- Büro des Marcus Vinicius Hungaricus -

Mei, mei, Ansprüche auch noch stellen. Na mal schaun.

Und auch der Inhalt von Hungis Becher fand seine endgültige Bestimmung.

Die rechte Augenbraue Hungis wanderte ein Stück nach oben.

So? Fremde? In meinem Haus?

Achja, sein Bruder, der Volkstribun. Klar wollten viele zu ihm. Aber dennoch, einige subversive Elemente würden sicher dabei sein. In Gedanken nahm er sich vor, ein paar Prätis in Zivil zusätzlich zum Schutz der Casa und der Bewohner abzustellen. Sicher ist sicher.

In Ordnung. Sag halt nur Ursus und dem Ianitor Bescheid.

Ist gut.

Hungi seufzte ein wenig ob der Arbeit, die noch auf ihn wartete. Da war der Besuch seines Bruders eine schöne Ablenkung gewesen, doch leider... die war jetzt auch weg.

Wünsche ich dir auch, Tribun. grinste ich zurück.

Es dauerte ein wenig, bis Hungi den Brief auf seinem Schreibtisch fand. Zu sehr war er wieder mit Arbeit eingedeckt gewesen, die nicht und nicht aufschiebbar geworden war. Doch zu guter Letzt setzte er sich nieder, gönnte sich etwas verdünnten Wein und nahm das Schriftstück. Ah, schau an, von Meridius, und gleich an alle hier in der Casa addressiert. Er will anscheinend heiraten, na wurde endlich Zeit, er wird ja auch nicht mehr jünger. Mogontiacum? Puh, nein, bei aller Freundschaft, aber die Reise wollte er sich wirklich nicht antun. Und dann schon in so kurzer Zeit. Raufhetzen zur Hochzeit, nein danke, wirklich nicht. Hungi war froh, wenn er zumindest ab und an etwas Ruhe hatte und sich dem otium hingeben konnte. Schon ANTE DIEM IV ID IUN DCCCLVI A.U.C. ... nein, das ging wirklich nicht. Moment... Hungi stutzte. Da war doch etwas an diesem Tag... Hungi überlegte, doch ad hoc wollte es ihm nicht einfallen, so schaute er auf seinem Kalender nach und ihm fiel dann die Kinnlade runter.

An den Vestalia will er heiraten? sprach er ungläubig halblaut aus. Ja, darf er denn das überhaupt? murmelte er weiter und schüttelte den Kopf. Dann stand er auf und ging zur Tür. Ursus sollte seine Frau und seinen Bruder benachrichtigen, die sollten ja auch von der Hochzeit wissen.

Ah, grüß dich Lucianus. Ja, ich wollte dich sprechen. Es ist aber nichts wirklich dringendes, nur, daß der LAPP von Germania heiratet und uns zu seiner Hochzeit eingeladen hat.

Und Hungi gab ihm den Brief. Ohne weiteren Kommentar, er wollte zu gerne wissen, ob Lucianus etwas daran auffiel.

Eben derselbige ist der. schmunzelte Hungi.

Mein lieber Bruder, du bist Volkstribun. Kein einfacher Plebejer mehr. Dich kennt man in Rom und darüber hinaus. Anders gesagt: Du gehörst jetzt zu den oberen Zehntausend. Da kann es schon mal vorkommen, daß man zu Hochzeiten eingeladen wird. Immerhin eine gute Möglichkeit, politische Kontakte zu knüpfen.

Hungi schüttelte verneinend den Kopf. Nein, das werde ich nicht. Ich hab hier viel zu viel zu tun und wenn mal nichts ansteht, will ich das auch genießen und nicht durch die Weltgeschichte hetzen. Außerdem bindet mich ja sowieso die Pflicht als Princeps Senatus hier, da kann ich nicht einfach so schnell weg.

Hungi hatte in der Zwischenzeit, als Lucianus nochmal das Schreiben ansah, seinen Becher geleert und nochmal nachgedacht, ob es sich vielleicht nicht doch einrichten könnte. Aber er kam auf keinen grünen Zweig. Schon bei seiner eigenen Hochzeit blieb soviel Arbeit liegen, wie würde es erst werden, wenn er woanders hinreisen würde? Es schüttelte ihn ob diesen Gedankens.

Du hast recht, der beste Tag ist das nicht. Ich glaube aber eher nicht, daß es daran liegt, ob viele kommen werden.

Hungi seufzte. Lucianus war auch kein großer Religiöser, genau wie er. Na egal.

Weil die Vestalia dies religiosi sind. Da darf man eigentlich gar net heiraten.

Naja, du hättest ja eh nicht müssen. Es wäre halt eine gute Gelegenheit gewesen. Aber nach Mogontiacum reisen für eine Hochzeit ist schon wirklich viel Aufwand, du hast recht.

Ich frage mich allerdings, ob Meridius sich über sein Hochzeitsdatum im klaren ist... Ziemlich leichtsinnig von ihm... Egal. Er muß es wissen.

Hungi schüttelte erneut verneinend den Kopf. Hm, na, i wüsst sonst nix derweil. Bei dir leicht? Ahja, wie gehts dir in deinem Büro?