie würde Aemilia bald einen Brief senden, soviel ist sicher. Immerhin gibt es ja nun eine Wertkarte für die Gens Decima. 8)

  • In der Regia herrschte bereits geschäftiges Treiben. Auch die Vorstube des Postofficiums war dick besucht, so mußte er etwas schieben und drängen, um nach vorn zu kommen. Seinen Vormittag wollte er dann auch nicht hier verbringen, sondern nur einen Brief abgeben.


    Während er also so nach vorn floss, überlegte er die Dringlichkeit, dachte dabei aber auch daran, das die Pässe wieder frei sein sollten und entschied sich den Brief ganz normal zu versenden. Vielleicht war ja ein Bürger mit mehr Hatz am Start und man könnte seinen einfachen Brief gleich mitnehmen. So sparte er die Mehrgebühr von 15 Sesterzen und konnte sicher sein, das der Brief bei Zeiten ankam.


    Da war er nun und trat an den Sockel heran.


    "Salve, ein normaler Brief für 5 Sesterzen nach Germanien soll es sein."

  • Ganz Rom scheint mit dem beginnenden Frühling auf einmal Briefe versenden zu wollen und der Morgen nimmt und nimmt kein Ende. Je länger die Versandliste wird, desto ferner scheint Lucilla der Feierabend und sie ist schon am überlegen, ob sie die Nachmittagsschicht nicht einen Scriba aufdrückt, ihr Officium abschließt und sich dann endlich an die Schriftstücke macht, die mal wieder liegen bleiben. Doch jedes mal, wenn sie das versucht hat, steht alle paar Minuten der Scriba vor der Tür und hat eine Frage, braucht eine Unterschrift oder weiß nicht mehr weiter. Also bleibt es letztendlich doch wieder an ihr hängen.


    Mit einem Seufzen beendet sie eine Linie auf dem Pergament vor sich, als sie eine vertraute Stimme hört. Sofort hebt sich ihre Laune merklich und sie blickt mit einem ehrlichen Lächeln auf. "Avarus! Salve!" Sie schaut ihn einen Moment einfach nur an, dann fällt ihr wieder ein, was ihre Aufgabe ist. "Ein Brief für 5 Sesterzen nach Germania. Das macht dann fünf Sesterzen." :D

  • Iulianus kam, sogleich nachdem er den Brief verfasst hatte, in das Officium des Cursus Publicus.


    "Salve, ich will einen Normalbrief nach Hispania schicken lassen."


    Das Prozedere kannte er schon sehr gut und reichte dem Angestellten sogleich eine Münze mit dem Brief.


    Petriona Arria,
    Casa Petronia, Tarraco
    Provincia Hispania


    Liebste,


    die Sehnsucht nach dir treibt mich noch in den Wahnsinn. Du fehlst mir, meine Liebe. Schon zu lange misse ich dich, deine Berührungen, deinen Geist.
    Doch ich schreibe Erfreuliches heute, denn an diesem Tage weiß ich, dass das Warten ein baldiges Ende nehmen wird. Du fragst dich sicherlich warum, nun, das erkläre ich dir zu gerne, Liebste.
    Bald werden die Ludi Florales in Mantua zelebriert, es wird ein großes Fest. Doch zur Zeit mangelt es an Priesterinnen der Flora. Da Ceres jedoch der Erde, so wie Flora, nahe steht habe ich beschlossen dich anzuschreiben, dich als Priesterin der Ceres.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen schreibe ich dir gerade, Liebste, und hole dich hiermit zu mir nach Italia, zu mir nach Rom. Inklusive einem berechtigten Vorwand, Arria. Du wirst hier als Priesterin der Ceres gebraucht und wirst eine immense Rolle bei der Durchführung dieses Festtages einnehmen. Doch fürchte dich nicht vor solch einer großen Aufgabe, denn ich werde dir zur Seite stehen und helfen so gut ich kann.
    Meine Liebste, ich kann es kaum erwarten dich in den Arm zu nehmen, denn es ist lange her. Zu lange.
    Es sind viele Dinge passiert, von denen ich dir berichten muss. Und zwar persönlich.
    Bitte komme so schnell wie möglich nach Rom.


    Sehnsuchts- und erwartungsvoll,
    Dein Imperiosus Iulianus.

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