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Raghnall ließ sich widerstandslos durch Rom zur Castra bringen, und ein wenig überrascht stellte er fest, dass es bereits dunkel geworden war – er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war an diesem Tag. Die Prätorianer schwiegen, und er tat es ihnen gleich, vermutete er doch, dass es wenig Sinn haben würde auch nur zu versuchen, einen von ihnen in ein Gespräch zu verwickeln. Die waren ja schon von Beginn an nicht die gesprächigsten gewesen, und der Ausgang des letzten Intermezzos in der Acta – das ja bekanntermaßen damit geendet hatte, dass er nun quer durch Rom zur Castra geschleppt wurde, als Gefangener – war Hinweis genug, dass sich das eher noch verstärkt hatte als gebessert.
In der Castra angekommen sah Raghnall sich aufmerksam um, sog die Eindrücke auf – wenn man schon mal hier war, war es ja geradezu fahrlässig das nicht auszunutzen –, und ließ sich weiter ziehen, hinein in eines der Gebäude. Hinein in den Carcer, wie von dem Miles versprochen. Die Stille, die hier herrschte, fiel ihm als erstes unangenehm auf, aber damit blieb die Stille den Göttern sei Dank nicht allein, denn da war noch der kleine Raum, oh, und der Schemel, auf den er sich setzen musste, der es schaffte irgendwie so unbequem zu sein, dass er lieber gestanden wäre. Die beiden Prätorianer, die er nun schon kannte, blieben da – und dann noch ein dritter, ihm unbekannter, und es war dieser, dem Raghnall einen leicht misstrauischen Blick zuwarf, bevor er ihn wieder auf den Sprecher der drei richtete, der folgerichtig auch jetzt das Wort ergriff. „Alles was ich weiß? Ich hoff ihr habt Zeit, das kann dann etwas dauern…“ Nein, er konnte es nicht lassen, auch in dieser Situation nicht wirklich – obwohl er sich ja selbst sagte, dass es bescheuert war, seine lose Zunge jetzt nicht im Zaum zu halten. „Ich habe meiner Herrin von unserer Begegnung in der Casa erzählt“, berichtete er dann wahrheitsgemäß. Das war auch nichts weiter Besonderes, so weit. Nur was danach? Wenn er erzählte, dass er von der Decima sofort losgeschickt worden war, würden sie wissen, dass er noch vor ihnen in der Acta gewesen war und nicht erst in dem Moment gekommen, in dem der auf den Miles gestoßen war… und dann kam ihm, plötzlich, eine Idee. Nichts, was er jetzt sofort würde umsetzen können, aber wenn die Männer weiter bohrten, wenn sie… intensiver fragten, dann… vielleicht… Für den Moment beschloss er, über Zeiten keine allzu genauen Angaben zu machen, sondern das kleine, feine, herrlich dehnbare Wörtchen zu bemühen, dass in etwa so schön war wie das Wörtchen bald und von dem Prätorianer selbst ins Spiel gebracht worden war: später. „Sie hat mich dann später zum Domus der Acta geschickt. Um dort nach dem Rechten zu sehen, wie ich schon gesagt habe. Sie konnte sich denken, dass ihr dort auch auftauchen würdet, und wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. Vor allem bei ihren Mitarbeitern. … Und bei euch“, fügte er noch an, und da war es wieder, dieses leichte Grinsen. „Hätte ja sein können, dass ihr Hilfe braucht beim Chaos anrichten.“
SKLAVE - DECIMA SEIANA