Das Gesetz zur Academia Militaris sieht für alle Anwärter den obligatorischen Besuch einer Grundvorlesung vor, bevor das Examen Primum abgelegt werden darf. Zweck der Vorlesung soll es sein, alle auf einen einigermaßen einheitlichen Wissensstand zu bringen, um ihnen gleiche Voraussetzungen für die weiteren Cursi zu verschaffen. Immerhin kommen die Anwärter aus allen Teilen der Armee und auch Zivilisten können sich bewerben, so dass der Kenntnisstand doch recht unterschiedlich sein könnte.
Die Vorlesung wird hier jetzt einmal durchgepostet - alle Anwärter für das Examen Primum werden gebeten, sich die Texte selbständig durchzulesen. Danke.
So tritt Macer als Kommandeur der Academia persönlich ans Rednerpult im Auditorium, um ein wenig Grundlagenwissen zu vermitteln.
"Es freut mich, mit Ihnen wieder eine ganze Schar von neuen Anwärtern auf die höheren Offiziersränge in der Armee des römischen Imperiums begrüßen zu dürfen. Diese und die folgenden Vorlesungen sollen ihnen etwas Grundlagenwissen vermitteln, welches ihnen aus ihrem bisherigen Dienst noch nicht geläufig ist. Wir werden uns mit den Legionen, den Auxiliareinheiten, den Cohortes Urbanae und Praetoriae, den Vigiles und der Flotte befassen. Beginnen wir heute mit dem, worüber Sie vermutlich schon am meisten wissen: den Legionen.
Der Begriff der Legion leitet sich von "legere" ab, es handelt sich bei den Männern der Legion also um eine Auslese der besten Männer aus allen Wehrfähigen. In der Zeit der Republik wurden Legionen immer nur für Feldzüge aufgestellt. Dann meldeten sich alle wehrfähigen Männer mit der von ihnen selbst gestellten Ausrüstung und entsprechend dieser Ausrüstung, wurden sie in eine der fünf Klassen der Armee eingeteilt: Reiter, drei Klassen schwere Infantrie (Triarii, Principes und Hastati) und leichtbewaffnete Velites. Die Stärke der Armee war also maßgeblich davon abhängig, wieviele Vermögenden mit entsprechender Ausrüstung zur Verfügung standen, was sich insbesondere bei der Reiterei bemerkbar machte. Diese Schwäche wurde durch Bundesgenossen und Hilftruppen ausgeglichen. Der Sold zu dieser Zeit war gering und nicht mehr als eine Kostenerstattung. So waren die Vermögenden immer seltener bereit, für immer längere Feldzüge in immer entferntere Gebiete zu den Waffen zu greifen.
Die Reform des Marius im Jahr 105 v.Chr. öffnete die Armee auch für die Besitzlosen, die auf Staatskosten ausgerüstet wurden. Trotzdem blieben die Legionen erstmal die Armee eines Feldherren und nicht die Armee des Imperiums. Die Soldaten waren ihrem Feldherren treu ergeben und er war für ihre Versorgung auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienst verantwortlich.
Mit dem Bürgerkrieg zum Ende der Republik traten die zwei letzten größeren Änderungen auf: mit dem Kaiser gab es nun einen dauerhaften Feldherren für alle Legionen, auf dessen Namen alle Soldaten ihren Eid ablegten und der für alle gleichermaßen verantwortlich war. Die Armee war nun die Armee des Imperators und als solche die Armee des Imperiums. Zum anderen wurden organisatorische Änderungen vorgenommen, die den Legionen den heutigen Aufbau gaben.
An der Spitze einer jeden Legion steht der Legionslegat aus dem Senatorenstand. Ihm zur Seite steht ein Stab aus fünf ritterlichen und einem senatorischen Tribun sowie dem Praefectus Castrorum. Für die ritterlichen Tribunen ist der Dienst in der Legion Teil ihrer militärischen Karriere, die sie weiter über eigene Kommandos bis an die Spitze der Praetorianer führen könnte. Für den senatorischen Tribun ist der Dienst häufig Teil der politischen Laufbahn, wenngleich er natürlich später als Legat wieder zu einer Legion zurückkehren kann. Der Praefectus Castrorum schließlich ist entweder ritterlicher Herkunft, oder hat sich aus den Mannschaften hochgedient, ist also einer der wenigen Berufssoldaten im Stab. Ebenfalls als Berufssoldaten im Stab sind die wichtigsten Centurionen anzusehen, allen voran der Primus Pilus. Er ist der Centurio der ersten Centurie der ersten Kohorte. Sein Posten ist mir großem Ansehen verbunden, allerdings auf ein Jahr beschränkt. Nicht selten verdienen Centurionen bis dahin genug, um in den Ritterstand aufgenommen zu werden.
Die Legion ist aufgeteilt in 10 Kohorten zu je 6 Centurien. Eine Ausnahme bildet die erste Kohorte, die in 5 Doppelcenturien gegliedert ist. Hier schimmert noch die alte Struktur der Republik durch, als zwei Centurien ein Manipel bildeten und eine Legion aus je zehn Manipeln der drei Klassen der schweren Infantrie bestand. Eine heutige Legion besteht also aus 64 Centurien und hat 59 Centurionen (die Doppelcenturien haben nur jeweils einen Centurio). Eine Centurie wiederum ist geteilt in 10 Contubernien zu je 8 Mann. Für den einzelnen Soldaten sind diese 8 Mann seiner Stubengemeinschaft wohl die wichtigste Bezugsgruppe - sie sind so etwas wie die Familie des Soldaten. Mit ihnen kämpft er, mit ihnen teilt er sein Essen, mit ihnen schläft er in einem Zelt, mit ihnen marschiert er in einer Reihe.
Unter den 80 Mann einer Centurie finden wir auch einige Unteroffiziere. Zum einen ist der Optio zu nennen, der den Centurio vertritt und für den täglichen Dienstablauf im Kasernendienst sowie die Ausbildung der Rekruten verantwortlich ist. Weiterhin gibt es den Cornicen oder Tubicen als akustischen Signalgeber mit Horn bzw. Trompete und den Tesserarius als Schreiber der Einheit, der die Wachberichte und Stärkemeldungen verwaltet. Zuletzt ist der Signifer zu nennen, der das heilige Feldzeichen der Centurie trägt und außerdem die Truppenkasse hütet. Für diesen Posten werden nur verdiente Männer ausgesucht, damit die Soldaten in der Schlacht dem mutig voranschreitenden Feldzeichen folgen.
In der ersten Centurie der ersten Kohorte sind ferner noch der Aquilifer zu finden, der den Legionsadler trägt sowie der Imagifer mit dem Kaiserbildnis.
Zusätzlich zur Infantrie verfügt eine Legion über 4 Turmae Reiterei zu je 30 Mann zuzüglich je einem Decurio als Kommandeur und einem Unteroffizier entsprechend dem Optio sowie insgesamt einem Vexillarius entsprechend dem Signifer der Infantrie.
Ausgerüstet sind die Soldaten der Infantrie mit der Lorica Hamata [Kettenhemd] oder der Lorica Segmentata [Schienenpanzer] als Körperpanzerung, einem Helm aus Eisen oder Bronze für den Kopf, dem leicht gewölbten Scutum als Schutzwaffe, dem Gladius als Stichwaffe für den Nahkampf und dem Pilum als Wurflanze. Als Abzeichen des Soldatenstandes tragen sie das Cingulum Militare [Soldatengürtel] und ggf. einen Pugio [Dolch]. Die Reiter führen statt das Gladius die längere Spatha, statt des Pilum eine Stosslanze und statt des ovalen Scutum eine flache Parma.
Bis auf den Schild und die Lanzen sind alle Ausrüstungsstücke Eigentum der Soldaten. Wer sich nicht sofort zum Dienstanstritt eine vollständige Ausrüstung kaufen kann, bekommt diese gestellt und zahlt sie im Laufe seiner Dienstzeit mit Soldabzügen ab.
Ich möchte es bei dieser kurzen Einführung belassen; auf die vielen weiteren, interessanten Details der Legion, ihrer Ausrüstung, ihren Einsatzmöglichkeiten, ihrer Geschichte und einigem mehr werden viele der Kurse der Academia genauer eingehen."
Achtung: es ist nicht ausgeschlossen, dass ich diesen Text mal erweitern werde...