Domus Aeliana - Peristyl

  • Caius begann zu lachen, als hätte Serrana einen Scherz gemacht. Dann, als er Serranas Gesicht sah, wurde er immer leiser und verstummte schließlich in einem Räuspern. Da hatte sie wohl keinen Scherz gemacht. Hatte sie nicht? Caius sah sie prüfend an.
    »Ähm. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der Veneta«, sagte er anklagend, als könnte Serrana etwas dazu. Aber Caius war eben niemand, der bei Farben irgendwelche Kompromisse machte.


    Serrana überlegte einen Moment, den Caius nutzte, um unverhohlen stolz seinen Kinderholzschuhsarg anzuschauen. Als sie dann antwortete, sah er wieder zu ihr hin.
    »Oh, echt? Einfach so? Und ich hab gedacht, dass er wenigstens euch was gesagt hätte, wenn schon nicht im Palast. Da weiß auch keiner warum er weg ist, und das, ohne eine Übergabe zu machen.« Caius zuckte mit den Schultern.
    »Naja. Vielleicht meldet er sich ja wirklich.« Irgendwie glaubte Caius das zwar nicht, aber vielleicht starb ja Serranas Hoffnung irgendwann nach seiner.


    »Maaal« echote Caius auch gleich auf Serranas Aufforderung hin. Er grinste albern und räusperte sich dann noch mal.
    »Klar, frag ruhig«, bot er ihr an. Konnte ja eh nichts Schlimmes sein.

  • Serranas Verwirrung steigerte sich noch, als Archias plötzlich loslachte. Was hatte sie denn nur so Witziges gesagt? Einige Sekunden später löste sich dieses Rätsel von ganz allein und sie lief wieder rot an, dieses mal allerdings dunkelrot. Sedulus war stellvertretender Vorsitzender eines Rennstalls? Davon hatte sie bislang keine Ahnung gehabt, denn über diesem Thema hatten sie sich noch nie unterhalten. Wie überaus peinlich...


    "Oh ja,...ähm...natürlich." Die Antwort fiel ein wenig zu kläglich aus, um glaubwürdig zu sein, und Serrana zog es vor, mal wieder den Boden in Augenschein zu nehmen. Zum Thema Silanus sagte sie gar nichts mehr, sondern nickte nur kurz zu den Ausführungen des Aeliers. Die Sache war schon ziemlich mysteriös, aber jetzt und hier würden sie sie ohnehin nicht lösen können.
    Mal? Serranas Augen weiteten sich noch ein bisschen, bis sie seinen Scherz endlich verstanden hatte und sich sofort in Gedanken dafür verfluchte, nicht ein wenig schlagfertiger zu sein. Statt dessen grinste sie ein wenig schief zurück, räusperte sich dann und überlegte, wie sie ihr Problem am besten in Worte fassen konnte.


    "Also,..ähm...ich finde es ja gut, dass Axilla und du jetzt heiratet, aber ich ...äh...verstehe irgendwie nicht, warum ihr erst jetzt....also...naja..." Götter, war das schwer, warum hatte sie denn nicht den Mund gehalten? "Wobei ihr ja eigentlich gar nicht ....ich meine, Axilla hat mir ja gesagt, dass ...äh du schon verlobt warst." Statt besser wurde es immer schlimmer, und Serrana holte erst einmal tief Luft, aber für einen Rückzug war es jetzt ohnehin zu spät. Hätte sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein bisschen mehr Lebenserfahrung und -weisheit besessen, dann hätte sie sich vermutlich weit weniger über diese Dinge gewundert. Und dass sie selbst einfach nur unglaubliches Glück gehabt hatte, direkt bei ihrem ersten gesellschaftlichen Großerereignis direkt den passenden und dazu auch noch ledigen Mann fürs Leben zu finden, kam ihr überhaupt nicht in den Sinn.

  • Ach herrjeminee, da war aber jemand etwas begriffsstutzig. Caius grinste albern. Er fragte sich immer noch, warum sich Axilla mit ihrer Cousine zerstritten hatte. Er selber fand sie ganz witzig. Und sie konnte definitiv besser rot anlaufen als Axilla. So einen Farbton hatte er nämlich bei ihr noch nicht gesehen. Oder vielleicht musste er sie nur mal in absolute Verlegenheit bringen. Wobei...eine absolutere Verlegenheit als bei seinem Auftritt auf der Patrizierhochzeit war wohl nicht möglich. War Serrana nicht auch dabei gewesen? Ohje, sicher hatte sie dann davon Wind bekommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass überhaupt nicht darüber gesprochen worden war.


    Serrana versuchte dann, irgendwas auf dem Boden wiederzufinden. Zumindest wirkte es so, so krampfhaft wie sie die Fugen zwischen den Steinen anstarrte. Aus Solidarität starrte Caius kurz mit, richtete den Blick dann aber wieder auf die eigenen Sandalen und sah seinen Zehen beim Wackeln zu, während Serrana probierte, sich zu artikulieren. Caius lehnte sich ein bisschen zurück und stützte sich mit den Händen hinterrücks auf der Bank auf. Die Sonne schien ihnen beiden in den Rücken, und Caius wurde ganz schläfrig.
    »Ja, stimmt«, sagte Caius dann nur und sah Serrana verwirrt an. Irgendwie hatte er nicht ganz gerafft, was sie wissen wollte.

  • Was stimmte? Dass er und Axilla heiraten würden? Dass sie eigentlich keine Affaire miteinander hätten haben dürfen? Dass er verlobt gewesen war? Serranas Blick stand dem von Archias an Verwirrung in nichts nach, und eine kleine Stimme in ihrem Inneren flüsterte ihr zu, wie angenehm es doch sein würde, jetzt wieder nach dem langerprobten Verhaltensmuster zu handeln und sich schnell und und unauffällig aus dieser Geschichte zurückzuziehen. Eine kleine Weile rang sie mit sich, dann entschied sich Serrana dafür, ausnahmsweise einmal eine unangenehme Sache einfach durchzuziehen.


    "Was ich eigentlich sagen wollte..." ein erneutes Räuspern folgte, dann überwand sie sich und sah Archias direkt in die Augen. "Dir scheint doch wirklich was an Axilla zu liegen und...ähm... auch an ihrem Kind. Warum hat das dann alles so lange gedauert?" So, jetzt war es raus. Vielleicht warf er sie wegen dieser indiskreten Frage jetzt raus, aber wenigstens hatte sie sich überwunden sie überhaupt zu stellen.

  • Sie tauschten also kurz einen ziemlich verwirrten Blick. Und Caius sah sich genötigt, sich etwas deutlicher zu erklären.
    »Also ich mein, ja, ich war verlobt.« Ob das jetzt was an ihrer verwirrten Miene änderte, würde er gleich rausfinden. Irgendwie war die Unterhaltung an sich ja schon komisch. Aber Caius sah noch keinen Grund, abzulenken. Was er bisher gesagt hatte, hätte Serrana schließlich auch anders rausfinden können.


    Serrana stellte daraufhin mal eine genauere Frage, und Caius blinzelte durcheinander. Er hatte ihr doch gerade gesagt, dass er verlobt gewesen war. Mit wem anders, und nicht mit Axilla. Wieso fragte die Iunia ihn dann jetzt trotzdem ihre Frage? Die Antwort war doch ziemlich klar. Caius zog die Augenbrauen kurz zusammen, zuckte mit den Achseln und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
    »Naja, weil's nicht eher ging, halt?« antwortete er.
    »Oder wie meinst du das?«

  • Konnte es sein, dass er sie genauso wenig verstand wie sie ihn? Serrana fand ihre recht holprigen Fragen eigentlich vollkommen einleuchtend, übersah dabei allerdings, dass diese für Menschen, die andere Gedankengänge hatten, kaum nachvollziehbar waren. Aber einen Versuch konnte sie ja noch starten.


    "Also es ging nicht eher, weil du verlobt warst, richtig?"Serrana runzelte die Stirn und feilte in Gedanken mit einiger Mühsal an ihren weiteren Formulierungen. "Aber dann war das doch sicher eine politische Verbindung, oder? Und dann hast du Axilla kennengelernt und dich verliebt." Eigentlich eine logische Schlussfolgerung, schließlich waren Liebesheiraten wie die ihre vor allem in der gehobenen Gesellschaft bei weitem die Ausnahme. Ja, so musste es gewesen sein, auf diese Weise konnte Serrana die ganze Geschichte unter "tragisch aber romantisch" verbuchen und selbst ihre langgehegten moralischen Grundsätze wurden nicht allzu stark strapaziert. Zwar hatte Axilla ihr mal davon erzählt, dass Archias und sie nur Freunde waren, aber warum sollte es nicht so angefangen haben? Sie lehnte sich zufrieden zurück und sah Archias nun schon deutlich entspannter an, während sie auf seine Antwort wartete.

  • »Äh....richtig, ja. Außerdem hatten wir ja vorher beschlossen, dass wir uns gar nicht... also, dass wir nur Freunde sind. Und dann ist sie mit diesem Duccier auf der Hochzeit da aufgelaufen. Und das ging gar nicht. Da hab ich gemerkt, dass das doch irgendwie anders ist.« Caius sah Serrana von der Seite her an und wackelte wieder mit den Zehen.
    »Axilla und ich kennen uns doch schon seit Jaaaah-ren«, bemerkte er dann und dachte nicht daran, dass Serrana womöglich denken konnte, dass gewisse andere Dinge auch schon seit Jahren so liefen.
    »Und Seiana... Also, Decima Seiana, das war meine Verlobte, bis ich Axilla gefragt hab. Seiana und ich verstehen uns auch sehr gut.« Caius war eben ein unerschütterlicher Optimist. Sicher, Seiana hätte ihn letztens wohl am liebsten achtkantig rausgeworfen, aber nur weil sie sich gerade mal nicht grün waren, hieß das ja noch lange nicht, dass sie sich immer und ewig schlecht verstanden. Was wiederum hieß, dass sie sich gut verstanden. Im Großen und Ganzen.
    »Wir haben sogar mal was zu dritt veranstaltet«, fügte Caius dann an und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Dass er sich damit direkt in Plutos Küche befördert hatte (sofern Serrana zwei und eins zusammenzählte und auf einen Dreier kam), daran dachte er natürlich nicht. Er grinste breit. Und meinte natürlich die Inspektionsreise.

  • Also das mit der Freundschaft hatte sie offenbar richtig verstanden. Und beim Hochzeitsempfang von Septima und Ursus war das Ganze dann umgeschwenkt, weil Archias eifersüchtig auf Duccius Vala geworden war. Bis dahin konnte Serrana ausnahmsweise mal problemlos folgen und wollte gerade mit dem Kopf nicken, um das auch deutlich zu machen, als sie doch wieder stutzte. Moment....auf der Hochzeit? Aber da war Axilla doch längst schwanger gewesen, sie selbst hatte sich doch noch so unsäglich über den Duccier geärgert, weil sie ihn für den Vater des Kindes gehalten hatte. Irgendwas stimmte doch da nicht, oder hatte sie schon wieder etwas verpasst? Dummerweise trugen die nächsten vermeintlichen Erklärungen des Aeliers nicht dazu bei, Serranas Verwirrung zu beseitigen, ganz im Gegenteil. An den Namen Decima Seiana konnte sie sich noch erinnern, von der hatte Axilla ihr am ersten Abend beim gemeinsem Baden erzählt. War die nicht die Tochter oder Nichte von irgendeinem Kriegshelden? Der Löwe, ..nein, der Stier von irgendwas... Und mit dieser Seiana verstand er sich immer noch gut, obwohl er sie gegen eine andere eingetauscht hatte? Dieser Teil war schon recht schwer zu verdauen, aber die letzte Bemerkung gab Serrana dann endgültig den Rest. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich bei Archias' so arglos dahergeredeter Bemerkung auch genau das vorgestellt: etwas absolut Argloses. Aber je mysteriöser diese Geschichte in ihren Augen wurde, desto misstrauischer wurde Serrana auch, und da sie im Zuge ihrer nahenden Hochzeit und Septimas engagierter Aufklärungskampagne ein wenig übersensibel auf alles reagierte, was in irgendeiner Weise mit körperlichen zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hatte, oder auch nur zu tun haben schien, landete sie durch diese doch recht unglücklich formulierte Bemerkung in Verbindung mit Archias Gesichtsausdruck direkt auf der falschen Galeere. Also war er doch ein gewissenloser Lustmolch, wie sie zuerst vermutet hatte? Dieser Archias sah zwar eigentlich nicht so aus, aber vielleicht war das ja gerade sein Trick, auf den dann auch ihre arglose Cousine reingefallen war. Von der Verlobten ganz zu schweigen. Zu dritt, das durfte doch wohl nicht wahr sein...
    "Tatsächlich?" fragte sie unbehaglich und rückte unwillkürlich auf der Steinbank ein kleines bisschen von ihm ab. "Und deine Verlobte hatte nichts dagegen? Tut mir leid, aber das kann ich nicht nachvollziehen..." Das man vor der Hochzeitsnacht in Versuchung geraten konnte, hatte sie ja nun auch schon am eigenen Leibe erfahren, aber doch nicht gleich so...Und dass Axilla in diesen Dingen offenbar ein wenig liberaler war als sie selbst, hatte Serrana ja eingesehen und notgedrungen akzeptiert, aber das hätte sie ihr nun wirklich nicht zugetraut. Eigentlich wäre sie jetzt am liebsten aufgesprungen und gegangen, aber etwas musste sie noch loswerden, auch wenn Archias sie dann (und das nicht ganz zu unrecht) für spiessig und verklemmt halten würde. "Aber wenn Axilla und du erst verheiratet seid, dann ist damit doch wohl hoffentlich Schluss, oder? Stell dir nur vor, irgendjemand findet das heraus, was das für ein Gerede geben würde..."

  • »Jaja, wirklich«, stimmte Caius ganz arglos zu und nickte noch mal beherzt. Er konnte ja nicht wissen, was sich die gute Serrana da gerade zusammenreimte. Und für ihn machte in seinem Dötz auch alles ziemlichen Sinn.
    »Das war ziemlich schön. Ich glaube, Axilla reitet ganz gern«, bemerkte er dummerweise noch, was angesichts der lustvollen Bilder in Serranas Kopf vermutlich ein Kopfkino erzeugte, auf das er regelrecht neidisch gewesen wäre. Wenn er nur davon gewusst hätte. So aber dachte Caius an den Ausflug zurück und schmunzelte hier und da vor sich hin. Zuletzt seufzte er zum Abschluss.


    »Nein, wieso denn auch? Es hat doch Spaß gemacht, und man macht sowas ja nicht jeden Tag. Auch nicht als Postpräfekt, wo man schon öfter die Gelegenheit hat. Aber da muss man Prioritäten setzen, weißt du.« Caius lächelte Serrana an und fragte sich, warum sie ihn so befremdlich ansah. Komisch, vielleicht tat ihr was weh? Ihr letzter Satz machte ihn dann schon etwas stutzig. Gerede? Weil sie zu dritt was unternahmen? Er runzelte die Stirn und dachte nach, zuckte dann aber seufzend mit den Schultern.
    »Damit ist jetzt sschon Schluss. Ist ja schwierig mit Axilla und dem Kind und so...« sagte er bedauernd. Dann lächelte er versonnen.
    »Aber wenn es erstmal da ist, dann machen wir das bestimmt noch mal!«

  • "Ach, tut sie das?" fragte Serrana mit bemüht neutraler Stimme nach und dankte innerlich den Göttern, dass sie ohnehin schon längst puterrot war. Noch mehr Hitze in ihrem Kopf und er würde vermutlich platzen...Seit ihre Pronuba sie so ausdrücklich auf die einschlägigen Malereien an den Häuserwänden hingewiesen hatte, war sie bereits das eine oder andere Mal davor stehengeblieben und hatte sich, mal mehr mal weniger fasziniert, die verschiedenen Möglichkeiten angeschaut, die das geschlechtliche Beisammensein offenbar so hergab. Und so tauchte nun tatsächlich ohne großes Zutun und alles andere als willkommen, ein entsprechendes Bild von Axilla und Archias vor Serranas innerem Auge auf und sie schüttelte unwillig den Kopf, als könne sie die Vorstellung auf diese Weise wieder unterbrechen.
    Ausserdem sah es so aus, als würde sie ihren Verstand noch für andere Dinge brauchen, denn der unermüdliche Aelier machte überhaupt keine Anstalten, endlich ein weniger verfängliches Thema anzuschneiden. Ja, besaß denn der überhaupt keine sittlichen Werte oder Taktgefühl? Immerhin machte er es nicht jeden Tag, das war ja auch schon was... Und die Postpräfekten trieben es also besonders wild? Das entsprechende Wandgemälde zu diesem Thema musste ihr wohl bislang entgangen sein...Serrana konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum ausgerechnet die Tätigkeit im Postwesen die Teilnahme an derartigen Schweinereien begünstigte aber sie war sich jetzt schon sicher, dass sie dafür sorgen würde, dass Sedulus niemals in diesem Bereich arbeitete. Das wäre ja noch schöner...


    Erleichtert und auch schon ein wenig besänftigt nickte sie, als Archias ihr bestätigte, dass er und die beiden Damen ihr unsittliches Treiben einstellen würden, nur um ihn wenige Augenblicke später mit weitaufgerissenen Augen anzustarren und noch ein deutliches Stück auf der Bank von ihm abzurücken.


    "Wie bitte! Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!" fauchte Serrana derart über seine Dickfelligkeit empört, dass es ihr sogar egal war, neben einem Mitglied der kaiserlichen Familie zu sitzen. "Wie kannst du dir nur so was vornehmen, das ist ja nicht nur unanständig, das ist ja richtig....richtig..."Serrana suchte in ihrem in dieser Hinsicht doch recht begrenzten Wortschatz verzweifelt nach der passenden Steigerung,"...das ist ja richtig eklig!"

  • Wieder warf Caius Serrana einen irritierten Seitenblick zu. Was war denn schlimm dran, wenn... Achso, ja klar, Mensch! Jetzt hatte er's... Serrana war sicher eine von den Eine-Frau-sollte-nicht-auf-einem-Pferd-sitzen-Tanten. So eine wie Seiana, die auch nicht hatte reiten wollen. Nicht mal dann, wenn das niemand gesehen hätte! Caius nickte also wissend. Hatte er Serrana glatt durchschaut.


    »Muss ja nicht jeder mögen. Manche sticken ja auch lieber oder machen sonstwelche...Frauendinge«, sagte er gut gemeint und lächelte dazu. Was er natürlich nicht meinte, war dass er solche Mädels prüde fand. Caius sah Serrana immer noch von der Seite her an. Inzwischen wackelte er nicht mehr mit den Zehen. Irgendwie war sie komisch. Knallrot wie eine Kirsche, und sie verzog den Mund dauernd ganz leicht. Als würde sie sich dazu zwingen müssen, mit ihm zu reden. Oder bildete er sich das nur ein. Er lehnte sich eine ganz winzige Wenigkeit zu ihr hin, um das genauer im Blick zu haben. Als sie plötzlich abgestoßen und mit panischen Augen von ihm wegrückte. Caius schreckte sofort zurück und starrte Serrana nicht weniger erschrocken an. Diesen Moment nutzte Katander (natürlich!) um Serrana was zu trinken zu bringen. Er stutzte, stellte den Becher einfach hin und türmte dann gleich wieder. Das Donnerwetter der Iunia wollte er nicht mitanhören, was auch immer sein Herr schon wieder Dummes gesagt oder getan hatte (denn dass es so war, davon ging Katander einfach pauschal mal aus). Verstohlen roch Caius an seiner Achsel. Nein, alles gut. Schweißflecken waren auch keine auf der Tunika.


    »Äh«, machte Caius dann auch ziemlich unoriginell, und er hob dabei seinen rechten Zeigefinger.
    »Moment mal.« Man konnte es förmlich rattern hören (und auch sehen, denn Caius verdrehte angestrengt beim Nachdenken die Augen). Allerdings kam er zu keiner Erleuchtung, weswegen er kurz darauf mit den Schultern zuckte und Serrana ergeben ansah.
    »Was genau findest du denn...eklig?« fragte er sie vorsichtig.

  • Serrana hatte in ihrem Leben bislang genau einmal auf einem Pferd gesessen, aber zum Thema "Reiten a la Axilla" konnte sie noch viel weniger eigene persönliche Erfahrungen beisteuern. Da kamen ihr die von Archias aufgezählten Alternativen eigentlich ganz gelegen, denn mit dem Sticken kannte sie sich schon deutlich besser aus. Oder ob das etwa auch nur ein Tarnwort für irgendwas anderes sein sollte, das sie in ihrer Einfalt natürlich wieder nicht kannte? "Frauendinge" hörte sich in jedem Fall verdächtig an...Serrana hielt ihren Kopf, mit dem sie gerade hatte nicken wollen, ruckartig wieder still, schließlich wollte sie sich ja nicht unbewusst zu irgendwelchen ominösen Vorlieben bekennen!
    Was hätte sie doch für einen angenehmen Nachmittag verbringen können, wenn sie Adula mit der Einladung losgeschickt und sich selbst mit irgendwelchen Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt hätte...
    Serrana seufzte einmal laut und resigniert auf, doch noch war ein Ende dieses gruseligen Gesprächs nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: der Aelier setzte mit seiner Frage sogar noch einen drauf. Ja, war denn dieser Lustmolch schon derart verroht und abgebrüht, dass sie ihm das noch erklären musste? Eigentlich kaum zu glauben, schließlich sah er sie gerade wie ein Hund an, den man an der Via Appia angeleint und stehengelassen hatte. Darauf würde sie auf jeden Fall nicht hereinfallen! Aber vielleicht konnte er ja auch gar nichts dafür und es lag einfach am Leben im kaiserlichen Palast, das war ja schließlich schon so manchem nicht bekommen. Da musste man nur an den alten Tiberius oder seinen Nachfolger Caligula denken, die hatten auch Freude an so einem Schweinskram gehabt und sich nichts dabei gedacht. Aber gut, wenn Archias unbedingt eine Antwort haben wollte, dann sollte er sie auch kriegen.
    Serrana atmete einmal tief ein und aus, nahm dann einen großen Schluck aus dem Becher, den ihr der Sklave hingestelllt hatte und zwang sich, den Aelier wieder direkt anzusehen.


    "Ich will dir sagen, was ich daran eklig finde." erklärte sie mit mühsam beherrschter Geduld. "Man macht sowas nicht zu dritt, eigentlich noch nicht mal zu zweit, wenn man nicht verheiratet ist. Das gehört sich einfach nicht. Da könnt ihr auch gleich zusammen zu irgendwelchen Massenorgien gehen." Sowas sollte es ja angeblich geben, dabei war Serrana schon mit der Vorstellung von drei miteinander sexuell aktiven Menschen reichlich überfordert.

  • Caius war einfach nur noch verwirrt. Er glaubte ja schon fast, dass Serrana ihn eklig fand, aber warum so plötzlich und wieso überhaupt war ihm echt ein Rätsel. Deswegen sah er sie auch an wie ein Fragezeichen. Sie wirkte ziemlich beherrscht und so, als würde sie einem Doofen eine ganz einfache Sache erklären. Aber das Schlimmste war, dass Caius sich in dem Moment auch so fühlte, als wär er der Doofe. Genau wie Seiana rettete sich Serrana in das verzweifelte Nippen an was zu trinken. Und Caius fiel jetzt erst auf, dass auch der Name ziemlich ähnlich war. Beim Arsch des Mars!


    Im nächsten Moment starrte Caius sie einfach nur noch an. Ihm klappte sogar der Mund auf, das konnte er nicht verhindern. Er war ja sonst auch nicht der Schnellste, aber das hatte er jetzt gerafft. Er wusste nur nicht, ob er lieber lachen oder anständig sein und ihr alles erklären sollte. Als sie dann noch das mit den Massenorgien anfügte, prustete er los und lachte schallend, bis ihm die Tränen in den Augen standen.
    »Hihiich kann nimmer«, jammerte er lachend und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann atmete er auch tief ein und wieder aus und seufzte erfrischt.
    »Hach ja. Ich glaub, wir haben ziemlich aneinander vorbei geredet. Äh, ich meinte einen Ausflug. Zu dritt. Und äh... nicht sowas wie ne Massenorgie. Zu dritt.« Schon wieder zuckten seine Mundwinkel gefährlich. Er wusste, dass Seiana wohl spätestens jetzt vor Scham im Boden versunken wär. Irgendwie war er gespannt, ob Serrana auch kleiner und kleiner wurde, bis sie unter einen Teppich passte.


    :D

  • Jetzt lachte er auch noch...Und wie er lachte! Serrana fühlte sich einen Moment lang an den Cäsarenwahn erinnert (immerhin waren sie dafür ja am richtigen Platz), aber dann sprach er endlich weiter und dann drang die Bedeutung seiner Worte plötzlich auch zu ihr durch. Ein Ausflug...er hatte von einem Ausflug gesprochen, und bei einer solchen Gelegenheit wurde auch geritten, natürlich... Zu dieser Erkenntnis reichte es gerade noch, dann verließ all das Blut, das sich in den letzten Minuten in ihrem Kopf zusammengeballt hatte, dieses schlagartig wieder und ließ ihr Gesicht zur Abwechslung mal schneeweiss und ihr Gehirn vollkommen leer zurück. Zumindest kam es Serrana so vor, denn sie sah sich nicht in der Lage, auch nur noch einen klaren Satz zu formulieren oder gar auszusprechen. Es ging einfach nicht, denn da war nichts mehr. Nur die Erkenntnis, dass sie gerade einem Mitglied der kaiserlichen Familie fälschlicherweise unterstellt hatte, mit ihrer unverheirateten Cousine und einem weiteren vermutlich unbescholtenen Mitglied der Gesellschaft Orgien zu veranstalten. Für Serrana, der es ja schon peinlich war, wenn sie auf der Straße einen Fremden nach dem Weg fragen musste, war das der absolute Overkill und so saß sie da und starrte Archias mit leicht geöffnetem Mund einfach nur an, ohne ein Gefühl dafür zu haben, wieviel Zeit dabei verrann.

  • Und er lachte sogar gleich noch mal (wenn auch nicht so laut und lange wie eben, sondern nur kurz und knackig). Er sah Serranas kalkweißes Gesicht an und verstummte dann doch. Klar war ihr das peinlich. Wär's ihm ja auch gewesen, andersrum. Aber das war eben was anderes, weil er ein Kerl war und sie ein Mädel. Caius machte das nichts aus, dass sie das vemutet hatte. Hätte ihm allerdings aber auch nix ausgemacht, wenn die Vermutung gestimmt hätte! Er überlegte, ob er ihr beruhigend eine Hand irgendwo hinlegen sollte. Schultern boten sich bei sowas ja immer an. Aber er ließ es bleiben und zuckte nur mit den Schultern.


    »Muss dir nicht peinlich sein. War ja auch missverständlich.« Eigentlich zwar überhaupt nicht, zumindest nicht in seinem Kopf, aber er musste ja nicht noch Salz in die Wunde schütten. Also lächelte er sie nur beruhigend an, während sie immer noch dasaß und ihn mit offenem Mund anstarrte.
    »Wirklich, kein Problem. Also, ich hab zumindest keins damit. Öhm... Also, was war deine eigentliche Frage doch gleich noch mal?« Das musste man ihm echt zugute halten: Er versuchte, sie abzulenken. Und gleichzeitig kringelte er sich vor Lachen, zumindest innerlich. Wenn er das Axilla erzählte!

  • Nach einer Weile des Schweigens, die der komplett erstarrten Serrana wie eine Ewigkeit vorkam, begann Archias wieder zu sprechen. Seine ausgesprochen entspannte Reaktion führte dazu, dass ihr Kopf allmählich wieder arbeitete, sie sich deshalb aber leider auch immer deutlicher der Tatsache bewusst wurde, wie sehr sie sich gerade blamiert hatte. Oh Götter, war das peinlich! Und noch ein weiteres Weilchen dauerte es, bis sie gemerkt hatte, dass sie sich durch ihre Begriffsstutzigkeit selbst in die Defensive gerückt hatte, und dass wo sie in diesem Fall doch schließlich jedes moralische Recht dieser Erde besaß!


    "Ich weiß nicht mehr." antwortete sie wahrheitsgemäß und ob ihrer Erkenntnis ein wenig maulig und verschränkte die Arme vor dem Körper wie ein trotziges Kind. Vielleicht sollte sie jetzt lieber einfach unter einem Vorwand wieder gehen, aber es wurmte Serrana viel zu sehr, dass der Aelier immer noch ganz entspannt da saß und sich offenbar keinerlei Schuld bewusst war, während sie selbst sich so albern vorkam. Schließlich hatte er ja ihrer unverheirateten Cousine ein Kind angedreht, oder etwa nicht? "Tut mir leid, dass ich das falsch verstanden habe vorhin. Aber trotzdem finde ich es nicht richtig, dass du mit Axilla...du weisst schon...wo ihr doch nicht verheiratet und miteinander befreundet wart. Das hat ja nicht mal Vala gemacht, und in den war Axilla immerhin verliebt." Und dass der riesige Duccier sich nicht allzuviel aus gesellschaftlichen Konventionen machte, hatte sich ja schon damals bei der Cena in der Casa Decima deutlich gezeigt. In dieser Hinsicht schienen er, Archias und Axilla wirklich prima zusammen zu passen. Die Tatsache, dass Serrana selbst ES auch ohne allzu großes Nachdenken vor der Ehe getan hätte, wenn Sedulus sich ein wenig beharrlicher gezeigt hätte, verdrängte sie in diesem Augenblick lieber. Schließlich war es ja nur FAST passiert, und so konnte sie sich wunderbar einreden, dass sie früher oder später von allein Stop gesagt hätte.

  • Gut, Caius wusste nämlich auch nicht mehr, was Serrana eigentlich hatte wissen wollen. Er grinste ein wenig schräg und wartete dann. Sicher würde sie gleich wieder was sagen, nachdem sie ja jetzt ihre Stimme wieder gefunden hatte. Ha, und siehe da, sie entschuldigte sich. Natürlich. Aber sie machte ihm mit dem gleichen Atemzug doch einen Vorwurf. Caius runzelte die Stirn und verschränkte unbewusst die Arme vor der Brust, während er sich ihre Worte anhörte. Und dann sah er sie überrascht an. Moment...war sie? In den? Caius' Augen nahmen die Form eines Balls an, also kreisrund. Naja, annähernd zumindest. Dann lächelte er selbstbewusst und schüttelte den Kopf.


    »Achwas«, sagte er und winkte ab.
    »In den war sie nicht verliebt.« Klang ziemlich überzeugt, aber in ihm war da jetzt der Zweifel gesäht. Er würde Axilla direkt fragen, wenn es passte. Sie konnte doch nicht in diesen Arsch verliebt sein, der sie umbringen wollte! Caius wusste es noch nicht, aber bald würde er sich näher damit befassen müssen.


    »Und was das angeht... Naja, es hat sich so ergeben. Wir haben's ja nicht drauf angelegt, dass es gleich ein Kind gibt.« Er zuckte mit den Schultern und bezweifelte, dass Serrana das überhaupt nachvollziehen konnte.
    »Beim ersten Mal war's Zufall. Ich wollt mich ja nur verabschieden, weil sie ja noch in Alexandrien geblieben ist, als ich nach Rom musste«, bemerkte er dann und grinste dabei. Natürlich hatte er keine Ahnung, was genau Serrana wusste und was nicht.

  • "Ach, war sie nicht?" Jahrelang hatte Serrana ihre Großmutter um die Kunst beneidet, eine Augenbraue skeptisch in die Höhe zu bewegen, ohne dass sich im Rest des Gesichts auch nur ein weiterer Muskel regte. Immer wieder hatte sie diese Mimik vergeblich vor einem polierten Kupferspiegel geübt, doch als Reaktion auf Archias' Bemerkung gelang ihr, ohne dass sie es überhaupt mekte, ein fast perfektes Spiegelbild von Laevinas mimischer Kunst. Komisch, dass sich der Aelier in dieser Sache so sicher war, aber vielleicht hatte er Axilla auch nicht so zu sehen bekommen wie Serrana seinerzeit. Sie konnte sich jedenfalls noch hervorragend an den komplett verzückten Gesichtsausdruck erinnern, mit dem ihre Cousine im vergangenen Dezember mit Valas Namen auf den Lippen durch das Atrium der Casa Iunia getanzt war. Aber gut, wenn er meinte....Angeblich waren er und Axilla ja so gute Freunde, da hatten sie sicher auch keine Geheimnisse voreinander. Aber egal, das konnte ihr im Grunde auch egal sein.
    Serrana zuckte leicht die Schultern, aber schon der nächste Spruch des Aeliers weckte erneut ihre moralische Entrüstung. Was war denn das schon wieder für ein Kommentar?


    "Wie jetzt? Beim ersten Mal war's Zufall? Und beim zweiten und dritten Mal nicht mehr, oder wie? Und was heisst, ihr habt es nicht auf ein Kind angelegt, wenn man miteinander...du weißt schon, dann kann man jederzeit schwanger werden, das weiß doch jedes Kind!" Bei ihrer letzten Bemerkung wurde Serrana selbst kurz flau im Magen, aber dann verdrängte sie das wieder. Noch waren es ein paar Tage bis zur Hochzeit, also war das in ihrem Fall überhaupt noch kein Thema. Axilla und Archias hatten also tatsächlich schon in Ägypten damit angefangen, nicht zu glauben... Aber da war doch auch dieser andere mysteriöse Kerl gewesen, dieser Soldat... Oder ob Archias und der vielleicht in Wahrheit ein und die selbe Person waren? Die Episode lag laut ihrer Cousine zwar schon zwei Jahre zurück, aber angeblich währte diese "Freundschaft" ja auch schon recht lange. Das musste doch rauszubekommen sein...


    "Sag mal, warst du eigentlich bei der Armee?" fragte Serrana daher kurzentschlossen und wartete gespannt auf seine Antwort, ohne darüber nachzudenken, dass ihr plötzlicher Themenwechsel vielleicht ein wenig irritierend wirken konnte.

  • »Auf keinen Fall!« erwiderte Caius kategorisch. Gut, Axilla war zwar mit Vala auf dieser Hochzeit erschienen, aber mehr doch nicht. Er sollte erst wieder skeptisch werden, wenn Axilla ihn verteidigte, nachdem er Leander umgebracht hatte. Aber das dauerte noch ein Weilchen, und deswegen war Caius' Überzeugung auch ziemlich....überzeugt. Was er mit einem Nicken unterstrich, und Serrana ließ das Thema dann auch ruhen.


    Caius sah sich schon das Riff sicher umschifft, aber dann tauchte urplötzlich wieder eine Sandbank auf, auf der er dann auch direkt auflief. Serrana schlug ihm ein Leck, und Caius bekam ziemlich fix rote Ohren. Er dachte an die Sache mit dem Goldapfel zurück, den er nicht hatte, was zu einem Kuss als Ersatz geführt hatte. Der dann der Anfang vom Ende war, sozusagen.
    »Genau genommen schon, ja. Weil...« Moment, musste er das Axillas Cousine unbedingt auf die Nase binden? Er sah sie prüfend an. Die zwei waren sich zwar nicht ganz grün, aber Caius fand auch nichts Verwerfliches dran, ein bisschen was zu verraten.
    »Weil wir uns einig waren, dass es, naja, keine Liebe ist oder sowas. Bei den anderen Malen war das dann, naja, nicht wirklich Zufall, nein. Ich weiß gar nicht mehr wie oft...« Nein, das wusste er wirklich nicht mehr. Nur, dass es jedes Mal Spaß gemacht hatte. Er zuckte mit den Schultern und grinste Serrana ein wenig unverschämt an.
    »Kann man, ja. Kann man aber auch verhindern«, erwiderte er. Wobei er da nie genau nachgefragt hatte, wenn er ehrlich mit sich war. Das war für ihn nie ein Thema gewesen, über das er nachgedacht hatte. Und Axilla offensichtlich auch nicht. Caius grübelte kurz nach, aber ihm fiel kein Treffen ein, bei dem sie darüber gesprochen hatten.
    »Ist ja auch egal, ich freu mich jedenfalls.« Verkündete er und deutete auf das halbfertige Bettchen.


    Die plötzliche Frage nach dem Militär irritierte ihn dann. Er sah Serrana überrascht an.
    »Öhm, nicht direkt«, meinte er dann.
    »Ich war mal scriba eines praefectus portuensis oben in Germanien. Zählt das auch?« fragte er sie und grinste.

  • Serrana war derart durch die rotglühenden Sternchen der Empörung, die gerade vor ihren Augen tanzten, abgelenkt, dass sie die farblich eigentlich sehr schön mit diesen harmonierenden Ohren des Aeliers gar nicht bemerkte. Zumal der es mit jeder seiner Bemerkungen noch zu verschlimmern schien, indem er ihr recht eng begrenztes moralisches Weltbild doch arg auf die Probe stellte. Allein der nächste Satz schon wieder...
    Serrana schnappte kurz nach Luft und überlegte kurz und krampfhaft, ob seine Formulierung vielleicht wieder Raum für Missverständnisse irgendeiner Art enthalten hatte, doch als sie beim besten Willen kein derartiges Schlupfloch entdecken konnte, brach es wieder aus ihr heraus. "Das glaub ich dir nicht! Nie und nimmer hätte Axilla bei sowas mitgemacht! Solche komischen Ideen haben nur Männer, deshalb gibt es nämlich auch Lupanare!"
    Wäre sie in diesem Moment nicht so empört gewesen, dann hätte Serrana vielleicht zu ihrem eigenen Entzücken gemerkt, dass sie bei diesem SEHR unanständigen Wort nicht einmal rot geworden war. Allein diese Idee war allerdings auch schon unfassbar... Ehepaare schliefen miteinander, weil es sich so gehörte und sie Kinder haben wollten, und vielleicht auch Liebespaare, eben weil sie einander liebten und nicht anders konnten. Aber einfach nur so...aus Spaß? Und auch noch zigmal? Ja, wo gab es denn sowas? In der Subura (vor der war sie schließlich von klein auf gewarnt worden) vielleicht, aber doch nicht bei anständigen Leuten!
    Vermutlich hätte Serrana noch ein Weilchen weitergezetert, aber dann lenkte das Wörtchen "verhindern" kurz ihre Aufmerksamkeit ab. Dieses Thema beschäftigte sie, zumindest unterbewusst, schon eine ganze Weile, ob sie da bei Archias einfach nochmal nachhaken sollte? Nein, besser nicht, schließlich belegte dieses seltsame Möbelstück da vor ihr ja, dass der Aelier auf diesem Gebiet offenbar eine Komplettnull war. Der Schuss konnte also nur nach hinten losgehen. Nein, dann konnte sie auch genauso gut mit ihren anderen Recherchen weitermachen.


    "Ein Scriba? Hm, ich glaub nicht. Oder fallen die auch unter das Heiratsverbot?" Sie runzelte ärgerlich die Stirn, als sich ihre schöne und so praktische Theorie schon so schnell wieder in Luft aufzulösen drohte.

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