- Officium XXV

  • Den müßte man mal in die Legionen stecken. So was von verweichlicht, das gibt`s ja gar nicht.


    Brummte Sedulus nur und schüttelte den Kopf bevor auch er sich verabschiedete.


    Vale a libellis.


    Die andere Weichflöte hatte den Raum ja schon verlassen.

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
    Damit war eine Frage, über die Balbus schon geraume Zeit grübelte dann auch geklärt. Die Spione des Praefectus Urbi waren also offensichtlich überall in der Nähe des Kaisers. Balbus liess sich von den wirsch vorgebrachten Worten des Praefectus genauso wenig aus dem Konzept bringen wie von dessen herablassenden Blick. So sagte er ruhig: "Der einzige, den ich direkt nach Misenum geschickt habe, war der Senator Decimus Livianus, da ich der Überzeugung war und noch immer bin, dass der Kaiser einen persönlichen Bericht von ihm erhalten sollte."




    Potitus runzelte die Stirn. "Und wieviele hast Du indirekt geschickt? Du hast mich verstanden! Zusätzliche Belastung kann Valerianus nur schaden. Es muß doch möglich sein, ihn einen Sommer lang frei zu halten von solchen Belastungen. Ich vertrete ihn in allen Belangen. Und Du hast die Aufgabe, den Besucherstrom zu lenken. Also komm dieser Aufgabe nach. In Valerianus' Sinne."

  • Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator


    "Ich habe nicht die Angewohnheit jemanden indirekt irgendwohin zu schicken. Jeder, der neben Senator Decimus nach Misenum gereist ist, tat es weder auf meine Empfehlung hin, noch weil ich ihn geschickt hätte. Die einzigen, die ich regelmäßig dort hin schicke sind die Boten, die den Kaiser über das, was hier in der Urbs passiert, auf dem Laufenden halten. Und das tue ich auf seinen Wunsch hin." antwortete Balbus.


    "Bisher hat sich Valerian noch nicht über meine Amtsführung beschwert, aber sofern du damit unzufrieden bist, werde ich dich sicher nicht davon abhalten ihm vorzuschlagen mich zu ersetzen. Vielleicht findest du ja jemanden der das hier besser kann und auch noch dazu bereit ist diese Aufgabe auf sich zu nehmen."
    Es war natürlich ein riskanter Schritt soetwas zu sagen, denn auch wenn er sich sicher war, dass Valerian mit ihm zufrieden war und ihn nicht absetzen würde, wusste er nicht genau, wieviel Einfluss das intrigante Flusspferd vor ihm wirklich hatte.

  • Potitus lehnte sich leicht zurück. Das Gespräch nahm eine wahrhaft interessante Wendung. "Bist Du Deiner Aufgabe überdrüssig, Prudentius? Du brauchst es nur zu sagen." Salinators Tonfall war neutral, einfach nur leicht interessiert, nicht etwa fordernd.

  • "Bisher nicht." sagte Balbus. "Meine Aufgabe hier erfüllt mich ausreichend und ohne sie hätte ich ja nie die Gelegenheit mit solch angenehmen Zeitgenossen wie dir zu verkehren." Er lächelte und ein naiver Mensch hätte sicherlich denken können, dass es sich um ein Kompliment handelte.


    "Ich sage nur, dass es dir natürlich freisteht meine Ablösung zu fordern, solltest du mit meiner Amtsführung unzufrieden sein."

  • Potitus lächelte nicht. "Warum fängst Du dann damit an?" Salinators Tonfall klang ganz harmlos. "Ich bin sicher, Du wirst Dich nach dem richten wirst, was ich Dir sagte." An diesen Worten war nun gar nichts mißzuverstehen.

  • Der Laufbursche des Primicerius a libellis gab im Officium einen Brief aus Misenum ab. Von niemand Geringerem als den Kaiser.


    Imperator Caesar Augustus Procuratori a libellis s.p.d.


    Für deine umfassenden Informationen aus Rom danke ich dir. Ich habe keine Sorge, dass das Volk in meiner Abwesenheit in bösartigen Taumel verfallen könnte. Der Praefectus Urbi wird mich sicher würdig vertreten.


    Die Angelegenheit des verschwundenen Praefectus Praetorio ist tragisch und bedarf einer raschen Lösung. Erarbeite eine Liste möglicher Nachfolger und lasse sie gleich durch den Praefectus Urbi prüfen.


    Ebenso soll er den Ratschlag des Purgitius sorgfältig prüfen. Es ist gut, dass du einen Beobachter nach Aegyptus gesandt hast. Eine Entscheidung soll nicht vor seiner Rückkehr fallen.


  • Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus lächelte nicht. "Warum fängst Du dann damit an?" Salinators Tonfall klang ganz harmlos. "Ich bin sicher, Du wirst Dich nach dem richten wirst, was ich Dir sagte." An diesen Worten war nun gar nichts mißzuverstehen.


    "Ich werde tun, was notwendig ist um die Anweisungen des Kaisers so genau wie möglich zu befolgen." antwortete er.
    "Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Senator Vescularius?"


  • Balbus hatte auf die Antwort gewartet und als sie kam, fiel sie so aus, wie er es erwartet hatte. Für einen kurzen Moment kam in ihm die Frage auf, ob der Kaiser überhaupt irgendetwas selbst entschied, oder ob er sogar vor dem Essen einen Boten an den Vescularier schicken um zu erfahren, was er essen sollte. Doch diese Gedanken verscheuchte er schnell und rief nach einem Notarius, dem er Auftrug gab, den Procurator ab epistulis zu einem Gespräch her zu bitten. Der Notarius eilte davon und einige Minuten später kehrte er mit dem Procurator, der sich offensichtlich gerade etwas gelangweilt hatte, zurück.
    Balbus übergab das Schreiben an seinen Kollegen und schickte derweil den Notarius fort, so dass die beiden ungestört reden konnten. Während Antonius Hortalus das Schreiben des Kaisers las, brummte er hier und da ein wenig und nickte dann leicht.
    Um mit dem einfacheren Punkt zu beginnen, sprachen sie zuerst über Aegypten. Die Frage, wie weit die Ermittlungen in Alexandria bereits vorrangeschritten waren, konnte der Antonier allerdings nicht sonderlich erschöpfend beantworten, da er erst vor wenigen Tagen Nachricht darüber bekommen hatte, dass Pompeius Imperiosus dort angekommen war. Es würde also noch eine Weile dauern, bis von dort ein endgültiger Bericht kommen würde.
    Also blieb bis zur Entscheidung in dieser Sache noch etwas Zeit, aber trotzdem beschlossen die beiden, dass der PU schon mal informiert und mit ein paar Namen gefüttert werden sollte. Beide begannen nun ein paar Namen in den Raum zu stellen und das pro und contra jedes Kandidaten abzuwägen, bevor sie sich auf eine kurze Liste von Namen einigten, allen vorran natürlich der schon hoch gehandelte Crassus.


    Dann kam der schwierigere Teil. Wobei er eigentlich nicht schwierig war, denn da beide davon ausgegangen waren, dass Valerian eine Liste mit Kandidaten haben wollte, hatten sich beide schon mal Gedanken gemacht. Jetzt mussten sie sich nur noch auf eine entsprechende Liste einigen, die sie dann in die Castra Praetoria tragen konnten.
    Balbus begann damit, die Liste seiner möglichen Kandidaten vorzulesen und Hortalus nickte hier und da zustimmend, da einige der Namen auch auf seiner Liste standen. Dann verlas auch der Antonier seine Liste, liess dabei dann jedoch die schon genannten Namen aus. Insgesamt hatten sie nun ein Dutzend Namen zusammengetragen, die nun auf den beiden Listen auf dem Tisch lagen. Da das allerdings viel zu viele Namen waren und sie auch nicht beide mit allen einverstanden waren, begannen sie jene wegzustreichen, die sie nicht beide genannt hatten. So schrumpfte die Liste auf fünf Namen zusammen. Das war zwar schon eine bessere Zahl, aber je mehr Namen auf der Liste standen, desto weniger konnten sie das Endergebnis kontrollieren und so strichen sie, nach einer kurzen Diskussion zwei weitere Namen. Nun hatten sie drei Namen und waren zufrieden, denn sie hatten drei Kandidaten herausgesucht, die ihrer Meinung nach recht kompetent und vor allem auch hochgradig loyal gegenüber den Ulpiern waren.


    Balbus schob gerade alle auf dem Tisch herumliegenden Papyri zusammen um sie für den morgigen Besuch beim PU zu sortieren, als sein Kollege verkündete, dass er eine brilliante Idee habe. Er nahm eine leere rumliegende Wachstafel und ritzte, mit einem Grinsen, einen Namen hinein, den er dann Balbus präsentierte. Dieser schaute einen Moment lang verwirrt die Tabula an, bevor er seinen Kollegen anblickte und sagte: "Ich glaube zwar nicht, dass der Praefectus Urbi das gut findet, aber einen Versuch ist es wert."
    Sie einigten sich schnell und strichen von der vorherigen Liste einen der drei Namen und ersetzten ihn durch einen anderen. Damit war die Arbeit erstmal erledigt und sie verabredeten sich für den Morgen des nächsten Tages um gemeinsam den Weg zur Castra anzutreten.


    Antonius Hortalus verabschiedete sich dann und verliess das Officium seines Kollegen, den er mit seinen Gedanken zurückliess.

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
    "Ich werde tun, was notwendig ist um die Anweisungen des Kaisers so genau wie möglich zu befolgen." antwortete er.
    "Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Senator Vescularius?"



    Potitus' Augen verengten sich für einen kleinen Moment. "Dann sind wir uns ja einig. Denn seine Anweisungen und Wünsche sind das Maß aller Dinge und somit auch meine Anweisungen und Wünsche." Salinators Blick war abschätzend. "Nein, im Augenblick nicht. Allerdings erwarte ich bald wieder genauen Bericht von Dir über die Vorgänge, die über Deinen Tisch gelaufen sind."

  • "Vale, Senator." sagte Balbus noch freundlich und kurz nachdem der Praefectus Urbi das Officium verlassen hatte, rief er nach einem der unzähligen Palastsklaven.
    Es dauerte nicht lange bis einer der Sklaven auflief.
    Balbus deutete auf den Stuhl, auf dem der Stadtpraefect kurz zuvor noch gesessen hatte. "Der muss gereinigt werden. Ich möchte meinen Besuchern nicht zumuten sich in illyrischen Dreck zu setzen."
    Der Sklave nickte nur stumm und nahm den Stuhl mit, während Balbus sich seiner Arbeit widmete.

  • Von der Palastwache wurde Livianus direkt zum Officium des Procurator a libellis begleitet. Dort wartete er vorerst geduldig, bis man ihn angemeldet hatte. Ohne Zweifel würde Balbus den Senator empfangen, schließlich wusste dieser, dass Livianus vor wenigen Tagen den Kaiser auf seinem Landsitz getroffen hatte und daher bestimmt die eine oder andere Neuigkeit zu berichten wusste.

  • Doch es war eigentlich gar nicht notwendig, dass der Praetor darauf wartete angemeldet zu werden, denn als dieser vor der Tür des Procurators ankam, kam ein junge Notarius gerade aus dem Officium heraus. Er blickte den Praetor mit großen Augen an und sein Mund klappte leicht auf. Fast sofort drehte er sich um und verschwand wieder im Officium, aus dessen halboffener Tür dann die Worte Praetor und großer Held drangen und davon zeugten, dass der junge Notarius offensichtlich soetwas wie ein Fan des Decimers war.
    Kurz darauf trat der Notarius wieder in den Korridor und teilte dem Praetor, mit einem großen Anflug von Heldenverehrung in der Stimme, mit, dass der Procurator ihn sofort empfangen würde und er eintreten könne.
    Dann eilte der Notarius davon und schaute dabei noch ein paar Mal zu dem Senator hin. Sicherlich würde er später all seinen Mitnotarii davon erzählen, dass er einen großen Kriegshelden getroffen hatte.

  • Livianus nahm die ganze Szene nach Außen hin mit großer Gelassenheit zur Kenntnis. Lediglich ein kurzes Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe er die letzten Schritte auf die Türe zuging, das verriet, dass er sich durchaus über solche Aufmerksamkeiten freute. Dann betrat er das Officium des Procurators. Mit einem Kopfnicken begrüßte er Prudentius Balbus, der bereits auf ihn wartete.


    "Salve Procurator. Ich danke dir, dass du mich wieder einmal so kurzfristig empfängst."

  • "Salve Praetor." erwiderte Balbus und erhob sich kurz.
    "Für wichtige Männer nehme ich mir immer die Zeit."
    Er deutete auf den freien Stuhl vor seinem Tisch. "Bitte, nimm doch Platz."
    Dann nahm er selbst ebenfalls wieder Platz.
    "Was kann ich heute für dich tun?"

  • Livianus richtete seine Toga Praetexta zurecht, um möglichst unnötige Falten zu vermeiden und nahm dann Platz.


    "Nun, ich war vor wenigen Tagen beim Kaiser und wollte dir berichten bzw. hören was es neues gibt."


    Von Anfang an war die Stimme des Senators wesentlich leiser als sonst. Gerade so laut, dass Balbus ihn verstehen konnte, jedoch keiner, der eventuell vor der Türe des Officiums stand oder an ihr vorbei ging. Zugleich hoffte er, dass der Eindruck den er bei dem jungen Notarius hinterlassen hatte, auch dafür sorgte, dass die beiden einige Zeit ungestört blieben.

  • Vor der Tür befanden sich, wie üblich, sowieso nur zwei Praetorianer, die Balbus persönlich für diese Tür ausgewählt hatte und denen er weitestgehend vertraute. Aber auch er senkte seine Stimme ein wenig.


    "Dann bin ich mal gespannt. Vor allem interessiert mich eine Frage: Wie geht es dem Kaiser? Also wie ist dein Eindruck von ihm?" Natürlich wusste er, was der Kaiser selbst über seinen Zustand schrieb und auch was die Medici sagten, aber ein objektiver Eindruck fehlte ihm, ganz zu schweigen von einem persönlichen.

  • "Diese Frage ist für mich leider nicht einfach zu beantworten, schließlich habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten."


    Er machte hier kurz eine Pause, um sich die Bilder und Eindrücke der Audienz noch einmal in Erinnerung zu rufen.


    "Er ist krank, dass hat man ihm angesehen. Er versucht es jedoch sehr gut zu verbergen. Ich habe, so wie du selbst, lange genug mit vielen Menschen zu tun gehabt und dadurch ein einigermaßen gutes Gespür entwickelt. Bei meiner Ankunft musste ich einige Zeit warten, bis man mich zur Audienz gebeten hat. Man sagte mir, dass man den Kaiser nicht in seiner Mittagsruhe stören wolle. Ich glaube, dass man einen guten Teil dieser Zeit dazu verwendet hat, um dem Kaiser auf die Audienz vorzubereiten….. wenn du verstehst."


    Livianus machte damit die Andeutung, das man die angeschlagene Gesundheit des Kaisers vor Besuchern geschickt zu verschleiern versuchte. Ein wenig rotes Puder für eine gesunde Wangenfarbe, die Auswahl passender Kleider, die Vorbereitung des Raumes. All das konnte man einsetzen um eine optische Täuschung herbeizuführen.


    "Es war weder so, dass sich der Kaiser für mich erhob, noch das er große Gesten machte. Als ich den Raum betrat, saß er bereits auf seinen Platz, der nicht nah genug an meiner Position war, um ihn genauer betrachten zu können. Zwischendurch musste er immer wieder Husten, auch wenn er es zu unterdrücken versuchte. Die Audienz dauerte auch nicht besonders lange, wenn man die Gründe dafür in betracht zieht."


    An dieser Stelle brach er seinen Bericht vorerst ab und seufzte Kopfschüttelnd.


    "Ich weiß nicht...."

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