"Das werde ich....glaub mir.Du weißt wie wichtig mir die Familie ist."
Valli dachte nach
"Hab ich dir schon erzählt von Onkel Maximus Sohn?"
"Das werde ich....glaub mir.Du weißt wie wichtig mir die Familie ist."
Valli dachte nach
"Hab ich dir schon erzählt von Onkel Maximus Sohn?"
"Nein, hast Du noch nicht."
Ich sah sie fragend an.
"Dacien..er ist ganz nett.Er ist auf Leontias Hochzeit aufgetaucht.Maximus hatte mal was mit einer Frau die ihm aber nie gesagt hat das sie schwanger von ihm ist um ihm nicht auf der Tasche zu liegen.Und nun wohnt er bei Vater und Maximus und arbeitet in CCAA."
CCAA? Ich war etwas schwach in Geographie und konnte mit dem Namen nichts anfangen. Ich blickte sie daher erneut fragend an.
"CCAA?"
Wieder nahm ich einen Schluck.
"Colonia Claudia Ara Agrippinensium." lächelte sie
"Dort wo jetzt der Stammsitz der Familie ist.Aber ich freu mich darauf die ganze Familie in Hispania zu haben wenn ich heirate.Das ist das wichtigste für mich."
"Ach Colonia Claudia Ara Agrippinensium..."
ich erinnerte mich. Stammsitz klang allerdings übertrieben, denn mit Germanien hatte der Stamm unserer Familie rein gar nichts zu tun. Wenn überhaupt kamen wir aus Griechenland, zogen von dort nach Italien und schließlich nach Tarraco in Hispania. Aber Germanien? Es war mir schleierhaft, was mein Vater dort oben wollte. Doch wie auch immer, er hatte unseren Familienbesitz hier verkauft und war abgereist. Meinen Segen dazu hatte er nicht erhalten, aber was kümmerte es ihn, er brauchte ihn sowieso nicht. Er hatte ihn noch nie gebraucht, er hatte immer getan, was er wollte. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Mir kam die Galle hoch und ich spülte sie mit etwas Wein hinunter.
"Ich werde da sein. Auf jeden Fall."
"Flavius...was ist denn zwischen dir und Vater passiert?"
Valeria schaute ihren Bruder traurig an
Sie fragte mich direkt. Ich blickte sie nur an und nahm wieder einen Schluck. Ich musste aufpassen, dass ich mir an diesem Tag keinen Rausch antrinken würde.
"Was passiert ist? Vieles und nichst. Du weißt, dass er nie da war. Du weißt wie herrisch er sein kann. Er hat Mutter und uns in Rom zurückgelassen als er nach Alexandria ging..."
Ich leerte den Becher uns stellte ihn weg. Weit weg.
"Was soll ich sagen. Ich versteh ihn nicht, er versteht mich nicht, vielleicht bin ich nicht einmal sein Sohn. Behandelt er mich wie seinen Ältesten? Ich habe das Gefühl, dass ich nur geduldet bin. Ich denke er duldet mich. Aber ob er je stolz auf mich war? Ich bin Regionarius. Davor war ich Tribun. Ich habe aus meinem Leben etwas gemacht. Sieht er es? Nein, er hat nur Augen für seine Pläne. Und diesen Plänen ordnet er alles unter. Selbst Dich hat er gewinnbringend verheiratet..."
"Nein...er hatte mich gefragt ob ich das will.Er wollte das ich aus Liebe heirate.
Sie stand auf und setzte sich bei ihrem Bruder auf dem Schoß wie sie es früher immer gemacht hatte wenn Commodus nicht da war.
"Vater liebt uns." war das einzigste was sie rausbrachte
Wenn man überlegte das es doch erst 5 Jahre herwar als sie das letzte mal von Vater allein gelassen wurden
"Liebe?"
ich blickte sie an.
"... ich finde das ist ein arg strapaziertes Wort. Was ist es? Ein Gefühl? Gefühle vergehen. Gefühle sind trügerisch. Eine Romanze? Leidenschaft? Was ist es? Du kennst Agrippa kaum. Woher auch. Er ist Proconsul und will Dich. Vielleicht weil er eine weitere Verbindung eingehen will, vielleicht weil er nicht gerne alleine ist. Und Vater sieht in erster Linie die gute Partie. Du magst ihn vielleicht, Du fühlst Dich vielleicht geschmeichelt, vielleicht auch hingezogen... Wenn Du das Liebe nennen willst, meine Güte...."
Ich wusste nicht mehr was ich redete.
"Du liebst Agrippa und Vater liebt uns. Wenn das die selbe Liebe ist, dann will ich in meinem Leben nie verliebt sein. Und entschuldige, Du sitzt auf meinem Schoß. Wenn jemand hereinkommt haben wir einen Skandal..."
So kannte sie ihren Bruder nicht.
Sie stand auf und ging ein paar Schritte weg.
"Vater liebt uns!Das weiß ich und daran glaube ich!"
Ihr trieb es die Tränen in die Augen.
"Und Agrippa und ich...er liebt mich,trägt mich auf Händen!Wenn du nie liebe spüren willst wirst du ganz schön einsam sein!Dann hast du nur noch den Wein der dich liebt.Und was du davon haben wirst kann man sich wohl denken!"
Sie ging zur Tür und öffnete sie.
"Vale!"
Und schloss die Tür hinter sich
Ich blickte ihr hinter. Und blieb sitzen. Dann, nachdem ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, erhob ich mich, ging zum Fenster und blickte hinaus. Familienstress. Liebende Väter. Fortgehende Väter. Schwestern. Hochzeiten. Die Mordserie. Gesichtslose Tote. Ich schüttelte den Kopf. Wenn ich nur wüsste wo anfangen...
Die Mittagszeit ist vorbei und Lucilla hat ihr Officium ein wenig früher verlassen, da sie noch eine andere Aufgabe vor sich hat. Dass diese Aufgabe sie direkt in die Höhle des Löwen, ins Officium des Regionarius, führt, ist ihr gar nicht mal so unrecht. Sie hat Prudentius Balbus schon recht lange nicht mehr gesehen, zwischenzeitlich hatte sie sogar geglaubt, dass er Hispania verlassen hatte. Doch die Gerüchteküche hat ihr zugetragen, dass er sich nur auf einer geheimen Mission befunden hatte.
Und mittlerweile brodelt es schon wieder in der Gerüchteküche. Aus diesem Grund ist sie hier.
*klopfklopf*
Es klopfte an der Türe. Ich bewegte mich nicht von der Stelle
und starrte aus dem Fenster.
"Ja bitte!"
Alles war so konfus. Die Mordserie ging mir nicht aus dem Kopf.
Lucilla tritt ein und sieht sich Balbus Rücken gegenüber, was sie ein wenig erstaunt. Balbus macht sonst nicht den Eindruck, sein Reich aus dem Auge zu lassen.
"Salve Regionarius." Ein schelmisches Lächeln umspielt ihre Lippen.
Mit Lucilla hatte ich nicht gerechnet. Ich lächelte, wandte mich um und trat ihr bis zum Tisch entgegen. Sie sah gut aus wie immer, musste ich ihr zugestehen.
"Nimm doch bitte Platz.
Was kann ich für Dich tun?"
Lucilla nimmt Platz und mustert Balbus verstohlen. Er sieht nicht gerade gut aus. Etwas müde und abgespannt. Wahrscheinlich ist er überarbeitet. Lucilla kennt dieses Phänomen aus ihrer eigenen Familie, Männer haben einfach keinen Gespür dafür, wann es Zeit ist mal eine Pause einzulegen. Was Balbus fehlt ist eindeutig eine Frau. Lucilla wundert sich sowieso, warum er nicht längst verheiratet ist. So schlecht sieht er nicht aus, ein gutes Einkommen hat er zudem. Irgendetwas muss da noch sein, dass er sich nicht an die Frauen herantraut.
"Du weißt doch sicher, dass ich für die Acta Diurna schreibe? Eigentlich bin ich nur Lectrix, aber da wir zur Zeit keinen Korrespondenten aus Hispania haben, befinde ich mich immer auf der Jagd nach berichtenswerten Themen. Leider gibt es davon meist nur wenige. Allerdings wurde mir vor ein paar Tagen zu Ohren getragen, dass du vielleicht einen Aufhänger, für einen guten Artikel hättest. Es geht dabei um Morde in Tarraco." Bei dem Wort 'Morde' weiten sich Lucillas Augen einen Augenblick.
"Könnte das etwas für die Acta sein, oder darfst du nichts darüber sagen?" Erwartungsvoll blickt sie Balbus an.
Lucilla war in Fahrt und ihre Augen funkelten. Ich ließ ihr den Spaß und das Vergnügen und unterbrach sie nicht, zuckte nur hier und da ein wenig um nicht ganz wie eine Statue dazustehen und nahm dann Platz. Genau genommen hatte ich ihre Gegenwart vermisst. Wenn ich an unser erstes Treffen zurückdachte. Das Essen in der Taverne. Ich blickte sie an und lächelte.
"Warum sollte ich nichts sagen dürfen? Es gab ein paar Morde, mit einigen Toten, nichts ungewöhnliches. Einzig die Art, wie die Toten umgebracht, beziehungsweise aufgefunden wurden ist etwas ungewöhnlich. Doch da ich die Menschen hier in Tarraco nicht unnötig in Angst und Schrecken versetzen möchte - und das würde unzweifelhaft eintreten, denn wir wissen wie abergläubisch die breite Masse des Volkes ist - belasse ich es bei dem Kommentar, dass es nicht mehr Morde als bisher gibt. Wir wissen nichts über den Täter und nichts über die Opfer. Sie sind unbedeutend. Du siehst also, es ist nichts. Oder willst Du einen Artikel konstruieren, der das Volk verunsichert? Oder dem Täter eine Plattform gibt? Dass er gar seine Taten wiederholt?"
Lucilla seufzt. Das ist ja noch weniger als nichts. Zum Glück würden die Hafeneröffnung in Carthago Nova noch eine Seite füllen, wenigstens etwas aus Hispania.
"Nein, das hast du recht. Das bringt nichts. Ich dachte eher daran, dich als den großen Regionarius von Hispania Tarraconensis darzustellen, der mutig und furchtlos dem Täter entgegen trat und ihn zur Strecke brachte."
Sie grinst frech. "Aber wenn du noch nicht so weit bist, dann werde ich wohl noch etwas warten. Du denkst aber an mich, wenn du die Fälle gelöst hast?"
Es schien ihr Spaß zu machen, mich aufzuziehen. Dabei hatte sie keine Ahnung. Wie konnte sie auch...
"Ich kann Dich das nächste mal rufen lassen, wenn wir einen neuen Toten finden. Oder aber Du besuchst die Stadtwache. Wir haben gerade zwei Leichen auf einem Tisch. Ein griechischer Arzt versucht gerade herauszufinden, wer die Toten waren. Vielleicht willst Du ihm ja helfen?"
Meine Stimme war etwas spöttischer als ich gewollt hatte.
"Entschuldige, ich habe es nicht so gemeint. Ich bin überarbeitet und komme in dem Fall nicht vorran. Wie sollte ich auch. Die Morde bekommt keiner mit und alles was wir finden sind Tote ohne Gesicht. Was willst Du mit einem Toten ohne Gesicht anfangen? Du weißt nicht wer er war, wo er herkommt und wo Du anfangen sollst."
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