Praefectus Vehiculorum

  • >>> Nachdem ich mir nochmal ein bisschen die Hände geschrubbt hatte, denn ich wollte meinem Vorgesetzten (beziehungsweise dessen Vorzimmer-Stationarius) ja nicht mit Tintenfingern entgegen treten, begab ich mich dann auch auf schnurstracksem Weg in den Raum, in dem ich mein Bewerbungsgespräch hatte. Dabei war ich mehr als gespannt, ob ich heute zum Chef des italischen Cursus Publicus vorgelassen werden würde oder wieder nur mit einem Vertreter Vorlieb nehmen müsste. "Salve! Ich möchte Meldung machen, dass ich in den Versandlisten Italias drei nicht unerhebliche Fehler in den Wertkartenabrechnungen gefunden habe. Der erste betrifft die Wertkarte der Gens Aurelia, die im April 861 und Mai 861 mit ein- und demselben Brief zweimal belastet wurde." Ich schaute den Stationarius ernst an. "Grundsätzlich kann ich diesen Fehler natürlich selbstständig beheben und bis in die aktuelle Abrechnung die zehn Sesterzen gutschreiben. Allerdings wirft die besagte Mai-Abrechnung zweitens sowohl bei den Aureliern, als auch bei den Decimern, den Purgitiern und den Iuliern die Frage auf, ob da Einzahlungen auf die jeweiligen Wertkarten getätigt wurden oder aber die Abrechnungen in diesem Zeitraum einfach nur komplett fehlerhaft sind. Wenn du oder der Präfekt da also mal nachschauen könntet, damit ich das eventuell richtigstellen kann, wäre ich sehr dankbar.", lächelte ich jetzt ein bisschen rechthaberisch. Vielleicht kostete ich den Cursus Publicus hier zehn Sesterzen, vielleicht aber brachte schon der zweite Punkt hier dem Cursus Publicus aber auch in Summe 165 Sesterzen ein!
    Der nächste, letzte Punkt würde das aber noch deutlich in den Schatten stellen und meinen Namen auf diese Weise ja unter Umständen schon in meiner ersten Arbeitswoche hier beim Präfekten wenigstens mal etwas bekannter machen. Gerade im Hinblick auf später wäre das ja sicher nicht verkehrt, wenn ich dem keine Unbekannte wäre! "Außerdem bräuchte ich für ein ähnliches drittes Problem, das ebenfalls ganz zufällig den Mai 861 betrifft, die Information, ob die Classis Romana ihre Wertkarte um 2000 Sesterzen aufgestockt hat oder auch das ein Fehler des damals hier tätigen Stationarius war. Falls du mir diese Auskünfte nicht direkt geben kannst, damit ich das korrigieren kann" und wehe dem, wenn sich hier ein anderer zu meinen Ungunsten zu profilieren versuchte! "dann würde ich gerne mit dem Präfekten persönlich sprechen wollen, der ja sicherlich auch einen Überlick über die Finanzen des Cursus Publicus hat.", erklärte ich freundlich aber bestimmt, wie ich mir das weitere Geschehen hier vorstellte. "Denn ich denke, dass es den Präfekten bestimmt interessieren würde, ob der Cursus Publicus mal eben über 2000 Sesterzen durch eine fehlerbehaftete Abrechnung verschenkt hat." Was hatten die hier die Jahre nur ohne mich gemacht? 8)


    Sim-Off:

    Edit: Fehlerteufel

  • Der ältere Stationarius war doch etwas verdattert, als die erst vor kurzem eingestellte Frau auf einmal wieder bei ihm vorbeischneite, und direkt ein Problem gefunden zu haben verkündete, während er sich noch nichtmal so sicher gewesen war, dass seine Kollegen ihn damals nicht doch vergackeiert hatten.
    Die erste Sache war eine Kleinigkeit. 10 Sesterzen zuviel belastet, das konnte man ja schon fast als Trinkgeld für die Überstellung betrachten. Aber offensichtlich war es der Sergia damit ernst, also konnte er es wohl nicht abwinken. “Bist du denn sicher, dass es auch wirklich derselbe Brief ist und nicht ein zweiter an dieselbe Person?“ fragte er daher erst einmal nach. Solche Fehler unterliefen Anfängern ja doch mitunter mal.
    Das mit den Wertkarten an und für sich war da schon gewichtiger. Wenn gleich bei so vielen Familien Fehler gemacht wurden, war das dann schon schwieriger. “Bei den Wertkarten müssten wir in die Bücher schauen. Wieviel wurde denn deiner Ansicht nach fehlerhaft berechnet und bei wem? Zuviel oder zu wenig?“ Das musste er sich dann in der Tat einmal genauer anschauen. Eventuell musste man damit sogar zum Praefectus Vehiculorum.


    Mit der dritten Sache musste man das aber ganz eindeutig! “ZweiTAUSEND Sesterzen?“ Das war ja mehr als sein Jahresgehalt! “Bist du dir da ganz sicher? Also wirklich, wirklich sicher über die Summe?“ Sonst bekam er am Ende eins auf den Deckel, weil er unnötig Aufregung verursacht hatte. Andererseits bekam er vermutlich auch eins auf den Deckel, wenn das bislang noch niemandem aufgefallen war...

  • Also ich, die ich Trinkgeld wenn dann aber bitte für mich persönlich haben wollte, kam nicht einmal auf die Idee, dass jemand einen Brief doppelt von seiner Wertkarte abbuchen ließ, um damit dem gesamten Cursus Publicus zehn Sesterzen zu spenden. "Also was ich ziemlich sicher weiß, ist, dass nur ein Brief am besagten dritten Tag vor den Maikalenden 861 ab urbe condita in Rom und näherer Umgebung von diesem Senator Aurelius Avianus an einen Claudius Menecrates abgegeben wurde.", erklärte ich und betonte das Wörtchen Senator nicht grundlos. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass der edle Mann so viel reiste, dass er am selben Tag auch noch von Mantua oder Misenum aus (als nur zwei Beispiele für die unzähligen Mansiones) einen weiteren Brief an den Claudier abgegeben hätte. "Wenn du willst, dann erkundige ich mich natürlich in allen italischen Mansiones, was dann aber einige Wochen dauern könnte." Dass ich darauf nicht so viel Lust hatte (wieviele Briefe ich dafür wohl schreiben müsste?), war mir wahrscheinlich anzusehen. Am liebsten hätte ich ja den Vorschlag unterbreitet zu erfragen, wieviele Briefe am angegebenen sechsten Tag vor den Mainonen 861 ab urbe condita in Germania Superior an diesen Claudius Menecrates ausgeliefert wurden. Aber dass manchmal auch Briefe verloren gingen auf so langen Reisen, war mir bekannt, sodass das einzige Argument eigentlich nur die abgegebenen Schreiben sein konnten.
    Bei der Frage der Familien-Wertkarten holte ich eine kleine Wachstafel hervor. Wenn ich auch diesmal nicht zum Präfekt vorgelassen würde, dann müsste ich eben diesem Stationarius hier die kleine Zusammenstellung zeigen. "Ich habe da mal etwas vorbereitet." Damit übergab ich die Tafel und hoffte, dass der Typ meine Schrift lesen konnte:

    Familien-Wertkarten im Maius 861 a.u.c.



    Ich räusperte mich ganz leicht, nachdem ich der Meinung war, dass man die Tabelle überflogen haben müsste. "Dazu muss man vielleicht noch sagen, dass im Maibericht, weshalb ich ja auch hier bin, keinerlei Wertkarten-Einzahlungen auf der Liste verzeichnet sind. Entweder dort oder eben bei den Wertkartenabrechnungen selbst muss da also zwangsläufig ein Fehler sein.", folgerte ich für meinen Gegenüber, dass ich egal wo auf jeden Fall einen Fehler entdeckt hatte! "Ausgehend davon, dass bei den Aureliern nur fünf, statt der angegebenen sechs Briefe verschickt wurden, wäre das ein entstandener Schaden für den Cursus Publicus in Höhe von 165 Sesterzen.", fasste ich zusammen und verkniff mir zu erwähnen, dass ganz rein zufällig nur alle die Wertkartenabbuchen in diesem Monat geklappt hatten, bei denen man nicht irgendeine Hundertergrenze durchstieß: So bei den Germanicern von 940 nach 2 Briefen auf 920 Sesterzen oder bei den Quintiliern.
    Die Reaktion zur Institutions-Wertkarte der Classis ließ mich anschließend siegesgewiss schmunzeln, denn es zeigte sich, was für eine bedeutsame Entdeckung ich hier unter Umständen gemacht hatte! "Im Prinzip kann ich hier nur sagen, was ich auch schon zu den Familien-Wertkarten gesagt habe: Entweder jemand hat eine Wertkarteneinzahlung am Ende der Versandübersicht dieses Monats vergessen anzugeben" Dass mir der Kauf einer 2000-Sesterzen-Wertkarte verdammt unwahrscheinlich erschien, verkniff ich mir zu sagen. "oder aber die Abrechnung ist tatsächlich exakt 2000 Sesterzen zu Ungunsten des Cursus Publicus fehlerhaft." Dass zudem auch nur ein verschickter Brief der Classis in der Liste stand, aber zwei abgerechnet wurden, hatte ich bereits gegengecheckt. Hier fehlte tatsächlich die Zeile dafür, dass der eine Brief eigentlich zwei waren. Deshalb ließ ich diesen Punkt, den ich selbst bei der Korrektur der gesamten Abrechnung dann richtigstellen würde, einfach unerwähnt.

  • Der Stationarius nahm die Tabula entgegen und studierte sie kopfkratzend. Dass gerade den Purgitiern so viel Differenz berechnet wurde, war natürlich schon besonders ärgerlich, immerhin war Purgitius Macer ein Consular! Wie die Summe von 5 Sesterzen bei den Iulii aber zustande gekommen war, wo ihre Briefe doch in Zehnerschritten berechnet wurden, war wirklich eine Frage für sich. “Die Wertkartensache ist wirklich ominös, aber kann auch hinten angestellt werden. Die zweitausend Sesterzen der Classis hingegen...“ Die machten dem Stationarius ernste Bauchschmerzen.
    “Der Praefectus Vehiculorum ist in 2 Tagen wieder hier zugegen, momentan ist er... naja, du weißt selber, wie Rom im Sommer riecht. Er schaut nur ab und zu vorbei und ist sonst am Meer in seiner Villa. Aber, das ist gut. Wir machen folgendes...“
    Ja, was machten sie, was dazu führen würde, dass sein Kopf auf seinen Schultern blieb? Das durfte niemand sonst erfahren, dass ihm über Jahre hinweg so ein Fehler nicht aufgefallen war, einer kleinen Stationaria, die kaum drei Wochen da war, hingegen schon!
    “...Also... wir... wir sehen als erstes die Bücher durch. Wenn es doch einen Zahlungseingang gegeben hat, müssen wir den Präfekten da nicht damit behelligen, weil dann hat ja alles seine Richtigkeit. Und wenn nicht, können wir es dann zumindest mit Gewissheit sagen. Ich möchte also, dass du... du schnappst dir da draußen den Griechen... wie heißt er doch gleich?... Egal, den kleinen Griechen da draußen, und gehst mit ihm zum Archiv, ob ihr da in den Büchern etwas dazu findet, und erstattest mir dann morgen Abend noch einmal Bericht, ob du etwas gefunden hast.“
    Dann hatte er immerhin noch einen Tag Zeit, sich irgendwas auszudenken, wie er das ganze als große Leistung von ihm darstellen konnte, so dass sein Kopf nicht rollte.

  • Dass die Familien-Wertkarten hinten angestellt werden sollten, fand ich wenig verwunderlich und nickte deshalb nur gleichgültig mit dem Kopf. Ein größerer Fehler bei einer Institutionen-Wertkarte hatte natürlich eine höhere Priorität. Wenn der Praefectus selbst allerdings in zwei Tagen mal wieder hier aufkreuzen wollte, dann würde ich mich trotzdem auch mit den Familien-Wertkarten ranhalten. Denn verdammt nochmal, ich wollte, dass der Kerl mich und vor allem meinen Namen kennenlernte! Ich wollte, dass er mich positiv mit der Aufklärung dieser vermutlichen Fehlabrechnungen zu verbinden wusste! Ich wollte, dass er mich, "nur die Frau", dafür belobigte oder so! Meine übrigen Arbeitskollegen waren mir da.... Ich überlegte ganz kurz.... alle so ziemlich egal.
    Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als der Stationarius mir erklärte, was wir jetzt tun würden. Wir würden zur Hälfte ins Archiv gehen und uns durch die unzähligen Bücher quälen. Und was würde die andere Hälfte von uns tun? - Wahrscheinlich hier sitzen, Däumchen drehen und hoffen, dass ich nichts finde! Ganz sicher: Bei diesem Typ hier täte es mir am wenigstens Leid, wenn meine Entdeckung ein Stolperstein für ihn und seine Karriere werden würde, auch wenn es mir hier eigentlich weniger um die Bestrafung anderer, als viel mehr um mein eigenes Fortkommen ging. In zwei Tagen sollte der Präfekt erstmal meinen Namen kennenlernen. In zwei Wochen hatte er dann bestimmt meinen Hintergrund gecheckt und wusste auch von meiner Verwandtschaft mit meinen beiden gut bekannten, einflussreichen Onkeln der Gens Annaea. Dann hätte er mich in zwei Monaten, wenn ich bis dahin weiter gute Arbeit leistete, bestimmt auf seiner Liste seiner geeigneten Nachfolger und ich hätte in zwei Quartalen (oder Jahren oder wann auch immer der versetzt oder in den Ruhestand gehen würde) vielleicht eine kleine Chance ihm nachzufolgen (nicht in den Ruhestand, sondern natürlich auf den Präfekten-Posten!). Genügend Selbstvertrauen, dass das kein Ding der Unmöglichkeit wäre, hatte ich jedenfalls. "Sehr wohl.", nickte ich am Ende der Anweisungen in einem leichten und bei diesen Aussichten völlig entspannten Tonfall. Dann machte ich mich zusammen mit Diophanes, der so ähnlich wie diese besonderen Gleichungen hieß, auf ins Archiv. Dass dieser Stationarius noch nichtmal seine Mitarbeiter beim Namen nennen konnte, ließ mich dabei ganz leicht meinen Kopf schütteln.


    ~~~ *Am Spätnachmittag des folgenden Tages* ~~~


    .... begleitete mich Diophanes zum Arbeitsplatz des Stationarius, dem ich heute Bericht erstatten sollte. "Ich habs gewusst!", verkündete ich in bester Gewinnerstimmung und ließ mit einer lässigen Handbewegung eine Wachstafel auf den Schreibtisch des Stationarius fallen:

    Zahlungseingänge von Aprilis bis Iunius 861 a.u.c.


    * eventuell mit je 5 Sz. Trinkgeld behaftet (oder fehlerhaft, da rabattfrei)

    Dann räusperte ich mich kurz. "Sei gegrüßt an diesem wunderschönen Tag!", schob ich eine überschwängliche (was zu Teilen jedoch aufgesetzt war) Begrüßung nach. "Wie du mir aufgetragen hast, habe ich, Sergia Fausta, mich mit ein bisschen Hilfe von ihm, Diophanes, durch die Finanzbücher des Cursus Publicus gearbeitet. Das Ergebnis, das aufgrund der weiten Verbreitung der Wertkarten und der hohen Nutzungsrate dieser ziemlich übersichtlich ist, siehst du vor dir.", deutete ich auf die Wachstafel. Dann musste ich leicht grinsen. "Wie ersichtlich wird, hat weder im problematischen Maius, noch einen Monat zuvor oder einen danach eine Wertkarteneinzahlung auf eine Familien- oder Institutionen-Wertkarte hier in Italia stattgefunden. Damit denke ich, dass wir schlussfolgern können, dass die fehlerhafte Abrechnung des Maius 861 ab urbe condita einen bis heute verschleppten Schaden in Höhe von 2165 Sesterzen verursacht hat." Und ich hatte das aufgedeckt!
    "Wenigstens, das haben wir geprüft, ergäbe sich auch nach einer entsprechenden Korrektur in keinem der Fälle für einen Monat eine negative Wertkartenbilanz. Also alle betroffenen Familien-Wertkarten und die Institutionen-Wertkarte der Classis würden von damals bis heute trotzdem einen positiven monatlichen Restbetrag verzeichnen.", mischte sich Diophanes ungefragt ein. Ich wollte das letzte Wort haben! "Wegen der beiden in diesen drei Monaten erworbenen Wertkarten, müsste man sich bezüglich meiner Anmerkung übrigens an die Präfekten in Germania Superior und Ägypten wenden, falls man herausfinden will, ob hier Wertkarten ohne den üblichen Rabatt verkauft wurden oder ob das einfach je fünf Sesterzen Trinkgeld waren." Ich glaubte zwar kaum, dass diese Erkundigung die jeweils fünf Sesterzen wert wären, aber damit hatte ich jetzt wenigstens das letzte Wort gehabt! Die Möglichkeit, dass man in den beiden Fällen vielleicht auch clever zwei beziehungsweise drei rabattfreie 50er-Wertkarte vertickt hatte, statt je einmal auch eine 100er, die ja nur 95 Sesterzen kostete, verschwieg ich erstmal. Ich wusste dabei selbst nicht so genau, warum.

  • Mit Bangen hatte der Stationarius dem Tag entgegengesehen, an dem der Praefectus Vehiculorum wieder in Rom sein würde und damit sich klären würde, ob da nun jemand vor einiger Zeit ganz gewaltigen Mist gebaut hatte oder nicht.
    Also war er doch etwas nervös, als Sergia Fausta wieder in sein Vorzimmer getänzelt kam und ihm eine Berechnung hinlegte, die er um ehrlich zu sein nicht wirklich verstand. Allerdings musste er das nicht verstehen, um zu kapieren, dass er, wenn er jetzt in die Cloaka Maxima sprang, auch nicht tiefer in der Sch... in der Patsche steckte. 2165 Sesterzen war bei weitem kein Pappenstiel. Jetzt war es wichtig, das ganze so zu verkaufen, dass er hinterher nicht vollkommen unfähig dastand.


    Gut, das muss der Praefectus entscheiden. Er ist grade auch da. Ich... ähm... kündige uns dann mal an.“ Der Stationarius stand auf, wandte sich zur Tür, schaute nochmal zurück und überlegte noch einmal kurz. Drei Leute wäre vielleicht etwas überkandidelt bei der ganzen Geschichte. “Dio...phanes, du bleibst hier.“ Gut, dass er sich wenigstens Namen manchmal merken konnte.


    Also klopfte er an, wartete auf die Rückantwort von innen und trat dann ein.
    “Ähm, Praefectus, wir müssten kurz deine Zeit in Anspruch nehmen. Also... Sergia Fausta hier, die ich eingestellt habe, hat nach meiner Anweisung die Bücher des Cursus Publicus geprüft und ist da auf einen etwas älteren Fehler gestoßen, der aber doch etwas größer angelegt ist.“ Hatte er schon erwähnt, dass es indirekt sein verdienst war, weil er sie eingestellt hatte? Vielleicht. Jetzt musste die Sergia nur mitspielen, also fügte er noch eine Kleinigkeit an. “Wenn du dir das kurz anschauen möchtest. Sie hat wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet und verdient da vielleicht eine kleine Belobigung diesbezüglich für ihre hervorragende Arbeit.“


    Der Praefectus staunte nicht schlecht über diese Einlassung und winkte die Sergia erstmal etwas näher heran. “Um welchen Betrag handelt es sich denn, welche Konten? Und wie lauten die Lösungsvorschläge des Problems?“
    Der Stationarius wollte zwar antworten, wurde aber mit einer rigorosen Handbewegung zum Schweigen gebracht, während der Praefectus Vehiculorum die junge Frau erwartungsvoll anschaute, die offensichtlich das Problem erkannt und gemeldet hatte.

  • Mit triumphierendem Blick sah ich diesem Stationarius nach, wie er uns beide (und mir kam es nicht ungelegen, dass ich meine Lorbeeren nicht noch mit Diophanes teilen musste) beim Präfekten anmeldete. Endlich! Endlich hatte ich mal die Möglichkeit den Chef des Postwesens von Italia persönlich zu treffen. Und wenn ich so genauer darüber nachdachte, dann war dieser Praefectus Vehiculorum aktuell sogar der höchste Mann des Cursus Publicus überhaupt! Ich meine, Italia stand ja wohl klar über allen andern Provinzen (wie schnell man sich an diese Sichtweise gewöhnte, war ich doch vor nicht allzu langer Zeit in Alexandria noch nicht ganz so drastisch dieser Meinung). Und was war mit dem Prätorianerpräfekten? Richtig, einer saß irgendwo in irgendeinem Loch ein und der andere war noch nicht ernannt, denn ja, ich ging ganz naiv davon aus, dass ein neuer Kaiser wenigstens seine eigenen Reichspräfekten bestimmt selbst mitbrachte und nicht von seinem Vorgänger einfach übernahm.
    Aber wo war ich? Richtig, das Gespräch mit dem Postpräfekten. Doch Moment, hatte ich das gerade richtig verstanden? Dieser Stationarius behauptete, dass ich auf seine Anweisung hin die Bücher geprüft hätte?? Meine Augen verengten sich eine kleine Spur. Dieser kleine, glitschige Wurm! ICH hatte Meldung gemacht, dass ICH etwas gefunden hatte! Sein einziger Verdienst war ja wohl das "Na schau lieber nochmal ganz genau und mit einem weiteren Paar Augen (männlichen, weil die weiblichen ja alle einen Knick in der Optik hatten - schon klar!) nach. Vielleicht hast du dich ja auch geirrt." Hatte ich nach meinem Bewerbungsgespräch geglaubt, dass ich mit diesem Typ vielleicht doch irgendwo ein Auskommen finden würde, war ich spätestens jetzt eines Besseren belehrt worden. Mieses, kleines Ungeziefer!


    Aber an dem Postpräfekten hatte der Stationarius sich geschnitten - mächtig geschnitten! Meine Lippen umspielte ein kleines, amüsiertes Lächeln, als dieser winselnde Wurm mit einer einfachen Handbewegung zu meinen Gunsten zum Schweigen gebracht wurde. Ich sah schon, dass ich mit dem Praefectus Vehiculorum deutlich besser klarkommen würde! "Sei gegrüßt, mein Präfekt. Es ist mir eine Ehre, dass du mich empfängst.", wennauch nur zusammen mit dieser Fehlbesetzung neben mir. Dann zeigte ich ihm zunächst die beiden Wachstafeln, die auch der Stationarius schon gesehen hatte und erklärte: "Hier, mein Präfekt, kannst du sehen, wie ich auf dieses Problem aufmerksam wurde. Die Gentes Aurelia, Decima, Iulia und Purgitia betreffend sieht man das verzeichnete Wertkartenguthaben im April 861 ab urbe condita in der zweiten Spalte, die im folgenden Mai verschickten Briefe in der nächsten und die vermeintlich daraus resultierenden neuen Wertkartenguthaben in der vierten Spalte. Der Differenzbetrag beläuft sich in Summe bei diesen Familienwertkarten auf 165 Sesterzen."
    Dann legte ich die zweite Tafel vor. "Hier nun, mein Präfekt, siehst du die Arbeit, die ich nach Auftrag des ehrenwerten Stationarius hier", deutete ich auf dieses missgünstige Insekt, "ausgeführt habe. Wie man neben den gewöhnlichen Zahlungseingängen für Briefporto sieht, ist in dem betreffenden Monat, auf den sich die erste Wachstafel bezieht, lediglich eine Wertkarte erstanden worden - außerhalb Italias und damit für diesen Fall völlig irrelevant. Um ganz sicher zu sein, habe ich auch den Vormonat und Nachmonat ebenfalls untersucht - mit dem gleichen Ergebnis, dass in diesem gesamten Zeitraum in Italia nicht eine Wertkarte gekauft oder aufgeladen wurde." Ich machte mit meinen Händen eine Geste, dass damit ja nun alles klar wäre.


    "Daraus also folgt nun unweigerlich, dass die vier auf der ersten Wachstafel aufgeführten Familienwertkarten einen in Summe 165 Sesterzen zu hohen Restbetrag ausweisen. Das Problem wird dabei in eine ganz andere Dimension gehoben durch eine exakt 2000 Sesterzen zu hoch ausgewiesene Institutionenwertkarte für die Classis Romana. Alle diese Fehler sind im selben Monat entstanden und wurden bis zum heutigen Tag blind Monat für Monat übertragen." Ich musste kämpfen, um nicht noch den Nachsatz anzufügen: bis ICH sie gefunden habe.
    Dann machte ich eine kleine Pause, um anzudeuten mit der Beantwortuing der ersten Frage am Ende zu sein. "Was nun kann man tun, um dieses Problem anzugehen? Im Sinne des Cursus Publicus wäre es natürlich am besten, wenn man hieraus keine zu große Sache machen würde, sondern das Ganze etwas diskret nach außen behandelt. Nun bin ich ja noch recht neu hier und weiß daher nicht, wie regelmäßig sich die Besitzer von Wertkarten nach ihren Guthaben explizit erkundigen.... Aber ich glaube, dass man gerade bei den ein- bis zweistelligen Wertkartendifferenzen vielleicht auch keinen großen Aufriss machen müsste, sondern einfach die Zahlen korrigiert. Die Aurelier sind reiche Patrizier, die Decimer sind auch nicht gerade für ihre Armut bekannt und die fünf Sesterzen bei den Iuliern fallen denen bestimmt auch nicht weiter auf.", spekulierte ich ein bisschen und reduzierte das große Problem mit seinen fünf Teilproblemen auf lediglich zwei Teilprobleme.
    Dann stellte ich fest: "Es blieben folglich die Classis Romana und die Gens des Consulars Purgitius Macer." Ich überlegte kurz, denn an und für sich war ich nicht näher darauf eingestellt dieses Problem praktisch zu lösen, war ich doch davon ausgegangen, dass der Präfekt mir nach Kenntnisnahme selbst sagte, was ich zu tun hätte. "Das Mindeste, was man in diesen beiden Fällen sicherlich tun könnte, um den Schaden wenigstens zu minimieren, ist aus Kulanz in einem persönlichen Gespräch das Angebot zu machen für einen Teil des Fehlers aufzukommen. Vielleicht ließe sich der Consular Purgitius darauf ein, dass er einfach noch 70 Sesterzen oder so nachzahlt für seinen Aureus zu viel auf der Wertkarte. Alternativ reduziert man das Kartenguthaben nach Absprache auch einfach um 70 Sesterzen, was auch immer er eben bevorzugt. Und für die Classis böte sich vielleicht vor allem letzteres mit einem Betrag von eventuell so um die 500 Sesterzen an.", erklärte ich und hoffte, dass dem Postpräfekten wenigstens irgendwas von meinen Vorschlägen gefiel. Sicher war ich mir jedenfalls, dass es auch in seinem Interesse sein würde, wenn das nicht am Ende noch publik und wahrscheinlich noch schön fett ausgeschlachtet in der neusten Acta-Ausgabe landen würde. Dazu hatte ich auch keine Ahnung, ob nach so langer Zeit (zu Zeiten der massiven Fehler lebte ja sogar noch dieser Valerianus!) nicht vielleicht sogar schon eine Art Gewohnheitsrecht auf Seiten der Wertkartenbesitzer stand, falls jene regelmäßig eine falsche Auskunft erhalten hätten.

  • Ruhi hörte sich der Präfekt alles an, besah sich aufmerksam die Wachstafel und dachte nach. Nicht einmal machte er auch nur den Ansatz, die Sergia zu unterbrechen oder eine Frage zu stellen, sondern hörte sich geduldig alles an, bis sie von selbst geendet hatte.


    “Nun, es handelt sich in der Tat um größere Fehler, und es ist sehr aufmerksam von dir gewesen, sie zu finden und darauf aufmerksam zu machen. Wenn du diese Gewissenhaftigkeit bei all deiner Arbeit an den Tag legst, kannst du innerhalb des Cursus Publicus weit aufsteigen. Wer weiß, vielleicht hast du in ein paar Jahren sogar meinen Posten. Als Sergia steht dir ja sicherlich auch der Ritterstand prinzipiell offen. Wenngleich du eine Frau bist, solltest du derlei Pflcihteifer häufiger an den Tag legen, könnte ich mir vorstellen,d ass du dereinst selbst den Ritterring tragen könntest.“
    Dies war das erste, was der Praefectus sagte, dann erst nach diesem Lob widmete er sich dem Problem. “Bezüglich der Wertkarten gefällt mir dein Lösungsansatz. Da aber die Aurelii Patrizier sind und die Decimi und die Iulii zumindest auch schon einmal Senatoren hervorgebracht haben, wenngleich beide Gentes jüngst... nicht allzu vorteilhaft dastehen, solltest du sie darüber informieren, dass ein kleiner Rechenfehler auf ihren Wertkarten behoben wurde. Ein kleines Schreiben reicht. Ich verlasse mich auf dich, dass du den rechten Ton schon treffen wirst.
    Bei der größeren Summe der Purgitier kannst du so vorgehen, wie du es vorgeschlagen hast.“


    Kurz überlegte er noch einmal, ehe er sich zum Thema der großen Summe bei der Classis äußerte. “Die Legionen und Classes werden wie wir vom Staat im weitesten Sinne finanziert. Daher halte ich es für die beste Lösung, wenn du dich mit der kaiserlichen Kanzlei, speziell also den Primicerii a rationibus, in Verbindung setzt, wie man sich dort eine Lösung vorstellen kann und inwiefern wir dieses verrechnen sollen.“

  • Als der Präfekt von größeren Fehlern sprach, nickte ich ernst, bevor ich danach wirklich aufpassen musste, dass man mir meine Zufriedenheit mit den äußerst lobenden Worten meines Chefs nicht zu sehr anmerkte. Meine leicht angehobenen Mundwinkel waren wohl aber trotzdem zu sehen. Postpräfektin - der ahnte ja nicht (glaubte ich), wie toll und anziehend dieser Titel für mich war! Und sogar einmal den Ritterring zu tragen traute er mir zu!! Mein Vater, der ja leider zu jung gestorben war, um meinem Großvater Marcus in den aktiven Ritterstand nachzufolgen, wäre bei solchen Aussichten sicherlich stolz auf mich gewesen. Ich wusste ja schon immer, dass ich etwas ganz Besonderes war!
    Als der Praefectus Vehiculorum dann auch noch wenigstens teilweise Gefallen an meinen Lösungsansätzen fand, musste ich mich umso mehr konzentrieren, dass ich trotzdem genau mitbekam, was er weiter von mir erwartete. Gedanklich notierte ich mir: Drei kleine Schreiben und einen Besuch wegen der Familien-Wertkarten. "In Ordnung, mein Präfekt.", bestätigte ich in der Redepause des Präfekten. Das sollte machbar sein. Dann fügte der Postpräfekt hinzu, dass ich wegen der 2000-Sesterzen-Sache mit einem Primicerius a rationibus sprechen sollte, was ich ebenfalls abnickte. Dabei überlegte ich mir, dass ich sowieso gerne mal ganz wichtig auf den Palatin gehen wollte und entschied, dass ich in der Interpretation der Anweisung einfach gleich um einen Kanzlei-Termin bitten würde. "Ich nehme an, du möchtest dann später vor allem über die Ergebnisse hinsichtlich der Classis-Wertkarte einen schriftlichen oder mündlichen Bericht von mir erhalten?" Die anderen Sachen waren ja eigentlich eher Mitteilungen, die erstmal erledigt wären, wenn sie verschickt waren, und naja.... dann eben noch das Gespräch mit dem Consular. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun, mein Präfekt?", fragte ich dann weiter und registrierte erst jetzt die fast schon penetrante Anrede als "mein Präfekt".

  • Sim-Off:

    Huch, übersehen


    Der Präfekt nickte wiederum zum Thema des Berichtes. “Ja, ein schriftlicher Bericht wäre vorerst das beste. Ich werde dich dann, wenn ich wieder in Rom für einen Tag bin, dazu befragen, kann so aber mich schon über das wichtigste informieren. Man weiß ja nie genau, wie lange eine solche Angelegenheit in Anspruch nimmt. Bei der momentanen Situation umso mehr. Daher ist nur schwer abzuschätzen, ob ich hier weile, wenn du die Arbeiten abgeschlossen hast.
    Darüber hinaus habe ich erst einmal keine Wünsche. Wenn dir wieder eine Unregelmäßigkeit auffällt, wende dich wieder ruhig an mich. Man wird dann einen Termin für dich finden.“
    Letzteres war als verschlüsselte Anweisung an den Stationarius gerichtet, der auch nur stumm und duckmäuserisch nickte.

  • Auch ich nickte nach der Antwort des Postpräfekten freundlich lächelnd, obwohl ich nur wenig Lust auf einen langweiligen Bericht hatte. Später würde ich solchen Kram einfach delegieren, nahm ich mir vor. Andererseits sah ich aber auch, dass ich in der Hierarchie der Stationarii hiermit ein bisschen aufgestiegen war und jetzt in vergleichbaren Angelegenheiten gleich nach einem Termin beim Präfekten verlangen konnte. Insofern war die Arbeit wenigstens nicht umsonst. "Ich danke dir, mein Präfekt. Und ich werde dich nicht enttäuschen.", versprach ich und hoffte natürlich, dass ich das auch halten könnte. Dabei ahnte ich ja noch nicht, wie oft ich im weiteren Verlauf bei Erhalt der Antwort aus der Finanzabteilung der Kanzlei oder an der Porta der Casa Purgitia noch dazu gezwungen sein würde, brav zu schlucken, statt verärgert aufzubegehren. Ich brauchte dringend einen Mann, vielleicht auch gleich noch einen zweiten inoffiziellen dazu (dabei kam mir der Iulier mit seinem "Geständnis" in den Kopf) und vielleicht sollte ich auch zusehen, dass ich mir einen Patron suchte. Sobald ein neuer Praefectus Praetorio ernannt sein würde, beschloss ich, würde ich diesen Oberchef des Cursus Publicus mal fragen. Das könnte meiner Karriere sicherlich nicht schaden. "Vale, mein Präfekt.", verabschiedete ich mich zum Schluss des Gesprächs mit diesen Gedanken. Dann verließ ich das Büro des Postpräfekten und machte mich gleich daran die vier Briefe zu schreiben, bevor ich sofort am nächsten Tag zur Casa Purgitia gehen würde.

  • Nachdem ich mehere Briefe geschrieben, in der Casa Purgitia mit dem dortigen Sekretär des Consulars gesprochen, in meinem Officium den neckischen Decimus Aquila empfangen und sogar bei dem grauen Zauselbart auf dem Palatin gewesen war, hatte es noch einige Tage gedauert, bis mein Ergebnisbericht für den Postpräfekten von Italia auf dessen Schreibtisch lag. So einen öden Bericht zu schreiben war schließlich mehr als fad - vor allem, wenn man ganz unverhofft eine Einladung zu öffentlichen Spielen bekam! Deren Besuch war dann natürlich ein absoluter Pflichttermin für mich gewesen, weil ich mangels Wissens, wo ich den Absender der Einladung hätte erreichen können, diesem ja auch überhaupt nicht hätte absagen können! (War das eine gute Ausrede, oder was?) Außerdem kam es auf diesen einen Tag wohl auch kaum an!




    SERGIA FAUSTA



    Ad Praefectum Vehiculorum Italiae
    Sedes administrationis Italiae
    Rom - Italia



    Sergia Stationaria Praefecto Vehiculorum s.d.


    Nach mehreren teils nicht ganz einfachen Gesprächen möchte ich dir hiermit den erwarteten Bericht zukommen lassen und dich über die Ergebnisse besagter Unterredungen in Kenntnis setzen. Ich hoffe sehr, dass du mit meiner Arbeit zufrieden bist, weil ich der Überzeugung bin in jedem Fall das Beste aus den Situationen herausgeschlagen zu haben.


    Beginnen möchte ich mit den fehlerhaften Abrechnungen der Familien-Wertkarten der Gentes Aurelia, Decima und Iulia vom Maius 861 a.u.c.: Bis heute hat nur ein Mitglied der Gens Decima auf meine Briefe reagiert und nach einem längeren, anregenden Gespräch zugestimmt, das Guthaben seiner Familien-Wertkarte rückwirkend zu korrigieren. In der mittlerweile wohl begründeten Annahme stillschweigenden Einverständnisses habe ich die aktuellen Versandtübersichten in allen drei Fällen entsprechend angepasst und werde nach und nach auch für die rückwirkende Korrektur sorgen.
    Gleiches gilt auch für die Familien-Wertkarte der Gens Purgitia. Auch sie wird in Übereinkunft mit dem Sekretär des Consulars Purgitius eine rückwirkende Korrektur erfahren. Aus Kulanz und zur Vermeidung einer Verstimmung des Senators habe ich weiter eine Wertkarte F-100 zum mit dir zuvor abgesprochenen Betrag von 70 Sesterzen angeboten und verkauft. Der Sekretär dankte.


    Zuletzt setzte ich mich mit der Finanzabteilung der kaiserlichen Kanzlei auseinander. Ich schlug heraus, dass der Fehler in Höhe von 20 Aurei zur Hälfte rückwirkend berichtigt werden darf, woran ich mich in den kommenden Tagen und Wochen noch setzen werde, während die andere Hälfte - also ganze 10 Aurei - bereits an den Cursus Publicus überwiesen wurden!
    Damit stelle ich also fest, dass ich den Schaden in Höhe von 2165 Sesterzen zu über 98,6% auf einen Restbetrag von 30 Sesterzen reduzieren konnte. Abzüglich der üblichen Rabatte beim Verkauf der Wertkarten, die sowohl bei der purgitischen (5 Sz), als auch bei der Wertkarte der Classis (2x 50 Sz) berücksichtigt werden müssen, ergibt sich gar ein Gewinn von ganzen 75 Sesterzen für den Cursus Publicus!


    Mercurius beflügele stets deine Schritte!
    Vale bene!


    /images/signet/Siegel_Sergia.png


    Sergia Fausta
    PRIDIE KAL OCT DCCCLXIII A.U.C.
    Sedes admin. Ita. | Rom | Italia

  • Es dauerte eine Weile, bis der Praefectus Vehiculorum Italiens einmal wieder an seinem Schreibtisch auch in Rom weilte, und noch einmal etwas länger, bis er sich durch all die liegen gebliebenen Schreiben an seine Person gewühlt hatte. Darunter war schließlich dann auch der Bericht von Sergia Fausta über den letzten Ermittlungsstand, den er auch aufmerksam las und sich hier und da eine kleine Notiz machte.
    Am Abend, als er nach Hause ging, ließ er den Scriba in seinem Vorzimmer wissen, dass er am nächsten Tag die Sergia am Morgen zu sprechen wünschte.

  • Sim-Off:

    Das ging ja fix. Danke! =)


    Heute nun also war es soweit: Das erwartbare Gespräch mit dem Postpräfekten über meine erzielten Ergebnisse stand an und ich musste zugeben, dass ich schon ein bisschen nervös war. Denn natürlich war ich zwar vom Erfolg meiner Taten überzeugt und fand auch den etwas schön gerechneten Abschlussbericht mehr als gerechtfertigt. Aber trotzdem war ich jetzt nicht mehr das unbeschriebene Pergament, das mit ihrem Finger ganz unbeschwert auf manches Problem zeigen konnte, ohne sich dabei selbst angesprochen fühlen zu müssen. Ich arbeitete nun eben doch nicht mehr erst seit gestern hier, sondern schon ein Weilchen länger.
    Dennoch nahm ich mich auf dem Weg zum Präfekten und gerade beim Anblick von dessen Vorzimmerschreiber zusammen. Ich war schließlich Sergia Fausta, Enkelin eines Ritters, Nichte eines großen Feldherrn und Senators und.... ja, naja, meinen Onkel Decimus Varus von den Annaeern hatte der neue Kaiser ja als ägyptischen Präfekten entlassen - hoffentlich nur, um ihn schon bald als Praefectus Praetorio einzusetzen. Denn wie sollte ich sonst groß von ihm profitieren, wenn er kein Amt ausfüllte? Was war schon ein Ritter ohne Amt?


    Aber Schluss damit! Hier ging es heute nicht um meinen annaeischen Onkel oder meine helvetischen Cousins, von denen ich auch schon lang nichts mehr gehört hatte, sondern um mich. Und ehrlich gesagt, war mir das sowieso viel lieber. So schritt ich äußerlich ganz selbstbewusst und nur innerlich etwas flatterich auf den Vorzimmerschreiber zu. "Der Postpräfekt will mich sehen.... und sprechen." Ich grinste etwas schief. Das war nicht die Ankündigung gewesen, die ich eigentlich bringen wollte. Fausta, reiß dich zusammen! "Ich habe einen Termin.", fügte ich leicht säuerlich hinzu, bevor ich breit lächelte. Das war doch schon viel besser.
    Wenig später vor dem Chef des Cursus Publicus von Italia angelangt lächelte ich noch immer - etwas weniger breit, dafür jedoch einen Ticken freundlicher. "Sei gegrüßt, mein Präfekt! Du hast mich gerufen und hier bin ich, Sergia Fausta Stationaria in der Mansio Roms.", grüßte und meldete ich. "Ich nehme an, dass es um meinen Ergebnisbericht geht?", fügte ich nach kurzer Pause noch hinzu. Denn genau das nahm ich bislang ja an, weil ich mir nicht vorstellen könnte, dass es um etwas Anderes gehen würde. Oder hatte ich mich mal daneben benommen oder irgendetwas verkehrt gemacht? - Ach, Quatsch! Nein, obwohl der Schreiber, der mir Bescheid gegeben hatte, nichts weiter dazu gesagt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass es um den Ergebnisbericht ging. Nur eine klitzekleine Restunsicherheit wurde ich partout nicht los (vermutlich war die auch der Grund für diese fixe Frage).

  • Sim-Off:

    Naja, ganz so fix bin ich doch nicht


    “Salve, Sergia, setz dich bitte“ begrüßte besagter Postpräfekt dann auch die Stationaria freundlch und deutete auf den gepolsterten Stuhl gegenüber seines Schreibtisches. Er wartete mit höflichem Gesichtsausdruck ab, bis die Dame auch bequem saß, ehe er das Gespräch weiter fortführte.
    “In der Tat habe ich deinen Bericht mit großem Interesse gelesen. Du hast offensichtlich sehr fleißig deine Aufgabe erfüllt und sogar noch einen rechnerischen Gewinn für den Cursus Publicus so gewinnen können auf der Seite der Familienwertkarten. Da dies in deinem Bericht nicht ausdrücklich erwähnt wurde, möchte ich dich zunächst einmal fragen, wie denn das Gespräch mit der Gens Decima gelaufen ist. Die Gens Purgitia scheint mit dem ausdrücklichen Dank ja durchaus zufrieden mit der gefundenen Lösung zu sein. Und die Decimi?“

  • Sim-Off:

    Zwischen meiner PN und deinem ersten Post hier lag 1 Tag. Ich find das fix! :dafuer:


    Ganz elegant und gekonnt setzte ich mich also, nachdem mich der Postpräfekt dazu aufforderte, und lächelte dabei hübsch weiter. Und als der Präfekt dann schließlich bestätigte, dass er über meinen Bericht zu sprechen gedachte, verflüchtigte sich auch ein nicht ganz kleiner Teil meiner inneren Anspannung. Denn zwar hatte er jetzt nicht gesagt, dass er nur und ganz ausschließlich darüber mit mir reden wollte, aber er schien auch kein anderes Thema irgendwie anzuschneiden.... vorerst. Ich konnte also völlig beruhigt und entspannt bleiben. "Ja, das Gespräch mit dem purgitischen Sekretär lief tatsächlich sehr gut und endete mit dem Dank des Sekretärs für die so günstige Wertkarte. Doch auch meine Unterhaltung mit dem Decimus über seine Familienwertkarte lief nicht viel schlechter." Ich überlegte kurz. "Er kritisierte zunächst unsere doch schon etwas betagteren Vorschriften und beispielsweise fehlende Verjährungsfristen für solche Fehler seitens des Cursus Publicus. Dabei argumentierte er mit dem Prinzip, dass selbst "Fehler" einer Person gegen das Gesetz in der vorliegenden Zeitspanne verjährt wären.", machte ich eine bedauernde Geste und nickte verständig für diese Ansicht. Dann sog ich etwas Luft ein und ließ sie mit einem seichten Seufzen wieder entweichen. "Ich habe ihm letztlich erklärt, dass der Cursus Publicus von Italia keine Regeln für den Cursus Publicus im gesamten Reich machen könnte. Das geht nach der Abschaffung eines Legatus für den Postdienst ja nur noch über den Praefectus Praetorio, nicht wahr? Allerdings versprach ich, dass ich mich mittel- bis langfristig um ein neues Regelwerk bemühen würde, dem der dann amtierende Prätorianerpräfekt dann hoffentlich zustimmen wird.", erklärte ich ohne rot zu werden. Denn von dem Deal mit dem netten Essen erzählte ich lieber nichts. Was der Chef nicht weiß, das macht ihn nicht heiß, nicht wahr? Und als Praefecta Vehiculorum hätte ich auch in der Tat vor die ganzen Regeln etwas zu entstauben.... Das war also nichtmal ganz gelogen, was ich hier redete.
    Aber weiter: "Den gefundenen Kompromiss nun begrüßte der Decimus mit dem zufriedenen Ausruf "hervorragend". Ein Kompromiss deshalb, weil selbst mein Einsatz für ein erneuertes Regelwerk natürlich zu keinerlei rückwirkenden Änderungen führen würde, sodass an der Fehlerkorrektur in diesem Fall hier nichts zu ändern war." Tja, das war in etwa die Gesprächszusammenfassung mit dem attraktiven Decimus. Ich machte eine kurze Pause. Das hieß, vielleicht noch ein Satz zu diesem Punkt: "Weshalb nun versprach ich ein nur mittel- bis langfristiges Bemühen in puncto neuer Vorschriften? Nun, meine Position als Stationaria lässt es mit den diversen Aufgaben und Pflichten einfach kaum zu, dass ich mir da jetzt schon großartig Gedanken drum mache. Es ist kein Geheimnis, dass ich an einem weiteren Aufstieg innerhalb des Cursus Publicus interessiert bin, wo ich glaube, dass man als Praefectus oder Praefecta einen größeren Fokus auf das Große und Ganze zu legen in der Lage sein wird." Nicht, dass mein Chef jetzt glaubte, dass ich glaubte, dass er nur auf der faulen Haut lag und nichts tat, wenn ich davon sprach, dass ich als Praefecta mehr Zeit für ein neues Vorschriftspaket hätte. So war es ja nicht. Das Große und Ganze am reibungslosen Laufen zu halten war bestimmt sogar schwieriger als selbiges in einem nur kleinen Rahmen zu tun. Allerdings könnte man von oben schlicht mehr delegieren, um seinen Fokus dann auch auf Projekte wie ein neues Regelwerk legen zu können.

  • Ruhig hörte sich der Präfekt den Bericht an, nickte hin und wieder bedächtig mit dem Kopf und legte die Fingerspitzen dabei aneinander. Er unterbrach nicht einmal, als die Sergia von neuen Regeln und Vorschriften redete, oder davon, im Cursus Publicus aufzusteigen. Er blieb einfach ganz ruhig und ließ sie ausreden, ohne etwas zu sagen.


    Als sie geendet hatte, schwieg er auch weiterhin eine ganze Weile, überlegte ganz offensichtlich, und gelangte wohl auch letztendlich zu einer Entscheidung. “Wie der Zufall es manchmal so will, wurde mir vom Kaiser die Stellung eines Ritters in Aussicht gestellt. Als solchem stehen mir höhere Ämter dann offen, und daher wird dieser Posten demnächst wohl neu zu besetzen sein. Ich habe beschlossen, eine Empfehlung zu deinen Gunsten hierfür auszusprechen. Nach deinen Worten gehe ich davon aus, dass dies auch in deinem Interesse liegt.“

  • Die Ruhe nach meinen Ausführungen war mir irgendwie ein bisschen unheimlich. Und dazu diese Geste mit seinen Händen.... Mein Lächeln wurde härter, während ich befürchtete, dass ich mich vor allem im letzten Teil vielleicht ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Natürlich hatte der Postpräfekt sicherlich auch schon auf anderem Wege erfahren, dass ich liebend gerne irgendwann einmal seinen Posten einnehmen würde. Aber das jetzt auch noch so direkt von mir zu hören war bestimmt nochmal ein anderes Kaliber. Oder hatte er mich vielleicht sogar nur deshalb hierher bestellt? Nur, um hoffentlich einen Grund zu finden mich feuern zu können, damit ich mit meiner Arbeit nicht mehr in Richtung seiner Position drückte? Meine Mundwinkel zogen sich zusammen. Denn kampflos würde ich das Feld gewiss nicht räumen! Nicht mit mir!!
    Doch es kam anders - ganz anders. Vor Überraschung öffnete sich mein Mund unbewusst und nach einem kurzen Moment der Stille entfleuchte mir ein "Oh". Anschließend, ganz langsam, kehrte dann mein Lächeln wieder zurück und wurde sogar noch ein breiter und wärmer als zuvor. "In diesem Fall hoffe ich natürlich, dass der Kaiser diesen Worten auch die entsprechenden Taten folgen lässt. Denn die Erhebung zum Ritter hättest du dir mit deiner engagierten und aufopferungsvollen Arbeit als Praefectus Vehiculorum von Italia wirklich mehr als nur verdient, mein Präfekt!", gratulierte und schmeichelte ich meinem Vorgesetzten in dieser Situation natürlich erst einmal zu seinen weiteren Karriereaussichten. "Und es wäre mir eine große Ehre und Freude, wenn du mich zu deiner Nachfolge empfehlen würdest. Denn ja, dies läge sehr in meinem Interesse und ich verspreche, dass...." ich mir weiter den A..llerwertesten für den Cursus Publicus aufreiße? - Nein, das war unpassend vulgär. "du es nicht bereuen wirst!", ergänzte ich also unspezifisch. Was auch immer diese Worte aussagen wollten....

  • Sim-Off:

    Entschuldige, aber gerade so wirklich gar keine Zeit...


    “Nun, wenn du weiterhin so fleißig arbeitest und deinen neuen Posten dann ebenfalls so gewissenhaft ausfüllen wirst wie den bisherigen, hege ich daran keine Zweifel. Wie du aber sicher verstehen kannst, habe ich nun noch viel zu tun, um meine Arbeit hier gründlich abzuschließen und nicht zuletzt, um die Empfehlungsschreiben aufzusetzen. Daher möchte ich es nicht als Unfreundlichkeit missverstanden wissen, wenn dieser Termin kurz gehalten bleibt.“ Der Praefectus sprach die Worte wirklich nicht unfreundlich und mit fast schon ein wenig bedauern. Aber er hatte nun zum Ende seiner Amtszeit wirklich noch einige Dinge zu erledigen, die er nicht delegieren konnte. Und da war es wohl auch im Interesse der Sergia, wenn er diese zeitnah in Angriff nehmen konnte.
    “Über die Entscheidung von höherer Stelle wirst du dann wohl direkt Nachricht erhalten. Üblicherweise liegen zwischen der Entlassung des einen und der Neueinstellung des anderen Praefectus – oder in diesem Falle, der Praefecta – einige Tage.“

  • Sim-Off:

    Kein Problem. ;)


    Ich nickte verstehend und mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen. "Natürlich. Das verstehe ich.", erklärte ich und erhob mich, weil ich dies als eindeutiges Ende dieses Gespräches auffasste. "Ich danke dir für diesen Termin und bin froh, dass du so zufrieden mit meiner Arbeit hier bist. Für deinen weiteren Karriereweg wünsche ich dir nur das Beste und den Segen der Götter!" Auch wenn ich persönlich auf letzten nicht sonderlich viel gab, weil ich den Einfluss der Unsterblichen auf uns Menschen bezweifelte. "Vale bene, mein Präfekt!", verabschiedete ich mich letztlich, verließ dann das Büro und machte mich freudestrahlen und energiegeladen wieder an meine Arbeit als Stationaria. Ich würde die Tage bis zu meinem Aufstieg voll Ungeduld zählen....

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