- Officium XXV

  • Oh nein, nicht der Praefectus Urbi dachte sich Mattiacus.


    "Der Praefectus Urbi gehört zu meinen engsten Freunden. Wir sind schon einmal aneinander geraten." sagte er ironisch mit einem deutlich hörbaren bitteren Nachgeschmack.


    "Ich möchte lieber persönlich mit ihm sprechen. Das wäre auch im Sinne von Meridius. Ich warte lieber so lange bis er wiederkommt. Kannst du mich benachrichtigen, wenn er wieder da ist?" fragte Mattiacus.


    "Ist viel neues hier in Rom passiert, als wir weg waren?" fügte er fast beiläufig hinzu.

  • "Ich kenne das Gefühl." kommentierte er die Sache mit dem PU. "Du könntest natürlich auch nach Misenum reisen, denn ich befürchte bis zu Valerians Rückkehr wird es noch eine Weile dauern."


    Neues in Rom passierte eigentlich täglich, das Problem an der Sache war nur, dass Balbus in letzter Zeit nicht mehr allzuviel mitbekam, denn die Mauern des Palastes wehrten vieles ab, was auf den Straßen passierte.


    "Es ist sicherlich viel passiert, aber ich muss zugeben, dass ich vermutlich der falsche Mann bin um dich mit Neuigkeiten zu versorgen, so leid mir das tut." sagte er. "Aber da mich die Arbeit hier erschlägt, kriege ich kaum etwas mit, was ausserhalb des Palastes passiert."

  • "Das kenne ich nur zu gut. Deswegen war Ägypten einmal eine richtige Abwechslung, ein echtes Abenteuer. Wenn der Princeps es will, werde ich dann wohl auch wieder hier im Officium hocken und warten, bis der Tag rum ist." sagte er ein wenig Ironisch. "Aber wir sind ja immer beschäftigt und haben gut zu tun."

  • "Ich habe bisher noch nichts gehört, dass du nicht wieder in dein Officium einziehen dürftest." sagte er. "Ich denke, du kannst deine Arbeit jederzeit wieder aufnehmen."
    Ob der Decimer das überhaupt wollte, wusste Balbus natürlich gar nicht, aber er ging einfach mal davon aus.
    "Während deiner Abwesenheit wurdest du übrigens von Tiberius Durus vertreten. Er wird sich sicherlich freuen, wenn er diese zusätliche Aufgabe wieder an dich abtreten darf."

  • "Das glaube ich. Zusätzliche Arbeit wird nie gerne gemacht. Dafür werde ich ihn mal auf eine Amphore Falerner einladen. Du kannst gerne auch kommen, wenn du magst."


    Mattiacus schaute kurz nach draußen, um den Stand der Sonne zu sehen.


    "So, ich werde dich dann mal wieder deiner Arbeit überlassen und mal schauen, was Durus in meinem Officium alles durcheinander gebracht hat. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, Vale."

  • Orbilenus, der Notarius, polterte in Balbus' Officium hinein, ohne sich ums Anklopfen auch nur irgendwelche Gedanken zu machen. "Oin Broif fuer den Proicoiroitor.", murmelte er und klatschte den Brief auf das Pult des Prudentiers.



    An den Procurator a libellis
    Tiberius Prudentius Balbus
    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti
    Roma


    Salve Tiberius Prudentius Balbus!


    Dieses Schreiben bringt erfreuliche Kunde! Ganz Rom wird jubeln, wenn es von dieser Neuigkeit erfährt.
    Denn ich darf vermelden, dass der seit dem vergangenen Jahr im Feindesland vermisste ehemalige Legatus Legionis der Legio Prima, der Senator Marcus Decimus Livianus lebt und wohlbehalten aus den Händen der Parther entkommen ist.
    Er hält sich hier, in Alexandria auf.
    Seine Befreier sind Herius Hadrianus Subdolus, ehemaliger Tribunus Angusticlavius der Legio II Germanica, sowie Regionarius von Italia, und Primus Decimus Magnus, Verwandter des Decimus Livianus und einst Praefectus Alae der Ala II Numidia.
    Sie unternahmen inkognito eine wagemutige Expedition in das Land der Parther und schafften, was man für nahezu aussichtslos halten musste: Sie fanden und befreiten den gefangenen Senator.
    Es geht ihm den Umständen entsprechend gut und er wird nach Rom zurückkehren, sobald er sich von den Strapazen seiner Gefangenschaft und Flucht erholt hat.
    Ich habe ihn hier in Alexandria freundlich und mit allen Ehren aufgenommen. Zwar ist es Senatoren verboten, ohne ausdrückliche Erlaubnis des Kaisers aegyptischen Boden zu betreten. Aber ich habe von entsprechenden Maßnahmen Abstand genommen, weil ich annehme, dass der Kaiser angesichts der besonderen Situation eine Ausnahme für gerechtfertigt halten wird.
    Ich bitte Dich, Procurator a libellis Tiberius Prudentius Balbus, den Kaiser, den Senat von Rom und die nächsten Verwandten des Decimus Livianus von seiner glücklichen Rettung in Kenntnis zu setzen.

    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Alexandria_et_Aegyptus/Unterschrift_Corvus_PAeg_Papyrus.png]
    ALEXANDRIA – ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLIX A.U.C.

    (27.4.2009/106 n.Chr.)

  • Dieses Mal wurde eine Anmeldungstafel abgegeben.


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    BESVCHERANMELDVNG LIBELLIS
    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Name: Spurius Purgitius Macer


    Ordo: Senatorius


    Institution: Senat, Consilium Principes, Cura Aquarum, Academia Militaris, Factio Russata


    Rang: Senator, Mitglied, Curator, Kommandeur, Princeps (in Reihenfolge wie unter Institution angegeben)


    Dringlichkeit: normal


    Anliegen: Lage in Aegyptus; Empfehlung für Tiberius Prudentius Scipio; Beschwerde über die Palastwache



    Wünscht Gespräch mit


    Name: Tiberius Prudentius Balbus


    Termin: baldmöglichst


    Weitere Terminoptionen: später
    Der Termin sollte zur fruehestmoeglichen Zeit eingeplant werden. Da die Anliegen jedoch Themen behandeln, welche moeglicherweise nicht in kurzer Zeit abgehandelt werden koennen, sollte das fruehstestmoegliche lange Zeitfenster eingeplant werden. Die Laenge des Zeitfensters hat Prioritaet ueber die Baelde, jedoch sollte nicht allzuviel Zeit bis zum Termin verstreichen. AFP



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    |Not|Prm|PaL|PaM|PaE|
    |GNU|AFP|___|----|----|

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Das glaube ich. Zusätzliche Arbeit wird nie gerne gemacht. Dafür werde ich ihn mal auf eine Amphore Falerner einladen. Du kannst gerne auch kommen, wenn du magst."


    Mattiacus schaute kurz nach draußen, um den Stand der Sonne zu sehen.


    "So, ich werde dich dann mal wieder deiner Arbeit überlassen und mal schauen, was Durus in meinem Officium alles durcheinander gebracht hat. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, Vale."


    "Das werde ich gerne tun." sagte er auf das Angebot hin und lächelte leicht.


    "Vale Mattiacus, und lass es ruhig angehen. Die Arbeit wird schon nicht davon laufen."

  • Balbus nahm die Tabula an sich und schaute darauf. Das klang alles recht interessant, vor allem die Tatsache, dass Macer über Aegyptus reden wollte. Die Erwähnung von Scipios Namen verwunderte ihn ein Bisschen, aber das würde sich ja dann aufklären.
    Er nahm einen Stylus und bearbeitete die Tabula.


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
    BESVCHERANMELDVNG LIBELLIS
    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Name: Spurius Purgitius Macer


    Ordo: Senatorius


    Institution: Senat, Consilium Principes, Cura Aquarum, Academia Militaris, Factio Russata


    Rang: Senator, Mitglied, Curator, Kommandeur, Princeps (in Reihenfolge wie unter Institution angegeben)


    Dringlichkeit: [strike]normal[/strike] hoch


    Anliegen: Lage in Aegyptus; Empfehlung für Tiberius Prudentius Scipio; Beschwerde über die Palastwache



    Wünscht Gespräch mit


    Name: Tiberius Prudentius Balbus


    Termin: baldmöglichst


    Weitere Terminoptionen: später
    Der Termin sollte zur fruehestmoeglichen Zeit eingeplant werden. Da die Anliegen jedoch Themen behandeln, welche moeglicherweise nicht in kurzer Zeit abgehandelt werden koennen, sollte das fruehstestmoegliche lange Zeitfenster eingeplant werden. Die Laenge des Zeitfensters hat Prioritaet ueber die Baelde, jedoch sollte nicht allzuviel Zeit bis zum Termin verstreichen. AFP
    Termin in den nächsten Tagen. Falls nötig andere Termine verschieben. Lage in Aegyptus ist als dringend einzustufen.



    +---+---+---+----+---+
    |Not|Prm|PaL|PaM|PaE|
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    Er pfiff sich einen Notarius zu sich und schickte diesen los um die Tabula wieder zum Primicerius zu schicken.

  • Geführt vom Prätorianer der Palastwache erreichte Macer das Officium des Procurator a libellis. Er machte keine Anstalten, irgendetwas zu tun, denn wahrscheinlich hätte sein Begleiter ohnehin wieder seine eigenen Vorstellungen, was er zu tun oder zu lassen hätte.

  • Der Soldat bezog auf dem Gang neben der Tür Stellung, so wie er es immer machte, da er die Besucher ja auch wieder nach draußen führen mußte. Für's Anklopfen war er nicht zuständig, er war doch kein Palastsklave! Doch als Macer keine Anstalten machte, anzuklopfen und hineinzugehen, schaute er ihn fragend an. "Hast Du es Dir anders überlegt, Senator? Soll ich Dich zum Tor zurückführen?"












  • Angesichts der Frage der Palastwache zog Macer eine Augenbraue hoch, was er ziemlich selten tat und seufzte dann leise. Die Wache schien offenbar sehr widersprüchliche Anweisungen zu haben. Das Gespräch mit Balbus würde möglicherweise länger werden als gedacht. "Danke, aber ich bleibe lieber noch ein wenig hier", antwortete er daher und klopfte an.

  • "Ja bitte?" rief Balbus zur Tür und schob einmal mehr seine Schreibarbeit zur Seite um sich einem anderen Teil seiner Berufung zu widmen. Ein kurzer Blick auf seinen Kalender verriet ihm, dass für diesen Tag der Termin mit Senator Purgitius Macer anberaumt war. Er schaute also gespannt zur Tür, um zu sehen ob es sich um eben jenen Senator handelte.

  • Tatsächlich war es der erwartete Senator. "Salve, Procurator", grüßte Macer recht förmlich und schloss die Tür hinter sich, bevor er näher trat. "Vielen Dank, dass du mir einen so kurzfristigen Termin eingeräumt hast."

  • "Salve Senator." erwiderte Balbus den Gruss und stand dabei, als kleines Zeichen des Respekts, sogar auf.


    "Deine Anliegen, die mir mitgeteilt wurden, vermittelten eine gewisse Dringlichkeit. Bitte nimm doch Platz." Er deutete auf einen freien Stuhl vor seinem Tisch und nahm selbst ebenfalls wieder Platz.

  • "Vielen Dank", antwortete Macer auf die respektvolle Begrüßung und das Platzangebot und setzte sich hin.


    "Zumindest einem der Themen kann man eine gewisse Dringlichkeit zusprechen, das stimmt", bestätigte er dann. "Die Lage in Aegyptus war für mich auch der initiale Grund, um ein Gespräch mit dir zu bitten."

  • Balbus nickte leicht. "Ja, die Berichte, die wir zuletzt von dort erhalten haben waren in der Tat ein wenig beunruhigend." bestätigte er, wobei er nicht erwähnte, dass die Berichte vor allem etwas spärlich gesäht waren, denn das war ein ganz anderes Thema.


    "Aber bitte, was möchtest du in diesem Zusammenhang besprechen?"

  • "Dass die Berichte ein wenig beunruhigend sind halte ich noch für eine Untertreibung", begann Macer seine Antwort und zog einen Brief unter seiner Toga hervor. "Zweifellos ist man hier auf dem Palatin besser informiert, als es der gemeine Bürger durch die Acta Diurna ist, aber vielleicht kann die persönliche Einschätzung meines Klienten Terentius Cyprianus, der Kommandeur der Legio XXII in Alexandria ist, trotzdem noch weiteres beisteuern. Zumindest eben eine zweite Meinung zur Lage dort."


    Macer entrollte den Brief und begann, einige Zeilen vorzulesen. "Leider kann ich dir aus Ägypten nicht allzuviel gutes berichten. Die Einwohner sind aufmüpfig und werden immer dreister. Man hat vor einigen Tagen einen unserer Tribune ermordet! Das mußt du dir vorstellen!" Er machte eine kurze Pause und blickte den Procurator an, dann zitierte er weiter aus dem Brief. "Ich bete zu den Göttern, daß unser Statthalter gemügend Kraft hat dem Mob und diesen Pyranten, die ich für die Aufrührer halte, zu bändigen. Wenn nicht werden die Legionen tun müssen, was sie immer tun wenn die Bevölkerung meint besser zu wissen als Rom, was gut für sie ist."


    Macer ließ die Rolle sinken. "Die Lage dort scheint mir sehr instabil zu sein, wenn er derart offen über den Einsatz der Legionen nachdenkt."

  • Balbus hörte aufmerksam zu und nickte leicht.
    "Diese Schliderung ist in der Tat eine Spur drastischer als jene, die in den offiziellen Berichten vorliegen." bestätigte er. "Was mich allerdings irritiert ist der mögliche Einsatz der Legionen in Alexandria. In seinen letzten Berichten erwähnte Germanicus Corvus, meines Wissens nach, nichts davon, dass er über einen Einsatz der Legionen nachdenke. Und wenn ich ehrlich bin, wirkt das..." er deutete auf das Schriftstück in Macers Hand und meinte damit die zuvor zitierten Zeilen "... ein wenig so, als spräche dein Klient dem Statthalter die Kompetenz ab die Situation auf andere Weise zu regeln. Ich möchte nicht das Wort Militärputsch in den Mund nehmen, aber ein wenig wirkt es so auf mich."

  • Hätte Macer in den Worten seines Klienten auch nur einen Hauch von Militärputsch erkannt, wäre er damit sicher nicht direkt zum Kaiserhof gelaufen. So konnte er guten Gewissens den Kopf schütteln. "Ich denke, da interpretierst du in die Worte meines Klienten zu viel hinein, wenn du von Putsch sprichst. Ich erkenne vielmehr Besorgnis angesichts der Situation vor Ort und sehe es ähnlich wie du, dass sich mein Klient um die Kompetenz des Statthalters in dieser Angelegenheit sorgt." Er machte eine kurze Pause, denn bisher hatte er nie etwas schlechtes über Germanicus Corvus sagen können, aber er kannte ihn auch nicht allzu gut. "Gesetz dem Fall, diese Einschätzuung wäre zutreffend, gäbe es denn dann überhaupt jemanden, der für eine kurzfristige Abkösung zur Verfügung stände?" Ein Praefectus Aegypti fiel schließlich nicht vom Himmel.

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