Sanft breitete sich das Licht der Sonne über den Hügeln von Mantua aus, der Boden war noch feucht von dem langen Regen, der seit zwei Tagen die Stunden der Soldaten getrübt hatte, doch nun hatte der Regen aufgehört; zwischen den Wolkenresten bereitete sich der rosige Glanz aus, den die Sonne erzeugte, als sie langsam über den Horizont stieg und das Land mit ihrem milden Licht zu liebkosen begann. Unter seinen Füßen schmatzte der Schlamm, der sich in den letzten beiden Tagen gebildet hatte, als Marcus auf das Tor zuging, in voller Rüstung, mit seinem besten dunkelroten Umhang, den polierten Helm unter den Arm geklemmt und die Augen auf den dämmernden Horizont gerichtet; ihm folgte ein Muli, der mit seinem Gepäck beladen war, ebenso einige seiner Sklaven und sein Pferd. Die restlichen Dinge, die sein Besitz waren, waren auf einem Wagen geladen, der ebenso folgte. Schweigend trat Marcus auf ein Stück intervallum vor den Toren und ging auf die Soldaten zu, die bereits in dieser frühen Stunde warteten. Marcus nickte den Männern zu, die in Marschbereitschaft der Dinge harrten, die auf sie zu kommen würden; er sah in bärtige, schon vom Leben gezeichnete Gesichter, aber auch in die von jungen Männern, die gerade wenige Jahre ihren Dienst in der Legion taten.
„Guten Morgen, milites!“
, grüßte Marcus sie und lächelte einen Herzschlag lang. Mit seinen Augen suchte Marcus die Männer ab, zählte sie und überprüfte, ob alles bereit war.
„Marschgepäck aufnehmen, Soldaten!“
, befahl Marcus schließlich und setzte seinen Helm dabei auf, mit beiden Händen befestigte er den Riemen unter seinem sauber rasierten Kinn, dann trat er auf das Tor und den wachhabenden Soldaten zu, centurio Bruseus harrte dort, mit einem Salut gegen die linke Brust schlagend blieb Marcus vor ihm stehen, ernsthaft und mit erhobenen Hauptes.
„centurio Bruseus, melde mich und meine Männer vom Lager ab.“
Bruseus starrte stumm auf Marcus, dann hob er seine Faust und schlug sie gegen seine linke Brustseite.
„Du und Deine Männer können paßieren, centurio!“
Marcus spürte erneut die Melancholie aufsteigen, er schluckte einen Moment, unter der Haut seines Kehle sprang der Adamsapfel in die Höhe.
„Alles Gute, Bruseus!“
Der ältere centurio, der in den nächsten Tagen auch seine Entlaßung aus der Legion erwirken würde, nickte ernsthaft.
„Dir auch, centurio! Auch Deinen Soldaten!“
Marcus nickte, dann wandte er sich ab, während er die dunkle und kräftige Kasernenhofstimme von Bruseus vernahm:
„Öffnet das Tor!“
Marcus spähte in das Morgenlicht, das sich über dem Horizont ausbreitete, ein sanfter roter Ton, der immer mehr von den Wolken auffraß, die doch so schwer und bleiern in den letzten Tagen über Mantua gehangen haben. Nun war es an der Zeit, auszuziehen aus der Legion und der Prima den Rücken zu zu kehren. Marcus betrachtete die Palisaden, auf denen er so oft Wache geschoben hatte, er sah zu dem Wachturm, in dem er oft gewürfelt hatte mit den anderen Soldaten und Marcus seufzte schwer. Er hätte nie geahnt, wie schwer es ihm fiel, die Prima zu verlaßen und der Legion den Rücken zu zu wenden. Langsam ging er zu dem Trupp von Soldaten, die ihn nach Rom begleiten sollten.
„Abmarsch, Männer!“
Marcus ging den Männern voraus und trat durch das Tor, nicht ohne noch seinem Mitcenturio zum Abschied zu grüßen. Vor dem Tor wartete schon der Troß, der so manch einen der Männer begleiten würde, inoffizielle Ehefrauen, Kinder, Sklaven, Haus- und Hoftiere, Wägen, sprich, eine kleine illustre Gesellschaft. Marcus wartete, bis sich der Trupp an Soldaten und Zivilisten sortiert hatte, er ließ sich die Zügel seines Pferdes reichen und schlug den Weg ein – noch zu Fuß – in Richtung Rom. Obwohl die Morgensonne wunderschön auf das Kastell der Prima schien, sah Marcus nicht noch ein weiteres Mal zurück.