Rom sehen und sterben

  • Da lag es also wieder vor mir - Rom - der Mittelpunkt der Welt.


    Mein Blick glitt über die sieben Hügel.


    Der einzige Ort an dem es sich zu leben lohnte.


    Ich wusste nur nicht genau, ob ich willkommen war.


    Ich wusste nicht einmal genau, ob ich die nächsten Stunden überleben würde.


    Aber es war das Risiko wert. Rom.


    Mein Problem war mein Name, meine Herkunft, und meine Vergangenheit.


    Ulpius - ein wahrhaft grosser Name, der mir schon viele Türen - meist zu unrecht geöffnet hatte.


    Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich daran dachte, was mir dieser Name in den entlegene Winkeln des Reiches schon für Vorteile gebracht hatte.


    Doch ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich ihn zu recht trug.


    Natürlich war eine Verwandschaft vorhanden. Naja, zumindest halbwegs. Nicht ganz so weit wie zu den Göttern, aber dennoch, die Verknüpfung der Blutsbande lagen schon einwenig zurück.


    Ich hoffte nur, das nicht allzuviel über mich in Rom bekannt war - über die Schmähschriften in Achaea, die Schulden in Hispania, die kleinen nicht ganz sauberen Geschäfte in Germanien und noch einige andere unbedeutende, aber um so angenehmere Affairen.


    Aber dies alles wollte ich nun hinter mir lassen.


    Neu anfangen. Ich wollte mein Leben ändern.


    Ich wusste zwar noch nicht genau wie, aber ich hatte den festen Vorsatz.


    Ich hatte nie das getan, was andere ehrliche Arbeit nannten.


    Es hatte immer bessere Möglichkeiten für mich gegeben.


    Ich sah nett aus. Nicht unbedingt gut, aber irgendwie strahlte ich etwas aus, das die meisten Menschen von mir den Eindruck der Unschuld und Vertrauenswürdigkeit hatten. Und ich konnte reden. Ja, das konnte ich ziemlich gut. Und überzeugend.


    Ich hatte eine gute Bildung genossen. Und durch meine, meist weniger freiwilligen, Ortswechsel viel kennengelernt. Und interessante Dinge erlernt. Ich wusste viel über Siegel, ihre Beschaftenheit, ihre Herstellung, ihr Aussehen und Bedeutung.
    Meine Finger waren ziemlich schnell - oftmals schenller als das Auge.
    Und meine Zunge fand immer die richtigen Worte.


    Doch damit sollte nun Schluss sein.


    Das letze mal war es einfach zu knapp gewesen.


    Ich wollte ab jetzt einen ehrbaren Weg einschlagen.


    Und ich hoffte hierbei ein wenig Hilfe zu bekommen. Von meinen Anverwandten. In Rom.
    Ein Hilfe die mir einen guten Start in Rom geben würde.
    - Oder mich meinen Kopf kosten könnte.


    Ich hatte das Tor an der Via Appia erreicht und betrat zusammen mit Bauern und Händler die


    Stadt.


    Alea jacta est.


    Ich, Gaius Ulpius Catus, hatte Rom betreten.


    Nun gab es kein zurück mehr.


    In diesem Moment begann eine interessante Karriere in Rom.


    Die Frage war nur, ob es nicht eine ziemlich kurze werden würde.

  • Als Gaius Ulpius Catus am Tor zur Meldung seinen Namen ins Register der Wache geschrieben hatte, hatte diese zunächst nicht mal hingesehen. Nun aber stach der Name ins Auge. Der Optio der Cohortes Urbanae traute seinen Augen nicht und starrte dem Mann ungläubig hinterher. Die hereinkommenden Römer und Ausländer wunderten sich über den Soldaten, der wohl nicht mehr alle Sinn beisammen hatte, so wie er mit offenem Mund da stand.


    Titus Helvetius Geminus war an diesem Tag zur Inspektion im Tor und dem angegliederten neuen Meldeamt und wollte den Wachhabenden etwas fragen und sah ihn in diesem apathischen Zustand.


    "Optio? .... Optio, was genau tut ihr da?"


    Dieser drehte sich langsam um und fasste sich wieder.


    "Der Mann da, Senator ...... er ........... er"


    Der Optio zeigte nur auf den letzten Eintrag der Schriftrolle. Gereizt nahm Helvetius Geminus die Rolle auf und ließ sie sogleich wieder sinken.


    "Ich verstehe ......... holt mir den Mann zurück! Der der grade hier durch ist, Gaius Ulpius Catus."


    Die beiden angesprochenen Stadtwachen blicken ungläubig ob des Namens, doch eilen sie fort.


    Bald kommen sie mit dem Mann zurück und Helvetius Geminus streicht sich übers Kinn.


    "Salve, wir hätten nur eine kleine Frage an Euch, ist Euer Name ............ Gaius Ulpius Catus? Ist das korrekt?"

  • Weit war ich nicht gekommen.


    Nur ein paar Schritte. Dann brachten mich zwei kräftige Soldaten, höflich aber bestimmt, zum Tor zurück.


    Ich kannte diesen Blick. Ein Mischung aus Unglübigkeit, Beuunruhigung und Misstrauen.


    Am Tor stand unverkennbar ein Senator.


    Sein Blick ruhte mit Überraschung und Misstrauen auf mir.


    "Salve, wir hätten nur eine kleine Frage an Euch, ist Euer Name ............ Gaius Ulpius Catus? Ist das korrekt?"


    Nun war es soweit. Jetzt nur die Nerven behalten. Du hattest so was erwartet.
    Nun denn.
    Ich setzte mein unschuldigstes Gesicht auf und antwortete ihm.


    "Salve, ehrwürdiger Senator. Te salutant.


    Ja, mein Name ist Gaius Ulpius Catus. So hat mich mein Vater genannt, nach den Traditonen und Brauchen der Väter und Väterväter.


    Ich bin erfreut schon so kurz nach meiner Ankuft im Herz der Welt, die Bekanntschaft eines so bedeutenden und wichtigen Mannes zu machen, edler Senator.


    Sagt, wie kann ich Euch zu Diensten sein ?"

  • "Salve, ehrwürdiger Senator. Te salutant.


    Ja, mein Name ist Gaius Ulpius Catus. So hat mich mein Vater genannt, nach den Traditonen und Brauchen der Väter und Väterväter.


    Ich bin erfreut schon so kurz nach meiner Ankuft im Herz der Welt, die Bekanntschaft eines so bedeutenden und wichtigen Mannes zu machen, edler Senator.


    Sagt, wie kann ich Euch zu Diensten sein ?"


    Helvetius Geminus betrachtete den Mann eindringlich.


    Er dreht sich leicht zur Seite und raunt einem seiner persönlichen Schreiber zu:


    "Schickt dem Alten eine Nachricht hierüber, er soll jemanden schicken, schnell!"


    Der angesprochene antwortet mit griechischem Akzent.


    "Ja, Herr."


    Man merkte deutlich, dass die Sklaven im Hause Helvetius nach Können und nicht nach anderen Kriterien ausgewählt werden. Der Sklave verschwand sehr schnell zwischen den Leuten.


    Offener, lauter und freundlicher sprach der Senator nun weiter:


    "Ich grüße auch Euch, mein Name ist Titus Helvetius Geminus und ich bin Senator der Curia, ja. Aber auch Legatus des Kaisers."


    eine kurze Pause entstand


    "Nun, Gaius Ulpius Catus. Euer Vater gab Euch Euren Namen, natürlich."


    fast zu offensichtlich darum bemüht beiläufig zu klingen:


    "Wie heißt denn Euer Vater und wo kommt er her?
    Wenn ich das fragen darf. Kommt doch herein in das Meldeamt, dort lässt es sich besser reden."


    Der Senator breitet seinen rechten Arm Richtung Portal des Amtes aus und lächelt freundlich.

  • Mit einem kurzen Befehl gab der Senator einem Sklaven einen Auftrag. Ich konnte mir schon denken was für einen.
    Der Sklave hatte einen griechischen Tonfall. Eigentlich völlig unwichtig, aber ich hatte mir angewöhnt auf alles zu achten, besonders auf Kleinigkeiten. Und die Art der Sklaven sagte viel über einen Mann aus.


    Und dieser Sklave sagte mir, das es sich bei dem Senator um einen rationalen Mann handelte.


    Die Art von Menschen die mehr auf Sein als auf Schein wertlegten.
    Übermässige Schmeichelleien würden mich nicht weiterbringen. Im Gegenteil.


    Wir betraten das Meldeamt.


    Die Soldaten starrten mich neugierig an. Aus ihren Reaktionen auf den Senator konnte ich erkennen, das dieser wohl Wert auf Zucht und Ordnung legte. Nicht im Excess. Die Soldaten waren nicht verängstigt. Aber es war klar, das sie ohne zu Zögern seine Befehle sofort befolgen würden.
    Respekt hatten sie vor dem Senator.


    Das Meldeamt war ordentlich und aufgräumt. Fleissige schreiber sassen an ihren Plätzen.
    Ich hatte nichts anderes erwartet.


    Nun denn.


    Ich richtete mich gerade und schaute dem Senator in die Augen.


    Höflichkeit war angebracht, doch nicht Unterwürfigkeit. Offenheit, ein wenig Unschuld und Ehrlichkeit, soweit wie eben möglich.


    "Ehrbarer Senator Titus Helvetius Geminus, mein Vater war, die Götter mögen seinen letzten Weg mit Wohlwollen begleiten, Marcus Ulpius Minor.


    Die meiste Zeit seines Lebens brachte er in Achaea zu, wo auch ich geboren wurde. Schon in seiner Jugend befahl sein Vater ihn dorthin, um ihm eine möglichst gute Erziehung zu gewähren.


    Doch verliebete sich mein Vater in Achaea und hatte kein Interesse mehr zurückzukehren.
    Das führte zu einem gewissen Verwürfniss zwischen ihm und meinem Grossvater, seinem Vater.
    Sie haben danach nie wieder ein Wort gewechselt.
    Mein Grossvater muss ihn als herbe Entäuschung empfunden haben.
    Doch dies weiß ich nur aus Gerüchten, denn ich respektierte meinen Vater und seinen Wunsch darüber zu schweigen.


    Ich selbst wurde dort erzogen, aber mich trieb es dann in die Ferne, das Leben zu schmecken und all die Wunder zu sehen. Ich war in vielerlei Provinzen des Reiches unterwegs und nun fand ich es an der Zeit das grösste Wunder der Erde zu beschauen. Rom."


    Ich machte eine kurze Pause.
    Jetzt war es soweit.


    "Der Vater meines Vaters war Imperator Caesar Augustus Marcus Ulpius Traianus Optimus Dacicus."

  • Helvetius Geminus sankt nach den Worten seines Gegenübers in seinem Stuhl zurück.


    So lag er mehr, denn er saß, auf seinem Stuhl und schwieg.


    Dann richtete er sich wieder auf und wollte zu einem Satz ansetzen, doch brach er ab und sagte:


    "Bringt Wein, den Caecuber, der beim Centurio steht!"


    Nun sah Helvetius seinen Gast eindringlich an.


    "Der verstorbene Kaiser Traianus hatte einen Bruder, Lucius Ulpius Vindex, gefallen noch vor Inthronisierung des Trajan, dieser einen Sohn, Lucius Ulpius Iulianus, unser heutiger Kaiser, den Trajan adoptierte. Julian hat einen Bruder, Decimus Ulpius Probus, der in Italica in Hispania den Familienstammsitz hütet und außer Geldverdienen nicht viel tut. Dieser hat wiederrum einen Sohn, nähmlich den Caesar Gaius Ulpius Felix, vom Kaiser adoptiert.


    Ihr nun sagt, dass Euer Vater Marcus Ulpius Minor war, der Sohn des Trajan, von dem in Rom selten bis gar nicht gesprochen wird. Somit seid ihr der Enkel des vergöttlichten Vaters des Reiches Trajan. Und wenn ich das sagen darf ........."


    Eine kurzer Blick zu den Seiten.


    "Der jüngste Spross der Älteren und Ersten Linie der Ulpier, auch der einzige? Somit ist nach der Adoption unser heutiger Kaiser Euer Onkel ....


    Kaiser Julian spricht selten bis nie von seinem Cousin M. Ulpius Minor, Deinem Vater.


    Was war das Zerwürfnis zwischen Trajan und seinem Sohn?"

  • [ Sim-Off : Das ganze ist aus der Idee eines Augenblicks gebohren - ich bin über das Forum gestolpert, hab ein wenig Quer gelesen und dachte mir - da kannst du ja mal mitmischen und als ich die Anmeldeprozedur durchgelesen habe, dachte ich mir Gens wählen, von mir aus, warum dann nicht gleich richtig nimm die Oberste.
    Das ganze ist also geprägt aus Spontanität und Unkenntnis.
    Und jetzt bin ich mir grad nicht sicher, ob ich da nicht etwas zu forsch war, da ich die ganzen Implikationen nicht absehen kann.
    Ich mach jetzt mal einfach weiter - aber wenn ich mich zusehr verrenne, das ganze eurer Ansicht nach unklug ist, oder ich irgendwelche Regeln biege oder breche - bitte sagt mir Bescheid.
    Ich habe kein Problem das Ganze ad Acta zu legen und mit einem unproblematischeren Einstieg nochmal zu beginnen. ]


    Das Zerwürfnis - das war ein wunder Punkt. Mein Vater hatte nie darüber gesprochen. Ich hatte natürlich genug Andeutungen und Gerüchte gehört. Und mir auch einiges zusammenreimen können.


    Und jetzt ?


    Was sollte ich dem Senator sagen ?


    Die Wahrheit wie ich sie kannte ? Oder die nette Geschichte mit der nicht standesgemässen Heirat - wo die Liebe eben hinfällt.


    Ich glaubte nur nicht, das der Senator sie mir abkaufen würde.


    Aber die Wahrheit ? Eine gefährliche Wahrheit.


    Doch würde sie nicht sowieso an den Tag kommen. Musste ich nicht durch.


    Ich wollte doch eigentlich nur ein wenig gut Leben hier in der mächtigsten aller Städte. Und ich war mir im Moment nicht sicher, ob das ganze eine gute Idee gewesen war, hier her zu kommen.
    Trotz aller Probleme die ich hatte.
    Langsam kam ich sogar zur Überzeugung, das es wohl eine meiner dümmeren Ideen gewesen war, nach Rom zu kommen.


    Was nun ?


    Ich sah den Senator an.


    Und meine innere Stimme sagte mir, jetzt war nicht die Zeit für Ausflüchte und nette Geschichten.


    Ich holte tief Luft und schaute dem Senator fest in die Augen.


    "Senator, mein Vater war ein Überzeugter Anhänger der Republik."


  • "Senator, mein Vater war ein Überzeugter Anhänger der Republik."


    Der Senator lehnt sich wieder im Stuhl zurück.


    "Und dann Mitglied der kaiserlichen Familie werden, das muss zu Konflikten führen, ja.


    Und wie ... "


    Den Satz kann der Senator nicht mehr beenden, denn die Türe schwingt geräuschvoll auf und ein dunkel gepanzerter Mann betritt den Raum.


    "Sei gegrüßt Bruder!"


    Der Senator nickt dem Hereinkommenden zu und ...


    "Lucius, dachte ich mirs doch, dass der Palast Dich schicken würde, das hier ist Gaius Ulpius Catus, der Enkel des Trajan."


    "Ist das so?


    Mein Auftrag besagt es ihn in die Regia Traiana zum Kaiser zu eskortieren, weiter nichts. Und das werde ich jetzt tun!"


    Er bittet den Mann aufzustehen und ihm zu folgen.


    ... Hier entlang ...

  • Zitat

    Original von Gaius Ulpius Catus
    Mein Problem war mein Name, meine Herkunft, und meine Vergangenheit.


    Ich hoffte nur, das nicht allzuviel über mich in Rom bekannt war - über die Schmähschriften in Achaea, die Schulden in Hispania, ...


    *Überleg*


    Ah, ja, natürlich...


    *räusper*


    Da steht noch was aus...


    :D

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