• Wie viele Jahre war es jetzt her, dass ich diese Casa verlassen hatte? Das Haus schien kam verändert, aber ich selbst wusste, dass ich mich verändert hatte. Ich war ein Kindskopf gewesen, ohne jeglichen Sinn für wesentliche, als ich unsere Villa verlassen hatte und nun? Die Antwort auf diese Frage war schwierig, sicherlich trug ich noch allerlei meines alten Wesens in mir, denn ich würde niemals der wirklich bürokratische Typ sein, das war klar, aber der Krieg hatte mich zwangsläufig verändert und ließ mich Dinge anders sehen. Ob Crassus meinen Brief erhalten hatte? Und ob es meinem Bruder wohl gut ging?
    Von beiden hatte ich keine Nachricht erhalten und während, ich niemals damit gerrechnet hatte, konnten sich schließlich hier ein ganzer Haufen Dinge verändert haben. Nervös kaute ich mir auf der Unterlippe herum, schließlich war ich sonst nicht so nachdenklich.
    Mir einen Ruck gebend, klopfte ich schließlich an die schweren Türen der Casa Caecilia. Ob noch der selbe Ianitor öffnen würde. Neugierig und überwältigt vor Freude, wieder Zuhause zu sein (denn diese stellte sich endlich auch ein ;) ), wartete ich einfach ab.

  • Äußerlich hatte sich an der Casa Caecilia vielleicht nicht viel geändert, doch im Inneren, besonders was die Dienerschar betrifft, hatte sich schon das Ein oder Andere getan. Zwar nichts wesentliches, doch so gab es zum Beispiel einen neuen Ianitor - der Macro eben nicht kannte. Deshalb öffnete er dementsprechend vorsichtig die Türe:


    Salve! Du Wünschst?

  • Immernoch konnte ich mich nicht satt sehen an der Casa, meinem Zuhause, dass ich in Parthia immer wieder vor Augen gehabt hatte. Ich war endlich wieder da. Mein Blick tastete also die Mauern ab, als der Ianitor öffnete und richteten sich etwas verzögert auf den Mann. Etwas irritiert, sah ich ihn an, ich hatte wohl doch allzu sehr damit gerrechnet, das alles beim alten geblieben war, fing mich aber wieder. Offenbar hatte Crassus also seine Dienerschaft gewechselt, schade eigentlich ich hatte unseren alten Ianitor gemocht. Nichtsdestotrotz sah ich mein Gegenüber freundlich an, schließlich lag es an ihm, mich in Zukunft in die Villa zu lassen und um später nicht im Regen zu stehen, sollte ich mich lieber mit ihm auf einen guten Fuß stellen.


    "Salve zurück. Ich ähm...also mein Name ist Kaeso Caecilius Macro. Ich bin also Teil der Familie...das heißt..ähm, naja ich bin nach dem Krieg in Parthia wieder hier und würde ganz gerne rein."


    Dämlicher ging es wohl nicht. Das musste an dem langen Ritt in der Sonne liegen. Ich deutete irgendwo hinter mich, wo ich mein Pferd stehen lassen hatte.


    "Und es wäre nett, wenn sich jemand um das Tier kümmern könnte, der Große hat einiges mitgemacht."

  • Der Ianitor musterte den Mann lange und seine Gedanken waren nicht schwer zu erraten: "Soll ich ihm das Glauben?" Einerseits war sein Anliegen und seine Vorstellung so nervös, das es wirklich sehr zweifelhaft war, dass er dieser Caecilier ist. Anderesreits hätte so ein dreister Betrüger sich sicherlich besser auf diese Frage vorbereitet und dann dementsprechend flüßiger geantwortet. Achje, wie mans machte, man machte es ja doch falsch:


    Ja, puuh. Der Hausherr, also ich meine der Praefectus Praetorio ist derzeit außer Haus. Er wollte dem Kaiser entgegen reisen, so wie ich das verstanden habe. Also... zufällig kam gerade ein anderer Sklave vorbei, der Macro erkannte. Schnell erklärte dieser dem Ianitor, wer da vor ihm stand und dass es wirklich der Caecilier war.


    Ja, wenn das so ist... komm doch herein! Aber wie gesagt, Caecilius Crassus ist derzeit leider noch außer Haus...


    Der Ianitor hielt dem Gast die Türe offen und wies den anderen Sklaven an, sich um das Pferd zu kümmern.

  • Sicanus hatte die ganze Nacht über die Papyri des Marcus Aelius Callidus ausführlich studiert und sich mit allen Einzelheiten der Betriebe des dominus vertraut gemacht. Sicanus bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit vergangen war. Als er wieder aufblickte, graute bereits der Morgen.


    Er war noch immer aufgeregt, so dass er die Müdigkeit gar nicht spürte. Er wollte den Auftrag des Herrn so schnell als möglich ausführen. Und so legte er die neue Tunika und Toga an, welche ihm der Herr hatte bereit legen lassen.


    Nachdem Sicanus seine Kleidung überprüft hatte und sicher war, dass die Toga ordnungsgemäß saß, nahm er das versiegelte Pergament an sich, welches ihm der dominus anvertraut hatte. Er sollte es dem Gaius Caecilius Crassus persönlich und unversehrt überbringen. Sicanus verstaute das Pergament sicher und unscheinbar in der sinus seiner Toga, so dass Passanten nicht sehen konnten, dass er ein Schreiben bei sich trug.


    Nachdem Sicanus sich sicher war, dass er nichts übersehen, nichts vergessen hatte, machte er sich auf den Weg zur Casa Caecilia.


    Dort angelangt, klopfte er an der porta und wartete geduldig auf Einlass.

  • Der Ianitor öffnete auch dieses Mal nach gewohnt kurzer Zeit die Türe und grüßte den Besucher respektvoll. Es war, wie so oft, ein ihm völlig unbekannter Mann, der da vor ihm stand. Er schien zwar nicht sonderlich arm zu sein, doch zu den reichsten gehörte er wohl auch nicht - dafür fehlte das Gefolge. Aber was er hier wollte, würde man ja schnell herausfinden können:


    Salve, Fremder. Was wünschst du?

  • Ich war froh, dass einer der Sklaven vorbei kam, denn der Ianitor schien, verständlicherweise, wie ich zugeben musste, nicht gerade überzeugt. Nunja ich hatte ja auch noch meine Unterlagen von der Legio bei mir mit der ich mich notfalls hätte ausweisen können.
    Aber das war ja glücklicherweise nicht nötig, ich nickte dem Sklaven, der mich trotz leichtem Bartwuchs identifizieren konnte dankbar zu und betrat dann unsere Eingangshalle. Crassus war also schon wieder unterwegs? Dem Kaiser entgegen reisen?
    Typisch, offenbar war er in meiner Abwesenheit nur noch wichtiger geworden.


    "Kein Problem, ich will sowieso erstmal "ankommen". Ist denn mein altes Zimmer noch frei?"

  • Der Ianitor nickte langsam. Er musste erst einmal überlegen welches denn das angesprochene Zimmer war. Denn Platz war in der Casa zwar genügend vorhanden, sodass selten ein Zimmer zweckentfremdet werden musste, doch standen noch einige andere Zimmer von anderen Familienmitgliedern leer. Da den Überblick zu behalten war nicht so einfach.


    Nach einigem Überlegen konnte er ein Zimmer dem Namen zuordnen:


    Ja, das ist es. Ich führe dich dorthin, wenn du wünschst.


    Da dies keine wirkliche Frage war, packte er ein, zwei Gepäckstücke und führte den Caecilier dann zu seinem Cubiculum.

  • Als der Ianitor Sicanus die Tür geöffnet und ihm nach seinem Begehr gefragt hatte, antwortete Sicanus pflichtgemäß:


    „Salve! Mein Name ist Cadmus Sicanus – Scriba Personalis des Marcus Aelius Callidus. Ich bin hier auf Geheiß meines dominus, um ein Schreiben zu überbringen, welches ich dem Gaius Caecilius Crassus persönlich überreichen soll. Ferner hat mich mein Herr damit beauftragt, bei dem Caecilius Crassus in einer geschäftlichen Angelegenheit vorzusprechen.“

  • Oh, da gibt es ein Problem. Der Hausherr, der Praefectus Praetorio Caecilius, ist derzeit nicht in der Casa anzutreffen, ja, er ist nicht einmal in Rom. Er ist dem neuen Kaiser entgegen gereist, um ihn in Rom zu begrüßen. Wenn es sehr wichtig ist, kann ich dir anbieten, dich an seinen Verwalter weiter zu leiten. Ansonsten müsstest du wohl warten, bis er wieder zurückkommt. Er meinte, dass er spätestens in vier bis fünf Tagen wieder zurück sein sollte.

  • Die neue Situation stellte Sicanus in der Tat vor ein Problem. Zum einen hatte der dominus ihn darauf hingewiesen, dass das Schreiben äußerst dringlich war und daher dem Praefectus Praetorio so schnell als möglich zu überbringen war. Andererseits hatte man ihm aber auch aufgetragen, das Schreiben dem Praefectus nur persönlich zu übergeben. Sicanus steckte in einer Zwickmühle…Nach einiger Zeit des Überlegens antwortete er schließlich:


    „Mein dominus hat mich damit beauftragt, die Schriftrolle persönlich zu übergeben. Es ist mir nicht gestattet, die Dokumente an einen Dritten zu übergeben. Doch hat mein Herr mich auch auf die Dringlichkeit des Schreibens hingewiesen. Ich würde daher sehr gern Dein Angebot annehmen und mit dem Verwalter deines dominus sprechen wollen, womöglich gelingt es uns ja eine Lösung für diese heikle Situation zu finden.“

  • Mit aufgeregtem Klopfen in der Brust marschierte ich den Hügel des Aventin hinauf, um meiner Familie nach langer Zeit die gebührende Aufwartung zu abzustatten.


    Jeder Schritt brachte mich den großen Eichentüren näher die den Eingang zur Casa Caecilia bildeten.


    Schon stieg ich die Stufen zu den Türen hinan, hielt noch einmal kurz inne, rückte meine Tunika zurecht, versuchte meinen Atem vom anstrengenden Anstieg zu kontrollieren und wischte mir den Schweiß von der Stirn.


    Dann war der Moment gekommen.
    Ich hob meinen Arm und ließ meine geballte Faust zwei mal gegen die schwere Eichentür fallen.



    - Pock - Pock -



    Stille.
    Gespannt wartete ich auf das Öffnen der Eingangstür.

  • Der Ianitor der Casa Caecilia, der auch schon schneller gewesen war, öffnete nach kurzer Wartezeit die schwere Porta der Casa. Da der Ianitor seit Creticus Abgang und Crassus Ankunft in Rom schon öfters gewechselt wurde, erkannte er in dem Gast vor der Türe kein bekanntes Gesicht:


    Salve, Herr. Du wünschst?

  • Sei gegrüßt! erwiederte ich und mußte mich nach meinen ersten Worten räuspern, da mir ein Frosch im Hals zu stecken schien.


    Da mich der Janitor als Caecilii nicht zu erkennen schien, machte ich die Sache spannend und nannte vorerst noch nicht meinen Namen.


    Ich bitte zu Caecilius Crassus vorgelassen zu werden. Bestell ihm, er wird sich freuen ein lange Zeit verschollenes Familienmitglied wieder zu sehn.

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