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    Raghnall ließ sich widerstandslos durch Rom zur Castra bringen, und ein wenig überrascht stellte er fest, dass es bereits dunkel geworden war – er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war an diesem Tag. Die Prätorianer schwiegen, und er tat es ihnen gleich, vermutete er doch, dass es wenig Sinn haben würde auch nur zu versuchen, einen von ihnen in ein Gespräch zu verwickeln. Die waren ja schon von Beginn an nicht die gesprächigsten gewesen, und der Ausgang des letzten Intermezzos in der Acta – das ja bekanntermaßen damit geendet hatte, dass er nun quer durch Rom zur Castra geschleppt wurde, als Gefangener – war Hinweis genug, dass sich das eher noch verstärkt hatte als gebessert.


    In der Castra angekommen sah Raghnall sich aufmerksam um, sog die Eindrücke auf – wenn man schon mal hier war, war es ja geradezu fahrlässig das nicht auszunutzen –, und ließ sich weiter ziehen, hinein in eines der Gebäude. Hinein in den Carcer, wie von dem Miles versprochen. Die Stille, die hier herrschte, fiel ihm als erstes unangenehm auf, aber damit blieb die Stille den Göttern sei Dank nicht allein, denn da war noch der kleine Raum, oh, und der Schemel, auf den er sich setzen musste, der es schaffte irgendwie so unbequem zu sein, dass er lieber gestanden wäre. Die beiden Prätorianer, die er nun schon kannte, blieben da – und dann noch ein dritter, ihm unbekannter, und es war dieser, dem Raghnall einen leicht misstrauischen Blick zuwarf, bevor er ihn wieder auf den Sprecher der drei richtete, der folgerichtig auch jetzt das Wort ergriff. „Alles was ich weiß? Ich hoff ihr habt Zeit, das kann dann etwas dauern…“ Nein, er konnte es nicht lassen, auch in dieser Situation nicht wirklich – obwohl er sich ja selbst sagte, dass es bescheuert war, seine lose Zunge jetzt nicht im Zaum zu halten. „Ich habe meiner Herrin von unserer Begegnung in der Casa erzählt“, berichtete er dann wahrheitsgemäß. Das war auch nichts weiter Besonderes, so weit. Nur was danach? Wenn er erzählte, dass er von der Decima sofort losgeschickt worden war, würden sie wissen, dass er noch vor ihnen in der Acta gewesen war und nicht erst in dem Moment gekommen, in dem der auf den Miles gestoßen war… und dann kam ihm, plötzlich, eine Idee. Nichts, was er jetzt sofort würde umsetzen können, aber wenn die Männer weiter bohrten, wenn sie… intensiver fragten, dann… vielleicht… Für den Moment beschloss er, über Zeiten keine allzu genauen Angaben zu machen, sondern das kleine, feine, herrlich dehnbare Wörtchen zu bemühen, dass in etwa so schön war wie das Wörtchen bald und von dem Prätorianer selbst ins Spiel gebracht worden war: später. „Sie hat mich dann später zum Domus der Acta geschickt. Um dort nach dem Rechten zu sehen, wie ich schon gesagt habe. Sie konnte sich denken, dass ihr dort auch auftauchen würdet, und wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. Vor allem bei ihren Mitarbeitern. … Und bei euch“, fügte er noch an, und da war es wieder, dieses leichte Grinsen. „Hätte ja sein können, dass ihr Hilfe braucht beim Chaos anrichten.“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Seneca's Laune sank und sank und sank, dieser Sklave war echt eine echte Belastung für sein bis hierher recht niedriges Aggresionspotential, aber er atmete einmal tief durch und konnte sich so wieder etwas beruhigen...


    "Die letzten Leute die hier blöde Witze gemacht haben, kamen hier wenn überhaupt mit ein paar gebrochenen Gliedmaßen wieder raus.", sagte Seneca trocken und verzog dabei keine Mine. Er hatte nicht wirklich eine Ahnung schließlich war er auch nicht allzu oft hier, aber dass die Geschichte jetzt völlig frei erfunden war konnte Raghnall nicht wissen. Seneca sah ein dass es keinen wirklichen Sinn haben würde Raghnall so allgemein zu befragen, schließlich war er ein recht sprachgewandter Gesprächspartner und man müsste die Fragen schon etwas verschachtelter Stellen um etwas aus ihm raus zu bekommen, zur Not hatte man allerdings noch Lepidus in der Hinterhand, ein wahres Tier, welcher so aussah als ob er Tag und Nacht in diesen Gemäuern sitzen würde und die Gefangenen mit seinem kleinen Finger zerstampften könnte. Außerdem konnte er erstaunlich oft mit seinen Gelenken knacken, was seine brutale Aura nochmals unterstrich.


    "Als du ankamst, welche Mitarbeiter hast du dort getroffen? Was haben sie gemacht?", fragte er und hoffte damit etwas weiter zu kommen..

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    Für einen winzigen Augenblick hatte Raghnall sogar die Luft angehalten. Dann stutzte er. Der sprechende Prätorianer drohte zwar, aber sonst – kam nichs. Dabei hatte er diesmal wirklich, wirklich, WIRKLICH damit gerechnet, eine aufs Maul zu kriegen, und zwar richtig. Er tanzte mit dem Kerl ja schon seit heute Morgen beständig auf diesem dünnen Grat, und der war einfach humorlos, zumindest was gallische Sklaven betraf, wie es schien. Und wenn schon nicht von dem, dann von diesem anderen, dem neuen, dritten im Bunde, der so ein wenig brutal dreinsah. Ganz wenig. Minimal. Der beschäftigte sich in seiner Freizeit sicherlich mit so etwas angenehmem wie Sticken oder so
    Raghnall ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern, ein wenig misstrauisch, ein wenig forschend – und dann begann er sich zu entspannen. Wenn sie ihm da jetzt noch keine reingehauen hatten... na ja, man konnte kaum sagen dass er auf der sicheren Seite war, aber wenigstens ließen die Jungs noch mit sich reden. Und nachdem sich nun auf so überraschende Weise gezeigt hatte, dass doch noch nicht alles verloren war, beschloss er, wieder ein wenig vorsichtiger und ganz vielleicht sogar zuvorkommender zu werden. Wenn die Schwarzröcke den Eindruck hatten, dass er kooperierte, ließen sie ihn vielleicht sogar laufen, ohne dass die Decima erst kommen und ihn irgendwie auslösen musste.


    Die Frage, die der Bursche allerdings dann stellte, war knifflig. Nun, nicht so sehr die Frage an sich – vielmehr die Frage, was Raghnall darauf antworten sollte. Es gab da nämlich mehrere Varianten. Aber nun, es konnte ja nur eine werden. „Als ich ankam... da sind die Leute rumgelaufen wie aufgescheuchte Hühner, weil ein paar Prätorianer dabei waren das Haus auf den Kopf zu stellen.“ Hach ja. So eine schöne Antwort. Leider keiner da, der sie wirklich zu würdigen wusste, davon war der Gallier felsenfest überzeugt. Er grinste erneut, diesmal aber nur ganz leicht, und nach einer winzigen Pause, die nicht lang genug wurde, als dass der Prätorianer etwas hätte einwerfen können, tat er kurz so, als müsse er überlegen – und fügte noch etwas an. In etwa so, als wäre ihm in diesem Moment klar geworden, dass es vielleicht besser war, die ganze Wahrheit zu sagen. „Äh. Aber, hm, als ich das erste Mal heute ankam, war noch nicht so viel los... aber wer... puh, keine Ahnung wen ich da gesehen hab. Im Redaktionsraum waren einige, ich hab nicht so wirklich darauf geachtet, wer da alles war. Und ich kenn auch nicht alle.“ Beides entsprach der Wahrheit, und ein gutes Lügengeflecht hatte immer auch etwas Wahres an sich. Um genauer zu sein: je mehr Wahrheit man mit verbraten konnte, ohne sich die Finger zu verbrennen, desto besser wurde die Lüge. In diesem Fall würde die Lüge, die er vorhatte zu erzählen, nicht auffliegen, nur weil irgendein Acta-Trottel den Prätorianern erzählte, er hätte Raghnall schon vorher gesehen, weil: das hatte er ja nun gerade zugegeben.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Seneca horchte auf, er war schon drauf und dran das "Tier" Lepidus zu entfesseln, weil er dachte dass der Sklave sowieso nur wieder alles wiederholen würde.


    "Zum ersten Mal?", fragte er ruhig und doch etwas überrascht, allerdings konnte er seinen Anflug von Euphorie noch ganz gut verbergen, und blickte kurz seine Kameraden an. Dann bewegte er sich ein paar Schritte auf Raghnall zu..
    "Die Leute im Redaktionsraum, was hast du ihnen gesagt? Und was haben sie getan?", langsam wurde es doch interessant, scheinbar wusste Raghnall mehr, leider bedeutete dies auch dass Axilla eingeweiht war, und dann, ja dann würde es wohl im Hause der Iunier einigen Gesprächsbedarf geben, aber davon musste Raghnall ja nicht unbedingt was erfahren, er schien recht klug, vorallem für einen Sklaven hatte er beachtliches Talent, was Seneca gefiel, er mochte einen "ebenbürtigen" Gegner, auch wenn der Iunier letztendlich immernoch am längeren Hebel saß..
    Seneca entschloss sich dazu das Gespräch weiter zu vertiefen anstatt den Sklaven der Decima im Carcer brüten zu lassen und ihn so zu brechen..
    "Figulus, bist du so nett und holst mir auch einen Schemel?", fragte er seinen Kameraden welcher schon halb auf dem Weg war, "Möchtest du etwas Wasser?", fragte er dann sein Gegenüber, denn das alte Spiel mit dem Zuckerbrot und der Peitsche erwies sich oftmals als sehr wirkungsvoll..

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    „Ja...“, machte Raghnall gedehnt, ein wenig zögernd, so als ob er sich nach wie vor nicht ganz sicher war, ob er das wirklich zugeben sollte. Innerlich frohlockte er allerdings ein wenig. Das erste Mal hatte die Aufmerksamkeit des Schwarzrocks auf sich gelenkt. Und außerdem schien es ihn ein wenig versöhnlicher zu stimmen – oder auch nicht, Raghnall war sich da nicht so sicher. Fakt war nur, dass der Prätorianer ein wenig... nun ja, freundlicher wurde. Aufmerksam verfolgte er, wie sein Gegenüber sich einen Schemel bringen ließ und sich setzte – und als der ihm dann auch noch was zu trinken anbot, rutschte eine seiner Augenbrauen ein wenig höher. Hätte seine Sitzgelegenheit eine Lehne gehabt, hätte er sich jetzt zurück gelehnt, aber so verlagerte Raghnall sein Gewicht nur ein wenig und versuchte sich etwas bequemer hinzusetzen. Sein Eindruck verfestigte sich, dass hier noch nicht alles verloren war, auch wenn das bei weitem nicht einfach werden würde. Schwierige Karten, hoher Einsatz, riskantes Spiel. Er liebte so was.


    „Eh... ja, danke...“, antwortete er auf die Frage nach dem Wasser und machte einen dankbaren Gesichtsausdruck. Dann hob er eine Hand und kratzte sich in einer verlegen wirkenden Geste am Hinterkopf. „Die... Leute bei der Acta, die waren am Arbeiten, als ich gekommen bin. Alles ganz normal.“ Er zögerte, warf dem dritten Prätorianer einen misstrauischen Blick zu, sah dann wieder den an, der ihm gegenüber saß. „Und... also, ich hab nicht wirklich was zu ihnen gesagt...“





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    Galeo Marcius Figulus


    Figulus hatte Seneca die ganze Zeit beobachte seit einem Jahr machte sich der junge immer mehr zum Prätorianer. Er fand ihn Antoninus zu empfehlen war eine der besten Ideen die er jeh gehabt hatte.
    Ja gut ein Schemel solle kein Problem sein er verschwand kurz nach draußen um einen zu holen. Er kam nach kurzer Zeit wieder und reichte ihn Seneca stumm.

  • Seneca nickte Figulus dankend zu als dieser den Schemel brachte, und setzte sich. Dann schenkte er sowohl sich selbst, als auch Raghnall einen Tonbecher mit Wasser ein, und reichte dem Sklaven seinen Becher rüber. Anschließend trank er einen Schluck, blickte auf den Boden, und dann wieder hoch..


    "Du hast also nichts zu ihnen gesagt? Aber sie müssen doch reagiert haben? Schließlich sollte man doch davon ausgehen, dass dich die Mitarbeiter der Acta kennen, schließlich stehst du deiner Herrin doch sehr nahe.", führte er aus während er sich nach vorne lehnte..
    "Lass mich die Sahe nochmal zusammenfassen.", sagte Seneca bevor Raghnall antworten konnte, er räusperte sich kurz, was aufgrund des Wasser wohl kaum an einer trockenen Kehle liegen konnte, sondern eher daran dass er sich alles nochmal kurz zurecht legen musste..
    "Wir kamen in die Casa Decima, und haben dort ermittelt.", 'wenn man es denn so nennen soll' dachte sich Seneca, "Dann als wir gingen, hat dich die Decima in die Acta geschickt, und du bist ohne Umwege dorthin gegangen, fandest einige Arbeiter vor, und sie haben weder reagiert noch hast du irgendetwas gesagt? Das klingt nicht sehr plausibel, eher im Gegenteil, vorallem weil du ja wusstest wie wir vorgehen würden, wenn wir denn kommen.", schlussfolgerte Seneca und kratzte sich kurz am Kinn bevor er fortfuhr, "Was widerum bedeutet dass du genug Zeit hattest etwaige Vorbereitungen zu treffen, und seien wir ehrlich, ich kenne dich seit ein paar Stunden und bin mir bereits sicher dass du nicht der Typ Sklave bist, welchen die Decima zur Acta schickt um den Herren und Damen dort ein Schälchen Trauben zu reichen."

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    „Eeeh… ja. Nein!“ machte Raghnall, und presste anschließend die Kiefer zusammen, was ihm einen leicht angespannten Gesichtsausdruck verlieh. „Also…“, versuchte er dann etwas einzuwerfen, aber der Prätorianer sprach schon weiter, und während Raghnall nach außen hin seine Rolle perfekt spielte, sich angespannt und – je länger der Schwarzrock sprach – zunehmend zerknirscht und ertappt gab, befand er sich in Wahrheit doch in einem in höchstem Maße aufmerksamen, fast schon adrenalingetriebenen Zustand. Im Grunde musste er der Decima nun schon fast dankbar sein, ganz egal wie die Sache ausging – denn in Situationen wie diesen war er in seinem Element.


    Er tat ein paar Mal so, als wäre er drauf und dran zu unterbrechen, als wolle er etwas sagen, aber er sank dann doch jedes Mal wieder auf seinen Schemel zurück und ließ den Prätorianer einfach weiterreden, während er scheinbar nervös mit dem Wasserbecher spielte. „Nein. Also, natürlich richte ich keine… Trauben an oder so. Aber…“ Raghnall machte eine zögernde Pause und setzte dann erneut an. „Klar kennen mich da einige, sonst würden die mich gar nicht einfach so rein lassen. Und ich hab schon gegrüßt und so, als ich gekommen bin. Aber dann…“ Erneut ein Zögern. Dann atmete er tief durch. „Ich bin durchgegangen. Ich bin da schon ab und zu, wenn ich was holen soll für meine Herrin, das… das fällt denen nicht auf. Und…“ Er druckste ein wenig herum, gab sich einen noch zerknirschteren Anschein als ohnehin schon, bevor er dann fortfuhr: „ Die Decima hat mich dahin geschickt, damit ich mit den Leuten rede. Ihnen sag, dass ihr bei der Auctrix gewesen seid. Damit sie Bescheid wissen, weil das dann doch… naja ein Schreck ist, wenn ihr einfach so in der Tür steht.“ Er sagte nichts dazu, was sie möglicherweise noch beauftragt haben könnte. Er wollte sie nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen als ohnehin schon, aber die Prätorianer konnten sich vermutlich denken, dass die Decima damit auch bezweckt hatte, dass manche Unterlagen verschwinden würden – selbst wenn der Schwarzrock ihm glaubte, dass sie es ihm nicht explizit aufgetragen hatte, dann war doch im Grunde klar, wie die Acta-Mitarbeiter reagieren würden auf so eine Ankündigung. Und allein diese Absicht würde schon schwer genug gegen die Decima wiegen, schätzte Raghnall. Aber wenigstens etwas konnte er vielleicht reißen.


    Er atmete tief durch und rückte dann heraus: „ Ich bin aber durch die Hintertür wieder verschwunden, ohne was zu sagen. Ich dachte… als ich gesehen hab, dass da alles seinen normalen Gang geht, dachte ich, ich hab noch Zeit bis ihr kommt. Oder dass ihr vielleicht gar nicht auftaucht. Und… als Sklave, da hat man so wenig Freizeit… da wollte ich die Gelegenheit nutzen. Ich hab mich da blicken lassen, damit die Leute das auch bestätigen dass ich sofort zur Acta bin, falls die Decima nachfragt. Und später bin ich dann noch mal hin, um ihren Auftrag auszuführen, bevor ich dann heimgeh. Der Decima wär das nicht aufgefallen, dass ich da länger gebraucht hab, die arbeitet immer viel, und heute… ist sie eh durch den Wind nachdem ihr da wart.“ Die Lüge war im Grunde perfekt. Er war Schlitzohr genug, um das Szenario, das er gerade geschildert hatte, auch tatsächlich durchzuziehen – Fakt war, er hatte so etwas in der Art oft genug durchgezogen, um sich zusätzliche Freiheit zu sichern. Und er dürfte sich dem Prätorianer auch als Schlitzohr genug präsentiert haben an diesem Tag, dass es durchaus glaubhaft wirkte, dass er so was tun würde. Sicher konnte er so die Decima nicht komplett raushauen, denn da war immer noch der Fakt, dass sie überhaupt jemanden zur Acta geschickt hatte wegen dieser Sache – aber immerhin war so der Vorwurf entschärft, sie hätte anordnen lassen, dass Unterlagen weggebracht wurden. Beweisen konnten die Prätorianer das ja nicht… und irgendwas würden sie gefunden haben, schätzte er. Das Büro der Decima selbst beispielsweise hatte er sich eigentlich für den Schluss aufgespart, denn sie hatte explizit gesagt, dass sie nicht wollte, dass jemand anders hineingezogen wurde – was er so interpretiert hatte, dass ihr das Wasser sowieso bis zum Hals stand und es ohnehin schon egal war, wenn bei ihr persönlich noch mehr dazu kam. Und nun ja, dass sie ihn geschickt hatte, kam nun wohl so oder so noch dazu. Raghnall konnte nur hoffen, dass sein Spiel hier aufging und es wenigstens ein bisschen was bringen würde. „Eh… Du… also, du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du ihr das nicht erzählen würdest. Das… dafür könnt ich sonst richtig Ärger bekommen, das… wär… unschön.“





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  • Seneca grinste kurz ein wenig zufrieden als er merkte dass Raghnall ins straucheln kam, wollte sich aber weiter nichts anmerken lassen um die bisher ganz erfolgsversprechende Gesprächsatmosphäre nicht zu zerstören..
    Er hörte Raghnall zu, trank ab und zu aus seinem Becher, blickte auf den Boden, blickte Raghnall wieder an und schwieg die ganze Zeit.


    Raghnall sprach ein wenig wirr und Seneca war erstmal nicht damit beschäftigt irgendwelche Schlüsse aus seinen Worten zu ziehen sondern erstmal den geschilderten Tagesablauf nachzuvollziehen, der ihm irgendwie merkwürdig, umständlich und ganz und gar nicht glaubwürdig vorkam, aber wenn der Kerl darauf bestand würde Seneca erstmal mitspielen und schauen was sich daraus noch ergeben würde, denn einen eindeutigen Widerspruch konnte er noch nicht erkennen, nur eben einen sehr sehr umständlichen und von daher irgendwo sinnlosen Ablauf..


    Als Raghnall ihn dann bat über die Sache Stillschweigen zu vereinbaren nickte Seneca verständnisvoll, er hatte ja auch nicht wirklich was davon den Sklaven bei der Decima zu verpetzen, und so langsam stellte sich ein Gesprächsrhythmus ein, der für beide Seiten Vorteile hatte, Raghnall machte weniger Spirenzchen, und die Prätorianer waren auch nicht mehr so, rau, wie vorher..


    "Ich werde deiner Herrin nichts sagen du hast mein Wort.", sagte Seneca bevor er wieder am Zug war, er trank seinen Becher komplett leer und stellte ihn auf den Boden neben sich, dann räusperte er sich und begann nochmals mit einer Ausführung...
    "Du bist also in die Acta gekommen, die Leute haben dich gesehen und du bist zur Hintertür raus, und später wiedergekommen.", rezitierte Seneca sein Gegenüber wieder, um einen Einstieg zu finden,
    "Ich frage mich nur warum du den Leuten bei der Acta nicht gleich von den Ereignissen berichtet hast, und danach deine Freizeit ausgekostet hast.", Seneca kam ins Rollen, erhob sich und lief ein wenig auf und ab, auch wenn dazu nicht allzu viel Platz war, "Ich meine wenn es nichts anderes zu erledigen gab außer den Acta Mitarbeitern zu sagen dass wir wahrscheinlich kommen würden, dann verstehe ich nicht warum du so einen Aufwand machst? Hingehen, nichts sagen, nichts tun, wieder verschwinden, später wiederkommen und es dann erst sagen obwohl du doch hättest wissen müssen dass die, ich nenne es mal aus deiner Sicht Gefahr eines Besuches der Prätorianer akut ist.", Seneca lief wieder in Richtung seines Schemels und blickte Raghnall dabei an, er konnte die Geschichte irgendwie nicht glauben, er hatte nur noch keinen Beweis, irgendetwas passte für ihn nicht zusammen, ein sonst so loyaler Sklave sollte ausgerechnet in so einer schwierigen Lage zum Schlendrian werden?

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    Der Grund wurde gefährlicher, das spürte Raghnall. Der Schwarzrock glaubte ihm nicht so recht, jedenfalls nicht auf Anhieb – jetzt kam es darauf an, authentisch zu wirken. Er deutete ein Achselzucken an, und ein Lächeln flog über sein Gesicht, das schon wieder die Ansätze seines üblichen, schelmischen Grinsens zeigte. „Es ging mir nur darum, dass sie mich sehen. Falls die Decima nachfragt, ob ich auch gleich gekommen bin. Sie tut das manchmal, sie weiß, wie ich… bin. Aber bei der Acta interessiert das keinen, weil ich öfter mal was hol für sie.“ Raghnall zögerte einen Moment, tat so, als überlege er, gab sich dann aber einen Ruck und beugte sich leicht vor, als wolle er dem Schwarzrock ein Geheimnis verraten. Was er in gewisser Hinsicht auch tat, denn das, was er ihm nun erzählen würde, entsprach durchaus der Wahrheit – nur halt nicht in diesem konkreten Fall. Aber wenn er damit durchkam, war die Decima ihm was schuldig, dass er eine seiner Strategien hier einfach so verriet. „Weißt du, wenn man sich als Sklave ein bisschen Freizeit rausschlagen will, muss man geschickt vorgehen. Wenn die Decima mich losschickt mit einem Auftrag, erwartet sie mich irgendwann zurück. Logisch. Wenn ich zu lang brauch, stellt sie Fragen, oder sie schickt jemand anderen los, der schauen soll wo ich bleib. Aber ein bisschen Zeit hat man da – man kann ja immer mal aufgehalten werden. Nur, diesen Zeitraum muss ich dann halt auch nutzen. Hätte ich da gleich was gesagt, hätten die Acta-Leute mich nur mit Fragen aufgehalten, und danach wär das Risiko dann zu groß gewesen, um noch Freizeit für mich rauszuschlagen – wenn die Decima da dann jemanden geschickt hätte, hätte sie ja mitgekriegt, dass ich in der Acta war und schon wieder weg bin. So aber…“ Raghnall lehnte sich wieder zurück und grinste nun fast schon lausbubenhaft. „Sie haben mich gesehen, ich hatte meine Freizeit, und ich bin zu dem Zeitpunkt zurückgekommen, wo mir das Risiko dann eben zu groß wurde. Hätte sie da dann jemanden geschickt, hätte der mich dann in der Acta angetroffen. Da fragt gewöhnlich keiner mehr nach. Menschen sind da… recht einfach, die meisten. Wenn sie was sehen, was sie erwartet haben, dann gehen sie davon aus, dass da auch alles so ist wie erwartet. Und was euch angeht…“ Das Grinsen schwand, und sein Gesichtsausdruck nahm eine Mischung aus Betroffenheit und fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen an. „Ich dachte halt, wenn dann würdet ihr sofort kommen. Und da ihr noch nicht da wart… Und ich dachte auch nicht, dass das so wichtig ist. Ich mein, sie kennt mich, sie hätte nicht mich geschickt, sondern einen anderen, wenn ihr da mehr dran gelegen hätte.“ Noch etwas, was die Decima entlasten würde. Der Prätorianer konnte nicht wissen, wie das Verhältnis zwischen ihr und ihm aussah – wie sehr sie ihm vertraute, oder wie loyal er war. Der Mann kannte ihn nur als irgendeinen Haus- und Botensklaven, der eindeutig vorlauter war als gut war.





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  • Die Geschichte wurde konfuser und konfuser, letztlich musste Seneca die Worte des Sklaven mehrmals zusammenpuzzlen um irgendeinen Sinn darin erkennen zu können, er wollte mehr Freizeit? Aber die Leute der Acta hatte ihn doch schon gesehen, wenn die Decima jemanden geschickt hätte, hätten sie doch gesagt dass der Sklave da war und nichts gesagt hat, was ein noch viel größerer Vertrauensbruch gewesen wäre, außerdem wenn man es mit Prätorianern zutun hat, trödeln die wenigsten rum, Seneca wurde stutzig,
    "Es tut mir leid aber ich glaube dir nicht, so gern ich auch einen Funken Logik in deiner Geschichte erkennen würde, es erschließt sich mir nicht. Es passt alles nicht zusammen, die Acta Mitarbeiter wirkten zu vorbereitet...", er musste vorsichtig sein um nicht seine Cousine zu erwähnen, welche er kannte, und welche sich seltsam unauffällig verhielt, "Es soll nicht hochtrabend klingen, aber wenn man es mit uns zu tun hat, dann verschwendet man keine Zeit, nichtmal die unloyalsten Sklaven täten das, und selbst wenn du deiner Herrin so in den Rücken gefallen wärst, du warst bereits vorher in der Acta und wurdest gesehen, wenn die Decima also jemanden nach dir geschickt häte, wäre also herausgekommen dass du dich irgendwo anders rumgetrieben hast und deine Pflicht nicht erfüllt hast.", vielleicht war gleich wieder ein Paradigmenwechsel des Verhörs angesagt, vielleicht müsste man Lepidus doch mal auf den Raghnall loslassen, aber noch nicht, Seneca hielt Raghnall für sehr Loyal, vielleicht könnte er ihn damit aus der Reserve locken,
    "Angenommen deine Geschichte stimmt, hättest du die Decima fahrlässig ans Messer geliefert. Wir haben Unterlagen, Briefe und ähnliches aus ihrem Haus und der Acta, wir werden diese auswerten, und wenn wir was finden wird es unschön, wenn du uns nun etwas entgegen kommst trifft es sie vielleicht nicht ganz so hart.", Seneca stand erneut auf und lief ein wenig, dann blickte er Raghnall von oben aus an, "Also, willst du noch etwas sagen?"

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    Nicht gut. Gar nicht gut. Der Prätorianer glaubte ihm nicht, wobei Raghnall nicht ganz schlüssig war, warum er ihm nicht glaubte. Das mit der fehlenden Logik nahm er ihm nicht ab, denn die Geschichte, die er ihm aufgetischt hatte, war logisch. Gut, mal abgesehen davon, dass ein Besuch der Schwarzröcke tatsächlich nicht ganz ohne war, aber selbst das war etwas, was ein pflichtvergessener Sklave durchaus wenig interessieren konnte. Es gab also irgendeinen anderen Grund, warum der Mann ihm nicht glaubte, und das herauszufinden war eigentlich wichtig für das weitere Vorgehen. Aber jetzt galt es blitzschnell zu entscheiden, wie er weiter vorgehen sollte.
    Was also tun? Zurückrudern? Dabei bleiben? Ganz sicher war Raghnall sich nicht… aber er zweifelte, zweifelte ganz stark, dass es für die Decima besser wurde, wenn die Prätorianer erfahren sollten, mit welcher Botschaft sie ihn wirklich geschickt hatte. Und dass er noch dazu Gelegenheit gehabt hatte, wenigstens ein paar Sachen wegzuschaffen – das wäre sowohl peinlich als auch gefährlich, das zuzugeben, und die Sachen dann den Prätorianern ausliefern zu müssen. Nein, er glaubte nicht, dass die Decima wirklich besser wegkam, wenn er jetzt die Wahrheit sagte. Und er konnte sich noch daran erinnern, was sie gesagt hatte… dass sie nicht wollte, dass andere mit hineingezogen wurden. Daraus schloss er, dass es nur in ihrem Sinne war, wenn sie den Hauptteil abbekam. Zurückrudern kam also nicht in Frage… auch wenn das unangenehm für ihn werden konnte. Aber, beim besten Willen: die Decima drückte immer wieder beide Augen zu, was ihn betraf, akzeptierte, dass er sich in der Halbwelt Roms herumtrieb, tolerierte seine… nun, etwas lässige Arbeitsmoral genauso wie seine Spielleidenschaft, und sie hatte mehr als einmal seine Spielschulden bezahlt – die ihn Kopf und Kragen hätten kosten können, wenn sie das nicht getan hätte. Da konnte er durchaus zur Abwechslung mal den Kopf für sie hinhalten. Zumal er sich recht sicher war, dass sie ihn herausholen würde – selbst wenn die Prätorianer großzügig darüber hinweggingen, dass er, als Sklave, als Besitztum, eigentlich nicht beschädigt werden dürfte.


    Dieser Entschluss war schön und gut. Erster Schritt getan. Nur, was sollte er dem jetzt erzählen? Es war ein bisschen einfallslos, einfach nur auf seiner Geschichte zu bestehen… „Es wär doch blöd einem Sklaven einen anderen hinterher zu schicken, solang der erste noch gar nicht zurücksein kann, weil er allein für den Weg Zeit braucht und dann reden muss und vielleicht noch aufgehalten wird… das kann man gut abschätzen, ab wann die Herrschaften misstrauisch werden“, führte er zunächst mal eins der angeblichen Argumente des Schwarzrocks ad absurdum. Das war ganz gut als erste Reaktion, fand Raghnall, aber reichte noch nicht. Er ließ noch einmal Revue passieren, was der Prätorianer gesagt hatte, und da, plötzlich, fiel ihm auf, was an der Antwort des anderen nicht ganz stimmte. Und im Gegensatz zu ihm konnte er den Finger ziemlich direkt darauf legen. „Äh, aber… Was du grad gesagt hast, von wegen Mitarbeiter… Welche Leute sollen da denn zu vorbereitet gewirkt haben? Die können gar nicht vorbereit gewesen, ich hab ja nix gesagt.“ Er hatte ja tatsächlich niemandem etwas gesagt – nur der Iunia und dem Vibienus. Die beiden hatte er eingeweiht, die gehörten zu den wenigen, denen die Decima traute – weswegen er sich sicher war, dass die zwei niemals irgendwas gesagt hätten. Und die anderen… die hatten ihn wirklich nur gesehen, was ja einer der Gründe dafür war, was seine Geschichte eigentlich glaubhaft machte. Und dann war er ja schon dazu verdonnert worden, Zeug zu schleppen, weswegen er aus dem Redaktionsraum verschwunden war. Aber wie kam der Prätorianer dann darauf zu behaupten, die Mitarbeiter seien zu vorbereitet gewesen? Die Irritation, die sich bei seiner Frage auf Raghnalls Gesicht zeigte, war zur Abwechslung echt – während er noch grübelte, ob vielleicht doch einer der beiden was verpetzt hatte, oder ob das eine Finte des Schwarzrocks war, um ihn zu testen.





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  • Mit einem Handzeichen verwies Seneca die anderen beiden Prätorianer des Raumes, sie wunderten sich nicht, normalerweise bedeutete es jedoch nichts gutes für den zu Verhörenden. Als sich die Tür schloss begann Seneca in einem ernsteren Ton zu sprechen..
    "Ich werde dir ein Geheimnis verraten Raghnall, eigentlich ist es keins, es ist ziemlich offensichtlich, aber du weißt es wahrscheinlich noch nicht.", Seneca schank sich ein wenig Wasser nach und trank einen kleinen Schluck, dann stellte er den Becher zur Seite und lehnte sich nach vorne, "Ich stamme aus einem sehr alten römischen Geschlecht, ich bin ein Iunier, und ich kenne meine Verwandten sehr gut, und weiß wie sie sich wann verhalten.", Seneca lehnte sich wieder zurück und hob die Augenbrauen, "Vielleicht verstehst du was ich meine? Es ist nicht leicht dass meine Cousine in dieser Angelegenheit drinsteckt, aber ich habe einen Eid gechworen, ich bin Teil der Prätorianer und wenn ich dieses Wissen nutzen kann, tu ich es auch. Also willst du mir was sagen? Oder sollen wir uns unsere eigenen Schlüsse ziehen?", fragte er, und das Klima wurde spürbar frostiger, so gerne Seneca seine Cousine daraus gehalten hätte, es bestand nun kaum mehr Luft dafür das zutun, und deshalbzog er die letzten Fallstricke die Raghnall hätten zu Boden bringen sollen, vielleicht würde er reden, vielleicht auch nicht, jedenfalls tanzte der Sklave gerade auf Messersschneide..

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    Oooh was kam da nun… Der Schwarzrock schickte die anderen raus, und für einen Moment begann Raghnall zu glauben, dass er zum einen nun doch irgendeine Grenze überschritten – und zum anderen den Kerl unterschätzt hatte, wenn der nun tatsächlich Wert darauf legte, dass er ihn eigenhändig verprügeln wollte, und das nicht etwa der dritten Schönheit im Bunde überließ.


    Der Prätorianer überraschte ihn dann tatsächlich. Allerdings völlig anders, als Raghnall geahnt hätte. Der war ein Iunius? „Die Lectrix…“, murmelte er verstehend, und, natürlich, jetzt klingelte der Sesterz. „Die ist deine Cousine?“ Natürlich hatte der Schwarzrock dann einen Wissensvorsprung gehabt. Raghnall wusste immer noch nicht, ob die Iunia tatsächlich geschwatzt hatte oder ob es so war, wie der Kerl da sagte… dass ihm einfach aufgefallen war, dass sie sich anders verhalten hatte. Was nicht ganz unwichtig wäre, eigentlich… oder auch nicht. Fakt war, dass der Schwarzrock nicht einfach blind drauflos geraten hatte, sondern einen Grund für sein Misstrauen hatte. Und er konnte ja jederzeit nach Hause gehen und die Lectrix einfach fragen, und ob sie dann wirklich einen Verwandten anlügen würde, wenn sie direkt angesprochen wurde… da war Raghnall sich nicht so ganz sicher.
    Und dennoch… war das ein Grund, jetzt nachzugeben? Und wenn ja: wie sehr? Teilweise? Komplett? Raghnall wusste es nicht. Er wusste nicht, was der Decima mehr schaden würde. Ob er bei seiner Geschichte bleiben, oder doch die Karten auf den Tisch legen sollte… einen Teil zumindest. „Wissen deine Leut hier denn, wie, äh… befangen du in der Sache eigentlich bist? Weiß das dein Chef?“ Vielleicht war das ein Hebel, um anzusetzen. Raghnall konnte sich nicht vorstellen, dass der Iunius das gleich rumgetratscht hatte… und das konnte dann schnell so aussehen, dass er geschwiegen hatte, um seine Cousine zu schützen. Was mit Sicherheit keinem seiner Kollegen gefallen würde, und schon gar nicht seinen Vorgesetzten. Raghnall lehnte sich nach vorn. „Willst du damit also sagen, du würdest deine Cousine ans Messer liefern, weil du einen Eid geschworen hast? Was würdest du denn jetzt tun, wenn ich dir Sachen liefere, die sie in Schwierigkeiten bringen?“ Er zuckte die Achseln. „Wenn du darauf aus bist, dass ich dir etwas sage, was meine Herrin noch mehr in Schwierigkeiten bringen wird, kannst du lange warten.“ Damit hatte er im Grunde nichts gesagt, nichts zugegeben... es konnte sich genauso gut darauf beziehen, dass er nicht lügen würde, nur um hier heraus zu kommen. Und dennoch sagte es genug. Und je nachdem wie der Schwarzrock jetzt reagierte, was er antwortete... ergab sich vielleicht die Möglichkeit einer, nun ja: einer Einigung. „Es reicht schon, dass du mich da erwischt hast. Weil ich leider, leider zu spät gekommen bin... Aber damit könnt ihr ihr Ärger genug machen. Was willst du noch?“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • "Ich will die Wahrheit.", sagte Seneca knapp, wobei die Wahrheit ein durchaus flexibler Begriff war, eigentlich würde ihm schon irgendetwas reichen, allerdings sollte es nicht so profan sein wie ein fauler Sklave der einfach zu spät kam. Zunächst ging er gar nicht auf Axilla ein, dann jedoch überlegte er kurz, denn eigentlich war es egal was Raghnall sagte, Seneca war am längeren Hebel, und bisher haben es die wenigsten geschafft in einem Verhör der Prätorianer den Spieß umzudrehen..
    "Ich bin nicht befangen, ich bin mir meinen Pflichten bewusst, Rom gegenüber, und meiner Familie gegenüber, es gibt klare Grenzen die nicht überschritten werden dürfen, werden sie es doch muss ich hart durchgreifen, als Soldat, und als Iunier.", Seneca zog sein Gladius und betrachtete die Klinge welche im Dimmerlicht des Carcers leicht schimmerte, "Ich weiß nicht was du mir verheimlichst, oder was meine Cousine verheimlicht, aber sei dir sicher dass ich es sowohl aus dir, als auch aus ihr herauskriegen kann.", dann wandte er seinen Blick über die Klinge hinweg verschwörerisch zu Raghnall, seine Augen kühl und berechnend, "Oder willst du dass ich mir meinen Teil denke?", Seneca ließ den Griff seiner Waffe in seiner Hand rotieren, strich dann nochmal kurz mit dem Daumen über die Maserung des Griffes, und ließ das Schwert wieder verschwinden..
    "Ich überlege mir wie das wohl aussehen würde? Deine Herrin wird verurteilt, vielleicht verbannt oder was auch immer gefordert ist. Du als Mitverschwörer landest als Sklave in der Arena, und glaub mir, Raubkatzen lassen sich nicht auf deine Wortspielchen ein.", Seneca lief auf und ab in der Zelle, langsam, während er seine Worte bedächtig wählte, "Ich gebe dir die Möglichkeit alles zu retten, deine Herrin, die Mitarbeiter der Acta, deine bescheidene Existenz. Du kommst frei, kannst deinen Tag weiter verschwenden, deiner Herrin wird ein wenig auf die Finger geklopft und die Acta zu etwas mehr "Zurückhaltung" angehalten.", er hielt an, wandte sich zu Raghnall, mit einem diabolischen Grinsen stellte er die entscheidene Frage,


    "Alles oder nichts?"

  • [Blockierte Grafik: http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png]


    Die Wahrheit. Na super. Meinte der Kerl das etwa tatsächlich ernst? War das wirklich so einer, der dermaßen Wert legte auf Wahrheit und Gerechtigkeit und Eide und so ein Kram? War furchtbar… furchtbar langweilig. Und furchtbar kompliziert, jedenfalls wenn man mit dem Kerl in einer Situation steckte wie er nun gerade. Wie sollte er sich da noch rauswinden, wenn der wie ein Bluthund Witterung aufgenommen hatte und nicht mehr locker lassen wollte, weil das sonst gegen seine Ehre gegangen wäre? Raghnall war sich sicher, dass es etwas gab, was den Jungen seine Meinung ändern lassen, oder, in anderen Worten: was ihn brechen würde. Ging bei nahezu jedem Menschen. Möglicherweise reichte bei dem Iunius hier schon aus, dass er ein wenig länger bei den Schwarzröcken diente und möglicherweise aufrückte, denn die gingen nicht zimperlich und nicht immer sonderlich ehrbar vor… und dann war fraglich, was der Schwarzrock vor ihm dann tun würde mit seiner tugendhaften Moral.
    Allerdings brachte das Raghnall gerade nicht weiter. Er musste mit dem Kerl jetzt umgehen, nicht irgendwann später, und jetzt… naja. Jetzt war er ein Bluthund, der Witterung aufgenommen hatte. Und der nicht mehr locker lassen wollte. Was er auch ziemlich eindeutig bewies mit seiner ganzen Gestik, seinem Blick, seinem Gesichtsausdruck, und nicht zuletzt dem Schwert, dass er demonstrativ zog.


    Äußerlich gab sich der Gallier ungerührt, mit der ganzen Erfahrung des Spielers, der er nun schon seit über einem Jahrzehnt war – seit beinahe zwei, wenn man seine ersten Gehversuche als Jugendlicher, fast noch Kind, schon mit einrechnete. Letztlich war es lächerlich, was der Soldat sagte. Er machte seine Sache gut, das musste Raghnall ihm lassen, aber dennoch: er drohte gerade ernsthaft damit, dass die Decima – und er mit ihr – verurteilt werden würde, wenn er nun weiterhin nichts sagte; während sie ausgerechnet dann angeblich davon kommen sollten, wenn er etwas sagte, was womöglich noch mehr zusammenbrachte, was die Schwarzröcke gegen sie verwenden konnten. Und das konnte der Iunius einfach nicht ernst meinen. Raghnall glaubte ihm das schlicht und ergreifend nicht, dass seine Vorgesetzten das tatsächlich tun würden – ausgerechnet dann locker lassen, wenn sie möglicherweise tatsächlich etwas in der Hand hatten.
    Trotzdem war Raghnall auch klar, dass er dem Iunius mehr würde geben müssen. Das war so mit Bluthunden. Sonst wurde man die nicht los. Und die Decima war deutlich gewesen in ihrem Auftrag: es ging ihr nicht in erster Linie um sich selbst – was wohl ohnehin zwecklos war, da ihre Räume ja komplett leer geräumt worden waren –, es ging ihr um ihre Mitarbeiter. Also beschloss Raghnall, sich daran zu orientieren. „Ich hab dir die Wahrheit gesagt. Im Grunde“, gab er zu, ein wenig widerwillig, und das war ausnahmsweise sogar nicht gespielt. Es fuchste ihn, dass er mit der ursprünglichen Variante nicht durchkam. Aber das war nun einfach Pech gewesen, dass der Schwarzrock mit der Lectrix verwandt war. „Du kannst gern die Runde machen und jeden von denen befragen, die werden dir alle das gleiche erzählen. Ich hab in der Acta mit keinem ein Wort gewechselt… außer deiner Cousine. Und dem Redaktionsleiter. Und wir… haben…“ Autsch, das tat weh. Eigentlich war Raghnall niemand, der ein Problem damit hatte, seine Geschichten zu verändern und je nach Situation Anpassungen vorzunehmen, aber einen gewissen Stolz hatte er auch, das hier, jetzt nachgeben zu müssen… kratzte daran. „Wir haben angefangen nach kritischen Sachen zu suchen. Allerdings nichts gefunden, was ihr nicht ohnehin schon bei meiner Herrin zu Hause mitgenommen hättet.“ Was sogar stimmen dürfte. Die wichtigen Sachen hatte sie ja ohnehin direkt bei sich.



    Sim-Off:

    Sorry, ganz vergessen :(





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Sim-Off:

    Unverzeihlich sowas ;)


    Als der Sklave von seiner Aussage abwich, begann bei Seneca innerlich Jubelsturm. Es war in etwa so wie bei einem Wagenrennen, oder einem wirklich guten Kampf in der Arena, und Seneca bekam das Gefühl dass sich das "Kriegsglück" in seine Richtung wendete..
    Dass Axilla involviert war hatte er ja schon geahnt, nun war es eben eine Gewissheit, aber auch das brachte ihn nicht aus der Fassung, er ließ sich nichts anmerken und versuchte äußerlich kalt zu bleiben um seinen Gegenüber nicht in die Karten zu spielen..
    "Ihr habt nichts gefunden sagst du? Warum warst du dann weg und kamst nochmal wieder?", Seneca grinste leicht, er wusste dass er Raghnall in die Enge getrieben hatten, ob er nun seine Aussage zu Ende bringen würde oder nicht, allein die Tatsache dass sie nach Unterlagen gesucht hatten, bewies, dass die Decima was zu verbergen hatte, auch wenn es aus Augen der Prätorianer ja nur um eine kleine Einschüchterungsaktion ging, hatte sie wohl enorme Wirkung wie es scheint, und das gefiel Seneca.
    "Bringen wir die Sache jetzt zuende oder soll ich dich hier eine Weile schmoren lassen? Letztlich soll es mir egal sein.", der Iunier hatte irgendwie im Gefühl dass es dem Sklaven bei den Decimern wohl etwas zu gut ging, und er sich nach ein paar Nächten mit dem Ungeziefer in der feuchten Dunkelheit ganz anders verhalten würde, letztlich hatten die Prätorianern ja alle Trümphe in der Hand, und es war nur eine Frage der Zeit bis der Wille des Sklaven gebrochen sein würde..

  • [Blockierte Grafik: http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png]


    „Weil ich gar nicht weg war...“ erklärte Raghnall in einem langgezogenen Tonfall, als würde er einem besonders begriffsstutzigen Kind erklären wollen, warum ein Apfel ein Apfel war und keine Olive. „War gelogen, weißte? Hast mich doch grad überführt und die Wahrheit aus mir rausgekitzelt. Ich bin aus dem Redaktionsraum verschwunden. Ins Archiv. Um da zu stöbern.“ Was Raghnall für einen ausgezeichneten Kommentar dazu hielt. War doch wieder alles logisch jetzt, abgesehen von der Schmach, dass er nicht mit seiner Originalgeschichte durchgekommen war, sondern hatte zurückrudern müssen.
    Allein: der Schwarzrock wollte immer noch Bluthund spielen. Und Raghnall wusste beim besten Willen nicht mehr, was er noch tun sollte – außer stur auf seiner Geschichte zu beharren und davon nun nicht mehr abzuweichen. Ganz sicher würde er nicht verraten, dass er schon was fortgebracht hatte... nicht wegen ihm oder der Decima, denn sie saßen ohnehin schon gepflegt in der Scheiße. Allerdings blieb, was seine Herrin ihm angeordnet hatte: die Acta-Leute rauszuhalten. Und da Raghnall keine Ahnung hatte, was genau er da nun fortgeschafft hatte, konnte er das Risiko nicht eingehen, dass die Praetorianer das fanden... und damit womöglich etwas, was einen der Acta-Leute auch in Schwierigkeiten bringen konnte.


    Und das Ende vom Lied: der Schwarzrock ließ ihn tatsächlich schmoren. Zwei Tage lang... und dann wurde er freigelassen. Weil – und obwohl Raghnall nun wirklich nicht leicht zu überraschen war, überraschte ihn diese Nachricht tatsächlich, als er sie erfuhr – die Decima ein Bündnis mit dem Praefectus Praetorio geschlossen hatte... eines, das die Durchsuchung und was auch immer die Schwarzröcke da gefunden haben mochten hinfällig machte.



    Sim-Off:

    Zusammengefasst wie abgesprochen :)





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Vom Tor der Castra kommend, führte der erste Weg des Trupps um den Gefangenen Senator Vinicius Hungaricus direkt zum Carcer. Sicherlich war es nicht so komfortabel wie seine Landvilla in Misenum, und vielleicht auch feuchter, dunkler und kleiner, aber er hatte ja auch keine Wahl. Wortlos ließ sich Seneca vom Wärter eine Zelle öffnen, und führte den Gefangenen hinein, es war eine gespenstische Stille, da Seneca nicht ganz sicher war wie er den Senator behandeln sollte. Als Kaisermörder? Als Senator Roms? Als ehemaligen Preafectus Praetoriae? Er wusste es nicht, aber immerhin kannte der Mann die Räumlichkeiten des Carcer schon..

  • Es war noch eine der besseren Zellen, zu dem man den Consular geführt hatte. Er wusste das, als ehemaliger Cheffe der Prätorianer hatte er Kenntnisse von den Räumlichkeiten der Castra Praetoria, unter anderem auch der der Carcer. Die armen Teufel in den anderen Ebenen hatten es weit weniger gut. Aber er hatte eine einigermaßen saubere Zelle und sogar etwas Sonnenlicht.


    Hier also sollte er die nächsten Tage, vielleicht Wochen oder gar Monate verbringen. Vielleicht war dies auch sein letzter "Wohnort". Das Schicksal konnte einem schon merkwürdig mitspielen. Vor Jahren noch entschied er selber über Leben und Tod der Gefangenen, nun war er selbst einer. Er sog die modrige Luft ein, dann sprach er betont lässig: Jo, ich denk, ich werds hier schon aushalten.

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