Grundvorlesung

  • Das Gesetz zur Academia Militaris sieht für alle Anwärter den obligatorischen Besuch einer Grundvorlesung vor, bevor das Examen Primum abgelegt werden darf. Zweck der Vorlesung soll es sein, alle auf einen einigermaßen einheitlichen Wissensstand zu bringen, um ihnen gleiche Voraussetzungen für die weiteren Cursi zu verschaffen. Immerhin kommen die Anwärter aus allen Teilen der Armee und auch Zivilisten können sich bewerben, so dass der Kenntnisstand doch recht unterschiedlich sein könnte.


    Sim-Off:

    Die Vorlesung wird hier jetzt einmal durchgepostet - alle Anwärter für das Examen Primum werden gebeten, sich die Texte selbständig durchzulesen. Danke.


    So tritt Macer als Kommandeur der Academia persönlich ans Rednerpult im Auditorium, um ein wenig Grundlagenwissen zu vermitteln.
    "Es freut mich, mit Ihnen wieder eine ganze Schar von neuen Anwärtern auf die höheren Offiziersränge in der Armee des römischen Imperiums begrüßen zu dürfen. Diese und die folgenden Vorlesungen sollen ihnen etwas Grundlagenwissen vermitteln, welches ihnen aus ihrem bisherigen Dienst noch nicht geläufig ist. Wir werden uns mit den Legionen, den Auxiliareinheiten, den Cohortes Urbanae und Praetoriae, den Vigiles und der Flotte befassen. Beginnen wir heute mit dem, worüber Sie vermutlich schon am meisten wissen: den Legionen.


    Der Begriff der Legion leitet sich von "legere" ab, es handelt sich bei den Männern der Legion also um eine Auslese der besten Männer aus allen Wehrfähigen. In der Zeit der Republik wurden Legionen immer nur für Feldzüge aufgestellt. Dann meldeten sich alle wehrfähigen Männer mit der von ihnen selbst gestellten Ausrüstung und entsprechend dieser Ausrüstung, wurden sie in eine der fünf Klassen der Armee eingeteilt: Reiter, drei Klassen schwere Infantrie (Triarii, Principes und Hastati) und leichtbewaffnete Velites. Die Stärke der Armee war also maßgeblich davon abhängig, wieviele Vermögenden mit entsprechender Ausrüstung zur Verfügung standen, was sich insbesondere bei der Reiterei bemerkbar machte. Diese Schwäche wurde durch Bundesgenossen und Hilftruppen ausgeglichen. Der Sold zu dieser Zeit war gering und nicht mehr als eine Kostenerstattung. So waren die Vermögenden immer seltener bereit, für immer längere Feldzüge in immer entferntere Gebiete zu den Waffen zu greifen.
    Die Reform des Marius im Jahr 105 v.Chr. öffnete die Armee auch für die Besitzlosen, die auf Staatskosten ausgerüstet wurden. Trotzdem blieben die Legionen erstmal die Armee eines Feldherren und nicht die Armee des Imperiums. Die Soldaten waren ihrem Feldherren treu ergeben und er war für ihre Versorgung auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienst verantwortlich.


    Mit dem Bürgerkrieg zum Ende der Republik traten die zwei letzten größeren Änderungen auf: mit dem Kaiser gab es nun einen dauerhaften Feldherren für alle Legionen, auf dessen Namen alle Soldaten ihren Eid ablegten und der für alle gleichermaßen verantwortlich war. Die Armee war nun die Armee des Imperators und als solche die Armee des Imperiums. Zum anderen wurden organisatorische Änderungen vorgenommen, die den Legionen den heutigen Aufbau gaben.


    An der Spitze einer jeden Legion steht der Legionslegat aus dem Senatorenstand. Ihm zur Seite steht ein Stab aus fünf ritterlichen und einem senatorischen Tribun sowie dem Praefectus Castrorum. Für die ritterlichen Tribunen ist der Dienst in der Legion Teil ihrer militärischen Karriere, die sie weiter über eigene Kommandos bis an die Spitze der Praetorianer führen könnte. Für den senatorischen Tribun ist der Dienst häufig Teil der politischen Laufbahn, wenngleich er natürlich später als Legat wieder zu einer Legion zurückkehren kann. Der Praefectus Castrorum schließlich ist entweder ritterlicher Herkunft, oder hat sich aus den Mannschaften hochgedient, ist also einer der wenigen Berufssoldaten im Stab. Ebenfalls als Berufssoldaten im Stab sind die wichtigsten Centurionen anzusehen, allen voran der Primus Pilus. Er ist der Centurio der ersten Centurie der ersten Kohorte. Sein Posten ist mir großem Ansehen verbunden, allerdings auf ein Jahr beschränkt. Nicht selten verdienen Centurionen bis dahin genug, um in den Ritterstand aufgenommen zu werden.


    Die Legion ist aufgeteilt in 10 Kohorten zu je 6 Centurien. Eine Ausnahme bildet die erste Kohorte, die in 5 Doppelcenturien gegliedert ist. Hier schimmert noch die alte Struktur der Republik durch, als zwei Centurien ein Manipel bildeten und eine Legion aus je zehn Manipeln der drei Klassen der schweren Infantrie bestand. Eine heutige Legion besteht also aus 64 Centurien und hat 59 Centurionen (die Doppelcenturien haben nur jeweils einen Centurio). Eine Centurie wiederum ist geteilt in 10 Contubernien zu je 8 Mann. Für den einzelnen Soldaten sind diese 8 Mann seiner Stubengemeinschaft wohl die wichtigste Bezugsgruppe - sie sind so etwas wie die Familie des Soldaten. Mit ihnen kämpft er, mit ihnen teilt er sein Essen, mit ihnen schläft er in einem Zelt, mit ihnen marschiert er in einer Reihe.
    Unter den 80 Mann einer Centurie finden wir auch einige Unteroffiziere. Zum einen ist der Optio zu nennen, der den Centurio vertritt und für den täglichen Dienstablauf im Kasernendienst sowie die Ausbildung der Rekruten verantwortlich ist. Weiterhin gibt es den Cornicen oder Tubicen als akustischen Signalgeber mit Horn bzw. Trompete und den Tesserarius als Schreiber der Einheit, der die Wachberichte und Stärkemeldungen verwaltet. Zuletzt ist der Signifer zu nennen, der das heilige Feldzeichen der Centurie trägt und außerdem die Truppenkasse hütet. Für diesen Posten werden nur verdiente Männer ausgesucht, damit die Soldaten in der Schlacht dem mutig voranschreitenden Feldzeichen folgen.
    In der ersten Centurie der ersten Kohorte sind ferner noch der Aquilifer zu finden, der den Legionsadler trägt sowie der Imagifer mit dem Kaiserbildnis.
    Zusätzlich zur Infantrie verfügt eine Legion über 4 Turmae Reiterei zu je 30 Mann zuzüglich je einem Decurio als Kommandeur und einem Unteroffizier entsprechend dem Optio sowie insgesamt einem Vexillarius entsprechend dem Signifer der Infantrie.


    Ausgerüstet sind die Soldaten der Infantrie mit der Lorica Hamata [Kettenhemd] oder der Lorica Segmentata [Schienenpanzer] als Körperpanzerung, einem Helm aus Eisen oder Bronze für den Kopf, dem leicht gewölbten Scutum als Schutzwaffe, dem Gladius als Stichwaffe für den Nahkampf und dem Pilum als Wurflanze. Als Abzeichen des Soldatenstandes tragen sie das Cingulum Militare [Soldatengürtel] und ggf. einen Pugio [Dolch]. Die Reiter führen statt das Gladius die längere Spatha, statt des Pilum eine Stosslanze und statt des ovalen Scutum eine flache Parma.
    Bis auf den Schild und die Lanzen sind alle Ausrüstungsstücke Eigentum der Soldaten. Wer sich nicht sofort zum Dienstanstritt eine vollständige Ausrüstung kaufen kann, bekommt diese gestellt und zahlt sie im Laufe seiner Dienstzeit mit Soldabzügen ab.


    Ich möchte es bei dieser kurzen Einführung belassen; auf die vielen weiteren, interessanten Details der Legion, ihrer Ausrüstung, ihren Einsatzmöglichkeiten, ihrer Geschichte und einigem mehr werden viele der Kurse der Academia genauer eingehen."


    Sim-Off:

    Achtung: es ist nicht ausgeschlossen, dass ich diesen Text mal erweitern werde... ;)

  • "Im zweiten Teil der Grundvorlesung wollen wir uns mit den Hilftruppen - den Auxiliaren - befassen. Bereits in der ersten Vorlesung erwähnte ich ja die Bundesgenossen, die die römischen Truppen in der Zeit der Republik ergänzten und nicht selten einen großen Teil des Heeres ausmachen. Rom war immer bemüht, benachbarte Völker durch Verträge an sich zu binden und sich deren Unterstützung im Kriegsfall zu sichern. Ob dies von den Betroffenen immer völlig freiwillig geschah oder eine Verpflichtung nach einer Niederlage war, varriiert von Fall zu Fall.
    Zudem war unsere Armee immer sehr offen für Neuerungen aller Art, insbesondere in der Waffentechnik und nahm daher fremde Einflüsse gerne auf, wenn sie Nutzen brachten. So wurde auch die Tradition der Bundesgenossen-Armeen mit der stetigen Erweiterung des Imperiums nicht aufgegeben, sondern in das Konzept der Auxiliareinheiten umgewandelt.
    In den Auxiliareinheiten dienen Männer ohne römisches Bürgerrecht und führen dort in der Regel Waffengattungen, die die schwere Infantrie der Legionen ergänzen. Sie verpflichten sich zu einem Dienst von 25 Jahren und erhalten bei ihrer Entlassung als Belohnung das römische Bürgerrecht. Auxiliareinheiten werden in der Regel regional ausgehoben und tragen daher häufig den Namen ihrer Herkunft, können aber je nach ihren Qualitäten überall im Imperium eingesetzt werden. Nach einigen schlechten Erfahrungen mit abtrünnigen Auxiliareinheiten ist eine heimatferne Stationierung sogar üblich, um den Soldaten ihre lokale kulturelle Bindung zu nehmen. In seiner Heimat wird ein Nicht-Römer in römischen Diensten möglicherweise eher auf Seiten einer unzufriedenen Bevölkerung stehen als in der Fremde, wo er nicht einmal die Sprache der Bevölkerung versteht.
    Es ist allerdings keineswegs so, dass Auxiliareinheiten ausschließlich aus Nicht-Römern bestehen. Für viele Unteroffiziere ist der Wechsel zu einer Auxiliareinheit eine gute Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und schneller im Rang aufzusteigen. Beispielsweise wechseln häufig Optiones aus der Legion zu den Auxiliaren, um dort als Centurio zu dienen und später in diesem Rang wieder in die Legion zurück zu kehren.
    Die Kommandoposten einer Auxiliareinheit werden stets mit Offizieren aus dem Ritterstand besetzt, wobei eine Besetzung mit einem lokalen, nicht-römischen Fürst bei frisch ausgehobenen Einheiten in der ersten Zeit durchaus vorkommen konnte; insbesondere dann, wenn auf diese Weise quasi ein kompletter befreundeter Stamm in eine militärische Einheit umgewandelt wurde. Wenngleich der Erhalt vertrauter Strukturen wenig Anreiz zu Meutereien gibt, blieb dabei die heimatferne Stationierung trotzdem unerlässlich.


    Aus der lokalen Aushebung ergibt sich, dass Auxiliareinheiten nicht in der Stärke von Legionen auftreten, sondern nur in Cohortengröße organisiert sind. Dabei unterscheiden wir drei Arten von Einheiten, die dann noch einmal in zwei Ausprägungen auftreten können: es gibt reine Infantrieeinheiten (Cohortes), teilberittene Einheiten (Cohortes Equitatae) und reine Reitereinheiten (Alae); jeweils in Standardgröße und in fast doppelter Größe (Zusatz: miliaria).
    Cohortes bestehen wie in der Legion aus 6 Centurien zu je 80 Mann und unterstehen einem Praefectus Cohortis. Dies ist die niedrigste Rangstufe in der Kommandolaufbahn bei den Auxiliare. Cohortes bestehen meist aus leicht bewaffneter Infantrie und werden für die Grenzsicherung und als kleine Garnisonen eingesetzt. Im Kriegsfall dienen sie als Plänkler und für Kämpfe in unwegsamen Gelände. Die Cohortes Miliariae führen 10 Centurien zu je 80 Mann und werden von einem Tribunus Cohortis geleitet, der zweihöchsten Stufe im Stabsdienst bei den Auxiliaren und nach Praefectus Cohortis und Tribunus Angusticlavius bei der Legion die dritte Stufe einer ritterlichen Militärkarriere. Die Aufgaben einer Cohors Miliaria sind im wesentlichen die selben wie die der nicht-miliaren Cohorten.
    Die teilberittenen Cohortes Equitatae führen neben den 480 Mann Infantrie einer normalen Cohors noch vier Trumae zu je 32 Reitern, also Reiterei in Stärke der Legionsreiterei. Dadurch sind sie mobiler und können für die Sicherung größerer Gebiete eingesetzt werden, etwa durch Straßenpatrouillen oder Kontrollen des Grenzvorlandes. Die miliare Variante verfügt zu den 800 Mann Infantrie über 8 Turmae und stellt damit die zahlenmäßig größte eigenständige Auxiliareinheit dar. Geleitet werden diese Einheiten wie die Cohortes von einem Praefectus bzw. Tribunus.
    Als die wichtigsten Auxiliareinheiten gelten die Alae. Eine normale Ala verfügt über 16 Turmae, eine miliare Ala über 24. Das Kommando über eine Ala stellt den Höhepunkt einer regulären ritterlichen Offizierskarriere dar, nur noch zu steigern durch das Kommando über die Praetorianer. Insbesondere das Kommando über eine Ala Miliaria, von der es im gesamten Imperium nicht einmal 10 Stück gibt, ist mit erheblichem Prestige verbunden. Eingesetzt werden die Alae normalerweise zur Grenzsicherung, im Kriegsfall stellen sie jedoch praktisch die gesamte Reiterei einer römischen Armee.


    Grundsätzlich lassen sich einige Unterschiede in der Ausrüstung der Auxiliareinheiten im Vergleich zu den Legionen feststellen. Die leichte Infantrie und die Reiterei führen nicht das schwere Scutum, sondern die leichtere flache Parma. Statt des Pilums als Wurflanze verwenden sie eine längere Stoßlanze mit schneidender Spitze. Während die Infantrie dazu den üblichen Gladius führt, nutzt die Kavallerie die längere Spatha, um vom Pferd hinab die nötige Reichweite zu haben. Reiter tragen praktisch ausschließlich das Kettenhemd, während bei der Infantrie auch die Lorica Segmentata vorkommen kann, allerdings bei weitem nicht so häufig wie bei den Legionen. Die Reiter führen als zusätzlich Waffe mehrere Wurfspiesse mit sich, um den Gegner bereits vor dem direkten Aufeinandertreffen zu attackieren.


    Betrachten wir zum Abschluß noch einige Sonderformen der Auxiliare. Da wären zunächst einmal die Bogenschützen, die in der Regel in Syria rekrutiert werden. Mit ihren Bögen erreichen eine hohe Durchschlagskraft und sind somit auch für gepanzerte Kämpfer eine Gefahr. Trotzdem ist ihr Anteil an den Auxiliareinheiten recht gering und sie werden in der Regel nur im östlichen Teil des Reiches eingesetzt. Im westlichen Teil begegnen wir dagegen gelegentlich den balearischen Schleuderern, die nahezu ungepanzert kämpfen, aber mit ihren Schleuderschlingen kleine Steine, Ton- oder Bleikugeln verschießen und damit nahezu so gefährlich sind wie Bogenschützen. Ebenfalls ungepanzert sind leichte afrikanische Reitereinheiten, die ohne Sattel und Zaumzeug reiten. Aus Gallia kennen wir dagegen noch den Stamm der Bataver, die sich als besonders mutig und wild beweisen und sogar mutig genung sind, um in voller Rüstung und mit ihren Pferden Sümpfe, Bäche, Flüsse oder Seen zu durchqueren und den Feind damit von einer unerwarteten Seite her anzugreifen.


    Über den genauen taktischen Einsatz der verschiedenen Einheitentypen werden wir möglicherweise auch einmal in einem Cursus der Academia im Detail sprechen."

  • Für den heutigen Vortrag im Rahmen der Grundvorlesung für die Candidaten zum Examen Primum hatte der Kommandeur einen Gast geladen - Marcellus Claudius Macrinius, ehemaligen Kommandeur der Cohortes Praetoriae:


    "Kadetten der Academia, Offiziere!


    Die Prätorianergarde (cohors praetoria) war und ist eine Leibwächter-Truppe, die von den römischen Kaisern eingesetzt wurde und wird. Ursprünglich wurde sie von Feldherren benutzt, mindestens zurück bis zur Familie der Scipionen um das Jahr 275 v. Chr. Die erste Garde, die den Namen Prätorianer trug, wurde 138 v. Chr. geschaffen.


    Der Begriff Prätorianer rührt, wie euch sicher bekannt ist, vom Hauptplatz des Legionslagers mit dem Zelt des Feldherrn her, dem Praetorium. Es war und ist Gewohnheit vieler römischer Generäle, aus den Rängen eine private Truppe von Soldaten auszusuchen, die als Leibwache des Zelts oder der eigenen Person agierten. Diese Truppe besteht sowohl aus Infanterie als auch Kavallerie. Diese Kohorte wurde später cohors praetoria genannt, und viele bekannte Militärführer bedienten sich ihrer, einschließlich Gaius Iulius Caesar, Marcus Antonius und Augustus (Octavianus). Als Caesar die Legio X Gemina aufstellte, war eine schlagkräftigere Einheit als ihre Schwesterlegionen in der Feldschlacht nötig geworden. Als Augustus im Jahr 27 v. Chr. Herrscher des römischen Reiches geworden war, entschied er, dass eine derartige Formation nicht nur im Krieg, sondern auch in der Politik nützlich sein könne, und rekrutierte aus den Rängen der Legionen aller Provinzen die Prätorianergarde.


    Die Mannschaft, die ursprünglich aufgestellt wurde, unterschied sich erheblich von der späteren Garde. Während Augustus Schutz in der römischen Innenpolitik benötigte, war er gleichzeitig darauf bedacht, den republikanischen Anschein seines Regime zu wahren. Daher erlaubte er nur die Aufstellung von neun Kohorten zwischen 500 und 1000 Männern, von denen nur drei gleichzeitig ihren Dienst in der Hauptstadt absolvieren durften. Eine geringe Anzahl von separaten Kavallerieeinheiten (turma) von 30 Männern wurde ebenfalls aufgestellt. Während sie unauffällig im Palast und in größeren Gebäuden patrouillierten, waren die übrigen in den Städten der Umgebung Roms stationiert, so dass von diesen einzelnen Kohorten keine Bedrohung ausgehen konnte. Durch die Einsetzung von zwei Prätorianerpräfekten (Quintus Ostorius Scapula und Publius Salvius Aper) im Jahr 2 v. Chr. wurde dieses System nicht wesentlich geändert, sondern lediglich die Organisation und das Kommando verbessert. Doch schon zum Ende der Regierungszeit des Augustus hatte sich die Stärke jede Kohorte der Prätorianer auf 1000 bis zu maximal 1500 Männer erhöht, jedoch war, wie bei den Legionen, der sofort einsetzbare Teil wesentlich kleiner.


    Augustus’ Tod am 19. August 14 bedeutete auch das Ende des Friedens bei den Prätorianern. Durch die Intrigen ihres ambitionierten Präfekten Lucius Aelius Sejanus wurde die Garde aus den italischen Baracken nach Rom selbst verlegt. Im Jahr 23 überzeugte Sejanus den Kaiser Tiberius, dass Castra Praetoria benötigt würden, eine Prätorianerkaserne, die knapp außerhalb Roms errichtet wurde. Eine der Kohorten sollte ab jetzt die tägliche Wache im kaiserlichen Palast absolvieren, so dass die Kaiser fortan über die gesamte Garde verfügten, aber ebenso der Gnade der Prätorianer ausgeliefert waren. Das Ergebnis wurde im Jahr 31 deutlich, als Tiberius gezwungen war, sich auf seine eigene cohors praetoria gegen Sejanus zu stützen. Obwohl die Prätorianergarde ihre Treue unter Beweis stellte, wurde in diesem Moment ihr politisches Gewicht offenkundig.


    Während die Garde die Macht besitzt, den Kaiser zu töten, spielt sie in der Reichsverwaltung und -politik, abgesehen von Personalentscheidungen im Palast, keine Rolle. Oft war die Rache des neuen Regenten nach ihren haarsträubenden Gewaltakten zu erwarten. Und Vespasian, der sich auf die verärgerten Kohorten verließ, die von Vitellius entlassen worden waren, reduzierte im Jahr 69 ihre zuvor kurzzeitig auf 16 aufgestockte Zahl wieder auf 9, als er den Thron bestieg.


    Im Feld sind die Prätorianer jeder Einheit der römischen Armee gleichgestellt. Von den ersten Kaisern nur selten eingesetzt, wurden sie ab 69 wesentlich aktiver. Sie kämpften in der ersten Schlacht von Bedriacum für Otho, unter den späteren Kaisern nahmen sie unter anderem an den Dakerkriegen teil. Obwohl die Prätorianer Ähnlichkeiten mit den Legionstruppen aufweisen, gibt es doch einige Unterschiede. Ihre Kohorten sind wie bereits erwähnt größer, der Sold und die zusätzlichen Leistungen sind besser. Die Prätorianer erhalten deutlich höhere Bezüge als die anderen römischen Soldaten. Bei besonderen Anlässen erhalten sie von Kaiser ein Donativum. Wenn verdiente Prätorianer in den Ruhestand gehen, erhalten sie ein beträchtliches Geldgeschenk, ein Landgeschenk und ein Diplom "für den Krieger, der mutig und treu seinen Dienst erfüllt hat". Viele wählen den Wechsel zu den Evocati (den Ehemaligen), während andere in Hoffnung auf weiteren Aufstieg und andere Möglichkeiten, hohe Positionen im Reich zu erlangen, sich erneut verpflichteten.


    Das Training der Gardisten ist aufgrund der freien Zeit, die zur Verfügung steht, wenn sie nicht als Wache eingesetzt sind oder mit dem Kaiser reisen, intensiver als das in den Legionen, wobei die Garde den gleichen Vorschriften folgt wie die restliche Armee. Auch die Ausrüstung ist die gleiche - mit einer Ausnahme: speziell dekorierte Brustpanzer, besonders geeignet für Paraden und offizielle Anlässe. Wir Sie wissen, tragen die Prätorianer im Normalfall ihre Waffen und Rüstungen innerhalb Roms nicht offen, sondern verdeckt unter der bürgerlichen Toga, so dass wir insgesamt von drei Ausrüstungen sprechen können: der herkömmlichen Soldatenrüstung für den Dienst in der Kaserne oder den Einsatz außerhalb Roms, die "zivile" Rüstung für den Einsatz in Rom und die Paraderüstung.


    Wir Prätorianer sind uns sehr wohl bewusst, dass wir ein Machtfaktor geworden sind. Trotzdem wissen wir, dass diese Macht vom Imperator verliehen ist und dass wir, aus der Geschichte lernend, diese Macht nie wieder gegen den jetztigen oder zukünftigen Imperator einsetzen werden."

  • Meridius, welcher als stellvertredener Kommandeur die Gewohnheit hatte an allen Vorlesungen beizuwohnen, neigte sich zu Macrinius:


    "Hören wir noch ein paar Worte vom Experten? Die Soldaten würden sich geehrt fühlen..." :D

  • "Heute haben wir eine etwas kürzere Vorlesung vor uns, wollen wir uns doch mit einer ziemlich kleinen, sehr speziellen Einheit befassen: den Cohortes Urbanae. Nach den Cohortes Praetoriae, über die Sie ja in der letzten Vorlesung umfassend aus dem Mund eines ehemaligen Kommandeurs informiert wurden, sind die Cohortes Urbanae die zweite Einheit, die in Rom stationiert ist. Die Cohortes Urbanae teilen sich mit den Prätorianern aber nicht nur das große Lager an der Nordost-Ecke unserer Hauptstadt, sondern auch einen Teil ihrer Geschichte.
    Es war Augustus, der nicht nur zu seinem persönlichen Schutz die Prätorianer als ständige Einheit einrichtete, sondern er stellte auch die zunächst drei Stadtkohorten auf, um Polizeifunktionen zu übernehmen und für mehr Sicherheit in der Stadt zu sorgen. Ihr Einsatzgebiet war die Stadt Rom und das Umland im Umkreis von ca. 100 Meilen.
    Bis Nero wurden sechs weitere Cohorten aufgestellt, von denen drei in Rom blieben und drei in Ostia, Puetoli und Lyon stationiert wurden.
    Die ursprüngliche Polizeifunktion weitete sich aus und im Bürgerkrieg der Jahre 68 und 69 wurden die Stadtkohorten in den verschiedenen Gefechten fast vollständig aufgerieben. Kaiser Vespasian stellte danach vier neue Kohorten für Rom auf, dazu eine für Carthago und eine zur Bewachung der Münzstätte in Lyon.


    Der Dienst in den Cohortes Urbanae ist ähnlich prestigeträchtig wie der Dienst als Prätorianer, wenngleich er nicht so repräsentativ ist, weniger gut bezahlt und mit einer Dienstzeit von 20 Jahren ebenso lang wie der in einer Legion. Natürlich ist das Bürgerrecht Voraussetzung und in der Regel werden nur Bewohner der Provinz Italia rekurtiert.
    Das Kommando über die Cohortes Urbanae hat der Praefectus Urbi, der aus dem Senatorenstand stammt. Der Posten ist sehr begehrt, denn der Praefectus Urbi ist der Stellvertreter des Imperators in der Stadt Rom bei dessen Abwesenheit. Ihm untersteht für jede Cohorte ein Tribun, wobei die Tribunate in den außerhalb Roms stehenden Teilen mit mehr eigener Verantwortung verbunden sind als die in Rom. Die Cohorten selber sind dann genauso organisiert wie in der Legion bzw. bei den Auxiliare, also 6 Centurien zu je 80 Mann. Eine ständige Reiterei unterhalten die Stadtkohorten nicht, jedoch gehört Reiten wie üblich zur Ausbildung der Soldaten.


    Gemeinsam mit den Prätorianern sind die Cohortes Urbanae die einzige Einheit, die innerhalb der Stadt Rom Waffen tragen darf. In ihrer Ausrüstung unterscheiden sich die Stadtkohorten kaum von den Legionen im Feld. Die einzige wichtige Ausnahme stellt der Verzicht auf das Pilum dar, welches ja ausschließlich für den Einsatz in der Feldschlacht konzipiert ist. An seine Stelle tritt die Lanze, wie es ja auch bei Legionären auf Straßenposten üblich ist. Ebenso wie diese verbringen die Soldaten der Stadtkohorten ihren Dienst mit Patrouillen zur Gewährleistung der inneren und äußeren Sicherheit der Stadt. Im Auftrag der Aedilen sind die Soldaten zudem für Ermittlungen auf den Märkten und für die Sicherheit der Spiele verantwortlich. Auch wenn jetzt keine eigene Stadtkohorte mehr in Ostia steht, so führen sowohl Ermittlungen als auch der tägliche Dienst die Soldaten dennoch regelmäßig dorthin. Die Cohorte in Lyon, die dort die Münzstätte sichert und natürlich auch den Geldtransport bewacht erwähnte ich ja bereits.


    Die Cohortes Urbanae werden vorraussichtlich selten das Thema der Kurse der Academia sein, so dass diese Informationen zunächst einmal ausreichen sollten. Über den näheren Dienstbetrieb können Sie sich ja ohnehin in der Hauptstadt sehr leicht ein Bild machen."

  • "Von den drei militärischen Einheiten der Stadt Rom fehlen uns nach den letzten beiden Vorlesungen nur noch die Vigiles, mit denen wir uns heute befassen wollen. Die Vigiles sind nur im eingeschränkten Sinne eine militärischen Einheit: sie haben die Organisationsstruktur und Hierarchie des Militärs, werden aber für nichtmilitärischen Aufgaben eingesetzt und tragen auch nicht immer Rüstungen oder militärische Bewaffnung.


    Beginnen wir aber einmal wie bei den anderen Einheiten mit einem Blick in die Geschichte. In der Republik war der Brandschutz der Stadt Rom die Aufgabe der Aedilen, die dieser Aufgabe allerdings nur schlecht nachkamen, da sie ja noch eine Menge anderer Aufgaben hatten und mit den etwa 100 Bränden, die Rom jeden Tag erlebte, völlig überfordert waren. Deshalb wurden vor allem private Feuerwehren aufgestellt, entweder als Nachbarschaftshilfe der Bevölkerung oder als Gruppe ausgebildeter Sklaven, die durch einen reichen Bürger finanziert wurden. Nicht selten arbeiteten diese Feuerwehren aber nur soweit, wie es ihren eigenen Interessen bzw. den Interessen ihre Besitzers gefiel. Eher aus politischem Kalkül als aus echter Sorge um diese Situation stellte der Aedil Egnatius Rufus 26 v.Chr. auf eigene Kosten eine Truppe von Sklaven auf und setzte sie als unabhängige zur Brandbekämpfung ein. Die Einwohner Roms zeigten sich sehr dankbar und waren plötzlich sogar bereit, die Kosten für die Einsätze zu tragen, ohne dass er es verlangt hätte. Für ihn waren seine Kosten vor allem eine Investition in die Beliebtheit, die es ihm bei späteren Wahlen sehr leicht machten. Genau dieses Problem machte Kaiser Augustus Sorgen, der nicht wollte, dass mit der Sicherheit der Stadt politische Karrieren gemacht werden konnten. Nach einem Großbrand im Jahre 23 v.Chr. stellte er den Aedilen 500 bis 600 Sklaven zur Brandbekämpfung zur Verfügung, kümmerte sich aber vorerst nicht weiter darum. Was dazu führte, dass die Brandbekämpfung nicht wesentlich besser funktionierte als zuvor, da die Aedilen ja immernoch mit allen möglichen anderen Aufgaben befasst waren.
    So kam es 6 v.Chr. wieder zu einem Großbrand und diesmal kümmerte sich Kaiser Augustus effektiver um die Brandbekämpfung und schuf die Vigiles in der Form, wie wir sie noch heute kennen: 3500 Freigelassene wurden militärisch in sieben Kohorten zu je sieben Zenturien als stehende Feuerwehr aufgestellt. Jede Kohorte ist für zwei Stadtbezirke zuständig. Das Kommando führt der aus dem Ritterstand stammende Praefectus Vigilum. Nachdem die Männer anfangs noch in Privathäusern untergebracht waren, bekamen sie später mit den Stationes und Excubitoriae eigene Quartiere in den Bezirken der Stadt. Die Verteilung der Mannschaften erfolgt logischerweise nach der Bevölkerungsdichte und der Brandhäufigkeit.


    Zu den täglichen und nächtlichen Aufgaben der Vigiles gehören hauptsächlich ständige Patrouillen durch die Stadt, die vor allem das Ausbrechen von Bränden verhindern sollen. Zudem können so Brandschutzvorschriften geprüft und ausgebrochene Brände schnell bemerkt und gemeldet werden. Dazu kommen auf diesen Patrouillen noch in beschränktem Maße Polizeiaufgaben, wie sie die Lex Vigilum regelt. Insbesondere sind das Ermittlungen gegen Brandstifter, Einbrecher, Diebe, Räuber und Hehler sowie das Aufgreifen entlaufener Skalven. Bei öffentlichen Veranstaltungen sowie im Falle von politischen Unruhen kann der Praefectus Urbi die Vigiles zudem als zusätzliche Polizeitruppen anfordern.


    Außerhalb Roms gibt es keine vergleichbaren Feuerwehrtruppen. In Karthago und Lugdunum stehen, wie wir in der letzten Vorlesung bereits angesprochen hatten, Stadtkohorten, die die Aufgabe der Brandbekämpfung mit übernehmen müssen. Alle anderen Städte kümmern sich selbst um die Aufstellung von Feuerwehren. Die kommunale Feuerwehr von Ostia hat zum Beispiel eine Stärke von vier Centurien.


    Aus militärischen Gesichtspunkten spielen die Vigiles natürlich keine relevante Rolle, weshalb sie Ihnen in den Vorlesungen der Academia praktisch nicht begegnen werden."

  • "Zum Abschluß der Einführungsvorlesung steht nun noch eine Betrachtung der Flotte an. Die Seefahrt zählte in der Frühzeit unserer Geschichte nicht zu den gut beherrschten Technik des römischen Reiches, sondern wurde erst durch den Kontakt mit anderen Völkner verbessert und erfolgreich eingesetzt. Bereits in den punischen Kriegen konnten wir aber große Erfolge erzielen und nach mehreren erfolgreichen Operationen gegen Piraten sind wir seit dem Beginn der Kaiserzeit der unangefochtene Herrscher über das Mittelmeer.


    Die Kontrolle des Mittelmeeres wird dabei von zwei Hauptflotten gewährleistet: der Classis Misenensis und der Classis Ravennas. Die Classis Misenensis ist für das westliche Mittelmeer zuständig und unterhält Stützpunkte entlang der italienischen Küste, in Südgallien und in Hispania. Die Classis Ravennas ist für das östliche Mittelmeer zuständig und besitzt Stützpunkte in Italien, Pannonia, Achaia und Asia. Sie wird durch die kleinere Classis Syriaca und die Classis Alexandria unterstützt, welche Stützpunkte entlang der nordafrikanischen Küste betreibt.
    Zur Sicherung der Grenzflüsse sind auf Rhein und Donau mehrere Flussflotten unterwegs und auch zur Kontrolle des britischen Meeres und das schwarzen Meeres ist jeweils eine Classis im Einsatz. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl kleinerer Flottillen, die hauptsächlich Transportaufgaben auf großen Seen, kleinen Flüssen oder zwischen Inseln übernehmen.


    Überhaupt machen Transportaufgaben einen Großteil des täglichen Dienstes der Flotte aus, denn weder auf dem Mittelmeer noch auf den Flüssen stehen uns vergleichbar ausgestattete Gegner gegenüber. So sind von den mehreren 1000 Schiffen einer Classis auch nur ca. 10% Kriegsschiffe, der Rest entfällt auf Transportschiffe verschiedenster Art.
    Kriegsschiffe sind mit einem Rammsporn und Katapulten ausgestattet und verfügen ggf. über Enterbrücken. Bewegt werden sie mit Rudern, außerdem haben sie 1-2 Segelmasten. Die Klassifikation und Benennung der Schiffe erfolgt nach der Anzahl ihrer Ruderreihen von der Bireme bis zur Quinquireme. Transportschiffe sind meist Segelschiffe mit bis zu 7 Masten. Auf Flüssen kommen aufgrund der Untiefen auch Flachbodenschiffe zum Einsatz, die über ein großes Ladevolumen verfügen und bei mangelndem Wind über Treidelpfade von Land aus gezogen werden können. Sowohl auf dem Mittelmeer als auch auf den Flüssen spielen die Transportschiffe eine entscheiden Rolle bei der Versorgung von Militär und Zivilbevölkerung mit Nahrung und sonstigen Waren. Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Classis sollte also nicht unterschätzt werden.


    Jede Classis untersteht einem ritterlichen Praefectus Classis, der im Falle der beiden Hauptflotten dem Imperator und in allen anderen Fällen dem Statthalter der Provinz untersteht. Auf größeren Stützpunkten bzw. bei eigenständigen Flottillen führt ein ritterlicher Tribunus Classis das Kommando und untersteht dem jeweils zuständigen Praefectus. Die einzelnen Schiffsverbände werden von jeweils einem Nauarchus angeführt, der gleichzeitig der Kapitän des jeweiligen Flaggschiffs ist und auf kleineren Stützpunkten das Ortskommando führt. Die weitere Besatzung der Kriegsschiffe teilt sich in einen nautischen und einen militärischen Teil. Erstgenannter ist für die Führung des Schiffs und seinen Zustand verantwortlich und untersteht dem Trierarchus, letztgenannter ist für die militärischen Operationen wie Landungen und Entermanöver zuständig und wird von einem Centurio Classicus kommandiert. Die Nautae sind mit einem Pugio bewaffnet, Offiziere auch mit einem Gladius. Außerdem kommt neben den bereits erwähnten Katapulten der Bogen als Waffe zum Einsatz. Als Rüstung wird üblicherweise das Kettenhemd getragen. Schilde werden nur bei den Enterkommandos verwendet. Außerhalb von militärischen Operationen vom Schiff aus können die Seesoldaten auch als Hilftruppen bei militärischen Auseinandersetzungen an Land eingesetzt werden, oder zum Bau von Hafenanlagen oder Kanälen abkommandiert werden. Der Dienst in den unteren Rängen des militärischen Teils der Flotte setzt wie in den Auxiliareinheiten nicht das römische Bürgerrecht voraus.


    Mit einzelnen Aspekten der Classis haben wir uns schon häufiger in Vorlesungen der Academia auseinander gesetzt und werden dies auch in Zukunft tun.


    Für die Candidaten zum nautischen Examen Primum schließen sich gleich noch zwei prüfungsrelevante Vorträge an. Alle anderen Candidaten dürfen diese natürlich gerne auch hören, für sie sind sie aber nicht Teil des Examen Primum, für das ich Ihnen allen nun viel Erfolg wünsche."


    Sim-Off:

    Prüfungsfragen gibt's morgen per PN.

  • Nautischer Teil des Examen Primum - nur für Angehörige der Classis prüfungsrelevant.


    "Pars Prima: Navigation


    I) Positionsbestimmung


    Das Wichtigste auf See ist, seinen Ort möglichst genau zu kennen. Hierfür genügen genaue Karten und einfache Trigonometrie. Zunächst werden mindestens zwei markante Punkte benötigt, deren Entfernung zueinander bekannt ist. Jetzt muss nur noch die Entfernung zu jedem der beiden Punkte bestimmt werden. Alternativ genügt es auch, die Entfernung zu einem der beiden Punkte zu bestimmen und den Winkel zwischen beiden Punkten zu kennen. Zur Veranschaulichung soll folgende Skizze dienen:



    Hierbei sind A und B markante Punkte und S ist die Position des Schiffes. Die grüne Linie AB ist in ihrer Länge durch Karten bekannt, die Längen der beiden roten Linien AS und BS müssen bestimmt werden, bzw. die Länge einer der beiden Linien und der Winkel zwischen ihnen.
    Sind AS und BS bekannt, dann zieht man einfach einen Kreis mit Radius AS um A und einen weiteren Kreis mit Radius BS um B. Einer der schnittpunkte der Kreise ist die eigene Position. Da es nur zwei Schnittpunkte gibt, ist die Entscheidung meistens sehr einfach zu treffen, welcher besser passt. Sind AS und der Winkel ASB zwischen AS und BS bekannt, dann kann die eigene Position berechnet werden als:


    S = (AS BS sin(ASB))/2



    II) Kursplanung


    Der Kurs eines Schiffes ist so zu planen, dass einerseits Untiefen und andere Gefahrenstellen vermieden werden, andererseits die Strecke aber so kurz wie möglich ist. Außerdem sind Gebiete mit geringem Seegang denen mit hohem Seegang vorzuziehen.



    III) Segeln


    Auch wenn die Kriegsschiffe der Classis meistens gerudert werden, haben sie doch auch zumindest ein Segel. Außerdem werden die Transportschiffe meistens gesegelt. Deshalb sollen nun kurz die Grundlagen des Segelns erläutert werden.
    Um effizient den Wind auszunutzen, muss das Segel in der richtigen Position stehen. Um diese Position herauszufinden, benötigt man den eigenen Kurs und die Windrichtung. Wenn man beide kennt, wird das Segel so ausgerichtet, dass die Senkrechte zum Segel den Winkel zwischen Windrichtung und Kurs halbiert. Dadurch wird der maximale Schub für das Schiff erreicht.
    Anmerkung: Gesegelt wird auf langen Strecken, um die Ruderer zu schonen. Schnelle Wendemanöver sind unter Segeln nicht möglich, deshalb werden solche Manöver grundsätzlich gerudert (z.B. Manöver im Hafen). Im Gefecht sind die Segel GRUNDSÄTZLICH zu reffen!



    IV) Navigation im Sturm


    Sollte man in einen Sturm geraten, so ist der Kiel des Schiffes senkrecht zur See, also senkrecht zum Wellen gang auszurichten. Dadurch wird verhindert, dass das Schiff zu viel Angriffsfläche bietet und durch den Seegang umgeworfen wird. Außerdem ist das Schiff im Sturm ständig in Bewegung zu halten!
    Sollte jemand im Sturm über Bord gehen, so ist die Fahrt fortzusetzen. Es ist besser, einen zu verlieren und den Rest zu retten, als das Schiff in Gefahr zu bringen und die gesamte Besatzung für einen einzelnen zu riskieren."

  • "Pars Secunda: Schiffsbau


    I) Schiffstypen der Classis


    Es gibt prinzipiell nur zwei Schiffstypen, nämlich Galeeren und Frachtschiffe. Galeeren haben in der Regel ein Verhältnis von Länge zu Breite von 10:1, während Frachtschiffe ein Verhältnis von 4:1 besitzen. Das liegt daran, dass Galeeren auf minimalen Widerstand im Wasser optimiert sind, während Frachtschiffe auf maximalen Frachtraum optimiert sind.
    Galeeren werden gerudert und sind nach der Zahl der Ruderreihen benannt. Eine Liburne hat 1-2 Reihen, eine Trireme (auch Triere genannt) hat drei, eine Quinquereme (bzw. Pentere) fünf, eine Heptere sieben etc.
    Mit der Zahl der Ruderreihen wächst auch die Schiffsgröße und somit die Besatzung. Zusätzlich sind Galeeren noch mit einem oder zwei Masten ausgerüstet, die je ein Segel tragen. Gesegelt wird auf längeren Strecken, um die Besatzung zu schonen.
    Frachtschiffe werden primär gesegelt. Sie besitzen zwischen drei und sieben Masten, an denen jeweils eines oder zwei Segel angebracht sind. außerdem findet sich bei vielen Frachtschiffen ein waagerechter, vor dem Bug liegender Mast, der Bugspriet. Am Bugspriet wird meistens ein Segel angebracht. Die Segel der Frachtschiffe sind, so wie auch bei den Galeeren, Rahsegel, d.h. sie sind an einem waagerechten Rundholz aufgehängt, das mittig am Mast befestigt ist.



    II) Bewaffnung der Kriegsschiffe


    Kriegsschiffe sind für gewöhnlich mit mehreren Waffen ausgestattet. Zunächst ist der Rammsporn (Rostrum) zu nennen. Er ist aus Bronze und endet in drei Zacken. Befestigt ist er logischerweise am Bug. Mit diesem wird ein gegnerisches Schiff im Kampf seitlich gerammt. Dabei sollte man möglichst die maximale Geschwindigkeit erreichen.
    Die nächste Waffengattung ist Artillerie. Hierbei ist zwischen Katapulten und Ballisten zu unterscheiden. Katapulte reichen über größere Entfernungen und können schwerere Geschosse verschießen, sind dafür aber nicht sehr genau. Ballisten sind deutlich genauer, haben dafür aber eine geringere Reichweite und können nicht so große Geschosse wie Katapulte verschießen. Es gibt generell zwei Arten von Artilleriemunition, Massivgeschosse und Brandgeschosse. Massivgeschosse sind normalerweise Steine bzw. Steinkugeln. Ihre Wirkung ist der des Rammsporns vergleichbar. Brandgeschosse können bronzene Hohlgeschosse sein, oder mit Leinen und Haaren umwickelte Steine. Erstere werden mit Naphtha gefüllt, letztere in Naphtha getränkt. An dieser stelle sei darauf hingewiesen, dass Naphtha hochbrennbar ist und äußerste Vorsicht beim Umgang mit Naphtha geboten ist! Naphthabrände sind nur sehr schwer zu löschen!
    Die letzte Waffe der Kriegsschiffe sind die Soldaten an Bord. Um sie sicher an Bord des gegnerischen Schiffes zu bringen, wurden im 2. punischen Krieg Enterbrücken eingesetzt, die sich mit einem Bronzesporn im gegnerischen Schiff festbohrten und dadurch stabil auflagen. Leider waren die Schiffe durch diese Ungetüme sehr schwer zu navigieren, so dass auf ihren Einsatz schon bald wieder verzichtet wurde und heute sehr viel kleinere und leichtere Entereinrichtungen im Ensatz sind.



    III) Aufbau des Rumpfes


    Der Rumpf aller Schiffe besteht aus einem Gerippe und einer Beplankung. Das Gerippe ist ein Gerüst aus bogenförmigen Balken, die durch einen Kiel verbunden sind. Auf das Gerippe wird dann die Beplankung genagelt, die den eigentlichen Rumpf bildet. Um den rumpf abzudichten, wird in Erdpech getränktes Pferdehaar zwischen die Planken gelegt. Außerdem wird noch eine Teerschicht auf der Seeseite der Planken aufgetragen. Darüber kommt noch eine Lackierung. Bei der Ausbesserung des Rumpfes ist darauf zu achten, dass nicht nur eine neue Lackierung, sondern auch eine neue Teerschicht aufgetragen wird!
    Um den Rumpf stabil im Wasser zu halten, werden noch Steine als Ballast am Boden des Rumpfes verstaut."

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