Der Tempelbezirk von Mantua

  • Er hatte sich gut vorbereitet. War alles durchgegangen. Ein Dankopfer für die römischen Götter. Hatte er an alles gedacht ? Wein, Weihrauch, Kekse, Blumen. Ein Tier opfern, dafür reichte das Geld nicht mehr. Es zu opfern, dazu hätte er auch Hilfe gebraucht, damit kannte er sich nicht so genau aus.


    Die zweite gute Tunika hatte er an, sein sagum umgelegt. Die Opfergaben verstaute er in einem Korb. Es war für ihn wichtig zum Tempel zu gehen. Die Götter (besonders Venus) hatten ihm Chio eingebracht. Hier hatten sie Chio das Leben bewahrt.


    Mit Ehrfurcht betrat er das Pantheon. Die Hora quinta war angebrochen. Er stellte seinen Korb ab. Nahm den Weihrauch heraus und streute ihn in die Glut der Schale. Angenehmer harzig riechender Rauch stieg auf. Die Kekse legte er in eine zweite Schale. Die Blumen, weiße und einen Strauß bunte Herbstblumen, Chio mochte sie besonders gern, damit schmückte Aretas den Altar. Den Krug vom besten Fallerner, den er kriegen und bezahlen konnte, stellte er vor den Altar.


    Ein kurzes Besinnen. Den Zipfel des Sagum über den Kopf gezogen, öffnete er die Hände und dankte den Göttern. " Ich danke euch für den Schutz meiner Gefährtin mit diesen kleinen Opfergaben. Gleichzeitig bitte ich euch mein Vorhaben einen Posten bei den Virgilen oder den Eintritt in die Legion mit göttlichem Zuspruch auszustatten. Kann ich eines meiner Ziele erreichen, werde ich eure Unterstützung mit reicheren Opfergaben bedenken. Ein weißes Lamm und ein roter Hahn werden dazu gehören." Angemessen für seine Bitte. Aretas machte eine Drehung nach rechts. Sein Opferung war beendet. Nun lag es am Willen der Götter, welchen Weg er einschlug. Er hoffte auf ein Zeichen. Blieb es aus, musste er selbst entscheiden wie es weiter ging.

  • Der frisch gebackene Miles Priscus nutzte ein paar freie Stunden, um ein gegebenes Versprechen einzulösen, beziehungsweise zu erneuern und Mars überdies noch einmal um etwas zu bitten. Dazu hatte er von seinen Kameraden und ihrer ersten Soldzahlung etwas bekommen, um ein würdiges Opfer darzubringen. Der Tempelbezirk von Mantua war recht klein, doch Priscus kannte nur die Tempel in Athen und Rom, die riesig waren. Hier gab es Schreine für die weniger bedeutenden Gottheiten, nur Iupiter, Iuno und Mars hatten richtige Tempel, die diesen Namen auch verdienten.


    Priscus hatte einen der Aeditui ausfindig gemacht und begann mit ihm über Art und Preis des Opfertieres zu verhandeln. Da ein Stier weit über Priscus´finanziellen Möglichkeiten lag, einigten sich beide schließlich auf einen weißen Schafbock, des zwar keine Schönheit war, aber doch noch erschwinglich. Die Tiere, die der Tempel anbot, waren zumindest schon gereinigt und eines Gottes würdig... Oder wurden zumindest dafür erklärt. Seit der Ermordung des Augustus waren viele Menschen in die Tempel geströmt und hatten geopfert, die Nachfrage nach passenden Tieren war enorm gestiegen, so auch die Preise. Priscus zahlte einen stolzen Preis, trotzdem hoffte er, dass das Opfer auch ausreichend war, um seiner Bitte Gehör zu verschaffen.


    Daraufhin reinigte sich Priscus an einem der Wasserbecken, wusch sich die Hände ausgiebig und trocknete sie ab. Dann zog er einen Zipfel seiner Toga über sein Haupt und betrat das Innere des Tempels. Es war recht düster hier, doch er konnte das Abbild des Mars trotzdem noch gut erkennen. Er legte das Bündel mit Gaben neben sich auf den Boden, entknotete die Enden und nahm aus einer Schale etwas Weihrauch, den er auf den Altar streute. Die Schwaden stiegen empor und stellten (hoffentlich) die Verbindung zu Mars her. Priscus hob die Handflächen zum Himmel und begann mit fester Stimme die Anrufung:
    "Mars Pater, großer Krieger und Schlachtenlenker, Herr des Herdes und der Soldaten, ich bin Titus aus der Gens der Iunier. Ich habe dir schon früher Opfer gebracht und deine Hilfe erbeten, nun trete ich wieder vor dein Angesicht. Nimm meine Gaben an, die ich gerne darreiche und erhöre dafür meine Bitten". Er streute noch etwas Weihrauch nach und entnahm seinem Bündel eine kleine Amphora mit Wein. Er schüttete die rubinrote Flüssigkeit in die kleine Schale und sah zu, wie sie leise gluckernd abfloss.
    "Mamarce, nimm diesen Wein, ich gebe ihn als Ersatz für mein Blut und das meiner Kameraden des dritten contuberniums, vierte centuria, neunte cohors deiner ruhmreichen Legio Prima. Beschütze uns in den Wirren, die nach dem Tode des Divus Valerianus toben werden und halte deinen Schild über uns."Mit einer schnellen Handbewegung legte er einige Stücke Honigkuchen in eine Schale und trat einen Schritt zurück. "Mars Pater, nimm diese Kuchen an, stärke dafür unsere Herzen und lass uns nicht vorm Feind verzagen. Gib uns die Stärke, in deinem Namen siegreich zu sein!" Zum Schluss öffnete er seinen Geldbeutel und schüttete die verbliebenen Münzen ebenfalls auf den kleinen Altartisch.
    "Mars, nimm diese Münzen, ich danke dir damit für deine Führung, mein tirocinium erfolgreich zu beenden. Ferner erneuere ich mein Gelübde, dir am Ende meiner Dienstzeit einen Stier zu zu opfern. Ebenfalls gelobe ich dir die Waffe meines ersten getöteten Feindes als Opfergabe. Sei mir und meinen Kameraden gnädig und leite unser Schicksal." Mit diesen Worten machte er eine Drehung und nahm sein Bündel wieder mit.


    Draußen vor dem Altar wartete das Tier bereits angebunden. Priscus hob noch einmal die Hände, um Mars anzurufen, während ein Opferdiener schon bereit stand, um das Tier zu töten. "Mars, ich und meine Kameraden bringen dir diesen Schafbock als Opfer dar, wir ehren damit auch den genius des Divus Valerianus, der so schändlich ermordet wurde. Mögen die Mörder immerwährende Qualen von Orcus erhalten." Dann nickte er dem Opferdiener zu, das Tier wurde mit Salzlake gereinigt und Priscus strich ihm mit dem Messer über den Rücken, um es symbolisch zu entkleiden. Dann reichte er dem Opferdiener das Messer zurück. "Nimm dieses Opfer an und erhöre meine Bitten!!" Dann fragte der Diener: "Agone?" und Priscus antwortete mit einem Nicken. "Age!".


    Ein Schnitt, ein heiseres blöken des Bockes und das Blut floss reichlich. Es dauerte nicht lange, bis das Tier sein Leben aushauchte und zusammenbrach. Mit gekonnten Schnitten wurde der Bauch geöffnet und die Eingeweide herausgeholt, um gleich darauf vom Aedituus begutachtet zu werden. Gespannt erwartete Priscus das Ergebnis

  • Auch diesmal hatte der Kriegsgott wieder ein wachsames Auge auf diesen jungen Mann, der brav seinen Pflichten gegenüber den Göttern nachkam. Die Aufmerksamkeit des Mars war ihm sicher, auch wenn der derzeit recht intensiv als Rächer gefragt war.

  • Es war eine kleine Prozession, die in den Tempelbezirk von Mantua führte und die vor allem aus aktiven oder ehemaligen Soldaten der Legio I bestand. Der örtliche Tempelvorsteher war auch mit dabei und einige Helfer, wie man sie eben bei solchen Anlässen brauchte. Allerdings ging es nicht um ein Opfer, sondern um das Aufstellen eines Weihesteins. Diesen hatte Priscus in Auftrag gegeben, um Mars und Victoria dafür zu danken, dass er seine Zeit in der Legion erfolgreich beenden konnte.


    An der Seite des Tempelbezirks, dort wo schon einige ehemalige Soldaten solche Steine aufgestellt hatten, hatte er sich einen Platz ausgesucht. Ein Steinmetz hatte den Stein dann nach seinen Wünschen gefertigt, so dass dieser nun aufgestellt und den Göttern geweiht werden konnte.


    MARTI ET VICTORIAE
    G TALLIVS PRISCVS
    SIG EM LEG I TRAI PIA
    FIDELIS EX VOTO L L S M

  • Sim-Off:

    Als wüsste ich mehr ... ich bin hier nur der Aushilfspriester 8). Da ich das aber irgendwie ständig bin, hab ich schonmal schnell ein paar Tempel aufgestellt: Mars-Tempel, kapitolinische Trias (Iuppiter, Iuno, Minerva), extra Minerva-Tempel, ein paar Schreine.

    Natürlich war es nicht weit vom Forum zu den Tempeln der Stadt, wie es auch allgemein nirgendswo in der Stadt weit war. Die Stadt war nicht groß und die Ausmaße hielten sich also in Grenzen. Am Haupttempel, dem Tempel der drei wichtigsten Götter, angekommen, beklagte sich der Mann weiter und als sie in den Tempel wollten, scheuchte sie einer Tempeldiener weg oder versuchte es zumindest. Als Quintus fragte, was das solle, erklärte ihm der Mann, dass er den Besitzer des Sklaven nicht hereinlassen würde, bis ein Pontifex hier war. Quintus aber durfte hineingehen, den Sklaven aber nicht heraushohlen. Hm, hm, grummelte Quintus und betrat ohne den Albinius den Tempel. Direkt hinter dem Eingang spähte er ins Innere des Tempels. Dort im Inneren des Tempels saß ein ausgemergelter Mann mit Lendenschurz und Striemen auf dem Rücken zu Füßen der Göttertrias, die hier thronend ausgestaltet waren. In den Schoß der Jupiterstatue hatte der Mann einen mit Wolle umwickelten Ölzweig gelegt und mit einem Arm lag er auf dem Knie des Gottes.

    Quintus verstand wie wohl jeder, dass der Mann die Knie des Gottes nicht umschlingen konnte, da die Figur eben saß und die Steinmetzarbeit ein Umgreifen der Knie unmöglich machte. Aber der mit Wolle umwickelte Ölzweig, dem Weihegeschenk der Schutzflehenden, zeigte an, dass der Mann den Gott um Schutz angefleht hatte.

    Hm, interessant, was hierbei wohl herauskommen würde. Quintus wusch sich am Eingang des Tempels Hände und Unterarme und betrat nun den Tempel. „Bist du der Sklave des Albinius Nepos? Was tust du hier?“ Eine blöde Frage, die sich Quintus eigentlich selbst beantworten konnte, aber etwas Besseres war ihm nicht eingefallen.

  • Und es war über diese der Pontifex Sabbatius, der zu diesem Fall gerufen worden war. Numerius Sabbatius Marcellus war ein alter Mann geworden, aber die Sabbatia waren schon auch schon sehr lange in Mantua eine der führenden Familien. Er erkannte den jungen Magistraten, der am Ende seiner Amtszeit stand und eigentlich hier nichts verloren hatte. Dann aber erkannte er den Mann, was hieß: Er kann den Mann natürlich nicht, aber er hatte ihn eben gesehen. Und dass er sich zu den Standbildern der Götter mit einem mit Wolle umwikelten Ölzweig gerichtet hatte. „Sprich frei heraus. Was ist dein Begehr, da du dich in der Gebärde der Schutzflehenden an die Standbilder der Götter gerichtet hast?“ Frage er den Mann und ignorierte hier erst mal den jungen Magistraten, denn er war hier in seiner kultischen Funktion.

    Aber eigentlich war es klar, was er hier wollte, aber er musste es aussprechen. Es war schon lange nicht mehr so, dass die Römer ihre Sklaven einfach wie Tischen und Bänke benutzen durften. Mit Rechten kam eben auch Verantwortung und es hatte sich die Meinung durchgesetzt, dass die Römer ihre immer geringer werdende Zahl an Sklaven nicht übermäßig schlecht behandeln durften. Es war Ursus, dass ein Sklave, der sich zu den Standbildern geflüchtet hatte, erst mal nicht mehr an seine Herren ausgeliefert werden durfte. Die letzten Jahre war das nicht mehr so oft vorgekommen und er wusste nicht, wie der Neue Augustus das handhaben würde wollen.


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    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Mit müden Augen schaute Terillus slave.png auf zu dem Mann der grade in den Tempel gekommen war und ihn angesprochen hatte. Dann nickte er unwillkürlich und brach ab.


    Quintus war sich nicht sicher, was hier gerade vor sich ging. Er war ja noch jung an Jahren, und so etwas hatte er einfach noch nicht erlebt. Was war das hier nur für eine Geschichte, die sich hier abspielte? Der Herr des Mannes durfte nicht in den Tempel. Natürlich wusste er, was es bedeutete, wenn man sich zu den Standbildern der Götter geflüchtet hatte, aber er kannte das nur aus Geschichten.


    Terillus slave.png sah an dem Mann, der ihn eben angesprochen hatte, vorbei und erkannte den älteren Mann vom Sehen her. Er raffte sich auf, ging die paar Schritte und viel vor dem Mann auf die Knie, umschlang mit seinen Armen die Knie des Priesters und sprach mit bebender und zitternder Stimme. „Um den Schutz der allerhöchsten Götter zu erbitten, bin ich gekommen. Grundlose Grausamkeit treibt mich, ich bitte dich, gewähre mir den Schutz der Götter.“ Noch während er sprach, hörte man seine Herren von draußen hereinschreien: „Alles Lügen!“ „Mein Herr, er quält und schlägt mich. Nie war ich aufsässig und immer habe ich gehorcht. Ich kann nicht mehr gewähren mir Schutz, ich bitte euch.“ Mittlerweile kamen ihm dicke Tränen über die Wangen. Kein schöner Anblick ganz sicher aber er war verzweifelt.


    Quintus verstand, war wohl schon etwas zu sehr geschafft von dem Gejammer auf dem Markt, aber langsam rieselte es durch seinen Verstand. Der Sklave war gekommen, weil ihn die Grausamkeit seines Herren trieb. Ein wenig Demut ergriff ihn, wenn er an seine Sklaven dachte und was das für ein Bild geben würde, wenn einer seiner Sklaven hier bitten würde, nicht auszudenken. Es lief ihm kalt den Rückenrunter, nicht das Mitleid hatte ihn gepackt oder man konnte sagen. Nicht nur, vielmehr die Angst vor dem Gerede, wenn es einer seiner Sklaven wäre. So wie sein Erzieher immer sagte. Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung und bei vielen Römern war es mittlerweile Konsens, dass man seine Sklaven nicht übermäßig grausam behandelt durfte – schon allein deswegen, dass es eben nicht mehr so viele von ihnen gab wie noch zu Zeiten Caesars.


  • Als alten Mann packte den Pontifex eine sentimentale Welle. Zitternd legte er seine Hand auf den Kopf des Mannes. „Im Namen der Götter gewähre ich dir das Asyl der Götter, bis über deinen Fall entschieden ist. Wir werden im Rat darüber beraten, bis dahin kannst du im Tempel bleiben, wir werden dich versorgen.“ Der Tempel, das war ja nicht nur das Gebäude, sondern auch die Nebengebäude, und hier würde man den Mann erst mal versorgen.

    Dann wand er sich an den Magistraten. „Junger Tiberius. Willst du diesen Fall vor die Curie tragen oder soll ich es tun?“ Er fühlte sich zu alt dafür und wollte sich eigentlich damit begnügen, dass man erst mal Asyl gewehrt hatte. Aber er selbst konnte den Sklaven seinen Herren ja nicht wegnehmen. Es gab ja Gesetze, und daran musste man sich halten.


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    Decurio - Mantua

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  • Quintus beobachtet die ganze Szenerie, die sich da vor seinen Augen abspielt. Asyl im Tempel Quintus hatte natürlich davon gehört, nur gesehen hatte er es noch nicht. Was er, er sollte dieses Anliegen vor den Senat der Stadt tragen? Warum den er? Er war doch hierhergekommen, um dem Albinius seine Sklaven wiederzubringen. Er sah zwischen dem Sklaven und dem Pontifex hin und her. „In zwei Tagen werde ich es auf die Tagesordnung setzen lassen. Morgen komme ich wieder und höre mir die Geschichte des Mannes an.“ Erklärte er dem Pontifex Sabbatius, und heute würde er sich die Sicht des Herren anhören. Was sollte der Sklave schon sagen. Sicher wollte er nur der Arbeit entgehen. Aber Quintus musste diese Sache erst nehmen, denn es galt hier wohl auch einen religiösen Grundsatz zu befolgen und jetzt, wo er sich schon mal einen der Pontifices gewogen gemacht hatte, wollte er das nicht gleich wieder mit dem Hintern einreisen.

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