Die römische Reiterei: Kriegsentscheidend!?

  • Zitat

    Original von Caius Iulius Seneca
    Ach so.
    Du meinst also, dass im Mittelalter nahezu eine feste Front verlief und die beiden Reiterheere nicht so wie in der Antike ineinander verheddert waren!?


    ???


    Gerade die Antike zeichnet sich dadurch aus, dass es stehende Heere gibt mit professionellen Soldaten, welche in engen Formationen in die Schlacht ziehen, sei es in einer Phalanx oder in einem Manipel, einer Kohorte oder einer Legion.


    Im Mittelalter dagegen haben wir es mit Heeren zu tun, die aus Gefolgsleuten bestehen, von denen jeder seinen eigenen Kriegerverband mitbringt, von denen jeder nur ungern auf das Kommando über eben diesen verzichtet, und die meist undiszipliniert häufig bis auf die Ritter selbst, keine Berufssoldaten sind. Die Bewaffnung ist unterschiedlich, ebenso die Ausbildung.


    Als die von der Zahl überlegenen französischen Ritter bei Crecy von den englischen Langbögen zusammengeschossen wurden, lag das nicht daran, dass der Bogen so gewaltig überlegen gewesen wäre, sondern daran, dass die Ritter eben ohne Absprache, gerade so wie sie am Schlachtort aus dem Marsch heraus eintrafen in eben diese hineinstürmten. Keine Absprache, keine Koordination, Ehrsucht und Gier nach Ruhm, keine massierte Angriffslinie sondern Einzelkämpfer und kleine Gruppen von Egoisten.


    Somit erübrigt sich auch im Mittelalter oft die schlachtentscheidende Wirkung der Reiterei. Egal welche Truppengattung, erst wenn sie geschlossen und diszipliniert agiert und dazu gut und geschickt geführt wird, kann sie überhaupt eine Schlacht entscheiden. Und was diese Punkte betrifft waren die Karthagischen Reiterführer einfach weitgehend geschickter, weil die besseren Reiter.


    Last but not least: KRIEGSENTSCHEIDEND sind ganz andere Dinge. Hannival mag zwar Schlachten gewonnen haben ohne Ende, den Krieg hat er verloren. Nicht jeder der ein guter Taktiker ist, hat auch die richtige Strategie.

  • :dafuer:


    Wo du schon mal da bist, :D
    weist du wie man der Reiterei am besten entgegentreten kann? Natürlich mit Bogenschützen, Schleuderern,Triariern und Phalanx
    Aber was ist mit den einfachen Legionären?
    Wie verhielten sie sich wenn die Reiterei auf sie zugestürmt kam?


    Am Schluss ist doch in jedem Reitergefecht, egal ob im Mittelalter oder der Antike ein ziehmliches durcheinander, dass die Heere eben völlig ineinander verkeilt sind.

  • Mir ist nicht bekannt, dass die Reiterei in der Antike schwere Infanterie frontal angegriffen hätte. Wir müssen uns die Vorteile und die Bedingungen der Reiterei ansehen. Die Männer sitzen auf dem Pferd, erst ohne Sattel, später dann mit Sattel, der ihnen einen besseren Halt gibt. Jedoch gibt es immer noch keine Steigbügel und manche Reiter lenken ihre Pferde immer noch nur durch Schenkeldruck. Also die ganze Position auf dem Pferd ist im Vergleich zu einem mittelalterlichen Ritter relativ instabil. Hinzu kommt, dass die Pferde im allgemeinen kleiner sind. Die Reiter kämpfen mit einer Stoßlanze, oder einem langen Schwert.


    Die schwere Infanterie tritt massiert auf, in engen und dichten Formationen, schwer gepanzert, mit Wurfspeeren und langen Speeren (Triarier) und würde einen Frontalangriff der Reiterei auf jeden Fall überleben. Mag sein, dass die erste Reihe niedergewalzt wird, doch der Angriff der Reiter würde zusammenbrechen, da er eh keine große Wucht hätte. Der Erfolg dieser Aktion wäre bescheiden.


    Der große Vorteil der Kavallerie besteht hingegen darin, dass sie sich schneller von a nach b bewegen kann. Sie ist in der Lage eine feindliche Formation von schwerer Infanterie zu umfassen und dort zu treffen, wo sie am verwundbarsten ist. Nämlich hinten. Und sie ist schneller als leichte Schützen und Speerwerfer und kann damit Plänkler jagen, was schweren Infanteristen ebenfalls nicht möglich ist.


    Ergo: Mit der antiken Reiterei einen Fronatlangriff auf eine schwere Infanterielinie zu wagen hat nicht mal Alexander der Große gemacht, und war bei dem Durchbruchversuch des Vercingetorix bei Alesia eine Handlung aus purer Verzweiflung. Wie Caesar diesen Angriff dort abgeweht hat kann man nachlesen.


    Doch zur eigentlichen Frage: Wie wehrt man Reiter ab?


    Meistens und am leichtesten durch eigene Reiter, denn nur die sind in der Lager diesen auch zu folgen. Dann durch Geschlossenheit der Linien und einer starken Flankensicherung inklusive Reservelinie. Durch den Beschuss durch Plänkler und Bogenschützen. Und mit Hilfe von Speeren. Die Pila kann man durchaus nicht nur werfen sondern in der Not auch als Stoßlanze einsetzen. Römische Legionäre machen im Falle eines Reiterangriffs ihre Reihen dich, formieren sich zu einem Bollwerk, die Pilaspitze nach vorne, wer kein Selbstmord begehen wollte würde da nicht freiwillig reinreiten.


    Gegen einen mittelalterlichen Ritter hätte das freilich nicht viel gebracht, doch vergessen wir nicht, so weit war die Technik in diesem Sektor noch nicht. Und gegen die fortgeschrittenen Parther taten sich die Römer dann auch ausgesprochen schwer.

  • Zitat

    Doch zur eigentlichen Frage: Wie wehrt man Reiter ab?Meistens und am leichtesten durch eigene Reiter...


    Die Kavallerie ist eine offensive Waffengattung. Offensivkräfte mit Offensivkräften abzuwehren, ist ergo fast ein Akt der Verzweifelung (es sei denn, daß der Verteidiger dem Angreifer unbekannte Reserven entgegenstellen kann), wenn nicht ausreichend defensive Kräfte vorhanden sind. Vergleichbar sind hier die Panzerschlachten... .


    Optimal wäre also bei einer Defensivstellung das Einigeln mit Defensivkräften und nach erfolgreicher Abwehr das Übergehen in die Offensive mit der Kavallerie. (mal ganz grob geschrieben ;) )

  • Der größte Vorteil der Reiterei besteht nicht darin, dass sie offensiv wäre, sondern dass sie eben mobiler ist als jegliche Infanterie. Mobiler in dem Sinne, dass sie schneller von a nach b kommt.


    Wer sich alleine auf eine starke deffensive Stellung von Infanterie verlässt um Reiterei abzuwehren, wird das Problem haben, dass er sich selbst nicht mehr offensiv aufstellen kann. Auf einem Schlachtfeld treffen aber die eigenen Truppen nicht nur auf eine gegnerische Kavallerie, sondern auch auf gegnerische Bodentruppen.


    Dein Beispiel angewandt auf eine typische Begegnung zwischen Karthagern und Römern würde bedeuten, dass Du Dich mit Deinen Legionen in einer defensiven Position verschanzt, Deine Reiter hinter Deine Reihen zurückziehst. Damit hast Du jedoch keine Chance etwas gegen eine Umfassungsbewegung durch die karthagischen Reiter zu unternehmen. Mit dem Eintreffen der karthagischen Infanterie beginnt dann Dein Dilemma. Während sich die Karthager auf dem Schlachtfeld frei bewegen können und alle Optionen in der Hand haben, bleibt Dir lediglich übrig zu reagieren statt zu agieren. Du hast zwar Deine Reiter noch, aber die sind hinter Deiner Infanterie wertlos. Ganz zu schweigen davon, dass Du nie genung Truppen haben wirst, um sowohl Deine Hauptlinie gegen die karthagische Infanterie, als auch den Rücken gegen die Kavallerie abzusichern. Befindet sich die Kavallerie erst einmal in Deinem Rücken ist es zu spät.


    Und im größeren Rahmen wäre natürlich Dein Nachschub schnell im Eimer.


    Die einzige Lösung um einer Umklammerung zu umgehen, kann man nicht mit Infanterie lösen. Man mag vielleicht ein Gelände wählen, das für Kavallerie schwer zugänglich ist um sich so die Flanke zu schützen, aber der Gegner muss ja in solch einem Fall nicht angreifen, er kann warten bis sich die Truppen in ein Gelände bewegen, das geeigneter ist.


    Um es auf den Punkt zu bringen. Alle Schlachten in der Antike beginnen mit einem Aufeinandertreffen der Plänkler im Zentrum und mit dem Versuch der Reiter, den Gegner zu umfassen.


    Das lässt darauf schließen, dass die Generäle ihrer Zeit von dem Wirkungserfolg einer solchen Aktion überzeugt waren.


    Den Vergleich mit der viel späteren Panzerwaffe hingegen hinkt.

  • Erst mit zunehmender Panzerung ist die Kaverllerie als "shock troop" geeignet. Dann kann sie auch frontal gegen schwere Infantrie kämpfen.
    Alexander ist meistens mit seinen Gefährten in Keilformation in geschlossene Formationen geritten, z.b. bei Chaironeia. Da hat er sogar den entscheidenden Angriff gegen die Thebaner geritten, die damals als beste Phalanx galten.
    Doch meistens kam es ihm darauf an durchzubrechen und dann im Rücken anzugreifen.


    Aber im Grunde funktionert das ganze doch nach einem Stein-Schere-Papier-System. Man muss eben die Schwachstellen des Gegners kennen und entsprechend reagieren.

  • Alexander ist mit Sicherheit nicht frontal in eine Phalanx reingebraust. Er wird sich eine Schwachstelle ausgesucht haben, eine Formation die zu weit vorsteht, eine Lücke in der Linie, eine Formation von der Seite. Da quer reinstossen und die Kavallerie kann verheerendes anrichten. Sitzt allerdings diese Attacke dann nicht sauber, Alexander hätte sich im Ellysium wieder gefunden.

  • Am Granikos hat er es aber zuerst mal versucht. Das wäre auch beinahe schiefgegangen.


    Bei Cheironeia fand er auch diese Lücke zwischen den Athenern und Thebanern. Dazwischen ist er hindurch geritten und hat dann die Thebaner in den Rücken angegriffen.
    Bei ihm war vorallem das Zusammenspiel aller Truppenteile wichtig, das wie Hammer und Amboß funktionierte. Die Phalanx hält im Zentrum die Infantrie auf während die Gefährten von den Flanken her "aufräumen".
    Die Taktik wurde auf jedenfall bei Issos und Gaugamela erfolgreich angewendet.

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