- Officium

  • Nach der Beschreibung des Prätorianers läuft Lucilla durch die Gänge des Palastes und kommt tatsächlich beim Officium XXI an, nicht ohne alles andere auf ihrem Weg neugierig zu betrachten. Alles ist so viel größer und so viel schöner als in der Curia in Tarraco.


    Vor dem Officium bleibt sie kurz stehen und atmet noch einmal tief durch. Dann klopft sie an.

  • Gerade machte ich es mir gemütlich in meinem Büro. Lange bin ich nur zwischen den Räumlichkeiten der anderen Bediensteten hin und her getigert, jetzt war es an der Zeit sich einen Ort einzurichten an dem ich andere empfangen konnte.


    Gut gelaunt war ich in meine Arbeit vertieft als mich ein Klopfen aufschreckte. Daß ich so schnell schon aufgesucht werden würde, hätte ich mir nicht gedacht.


    "Ja?"

  • Lucilla schaut ein wenig schüchtern durch die Tür und erblickt ihren 'Bruder'. Er ist wohl etwas älter als Meridius, irgendwie macht er auch einen ruhigeren Eindruck. Lucilla könnte ihn sich niemals beim Militär vorstellen.


    "Salve." Sie steht kurz unschlüssig im Türbogen, dann tritt sie in das Officium. "Publius Decimus Lucidus? Ich bin Decima Lucilla, Meridius Schwester."

  • Da war ich aber baff.. Meridius hat eine Schwester? Dann war sie jetzt ja meine.. oh, Schwester.
    Ich stand auf, immer noch mit verblüfftem Gesichtsausdruck und ging auf sie zu.


    "Salve..", ich begann zu strahlen, "..Schwester" =)


    Etwas unbeholfen stand ich nun da bis ich mich endlich entschloß sie zu umarmen. Immerhin gehörte sie zur Familie. Ob sie das wohl so leicht akzeptieren könne wie ich? Unvermittelt ließ ich von ihr ab..


    "Verzeih, ich werde auf meine alten Tage noch sentimental" ;)


    Schelmisch grinsend bot ich ihr einen Stuhl an.


    "Bitte, setz dich doch..."

  • Ein wenig überrumpelt nimmt Lucilla Platz. Lucidus scheint sich schon fest in die Familie integriert zu haben.


    "Danke... Bruder." Es auszusprechen klingt noch seltsamer, als es zu denken.


    "Ich bin heute aus Tarraco gekommen und... nun, ich dachte mir, da du nun zur Familie gehörst, sollte ich dich auch einmal kennen lernen. Meridius hat dir sicher erzählt, dass ich die letzte Zeit bei einer unserer Großtanten in Rom verbracht habe. Ich jedoch weiß nicht wirklich viel über dich. Meridius hat diese Geschichte in einem Brief erwähnt, aber so richtig schlau bin ich nicht daraus geworden. Und Meridius ist noch immer im Feldzug in Numantia, ihn kann ich nicht fragen. Daher bin ich nun hier."


    Lucilla schaut Lucidus fragend an.

  • "Um ehrlich zu sein habe ich noch nichts von dir gehört. Meridius ist mir jegliche Erzählung über seine Schwester schuldig geblieben...
    Diese Geschichte.. ja nun.. das könnte länger dauern.."


    Ich nahm mir einen Stuhl auf dem ich nach einigem Zurechtrücken Platz nahm.


    "Möchtest du etwas trinken? Eine Kleinigkeit essen?"


    Nach leichtem Klatschen erschien ein Sklave und wartete geduldig auf Anweisungen.

  • Bei den Worten ihres 'Bruders' muss Lucilla schmunzeln. Das sieht Merdius wieder ähnlich. Wahrscheinlich war es einfach nie notwendig gewesen. Sie fragt sich, wen Lucidus alles von der Gens Decima kennt und wen nicht.


    "Etwas zu trinken wäre nicht schlecht." antwortet Lucilla und wird sich dessen bewusst, dass sie, seitdem sie das Schiff verlassen hatte, auch noch nicht gegessen hat. "Und etwas zu essen auch nicht."


    Sie wartet, bis der Sklave wieder verschwunden ist und schaut Lucidus neugierig an. "Eine ganz kurze Kurzfassung vielleicht?"

  • Ich nickte dem Sklaven zu, woraufhin dieser verschwand..


    "Eine kurze Kurzfassung.. Mal sehen, ich werde mich bemühen.
    Daß sich dein Bruder und ich seit der Zeit als er zum Legat der Legio IX ernannt wurde nahe stehen, dürftest du wissen. Wir hatten einigen Umgang miteinander, der Aufbau des Militärs war letztendlich nicht nur in seinem Interesse sondern auch in meinem.
    Nun, der interessante Teil der Geschichte beginnt mit dem Wiederauftauchen des damals für tot erklärten ehemaligen Prätorianerpräfekten Marcellus Claudius Macrinius. Dieser hatte seinen Namen geändert, sein Gesicht.. nun, sagen wir verändern lassen. Er war jedenfalls nicht wiederzuerkennen.. Er tauchte auf und erzählte von weitreichenden Verschwörungen, in die der Adel und sogar der ehemalige Caesar involviert waren. Caesar nahm sich im Laufe dieser Intrigen das Leben, zeitgleich mit dem Verschwinden Macrinius'. Dieser vermutete einen Teil des Verschwörerkreises in Hispania, weshalb er auch zu uns kam und uns die Geschichten auftischte. Wenig später erreichten mich auch schon erste besorgniserregende Nachrichten. Der Aufstand in Hispania begann und damit auch Meridius' Sorge um meine Sicherheit. Ich tat seine Sorgen ab, schenkte ihnen wenig Beachtung bis.. ja bis wieder einige merkwürdige Dinge geschahen. In Tarraco floh des Nachts ein Mann über die Dächer der Stadt der sich kurz zuvor in der Nähe des Palastes herumtrieb. Einige Zeit später kündigte sich meine Kusine.. nun, damalige Kusine Flavia Messalina zu Besuch an. Ich traf sie aber nicht an, obwohl sie angeblich im Palast verweilte. Statt dessen erhielt ich auf einem kleinen Fetzen Papyrus die Warnung, daß mir nicht alle in der Familie wohlgesonnen wären. So geschah es auch, daß einige Tage später ein Attentat auf mich verübt wurde..."


    Ich tastete mit der rechte Hand die Narbe an meiner Wange ab..


    "..das hier stammt von jenem Attentat. Schlimmer aber waren die Erkenntnisse über den Täter. Er trug einen Halbmond bei sich, um den Knöchel befestigt. Das Zeichen der Patrizier.. Dies, die Warnung tags zuvor und die Verschwörungstheorien von Macrinius ergaben plötzlich ein schlüssiges Bild. Ich konnte mir aber nicht sicher sein, ob mir nicht jemand eben dieses offensichtliche Bild vorgaukeln will. Ich weiß es bis heute nicht..
    Jedenfalls war jegliches Vertrauen in meine Familie zerstört. Ich war ein Adoptivkind und fand nie so recht meinen Platz. Als Pater Familias, diese Ehre fiel mir sozusagen in den Schoß, da der legitime Nachfolger damals noch zu jung war, konnte ich meiner Rolle nicht gerecht werden.. Nun, wie dem auch sei. Ich sah mein Leben in Brüche gehen, ich hatte keine Familie die mir Halt gab. Darum habe ich Meridius seit ich ihn kenne beneidet. Aus diesen Gründen entschloß ich mich schließlich neu zu beginnen. Ich trat von meinem Amt als LAPP Hispanias zurück und flehte Meridius an, auf daß er mich adoptiere. Nach längerem Zaudern hat er es schließlich getan worüber ich immer noch sehr glücklich bin. Ich kenne zwar erst wenige Familienmitglieder, aber zumindest mit einem habe ich regen Kontakt hier am Hofe. Es ist.. nun, ich kann mich glücklich schätzen, daß ich aufgenommen wurde...."


    Viele Erinnerungen keimten in mir hoch während ich erzählte. Viele davon waren unangenehm, so fand ich am Ende keine Worte mehr um die Geschichte anständig abzuschließen. Ich hoffte, daß Lucilla die Stille die entstand brechen würde...

  • Lucilla war anfangs ein wenig sauer gewesen, dass Meridius diese Adoption so schnell getätigt hatte, ohne, dass er es vorher groß mit der Familie besprochen und ohne, dass er ihnen allen das neue Familienmitglied überhaupt vorgestellt hatte.


    Nun jedoch sieht sie die Notwendigkeit dieses schnellen Vorgehens ein. Ein breites Lächeln legt sich über ihr Gesicht: "Und du wirst es sicherlich nicht bereuen. Ich muss zugeben, ich war ein wenig skeptisch über diese Adoption, doch nun, da ich die Hintergründe zumindest im Groben kenne, kann ich Meridius verstehen. Er hatte schon immer ein großes Herz und wenn er bereit war, dich als Bruder anzunehmen, dann bin ich es auch."


    Erst jetzt fällt Lucilla auf, dass ja auch Mercator am kaiserlichen Hof tätig ist. "Du arbeitest also mit Onkel Mercator zusammen? Geht es ihm gut? Hat er sich gut hier in Rom eingelebt? Und hast du mei... unseren Neffen Maximian auch getroffen?"

  • "Nun, da bin ich erleichtert :)


    Und ja, Mercator ist hier. Und zwar im Officium XXV. Das zu finden ist recht einfach, du mußt zuerst auf die andere Seite des Atriums und stehst dort dann vor 3 Räumen. Von hier aus gesehen ist Mercators Büro das linke" :)


    Der Sklave trat wieder ein und brachte Wein und Essbares. Hungrig griff ich zu und trank sogleich einen großen Schluck des Weines.


    "Nun weißt du fast alles über mich... Aber ich weiß nichts von dir" ;)

  • Mercator lies einen Scriba folgendes Schreiben überbringen.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    An SENATOR PUBLIUS DECIMUS LUCIDUS



    Der Kaiser lädt hiemit zum großen Bankett am 8. April in den Palatium Augusti, zur Feier des triumphalen Sieges durch unseren Caesar über die aufständischen Legionen sowie zur Feier des Geburtstages unseres Imperators Caesar Augustus.


    Darüber hinaus wird euch gestattet drei weitere Gäste auf dieses Bankett mitzubringen. Allerdings bitten wir um Eure baldige Zu- bzw. Absage mit einer Liste Eurer Begleiter.


    Quintus Decimus Mercator
    Magister Officiorum – Officium Imperatoris



  • Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus


    "Nun weißt du fast alles über mich... Aber ich weiß nichts von dir" ;)


    Sie werden durch einen Scriba unterbrochen und Lucilla ergreift die Gelegenheit, währenddessen einen Schluck Wein zu trinken und von dem Essen zu kosten. Als der Scriba das Officium wieder verlassen hat, und Lucilla wieder zu Lucidus blickt, liegt ein Lächeln auf ihrem Gesicht.


    "Nachdem du wahrscheinlich Meridius' Geschichte kennst, weißt du zumindest schon das über mich, was unsere Familie angeht. Ich bin wie er in Tarraco aufgewachsen und als er zum Militär gegangen ist, lebte ich noch eine Weile dort. Sicherlich ist dir schon aufgefallen, dass in unserer Casa die weiblichen Mitglieder unserer Gens nicht gerade zahlreich sind. Daher bin ich vor einigen Jahren zu unserer Großtante Drusilla nach Rom gekommen."


    Sie legt eine kurze Pause ein und überlegt, wie sie Drusilla beschreiben soll. 'Eine Mischung aus einer netten alten Dame und einem zeternden alten Weib' würde der Sache wohl recht nahe kommen, doch Lucilla möchte nicht, dass Lucidus ein falschen Eindruck erhält.


    "Sie ist eine etwas eigenwillige Frau. Die Zeit bei ihr war nicht schlecht, aber wirklich viel von Rom habe ich bei ihr nicht gesehen. Daher bin ich froh, dass ich jetzt wieder in Tarraco lebe. Ich habe den Posten eines Magistratus Tarraco inne und mehr gibt es schon nicht mehr über mich zu berichten."

  • Erfreut las ich das Schreiben das mir gereicht wurde, endlich wieder gute Nachrichten und Anlässe diesselben zu feiern. So gefällt es mir in Rom..


    Während Lucilla von ihrer Kindheit sprach, schweiften meine Gedanken immer wieder ab, immer wieder stellte ich mir ein rauschendes Fest am Kaiserhof vor. Ob Mercator schon mit den Vorbereitungen begonnen hatte?


    Ich verdrängte die Gedanken und lauschte wieder aufmerksam Lucilla. Ah, sie war also in der Stadtverwaltung Tarracos. Ob sie dort zufrieden ist? Ich nahm mir vor sie bei Gelegenheit darauf anzusprechen.


    "Sag, wo hast du dich eigentlich einquartiert? Es wird allmählich Zeit für die Decima sich in Rom ein nettes Haus zu suchen, bisher hatten ich und Mercator nicht die Zeit dazu...


    Achja, noch etwas.."


    Ich reichte ihr das Schreiben, das vorher entgegennahm..


    "Hast du an dem Tag schon was vor?"

  • "Ein Haus für die Gens in Rom? Das wäre wunderbar. Für die Zeit dieses Aufenthaltes bin ich, wie Mercator und Maximian auch, bei Senator Hungaricus untergekommen. Ein sehr netter, zuvorkommender Mann."


    Lucillas Gedanken schweifen kurz zu Hungaricus, dann nimmt sie das Schreiben ihres Bruders entgegen und liest es. Ihre Augen weiten sich vor Staunen.


    "Du meinst doch nich etwa, dass ich...? Das wäre ja... Also... Natürlich habe ich nichts anderes vor!"


    In Gedanken malt sich Lucilla ein rauschendes Fest am Kaiserhof vor. Sie wird zuvor noch einkaufe gehen müssen. Ein Glück, dass sie sowieso in Rom ist. Vermutlich würde dies auch bedeuten, dass sie doch noch etwas länger in Hungaricus' Casa verweilen muss...


    "Das ist wirklich eine große Ehre für dich. Man scheint deine Arbeit hier wirklich zu schätzen. Was machst du eigentlich genau?"

  • "Also, im Grunde... im Grunde berate ich den Kaiser. Ja, so kann man es nennen. Andere zählen mich zu einer sogenannten Schattenregierung, aber auf solche Gerüchten brauchst du nicht viel zu geben. Am Kaiserhof versuche ich alles am Laufen zu halten, aber ehrlich gesagt bedarf es da keiner großen Anstrengung.. Mercator ist ein Meister seines Fachs, ein Verwalter erster Güte.
    Das was für mich noch übrig bleibt ist die eine oder andere Entscheidung über Dinge, die nicht der Aufmerksamkeit des Imperators bedürfen.
    Die nächste Entscheidung die ich wohl treffen werde ist die über den Standort den Sitz der Decima in Rom, ich werde mich morgen aufmachen eine geeignete Casa zu suchen. Ein schickes Anwesen, wenn möglich nicht zu dicht am Getöse der Stadt..."


    Meine Gedanken schweiften schon wieder ab, diesmal an die hügelige Landschaft nördlich von Rom. Als kleiner Junge war ich einst dort, dem Gebiet von dem die Etrusker aus Italia beherrschten. Wunderschön war es dort, höchstens vergleichbar mit einigen Flecken in Hispania. Dorthin sehnte ich mich, aber es war zu weit entfernt von meinen Pflichten...

  • "Ich bin sicher, du wirst etwas Geignetes finden."


    Lucilla leert ihr Glas und grinst dann. "Auch wenn du nichts zu tun haben scheinst, möchte ich dich dabei nicht weiter stören. Ich will noch bei Mercator vorbei um ihm zu sagen, dass ich in Rom bin. Meinst du, er hat für so etwas kurz Zeit?"

  • Unsanft wurde ich aus meinen Träumen gerissen..


    "Sicher, er wird sich freuen. Nun denn, dann hoffe ich sehen wir uns spätestens zum Fest wieder."


    Ich erhob mich um sie zum Abschied noch kurz zu drücken.


    "Bis denn, Schwester"

  • Dieses Mal erwiderte Lucilla die Umarmung. "Bis dann, Bruder."


    Lächelnd verlässt sie das Officium XXI und umrundet das Atrium, um vor Officium XXV stehen zu bleiben.

  • 'Publius Decimus Lucidus?' Nachdenklich folgt Livia den Anweisungen der Palastwache. 'Stimmen die Gerüchte tatsächlich? Hat er wirklich die Familie verlassen? Oder hat sich die Palastwache lediglich geirrt?' Livia schiebt diese beunruhigenden Gedanken beiseite. 'Er hat sich sicher geirrt.' Etwas anderes will sie einfach noch garnicht wahrhaben. Als sie das Officium mit der entsprechenden Zahl erreicht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und klopft an der Tür, in der Hoffnung wirklich den richtigen Lucidus gefunden zu haben.

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