- Büro des Marcus Vinicius Hungaricus -

  • Der hauseigene Postler der Casa Vinicia war wieder einmal unterwegs, und er würde wirklich gern mal mit dem Herrn über den Personalnotstand hier reden. Ursus hatte schließlich besseres zu tun als ständig hier Briefe hin und her zu tragen.


    Da Ursus wußte, daß der Herr im Zimmer war und das alleine, klopfte er laut an, wartete auf das bestimmt klingende Herein! und trat ein. Etwas umständlich nestelte er am Brief herum, während er zum Tisch trat.


    Das wurde eben abgegeben, von einem Prätorianer, Herr.


    An
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia
    Rom


    Salve Marcus Vinicius Hungaricus!


    Der Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus ruft die Mitglieder des Consilium Principes zum Conventus.
    Du wirst deshalb gebeten, dich umgehend im Palatium Augusti einzufinden.
    Solltest Du aus dringlichen Gründen verhindert sein, so bitte ich dich, mir dieses mitzuteilen.


    gez. Lucius Aelius Quarto
    ----- MAGISTER DOMUS AUGUSTI -----



    ROM - ANTE DIEM VII ID IUN DCCCLVI A.U.C. (7.6.856/103 n.Chr.)

  • Hungi schaute etwas unwirsch auf den Brief, den Ursus ihm entgegenhielt.


    Na, wär ja mal was ganz neues, wenn es nicht "umgehend" oder "sofort" wäre.


    Er schmunzelte, als ihm die Frage in den Sinn kam, wieviele Schreiber im Kaiserpalast ihre Stelle verlieren würden, wenn Quarto nur mehr Briefe im Stil gleich "Du kommst sofort her." versenden würde. Im Endeffekt kam es ja aufs gleiche hinaus, wozu so viel Tinte und Papier verschwenden...


    Er legte den Brief auf den Tisch und stand auf. Na gut, dann soll es so sein. Ursus, eine von den Sklavinnen soll mir beim Anziehen helfen. Dann brauch ich meine Sänfte und vorher noch eine Kleinigkeit zum Essen. Dort krieg ich ja nichts außer Oliven, hoffentlich sinds diesmal griechische, die hispanischen letztes mal hatten einen komischen Nebengeschmack. Oder es lag an Macers Leinentuch. Hm, oder bin ich dran zum Oliven-Sponsern? Ursus, gib mir eine Schale Oliven mit.

  • Ursus rollte ein wenig die Augen, als er die Befehle seines Dominus vernahm. Schon klar, daß er wen fürs Ankleiden brauchte, die Toga rutschte ja nicht von alleine auf die richtige Stelle. Und daß er eine Sänfte brauchte. Und daß er Essen brauchte, war ihm auch klar. Wie wenn er erst seit vorgestern hier Chefsklave wär.


    Natürlich, Herr.


    Interessant, Oliven? Das also wird bei einem Conventus gemacht? Oliven gefuttert? Dann wunderte es Ursus auf keinen Fall mehr, daß die hohen Viech... äh Herren dort so lange blieben, kriegten ja gratis Futter. Hm, welche Oliven sollte er wohl einpacken? Die mit Mandeln? Oder die noch mit Kern drinnen? Und worin sollte er die einpacken? Fragen über Fragen. Und Ursus dachte sich wirklich, daß auf einem Conventus gearbeitet wurde, dabei wurde dort anscheinend eine kleine Feier geschmissen... -.^


    Ursus veranlasste das Gewünschte und richtete alles her, so daß der Hausherr auch tatsächlich relativ rasch zum Kaiserpalast aufbrechen konnte.

  • Tacitus hoffte, der Senator Vinicius würde einen Moment Zeit haben. Daß sein Neffe spurlos verschwunden war und am heutigen Tage nicht zum Unterricht gekommen war, sollte er erfahren und so hatte sich Tacitus von einem Sklaven bei dem Senator anmelden lassen.


    Vinicius war als strenger Herr bekannt und daß sein Mündel sich einfach entfernt hatte, würde er bestimmt nicht hinnehmen.


    So klopfte Tacitus an die Tür zum Officium.




    Sim-Off:

    Ich hab jetzt die Eingangstür mal übersprungen, da ich wohl als Hauslehrer sowieso immer ein- und ausgegangen wäre. ;)

  • Es war verhältnismäßig ruhig im Hause, etwas was Hungi sehr genoß, er konnte dabei besser und schneller arbeiten. Eigentlich wollte er ja einige Zeit auf der faulen Haut liegen, doch seine weitreichenden anderen Pflichten ließen ihm keine Gelegenheit dazu. Naja, aber in ein paar Wochen sicher...


    Herein!

  • "Wenn es denn nur so wäre..."


    *rollt die Augen*


    "Nein, ich bin untröstlich, aber er ist..., nun wie soll ich es sagen, ...er ist heute nicht zum Unterricht erschienen. Ich habe auf ihn gewartet, dann habe ich Ursus schicken lassen, den jungen Herrn aus seiner Kammer zu holen. Doch er sagte mir, der junge Herr sei nicht in seinem Gemach gewesen. Darauf überzeugte ich mich selbst von dem Gesagten und in der Tat dem war so.
    Ursus hat daraufhin die Casa durchsuchen lassen und die übrigen Sklaven hingewiesen, den Jungen zu suchen. Es hat den halben Vormittag gedauert. Du warst noch mit Klienten zugange, Senator. Doch nachdem wir uns überzeugt hatten, daß Vinicius Sulla sich nirgendwo im Hause aufhielt, kam ich direkt zu Dir. Möglicherweise ist dem Jungen was zugestoßen."


    Obwohl sich Tacitus fragte wie seinem Schüler in der Villa des Praefectus Praetorio, des wahrscheinlich bestbewachten Anwesens Roms, etwas geschehen konnte. Entführt konnte er nicht sein. Daß er ausgebüchst schien, war auch so gut wie unmöglich. Wo niemand hereinkam, da konnte auch niemand herauskommen. Und hätte er sich irgendwo auf dem Grund was angetan, dann hätten wir ihn gefunden.

  • Wie bitte?


    Hungi stand erbost auf. Wieso sagt man mir das erst jetzt? Er ging um den Tisch herum, zur Tür hin und riss diese förmlich auf.


    URSUS! KOMM SOFORT HER!


    Mit hochrotem Gesicht wandte er sich wieder zu Tacitus um. Dieser verdammte Bengel. Nichts als Ärger! Oh Ingenuus, dein Sohn wird eines Tages noch mein Sargnagel sein... grummelte Hungi etwas lauter als gewollt. Sicher war ihm der Junge noch nicht so wirklich ans Herz gewachsen, aber lästig war der Kleine ihm schon lange nicht mehr und außerdem sah Hungi es halt als Familienpflicht an, sich um die Familie zu kümmern.

  • Tacitus schauderte. Dieser Kasernenton. :P Er konnte sich jetzt denken, warum der Drill bei den Militärs so hart war. Bei ihm hingegen wurde es nur mal laut, wenn sein Weib das Nudelholz schwung. Aber deren Stimme hatte mehr was kreichend keifendes, diese hier eher etwas dunkles reibeisiges. 8)


    Während sie auf Ursus warten, der wie ein reuiger Dackel herangeschlichen kommt, überlegt Tacitus, ob der Senator jetzt wo er verheiratet war auch schon des öfteren Bekanntschaft mit dem lauten Organ seiner Gemahlin gemacht hatte, erinnert sich dann aber wieder, daß dessen Gattin, die Senatorin Tiberia Livia, eine Frau patrizischen Geschlechts aus angesehenen Hause ist und man in diesen Kreisen doch für gewöhnlich einen etwas ruhigeren Tonfall anschlägt.


    Etwas fraglos sieht er Vinicius an. Er konnte sich die Absentia seines Schülers ja auch nicht erklären. Da kommt schließlich Ursus.

  • Sim-Off:

    Spiel nicht meine ID mit. Ich weiß selber, wie ich am besten hierherkomme, ja? ;)


    Da kommt schließlich Ursus. Ziemlich bedrückt, weil er auch keine Ahnung hatte, wo der junge Dominus zu finden war. Die einzigen Stellen, die er in der Casa nicht durchsuchen ließ waren die unter dem Rasen, das heißt natürlich wenn die Sklaven ihre Arbeit richtig getan hatten, wovon er stark ausging.


    Ja, Herr? Sein Kopf war geneigt, seine Miene etwas furchtsam. Im Inneren hatte er schon mit den Saturnaliengeschenk abgeschlossen...

  • In der Zwischenzeit hatte Hungi etliche Flüche ausgestoßen und sich etwas Wein eingeschenkt, pur, zur Beruhigung. Helfen tat dies freilich nicht, aber das war ihm schon von vornherein klar. Mühsam beruhigte sich Hungi, Aufregung und Emotion halfen in so einem Fall nie, das wußte er von seiner Arbeit. Also alles logisch angehen.


    Wann hast du meinen Neffen zum letzten mal gesehen? Wo war er? War etwas auffällig?

  • Gestern abend. Im Bett. Nein. antwortete Ursus zuerst, aber schon als er die letzten Worte aussprach, wußte er, daß sein Herr damit sicher nicht zufrieden sein würde. War er ja nie. Sfz. Also holte Ursus Luft und setzte zu einer ausführlicheren Antwort an.


    Gestern war alles ganz normal. Der kleine Dominus spielte, machte Streiche und ging wie immer ... ("allen auf die Nerven," hätte Ursus hier fast gesagt, aber im Interesse seines ungeschundenen Rückens verkniff er sich das) am späteren Abend baden, danach essen und dann gezwungenermaßen ins Bett. Wie jeden Tag halt. Er sträubte sich wie immer, gab keine Ruhe und sagte nur immer, daß wenn er groß sei, dann könne er so lange aufbleiben, wie er wolle. Ich habe nur gelacht, ja dazu gesagt und ihn dann allein gelassen, wie jeden Abend halt.


    Ursus beobachtete das Mienenspiel seines Herrn, aber was sollte Ursus machen, er konnte ja nichts dafür. So sprach er nach ein paar Sekunden weiter.


    Und heute früh habe ich überhaupt gemerkt, daß er fehlte, bis der Herr ... er zeigte mit dem Kopf auf Tacitus nach dem jungen Dominus fragte. Ich habe dann alle verfügbaren Sklaven zusammengetrommelt und dann haben wir gesucht. Überall auf dem Grundstück und in der näheren Umgebung.


    Er zuckte mit den Schultern und hob entschuldigend die Arme.

  • Kurz war Hungi geneigt, Ursus einen Kopf kleiner zu machen, als dieser die ersten Worte sprach. Dann war er geneigt, seinen Neffen das gleiche anzutun. Dieser verdammte Rotzbub machte wirklich nix als Ärger. In der Zwischenzeit schenkte er sich den zweiten Becher ein und leerte diesen gleich zur Hälfte. Als Ursus geendet hatte, schüttelte Hungi nur den Kopf.


    Dann sucht ihn nochmals! Sofort! sprach er scharf aus, was Ursus veranlasste, sofort den Raum zu verlassen.


    Dieses verdammte Gfrast... sprach er zu sich selber.

  • Und wieder war ein Brief abzugeben.


    An
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Tiberia Livia


    Salvete, Marcus Vinicius Hungaricus et Tiberia Livia,
    nachdem ich die große Freude hatte, die Bekanntschaft der ehrenwerten Tiberia Livia zu machen, möchten mein Bruder Caius Iulius Constantius und ich euch beide zu einem zwanglosen Gastmahl in der Casa Iulia einladen, welches ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLVI A.U.C. (2.7.2006/103 n.Chr.) in den Abendstunden stattfinden wird, um diese Bekanntschaft zu vertiefen. Wir würden uns sehr über Euer Erscheinen freuen.


    Vale bene,
    Iulia Helena
    Magistrata zu Ostia

  • Gelangweilt nahm er den Brief und las ihn durch. Iulia Helena... hmm, er hatte keine Ahnung, ob ihm das was sagen sollte oder nicht.


    Meine Frau kennt die... hmm... na sag ihr Bescheid, vielleicht will sie hingehen. grummelte er noch und wandte sich dann wieder seiner Korrespondenz zu.

  • Ursus nickte nur. Jo, mach ich. Doch in einem Anfall von unmotivierter Gesprächigkeit fiel ihm auch noch dieser Satz quasi heraus: Euer Bruder ist auch schon verständigt.

  • Und genau dieser letzte Satz ließ die rechte Augenbraue Hungis in die Höhe schnellen.


    Ach mein Bruder ist auch dazu eingeladen? fragte er, als er sich zurücklehnte. Sein Blick fiel wieder auf den Brief und darin auf die Wörter "zwanglosen Gastmahl" und "Bekanntschaft zu vertiefen". Ein süffisantes Grinsen fand sich auf seinem Gesicht wieder.


    Hm, wenn das so ist... Dann werde ich mal meinen Bruder aufsuchen. sprachs, stand auf und verließ sein Büro.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!