Ein Ausritt zu zweit

  • Maximian nickte und lief mit Nigidius im Schlepptau los. Bubo sprang aufgedreht umher, rannte Kreise um Valeria und Maximian und lief dann voraus, als ein älterer Mann mit einem Tuch und einem Gerät, das er abzutrocknen schien, aus dem aus roten Ziegelsteinen gebauten Haus trat, das von Pappeln umringt war und wahrlich gemütlich wirkte.
    Maximians Lächeln wurde breiter, als der Alte die Hand über die Augen legte.


    "Bubo, wer ist gekommen? Das ist doch nicht... Mummia, komm raus und sieh, wer uns einen Besuch abstattet!"


    Der alte Mann wartete nicht erst darauf, dass seine Frau neugierig guckend aus dem Haus gelaufen kam, sondern tätschelte Bubo, der ihm um die Beine gesprungen war, auf den Kopf und lief erfreut lächelnd und die Arme ausbreitend auf Maximian zu.


    "Maximian, was für eine Freude! Wir dachten schon, du hättest uns vergessen...!"


    Der Alte, er hatte in gebrochenem Latein geredet, schloss Maximian in seine Arme, als wäre er sein nach langer Zeit zurückkehrender Sohn. Aber Maximian entgegenete die Umarmung und war auch gleich danach dran, von Mummia geherzt zu werden.


    "Wie gut du aussiehst, Junge. Ach, freue ich mich, dass du wieder einmal zu uns gekommen bist. Und deine hübsche Frau hast du mitgebracht... Was für ein hübsches Kind. Ein wunderschönes Paar gebt ihr ab, aber ich hatte ja gewusst, dass Maximian Geschmack hat. Ist er nicht ein toller Bursche? Ach, hätte ich noch eine freie Tochter, würde ich dich wohl häufiger zu Gesicht bekommen. Aber die Götter scheinen es nicht vorgesehen zu haben."


    Maximian sah überrascht zu Valeria. Seine Frau? Ein Grinsen trat auf sein Gesicht, als er wieder zu Mummia sah, die anscheinend nicht mehr aufhören wollte zu reden. Maximian legte der Frau die Hände auf die Arme und sah sie treuherzig und amüsiert an.


    "Aber Mummia, das ist gar nicht meine Frau. Das ist Valeria, auch eine Decima. Aber hübsch ist sie, da widerspreche ich dir nicht."


    Die etwas rundliche Frau sah Maximian mit großen Augen und heruntergeklapptem Unterkiefer an - ein Gesicht, das bahre Münze wert war. Maximian würde es wohl eine Weile lang vor den Augen haben. Ihr Mann rollte mit den Augen und legte ihr einen Arm auf die Schulter.


    "Weib, du redest zu viel... Stört euch nicht an ihr. Immer redet sie und später weiß sie nicht einmal mehr, was sie gesagt hat. Salve, Valeria. Als Verwandte unserers Maximians bist du natürlich bei uns willkommen. Meine Frau Mummia kennst du ja schon und ich bin Aurelius."


    Aurelius schüttelte noch einmal über seine Frau den Kopf, die inzwischen schon wieder entschuldigend lächelte und auf Valeria zuschritt, um sie richtig, so wie Spanier es pflegten, offenherzig zu begrüßen. Maximian fand die Situation urkomisch und zwinkerte Valeria grinsend zu.

  • Valeria hatte sich einfach angeschlossen und beobachtet. Der Mann schien Maximian gut zu kennen, denn sie umarmten sich freudig und es kam ihr so vor, als sehe Aurelius in ihm einen Sohn. Valeria stand neben Alfidia und sah ersteinmal lächelnd in die Runde, denn sie wusste nicht recht, was sie tun sollte. Auf keinen Fall wollte sie die Begrüßung stören. Auch die Frau umarmte Maximian. Ihre darauffolgenden Worte allerdings ließen Valerias Augen groß werden. Sie hielt sie für Maximians Frau! Valeria schluckte und lief rot an.


    "Aber...das...äh..." brachte sie stockend hervor. Glücklicherweise stellte Maximian die Dinge klar und half ihr somit aus der peinlichen Situation heraus.


    "Danke für das Kompli-" begann Valeria, doch plötzlich wurde sie von Aurelius beinahe erdrückt, der sie so heftig und herzig umarmte, dass ihr fast die Luft weg blieb, "-ment...." beendete sie den Satz. Als sie Maximians Zwinkern auffing, lächelte sie verlegen zurück. Ihr war das alles peinlich, während er sich darüber zu freuen schien. Hatte Maximian im Ernst zugestimmt, als Mummia sagte, sie sei hübsch? Verlegen senkte sie den Blick.


    Doch nun kam auch die Frau auf sie zu und drückte sie an ihre enorme Oberweite. Valeria lächelte den beiden zu und warf dann einen schnellen, unsicheren Blick zu Maximian, der noch immer grinsend neben seinem Pferd stand.

  • Mummia begrüßte Valeria und wandte sich dann an alle zusammen.


    'Na gut, Kinder. Kommt doch rein. Ah, Aurelius, sperr die Ziegen rasch weg, damit sie uns nicht davonlaufen. Ich mache uns schnell etwas zurecht. Habt ihr Hunger? Na, so wie ihr ausseht, habt ihr welchen. Ich fliege!'


    Mummia plapperte und plapperte und war schon längst Richtung Haus abgedreht. Mit gerafftem Rock schaukelte sie über den sandigen Untergrund und verschwand irgendwie im Häuschen. Auch Aurelius hatte sich für einen Moment entschuldigt und Maximian erinnert, dass er die Pferde an der Tränke der Ziegen anbinden konnte, dann standen Maximian und Valeria allein auf dem Hof. Nur Bubo lief mit hoch erhobener Rute und tief in den Sand gesteckter Nase hin und her, als wäre er der geschäftigste Wachhund des Imperiums.


    Maximian wandte sich lächelnd an Valeria, während Nigidius Nüstern, die so kurz über der Erde schwebten wie Bubos Nase, kleine Staubwölkchen neben seinen Sandalen aufbliesen. Er hatte ihren unsicheren Blick gesehen.


    "Die beiden reden vielleicht gerne, aber dafür beißen sie umso seltener."


    Er zwinkerte.

  • "Sie sind sehr aufgeschlossen", bestätigte Valeria.
    "In Rom ist das recht selten. Vielleicht liegt es an der Einwohnerdichte."


    Valeria sah kurz zu Alfidia, die hinter ihr stand und sich zu Bubo hinunter gebeugt hatte, um ihn zu beschnuppern. Bubo seinerseits tat es der Stute gleich und reckte die schwarze Nase in die Luft. Alfidia schien das zu kitzeln, denn plötzlich schnaubte sie laut und heftig und machte Bubo ganz nass. Kläffend verschwand der kleine Hund aus dem näheren Umkreis des Pferdes und streunerte wieder auf dem Hof herum.


    Valeria lächelte gutmütig und klopfte Alfidias Hals. Dann sah sie zurück zu Maximian. Er sah wunderbar aus, wie er dort im hellen Sonnenlicht vor seinem schwarzen Hengst stand und ihr zuzwinkerte. Etwas von ihren Gedanken musste wohl in ihrem Blick zu sehen gewesen sein; deswegen sah sie hastig und verlegen zur Seite. Den Göttern sei Dank lief sie diesmal nicht rot an. Um abzulenken zog sie an Alfidias Zügeln, um sie an der Ziegentränke anzubinden.


    "Bist du denn nicht verheiratet? Ich meine.....also wenn die beiden mich schon für deine Frau halten..." traute sie sich zu sagen - allerdings nur, weil Alfidias Kopf den ihren sporadisch verdeckte, als sie das Pferd an ihrer seite zur Tränke führte.

  • Das stimmt wohl. Maximian hatte Alfidia und Bubo amüsiert zugesehen und als er wieder zu Valeria aufsah, blickte sie ihn irgendwie... komisch an. Maximian aber, wie er nun mal war, dachte sich erstmal nichts weiter dabei und folgte seiner Begleiterin zur Ziegentränke, um Nigidius neben Alfidia anzubinden und ihm anschließend ein paar mal fest auf den Hals zu klopfen.


    Dabei hörte er Valerias Frage. Sie verwunderte ihn ein klein wenig, sodass er die Stirn in kleine Runzeln legte und den Blick auf Nigidius breiten Hals gerichtet hielt.


    "Nein."


    Präzise Antwort. Er ging um Nigidius herum und sah Valeria dabei zu, wie sie Alfidia anknotete. Dabei legte er eine Hand an den Bauch der Stute. Er hatte beinahe schon wieder sowas wie ein schelmisches Grinsen drauf.


    "Oder bist du meiner Frau in unserer Casa zufällig einmal begegnet?"


    Er zwinkerte, aber da er wegen der Sonnenstrahlen die Augen zusammenkneifen musste, war es vielleicht nicht ganz zu sehen. Ihm schmeichelte es, dass sie ihm sein Alter nicht ansah. Gerne wurde er für älter gehalten, als er war und so konnte er seinen 17. Geburtstag schon gar nicht mehr erwarten.

  • "Ähm...nein...aber....ich habe bisher noch nicht sehr viele Familienmitglieder kennengelernt", redete sie sich heraus. Natürlich, daran hatte sie ja gar nicht gedacht! Etwas verärgert über sich selbst und über ihr mangelndes Nachdenken knotete sie die Zügel fester zusammen, als sie eigentlich hätten befestigt werden müssen und streichelte dann Alfidias Blässe. Sie legte den Kopf schief und sah Maximian frech an.


    "Na, dann habe ich ja noch Chancen bei dir", sagte sie keck zu Maximian, ließ ihn stehen und ging an ihm vorbei auf das Haus zu - natürlich nicht, ohne ihm einen letzten, verschmitzten Blick zuzuwerfen. Sie tat auch wirklich gut daran, sich so schnell abzuwenden, denn ihre Gesichtshaut glich eher einer reifen Tomate als einem normalen Gesicht und ihr Herz klopfte so schnell und hart, dass Maximian es beinahe hätte hören können.

  • Sie stotterte zwar, was Maximian jedoch nicht davon abhielt, ihr ihre Ausrede, die für ihn gar keine war, anzunehmen. Was hatte sie gesagt? Sie war vor zwei Tagen erst angereist und seither nicht sehr vielen Decimas begegnet?
    Genau genommen konnte sie es ja auch nicht. Es gab in Tarraco, so weit er wusste, nur zwei weibliche Gensmitglieder. Das war zum einen seine Tante Lucilla und eben Valeria selbst.


    Und dann, kaum dass er sich versah, sah sie ihn keck an und... rechnete sich Chancen aus? Nun ja, Chancen hätte sie gehabt. Bei weitem. Sie war eine Frau mit Humor, sie war hübsch, sie war eine entfernte Verwandte nur und sie war frei. Und sie teilten einige Gemeinsamkeiten. Das Reiten, die Geschichte mit dem Vater. Naja, letzteres zumindest teilweise.
    Wäre Maximians Herz nicht schon vergeben. Deshalb, und weil er sich selber noch gar keine Gedanken, die in diese Richtung gehen würden, zu Valeria gemacht hatte, grinste er breit und nahm es als schwesterlich gemeinten Scherz auf. So wie seine jüngste Schwester ihn immer umarmt und darauf bestanden hatte, ihn später einmal heiraten zu können.


    Grinsend lief er ihr hinterher und als er auf gleicher Höhe mit ihr war, grinste er ihr ins Gesicht. Er nahm ihren vermeintlichen Scherz auf und spielte ihn weiter.


    "Vielleicht? Aber erst einmal muss ich dazu wissen, was du zu Mummias Käse sagst."

  • Valeria blieb stehen und wandte sich um. Käse? Was in Venus' Namen hatte Käse damit zu tun? Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Maximian war ein Mann. Und Männer standen überlicherweise häufiger auf dem Schlauch als Frauen. Nun, das sollte nicht heißen, dass Valeria sich wünschte, Maximian wäre eine Maxima, um Gottes Willen, nur das nicht, aber......nun ja. Valeria seufzte bedauernd und nun nahm auch die Röte schnell wieder ab.
    So blieb sie also stehen und wartete darauf, dass ihr vermeintlicher Göttergatte zu ihr aufschloss.


    "Wir werden sehen", gab sie zurück und zwinkerte ihm zu.

  • Hatte er da soetwas wie Enttäuschung in Valerias Blick gesehen? Enttäuschung? Bei ihr? Weshalb? Etwa seinetwegen? So ein Unsinn... Gar nicht möglich. Verschwendete Gedanken.


    So nahm er ihr Zwinkern nur weiterhin als Teil der scherzhaften Unterhaltung an und lief weiter, nachdem er zu ihr aufgeschlossen hatte. Da erschien auch gerade Mummia im Türrahmen und wunk den beiden zu.


    'Kommt, Kinder. Wo bleibt ihr denn so lange? '


    Maximian nickte der rundlichen Frau zu und folgte ihr an Valerias Seite in das Haus, wo ein kleiner Raum mit einer Kline und sonst nur Korbsesseln bzw. Schemeln eingerichtet war. Aber es huschte eine junge Sklavin umher und schien geschäftig das Essen vorzubereiten.


    'Setzt euch. Aurelius kommt sicher auch gleich.Was wollt ihr trinken? Wasser? Verdünnten Wein? Ihr könnt auch unverdünnten haben, aber bei der Hitze wäre Wasser wesentlich klüger. '


    Maximian wartete, bis Valeria sich gesetzt hatte und setzte sich dann in einen Korbstuhl neben sie, auch ließ er ihr mit eineer auffordernden Geste die Wahl des Getränkes.

  • Neben Maximian und ohne etwas weiteres zu sagen, betrat Valeria das Haus der beiden alten Leute, die se so freundlich aufgenommen hatten. Sie folgte der Bäuerin in den Teil des Hauses, der dem Empfang von Gästen dienen musste. Valeria sah sich kurz um und ließ sich dann in einen der Korbsessel nieder. Sie fing den musternden Blick der Sklavin auf, die soeben eine nicht gerade kleine Menge an Brot und Käse auftischte und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie Sklavin sah jedoch rasch wieder weg und beeilte sich, aus dem Raum zu kommen. Nun denn, dachte Valeria, scheinbar war heute wirklich nicht gerade ihr Glückstag.


    Sie musste bei Mummias Worten schmunzeln und warf Maximian einen kurzen Blick zu, doch dieser war ganz Gentleman und ließ ihr ebenso den Vortritt wie beim Betreten des Hauses und bei der Wahl der Sitzgelegenheit. Er schien erfahren im Umgang mit Frauen zu sein - oder aber er hatte einen guten Lehrmeister gehabt. Valeria grinste über sich selbst.


    "Ich denke auch, dass Wasser besser ist. Vielen Dank!" sagte sie herzlich und lächelte die Frau vor ihr an. Nun machte sich auch langsam der Hunger breit, denn seit dem Frühstück war eine geraume Zeit vergangen und außerdem machte reiten hungrig. Trotz alledem fühlte sie sich leicht unwohl, wo sie doch die beiden eigentlich nur hatten besuchen wollen.


    "Verzeiht, dass wir gleich den Soldaten in euer schönes Haus einfallen, Mummia", sagte sie deswegen zaghaft. Sie mochte die beiden auf Anhieb und konnte sich nicht vorstellen, dass Mummia nun enttäuscht war.


    Valeria warf einen kurzen Blick zu Maximian. Hatte er gewusst, dass das alte Ehepaar sie sogleich fürstliche bewirten würde? Immerhin stand auf dem Tisch Essen bereit, das für eine ganze Horde ausgehungerter Soldaten gereicht hätte...

  • Nachdem Valeria Wasser geordert hatte, sah Mummia prüfend zu Maximian.


    'Für dich das gleiche, Kindchen?'


    Maximian nickte nur dankbar lächelnd und sofort schenkte die Sklavin vier Becher ein, wobei sie einen nur zur Hälfte mit Wasser füllte und noch einen Schluck vom Wein hinzugab. Der Becher wanderte vor die Kliene, womit klar war, dass er Aurelius gehörte.


    Und dann beobachtete Maximian Valeria. Wie sie der jungen Sklavin ein Lächeln zuwarf, das nur von Scheuem Verstecken beantwortet wurde und auch, wie sie ein wenig verkranft über den Tisch blickte und schließlich Mummia um Verzeihung bat. Offensichtlich war ihr die Situation nicht gerade wohl.
    Ein wissendes Schmunzeln trat auf Maximians Gesicht. So hatte er das erste Mal, als er hier durch Zufall gelandet war, auch geguckt. Aber die beiden Alten hatten ihn von seinen Sorgen befreit, indem, so wie Mummia es nun gerade tat, sie abwunken und erfreut lächelnd beteuerten:


    'Ach, nun mach' dir mal keine Gedanken, Kindchen. Wir bekommen hier draußen so selten Besuch, dass wir beinahe eingehen. Es ist doch so ein schönes Fleckchen Erde, nicht wahr? Wenn wir es teilen können, dann tun wird das doch gerne.'


    Dann setzte sie sich lächelnd neben Maximian und legte ihm eine Hand auf den Unterarm.


    'Mein Junge. Magst du mir erzählen, wo du dich die ganzen Wochen lang rumgetrieben hast, dass du nicht mal eine Stündchen Zeit hattest uns besuchen zu kommen?'


    Maximian musste leise kichern. Mummia war wirklich die perfekte Mutter. Fürsorglich, witzig und sooowas von neugierig. Er wechselte einen vielsagenden Blick mit Valeria und tat dann so, als würde es ihn langweilen, über die letzten Wochen zu reden.


    "Ach Mummia. Ich war in Rom, mehr nicht. Habe mir das Collosseum angeguckt und den Circus und das alles. Aber... wollen wir nicht lieber essen? Wo bleibt Aurelius?"


    Mummia wunk abermals ab und reichte Maximian einen Teller, auf dem eine Portion des Käses gepackt war. Maximian reichte ihn weiter an Valeria und machte große und hungrige Augen.


    "Nun bin ich aber gespannt, was du zu Mummias Käse sagst."


    Mummia dürfte den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden haben, aver Valeria... Maximian jedenfalls grinste breit und war gespannt, was Valeria nun sagen würde.

  • Valeria spürte den Blick Maximians nicht, sonst wäre sie wohlmöglich wieder errötet. Stattdessen lächelte sie ob der freundlichen Worte Mummias und meinte:


    "Ja, es ist wahrlich herrlich hier draußen....und so anders als in Rom, wo ich herkomme."


    Nun konnte Valeria beobachten, wie freundlich und beinahe einer Mutter gleich Mummia Maximian nach den vergangenen Wochen ausfragte. Scheinbar kam er öfter hier heraus. Sicherlich immer aus seinem prachtvollen, schwarzen Hengst, den Valeria von hier drinnen durch eines der Fenster neben Alfidia stehen sehen konnte. Als sie den Kopf wieder der Hausherrin und ihrem Begleiter zuwandte, streckte dieser ihr gerade einen ansehnlich angefüllten Teller mit weißem Käse darauf entgegen. Sie nickte dankbar, schmunzelte und nahm Maximian den Teller ab.


    Gerade suchte sie sich ein Stück Käse aus, dass sie essen würde, als Maximian auf ihre Bemerkung vor dem Haus anspielte. Sie grinste ebenso breit zurück und zog es vor, nichts dazu zu sagen. Während Mummia und Maximian beide auf ihre Reaktion warten zu schienen, schob sie sich ein Stück des würzig riechenden Käse in den Mund und kaute bedächtig darauf herum. Als sie den Mund wieder leer hatte, lächelte sie Maximian verschmitzt an, sagte allerdings zu Mummia gewandt:


    "Damit könnte ich mich anfreunden. Er ist großartig! Würzig...und dennoch mild..."


    Um sich das breite Grinsen zu verkneifen, biss sie sich auf die Lippe und reichte dann Maximian den Teller - nicht ohne sich vorher noch ein gehöriges Stück Käse zu nehmen.


    "Ehe du vom Fleisch fällst..." murmelte sie frech und grinste nun doch.

  • 'Er beobachtete die Situation gespannt und amüsiert, während Valeria kostete und den Käse schließlich für gut befand. Käse war halt nicht nur Käse, wie sie wahrscheinlich gerade herausgestellt hatte. Er grinste, als sie das Ergebis ihres Geschmackstests kundgab, gar noch breiter als zuvor und nahm sich anschließend ebenfalls eine Portion seines Lieblingskäses.


    "Sagte ich doch. Mummias Käse ist einfach einzigartig!"


    Die Käseerzeugerin machte abermals eine wegwerfende Handbewegung und beugte sich zu Maximian herüber, wobei sie zu Valeria sah, und fuhr ihm mit dem Handrücken über die Wange.


    'Ist er nicht ein toller Junge? Hach... Wär' er doch ein paar Monate früher hier vorbeigekommen, dann hätten wir ihm unsere Sara versprochen. Schade. Aber nun esst, Kinder. Ist Aurelius erst einmal da, ist bald nichts mehr übrig.'


    Sie kicherte keck und nahm sich dann ebenfalls vom Käse, nachdem sie ein paar Brotstücken gereicht hatte.
    Maximian hatte nur abermals geseufzt und den Käse gegessen, anstatt noch irgendetwas zu erwidern. Ihm war es angenehm unangenehm, wenn sie so von ihm schwärmte, und wenn er sich vorstelle, was er darauf hätte antworten sollen, musste es Valeria ähnlich gehen.
    Zwischendurch sagte er mit vollen Backen:


    "Wir haben gar nicht vor lange zu bleiben, Mummia. Nicht, dass man in Tarraco denkt, ich hätte Valeria entführt."


    Er schmunzelte und warf der jungen Verwandten einen Blick zu. Da antwortete die rundliche, wesentlich ältere anwesenden Frau auch schon.


    'Nun sei doch nicht so ruhelos. Das ist dein spanisches Temperament, sag' ich dir. Soll ich dich denn einfach wieder gehen lassen, wenn du nach Wochen wieder einmal da bist?'


    Mit ihren kurzen Fingern deuete Mummia auf Valeria.


    'Vielleicht mag deine Begleiterin ja etwas über sich erzählen? Du kommst aus Rom, Kindchen?'

  • Valeria schluckte den Käse herunter, den sie gerade noch im Mund hatte, und grinste dann Mummia an.


    "Ja, und er ist so anständig", sagte sie toternst, was so gar nicht zu ihrem Gesichtsausdruck passte. Maximian musste diesen Satz so verstehen, wie sie es beabsichtigt hatte, nämlich frech und neckend. Mummia hingegen nickte nur bestätigend. Valeria warf Maximian einen kurzen Seitenblick zu und zwinkerte.


    Als Valeria hörte, dass Maximian sie nicht entführen wollte, lächelte sie schüchtern und sah aus dem Fenster. Eigentlich...hatte sie nichts einzuwenden, wenn er sie wirklich entführen würde, dachte sie schmunzelnd. Doch das konnte sie unmöglich laut sagen.


    Schließlich lenkte Mummia das Gespräch auf Valerias Vergangenheit.


    "Naja, so viel gibt es da nicht zu erzählen", sagte sie.
    "Ich wurde in Rom geboren, wuchs in Rom auf, lebte eine Zeit lang dort und kann nur hoffen, dass ich nicht auch noch dort alt werde. Rom ist groß, laut und nicht sehr sauber, auch wenn es dort viele Dinge zu bestaunen gibt. Hier gefällt es mir viel besser."


    Valeria warf Maximian beim letzten Satz einen schüchternen Blick zu und sah dann wieder zu Mummia.

  • Maximian hatte im ersten Moment gespielt empört dreingeblickt. War das hier etwa sowas wie eine Verschwörung? Aurelius! Wo blieb er nur? Ganz klar, Maximian war de rgeballten weiblichen Kraft der Anwesenden schutzlos ausgeliefert, war er doch zahlenmäßig unterlegen.


    In Gedanken dachte er nur 'Na warte...' und grinste sich was ab. Dann bekamen seine Wangen kurze Zeit zum Entspannen, denn Valeria gab einen wirklich sehr ausführlichen Bericht über ihr Leben in Rom (Maximian machte große Augen und nickte ihr gespielt und schelmisch interessiert zu, während er sich nich ein weiteres Stück Brot in den Mund stopfte) zum Besten.
    Max hatte sich schon wieder beinahe völlig auf den Käse konzentriert, als Valeria aber einen Satz anfügte, aus dem er - konnte das Stimmen - so etwas wie einen Unterton rausgehört hatte? Fragend hob er den Kopf, als er ihren geradezu schüchternen Seitenblick sah, einen Moment überlegte, grinste, wieder überlegte, danach ein bissl weniger breit grinste und dann mehr oder minder überzeugt sagte:


    "Naja, du bist ja eine Decima... und immer in Tarraco willkommen, wie du weißt."

  • "Das ist...schön..." gab Valeria galant zurück und sah überall hin, nur nicht in Maximians Richtung. Scheinbar hatte er endlich Lunte gerochen, ohne dass sie ihn direkt auf ihre Gefühle angesprochen hatte. Nun, in Rom hielt sie nichts außer ihrer Mutter. So wie es aussah, würde sie allerdings nicht mehr lange leben, denn es stand wirklich schlimm um sie. Valeria schob die Gedanken beiseite und sich ein weiteres Stück Käse in den Mund. Er schmeckte wirklich vorzüglich, stopfte aber ziemlich.


    "Nun gut, das war eine ziemlich unschöne Zusammenfassung. Aber sie stimmt", sagte sie lächelnd, als sie Mummias ungläubigen Blick auf ihre Worte sah. Valeria breitete die Arme weit aus und strahlte förmlich, als sie redete.
    "Die weiten Wiesen und Felder, die frische Luft, die Sonne und nicht zuletzt die wunderbaren Menschen hier haben es mir einfach angetan", sagte sie und lächelte Mummia an. Während sie die Arme sinken ließ, warf sie auch einen Blick zu Maximian, der ernst, aber dennoch freundlich war.

  • Das war er. Denn irgendwo ganz weit hinten im Gehirn hatte er soetwas wie ein Klicken vernommen. Ein Einrasten. Ein... ein Signal. Das jedoch war noch nicht sehr weit ins Bewusstsein vorgerdrungen, sodass Maximian erstmal nur leicht verwundert war. Und zum Glück wurden ihm auch alle weiteren Reaktionen auf Valerias Blicke hin erspart, als Aurelius schließlich eintrat. Mummia war sogleich aufgestanden, hatte ihrem Ehemanne einen Teller gereicht und sich dann, nachdem er sich auf die Kliene gelegt hatte, wieder gesetzt. Sogleich nahm er ein paar Krümel von seinem Teller auf und legte sie sich auf die Zunge, während er Maximian ansah.


    'Und? Arbeitest du inzwischen?'


    Maximian hob den Kopf, als er sich angesprochen fühlte und hob die Schultern leicht an.


    "Ich gehe schon bald zu den Legionen, habe ich euch das noch nicht erzählt?"


    Die beiden nickten und es entstand ein Gespräch zwischen Maximian und Aurelius über die großen Feldherren dieser Zeit und wo es an den Grenzen des Reiches am gefährlichsten war und wo nicht. Nach einer Weile, Maximian hatte gesättigt den Teller abgegeben, sah Maximian zu Valeria und dann wieder zu den Gastgebern.


    "Wieder einmal war es ein köstliches Mahl. Ich danke euch dafür. Valeria und ich werden nun aber wieder aufbrechen, sonst geraten wir noch in die Dunkelheit."


    Naja, letzteres wohl eher nicht, aber trotzdem wusste Maximian, dass man bei Mummia schon eine Stunde vorher den Abschied einleitete... viel eher kam man eh nicht bei ihnen weg.
    Sein Blick begegnete dem strengen Mummias, die der Sklavin gedeutet hatte die Reste abzutragen.


    'Dass du sie mir nicht überforderst, hörst du? So ein zartes Mädchen... Bleibst du denn noch eine Weile in Tarraco?'

  • Valeria sah auf, als Aurelius eintrat und Maximian beinahe sofort in ein Gespräch über den Krieg und Soldaten verwickelte. Sie selbst hingegen dachte dabei an ihren Vater. Würde er sie ebenso freundlich aufnehmen wie Meridius, wenn er zurückkehrte? Sie grübelte eine Weile vor sich hin und registrierte beinahe erschrocken, dass Maximian bald ein Soldat werden wollte.
    Schließlich erzählte sie Mummia Einzelheiten von Rom, als diese danach fragte und sagte, sie sei noch niemals dort gewesen. Nach einer geraumen Weile läutete Maximian den Aufbruch ein, dem Valeria mit gemischten Gefühlen entgegen sah. Einerseits war sie mit Maximian allein, andererseits würde sie die beiden so gastfreundlichen Menschen - und ihren Käse! - nun verlassen müssen. Schnell schob sie sich noch ein Stück in den Mund und ließ es genießerisch auf der Zunge zergehen, ehe die Sklavin den Käse abräumte. Gerade noch konnte sie sich den bedauernden Blick verkneifen, den sie beinahe dem Käseteller hinterhergeworfen hätte.


    "Es geht schon...ich hätte ihn beinahe abgehängt vorhin", grinste Valeria Mummia an.
    "Ich denke schon, dass ich noch bleibe. Ich muss auf meinen Vater warten. Niemand weiß, wann er heimkehrt."

  • 'Ist dein Vater nun schon zurückgekehrt?'Och. Das fällt mir schwer zu glauben... Bei einer so hübschen und reizenden Tochter. So bekommen wir aber vielleicht die Chance dich noch einmal wieder zu sehen. Was meinst du?'


    Maximian beobachtete, wie Mummia mit Valeria redete. Zuletzt hatte sie ihr zugezwinkert und davor Blicke geschenkt, die ganz und gar mütterlich und gut gemeint waren. Wahrscheinlich, so dachte Maximian, hatte Mummia Valeria schon längst ins Herz geschlossen und würde mit traurigen Blicken nach ihr Fragen, wenn er das nächste Mal ohne sie hier rasten würde.


    Er überließ Valeria die Antwort, weil Aurelius gerade aufstand und mehr zu Maximian als zu allen anderen gewandt sagte:


    'Spart ihr mal noch einen Moment Kräfte. Ich zeige Maximian schnell den neuen Unterstand. Kommst du, Junge?'


    Sich nicht weiter darum sorgend, ob er Valeria mit Mummia allein lassen konnte, folgte Maximian mit einem letzten Stückel Brot in der Hand dem Bauern hinaus auf das Gelände, wo er ihn zu einem Unterstand für seine Ziegen führte, der beim letzten Besuch noch in sich zusammengefallen und unbenutzbar war. Nun war er offensichtlich neu aufgebaut worden und erstrahlte in neuem Glanz - wenn ein Tierunterstand sowas denn konnte. Maximian, dem solche Bauangelegenheiten schon immer gefallen hatten, ließ sich vom alten Aurelius herumführen und erklären, was er wie gebaut hatte, damit alles seinen Stand hatte.


    '... so schwer, dass ich sie alleine nicht heben konnte. Dafür mussten extra die Söhne vom alten Nennius geholt werden. Aber so hat es zumindest Halt. Alles andere hätte man vergessen können... Da hätte das Ding vielleicht fünf Winter durchgehalten. Nene, wenn genaut wird, dann muss man nicht an der Qualität sparen. Merk dir das, Maximian.'


    Der junge Maximian stand nach wie vor interessiert neben Aurelius, der mit vor Stolz in die Seiten gestützten Armen sein Bauwerk begutachtete.
    Dann legte der alte Mann ihm einen Arm um die Schultern und wandte sich zu der Tränke herum, an der die beiden Pferde friedlich nebeneinander standen und ein wenig dösten. Im Spazierschritt gingen sie auf sie zu.


    'Du machst das schon, Junge. Ist dein Vater inzwischen vom Feldzug zurückgekehrt?'


    Maximian nickte und antwortete dem Mann, der ihn behandelte wie einen Sohn und scheinbar ein ziemlich gutes Gedächtnis hatte. Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte er bei seinem letzten Besuch nur ganz kurz erwähnt, dass Meridius auf einem Feldzug sei und Maximian wahrschein gerade deshalb die Zeit hatte, wöchentlich einen Ausritt nach so weit draussen zu machen.


    "Das ist er. Heimgekehrt beinahe wie ein Kaiser nach Rom. Und da ist er nun auch. In Rom. Man hat ihm einen Triumphzug durch die Stadt gewährt."


    Aurelius raunte und klopfte dem jungen Mann unter seinem Arm auf die Schulter, während er beinahe stolz erwiderte:


    'Einen guten Vater hast du, Junge. Aber so ist das nun mal: Ein guter Junge muss einen guten Vater haben, sonst wird aus ihm nichts. Sieh' dir unseren Ambrosinus an. Er ist ein guter Junge, aber gebracht hat er es noch zu nichts. 27 ist er schon, Maximian, und treibt sich immer noch bei so einem Trunkenbold von Tavernenbesitzer herum. Arbeit nennt er das...'


    Leise und leicht verärchtlich lachend schritt Aurelius neben Maximian über den Hof. Diesen Ambrosinus hatte Maximus schon kennengelernt. Bei einem seiner ersten Besuche war der Sohn des Bauern zufällig gerade anwesend gewesen und hatte auf ihn keinesfalls den Eindruck eines Müßiggängers hinterlassen.
    Wieder klopfte Aurelius Maximus Schulter.


    'Aber lass nur. Irgendwann wirst du mit deiner Legion hier vorbeimarschieren und er wird immer noch mit diesem... Trinker herumeiern. Und so lange du uns ab und zu besuchen kommst, soll mir das ruhig recht sein.'


    Maximian musste lachen. Aber auch Aurelias lachte, war die Vorstellung insgesamt doch irrsinnig witzig. Zum einen, weil Maximian sicher nie eine Legon anführen würde und wenn, dann wären Mummia und Aurelius schon grau und außerdem, weil Maximian den tollpatschigen Ambrosinus quasi sehen konnte, wie er mit stolzen 60 Jahren neben einem Greis hertaumelte und laut irgendwelche Lieder sang.


    Sie waren bei Alfidia und Nigidius angekommen, die träge ihre großen Köpfe anhoben und sich wieder zu regen begannen. Anscheinend hatten sie gemerkt, dass es nun schon bald wieder losgehen würde.
    Maximiuan reckte seinen Kopf in Richtung Haus. ^^

  • Valeria hatte Maximian hinterher gesehen, als dieser zusammen mit Aurelius das Haus verließ und scheinbar Männergespräche führen wollte. Dies war scheinbar der Startschuss für Mummia gewesen.
    Kaum dass die beiden Männer die Tür hinter sich fallen ließen, legte Mummia los. Auf diese Weise erfuhr Valeria beinahe Mummias ganze Lebensgeschichte, wie sie Aurelius kennen gelernt hatte, wie man Käse herstellte und wie man Kinder groß zog,.....
    Valeria schmunzelte in sich hinein, hörte aber interessiert zu, denn Mummia hatte eine ulkige Art des Erzählens. Armer Aurelius, dachte Valeria amüsiert. Mummia musste ihm förmlich das Ohr abknabbern.


    '....und da erwische ich ihn doch eines Tages, wie er den Ziegen Zwiebeln zu fressen gibt. Zwiebeln! Kindchen, hast du eine Ahnung was passiert, wenn man denen Zwiebeln füttert? Sie gehen auf wie ein Luftballon und das gibt vielleicht Blähungen sage ich dir! Der ganze Stall hat wochenlang gestunken und Aurelius und ich....'


    Valeria unterdrückte ein Kichern und sah dann beinahe wie zufällig aus dem Fenster. Mummias Mann und Maximian standen bei den Pferden und schienen ihr Gespräch beendet zu haben. Valeria lächelte Mummia an und deutete mit einem Kopfnicken nach draußen.


    "Ich glaube, wir reiten gleich weiter", sagte sie sanft. Mummia blickte sie bestürzt an, nickte aber im gleichen Moment.


    'Jaja, recht habt ihr. Gebt gut auf euch acht...ach, das werde ich Maximian gleich auch noch einmal sagen. Man weiß ja nie...'


    Valeria erhob sich lächelnd und folgte Mummia, die sich laut schnaufend ebenfalls erhoben hatte, nach draußen. Bei den beiden Männern angekommen, glaubte Valeria, einen leichten, wässrigen Schimmer in Mummias Augen sehen zu können. Was für eine herzliche Frau sie war, dachte Valeria. Vielleicht weinte sie wirklich, denn just in diesem Moment meinte Mummia:


    'Kinder, ich werde euch etwas Käse mitgeben. Gleich wieder da!'


    Valeria sah ihr leicht lächelnd hinterher und legte dann den Kopf schief.


    "Na, habt ihr eure Männergespräche beendet?" fragte sie neckisch und sah von Aurelius zu Maximian, auf dem ihr Blick ruhen blieb.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!