Domus Aeliana - Cubiculum Quarto

  • Wieder einmal hatte Quarto bis spät in die Nacht gearbeitet und im schummrigen Licht eines einsamen Ölkandelabers an seinen Schriftrollen gesessen.
    So erwachte er an diesem Morgen nur mühsam und missmutig. Nach dem Aufstehen half ihm sein aegyptischer Leibsklave beim Ankleiden und brachte dann eine Schüssel mit Wasser. Quarto wusch sich Gesicht und Hände und ließ dann nach der fetten Gallierin schicken. Die brachte ihm wie jeden Morgen seinen Becher Posca und ein wenig helles, mit Olivenöl beträufeltes Brot.

  • Saldir platzte - anklopfen hatte sie vor lauter Aufregung vergessen - keuchend ins Schlafzimmer ihres Herrn.
    "Lysias...", brachte sie hervor und zeigte zur Tür. So, was hieß jetzt tot auf Latein? Sie wusste sich nicht anders zu helfen und machte die universelle Geste dafür, indem sie mit ausgestrecktem Zeigefinger an ihrer Kehle entlangfuhr.

  • Quarto schrak hoch. “Lysias….? Was ist mit…?“
    Dann sah er die Handbewegung der Sklavin und seine Ahnungen wurden zur Gewissheit.
    Wie ein Gewicht aus Blei schien ihn die Trauer nach unten ziehen zu wollen, als er sich mühevoll aufsetzte.
    “Es ist gut, er war alt…
    Geh zu Nakhti und sage ihm, er soll dafür sorgen, dass mein alter Freund im Peristyl aufgebahrt wird. Gleich neben meinem Vetter, hörst du. Geh, lass mich alleine.“

    Er vergrub das Gesicht in die Hände.

  • Vetter? Noch einer tot? Bei allen Göttern, in diesem Haus starben die Menschen ja wie die Fliegen.
    Saldir nickte schnell und machte sich auf die Suche nach dem Sklaven, der auch nicht viel mehr verstand als sie selbst...

  • An einem kleinen Pult, das an einem der Fenster seines Schlafgemachs stand, schrieb Quarto eigenhändig einen Brief.


    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Traianus Germanicus Sedulus
    Casa Germanica, Mogontiacum, Germania Superior



    Salve Traianus Germanicus Sedulus!


    Ich schreibe Dir diesen Brief in einer privaten Angelegenheit, denn es geht um Deine angenommene Tochter Adria Germanica.
    Ich will nicht viele Worte machen und sogleich ohne Umschweife zur Sache kommen:
    Mein Herz ist für deine Tochter entflammt und zu meinem großen Glück erwidert sie meine Gefühle. Ich habe mir deshalb erlaubt, sie zu fragen, ob sie gewillt wäre die Ehe mit mir einzugehen und sie bejahte dies zu meiner größten Freude. Ich bin kein junger Mann mehr, der sich von kurzzeitigen Liebeleien berauschen lässt. Ich bin mir der Tragweite dieses Wunsches bewusst und bereit, diesen Weg verantwortungsbewusst und klaren Schrittes zu gehen.


    Ich glaube zudem, dass eine verwandtschaftliche Verbindung unserer beiden Familien für alle Beteiligten positiv wäre. Eine noch junge, aber äußerst einflussreiche Gens aus der Provinz Germanien, verbunden mit einer alten, römischen Familie, die enge Kontakte zum Kaiserhaus pflegt, dass erscheint mir im höchsten Maße günstig.
    Darum will ich Dich hiermit in aller Form um Deine Erlaubnis bitten, Adria Germanica zum Eheweib nehmen zu dürfen.
    Stimmst Du zu, so werde ich mit Deiner Erlaubnis in Kürze die Verlobung verkünden.

    gez. Lucius Aelius Quarto


    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Gens%20Aelia/SigelAelia.gif]


    ROMA - KAL AUG DCCCLV A.U.C. (1.8.855/102 n.Chr.)



    Als er fertig war, rollte er den Papyrus zusammen, versiegelte ihn und rief: ”NAKHTI!”

  • “Ja, -err!“
    Der Sklave nahm die Schriftrolle entgegen und verneigte sich. Nakhti war sehr froh, nicht wieder selbst in den rauen, kalten Norden reisen zu müssen.

  • Es war ein schöner, lauer Sommertag. Durch die geöffneten Fenster wehte ein leichter, angenehmer Luftzug ins Zimmer und die beruhigenden Geräusche des alltäglichen Palastlebens drangen an Quartos Ohr.
    Genüsslich räkelte er sich auf seinem mit vielen Kissen ausstaffiertem Bett. Was gab es schöneres als ein kleines Schläfchen um diese Stunde? Er gähnte herzhaft, faltete die Hände auf der Brust und schloss die Augen.

  • Polternd betrat Nakhti das Schlafgemach seines Herrn. In der Hand hielt er einen Brief.
    “-err. Ein Brief gekommen! Von weit -er.“


    Lucius Aelius Quarto
    Domus Aelia, Roma



    Salve Lucius Aelius Quarto


    Mit Erstaunen habe ich Deinen Brief gelesen, habe ich doch von Adria´s Zuneigung zu Dir nichts geahnt geschweige denn davon gewußt.


    Ich freue mich für Adria das Du sie zum Weibe möchtest ein Mann der Veneta. Ich würde Dich allerdings ein wenig näher kennen lernen wollen doch grundsätzlich bin ich für diese Verbindung.
    Was würdest Du davon halten wenn Du und Adria mich in Mogontiacum besuchen würdet das heißt wenn es euch nicht zu gefährlich scheint, da es hier in Germania zur Zeit einige größere Auseinandersetzungen mit den Germanen gibt.


    Leider muß ich hier meinen Brief schon wieder enden lassen da meine Pflicht ruft.
    Wie schon gesagt, meinen Segen habt ihr und richte bitte Adria einen lieben Gruß aus.



    Mogontiacum, ANTE DIEM IV NON AUG DCCCLV A.U.C. (2.8.2005/102 n.Chr.)



    http://www.imperium-romanum.in…nia-proconsul-sedulus.gif

  • Von Nakhti aufgeschreckt und aus süßen Träumen gerissen murmelte Quarto ein paar Verwünschungen, die sehr viel mit ungezogenen Ägyptern und Krokodilen zu tun hatten.
    Dann nahm er aber doch das Schreiben, schickte den Sklaven mit einer unwilligen Handbewegung weg und las.


    Mit jeder Zeile besserte sich seine Laune wieder. Schließlich legte er den Brief zur Seite und lehnte sich zurück.
    “Germanien… da wollte ich schon längst mal hin…“, brummelte er noch, dann schlief er erneut, leise schnarchend ein.

  • An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Traianus Germanicus Sedulus
    Casa Germanica, Mogontiacum, Germania Superior



    Salve Traianus Germanicus Sedulus!


    es freut mich sehr, dass Du einer Verbindung von Adria und mir, die auch eine Verbindung der Häuser Germanica und Aelia sein wird, so aufgeschlossen gegenüber stehst.
    Deine Einladung nach Mogontiacum nehme ich gerne an.
    Ich habe bereits mit Deiner Tochter gesprochen und sie ist einverstanden, dass wir schon in wenigen Tagen aufbrechen.

    gez. Lucius Aelius Quarto


    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Gens%20Aelia/SigelAelia.gif]


    ROMA - ANTE DIEM VIII ID AUG DCCCLV A.U.C. (6.8.855/102 n.Chr.)



    Als er diesen Brief geschrieben, unterzeichnet und gesiegelt hatte, rief Quarto nach seinem Sklaven. “Nakhti!“

  • “Ja –err. Zum Praefectus Ve-iculorum.“, antwortete der Sklave und war ganz stolz auf seine Erkenntnis und das zustimmende Nicken seines Herren.
    Quarto gab Nakhti den Brief und das Geld, dass er zu entrichten haben würde.
    Nakhti verneigte sich daraufhin und eilte davon.

  • “So, Nakhti, dass muss auch mit!“
    Quarto belud seinen Sklaven mit noch einem weiteren Gepäckstück, obwohl der schon nahe daran war, unter der Last zusammen zu brechen.
    Er ging in Gedanken nochmals durch, was unbedingt mit musste:
    “Warme Kleidung, …Schreibunterlagen, …die Dokumente, …Proviant…“
    Er schaute sich nochmals um.
    “Ja, gut, dass war´s, ich denke, wir haben nichts vergessen. Dann mal los!“

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