Er hatte sie beobachtet, wie sie reagierte. Wie sie ihren Blick senkte, ihr das Wasser in die Augen trat und schließlich einen Tränenstrom aus ihr herausbrach. Dann entschuldigte sie sich und alles, was Maximian in diesem Moment noch fühlte, war das Hundeelend. Er seufzte schwer, nahm seinen gesunden Arm hoch und legte seine auf Valerias Hand.
Er suchte ihren Blick. Er musste einfach wissen, was geschehen war, damit... damit er sich entschuldigen konnte. Damit er vor sie hintreten konnte und sagen, dass... Dass er Julia liebte.
Sein Herz schmerzte. Er konnte nicht ganz genau sagen, weshalb. Es tat ihm weh, sie so zu sehen.
"Nein, mir tut es leid."
Er sah auf seine Hand, gab sich einen Ruck und fing an mit dem Daumen über ihren Handrücken zu streichen. Dann atmete er tief ein, wieder aus und sah an Valeria vorbei.
Was war das, was er für sie fühlte? Sie waren so... so verbunden, auf eine gewisse Art und Weise. Er fühlte sich bei ihr geborgen und war ihr dankbar. Aber war das schon Liebe? War er nicht einfach noch verwirrt...? Konnte man zwei Menschen auf einmal lieben? Liebte er sie überhaupt?
Und da musste er leise und über sich selbst auflachen.
"Weißt du, als ich vorhin aufwachte und dich in meinen Armen spürte, war es, als würde ich daran gewöhnt sein, so aufzuwachen. Aber ich weiß, dass ich es nicht bin. Und ich frage mich, was mir dieses Gefühl trotzdem vermittelt... die Antwort darauf scheint nicht zu existieren. Aber das schlimmste ist, dass ich keine Erinnerung an gar nichts mehr habe. Ich bin gestern aufgewacht, habe mich angekleidet und bei den Stallungen auf dich gewartet, aber von da an schwinden die Erinnerungen."
Er seufzte, hatte die Stirn in tiefe Runzeln gelegt und senkte den Kopf, während er seine Hand auf ihrer ansah. In diesem Moment passte sie nicht dorthin, weshalb er sie langsam zu sich nahm.
Dann sakten seine Schultern ein Stückchen runter und weiterhin wagte er es nicht, den Kopf anzuheben. Für den Fall, dass da etwas gewesen war, heute Nacht. Falls Valeria sich Hoffnungen gemacht hatte... Falls er ihr den Grund gegeben hatte zu hoffen.
"Ich.... nehme an, dass ich... Nun, dass ich dir nicht von Julia erzählt habe?"
Er machte eine Pause. Da aber nichts aus Valerias Richtung kam, fuhr er schließlich fort.
"Sie... sie ist in Germania, aber ich lernte sie in Rom kennen. Ich..."
Er stockte und hob den Kopf. Ihm war bewusst, dass er Valeria gleich fürchterlich wehtun würde. Warum nur wusste er es? Warum machte es ihm etwas aus?
Aber es nützte nichts. Valeria musste die Wahrheit hören. Ja, sie hatte ein Anrecht darauf, weil ihr Tränen in den Augen standen, weil sie sich für etwas entschuldigt hatte, das geschehen war und von dem er keine Ahnung hatte. Es war nur gerecht, wenn... Aber es würde schmerzen.
Leise sprach er, während sein Blick seltsam weich war.
"Ich liebe sie. Und... und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich... dass ich ihr Unrecht getan habe. Dass ich... dir Unrecht getan habe. Was ist heute Nacht nur geschehen?"
Er schüttelte leicht den Kopf, als er die letzten Worte sagte. All seine körperlichen Schmerzen, die vom Sturu herrührten, waren wie verschwunden. Er fühlte nichts in diesem Moment, als würde er aus Luft bestehen.