• Die Stola aus Seidendamast hing locker an ihr herunter, auf dem Weg zur Porta hatte sie sie noch mal richtig über ihren Arm gelegt.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als ihr immer mehr bewusst wurde, dass sie wieder in Rom war. Schon zu lang war es her, dass sie von hier aufgebrochen war.


    Helia, lass Damianos das nehmen. Tiro kündige uns an, ich will Crassus erstauntes Gesicht so schnell wie möglich sehen


    Die treue Sklavin tat wie geheißen und nahm sich weitere Gepäckstücke aus der Sänfte vor, der junge Grieche übernahm ihre Sachen und im gleichen Moment eilte ihr ältester Sklave zur Porta. Auch er war froh wieder heimzukehren.
    Cara beaufsichtigte die anderen Sklaven und schaute sich um.
    Sie sehnte sich schon lang wieder hierher zukommen. Familie und Freunde hatte sie für ihre Reisen verlassen müssen und sie schmerzlich vermisst. Mit ihrem geliebten Bruder Crassus hatte sie zwar kontinuirlich geschrieben, aber ihr fehlten ihre Gespräche.
    Nun war sie zurück und freute sich auf das Leben und die Leute Roms. Auch wenn einige ihrer Verwandten und Freunde inzwischen selbst in die ganze Welt verstreut waren, so war Rom doch der kulturelle Indikator für das ganze gesellschaftliche Leben. Rom war eben doch der Mittelpunkt der Welt.


    Eigentlich hat sich nicht viel verändert...


    Dann wartete sie, während Tiro anklopfte.

  • Wie immer um diese Uhrzeit pflegte Crassus den Kontakt mit seinen Klienten. Er empfing diese der Wichtigkeit nach geordnet und hörte sich ihre Probleme und Sorgen an und schaffte so gut es ging Linderung. Meist wechselten mal mehr mal weniger gefüllte Lederbeutel den Besitzer, die für ein neues Gehöft, für einen Anwalt oder für Verwendungszwecke waren, die Crassus sicher nicht näher bestimmt wissen wollte. Mehr oder wenig plötzlich und ungewohnt kam der Ianitor zu Crassus und meldete ihm die ungeplante Ankunft von Cara an. Zwar hatte Cara bei ihrer Abreise angekündigt, dass sie bald wieder kommen würde, aber trotzdem hatte Crassus damit gerechnet, dass sie vorher einen Brief schicken würde.


    Wie auch immer, da nur noch wenige Klienten auf Crassus warteten, gab er jedem von ihnen ein Geld - auch ohne sich ihre Probleme anzuhören - und entließ sie für heute wieder. Er würde sich spätestens morgen um sie und ihre Problemchen kümmern und ganz dringende Dinge vertagte er auf den Abend. Er schickte einen Sklaven los um Caras Zimmer vorbereiten zu lassen, während sich Crassus selbst zur Porta aufmachte:


    Cara, welch Freude dich wieder hier zu sehen! er begrüßte seine Schwester mit einer herzlichen Umarmung: mit dir habe ich ja noch gar nicht gerechnet. Aber es ist schön dich hier wohlbehalten zu sehen. Komm doch rein. Hast du Hunger oder Durst? er legte einen Arm vorsichtig um sie und führte sie in das Innere des Hauses.

  • Als er vor ihr stand, lächelte Cara ihren Bruder strahlend an; wusste sie doch, dass er sonst nicht selbstverständlicher Weise sich selbst zur Porta aufmachte, sondern durchrief.
    Sie erwiederte seine Umarmung mindestens genau so herzlich und tadelte dann scherzhaft "Glaubst du, dass wenn du mir berichtest, dass deine Verlobungsfeier schon angesetzt und inzwischen ja nun auch schon hinter dich gebracht ist, ich mich noch lange aufhalte dir zu antworten?!"


    Sie ließ ihn sich ins Haus führen und seufzte, als sie das Innere betraten erleichtert "Außerdem ist es doch nirgends so schön wie zu Haus".
    Sie vergewisserte sich, dass die Sklaven alles mit herein brachten und sich dann auf ein Nicken zu Tiro in ihre Gemächer aufmachten, nachdem dieser dafür gesorgt hatte, dass alles zu seinem alt angestammten Platze gebracht wurde.
    "Wenn du mit mir speist gerne", lachte sie und wandte sich ihm dann zu. Sie nahm seine Hände und legte dann mit neckischem Blick den Kopf schräg "Dann kannst du mir auch endlich von deiner Verlobten im Detail berichten. Ich kann es kaum erwarten sie nun persönlich kennen zu lernen!"

  • Nach der langen und beschwerlichen Reise war es nun endlich geschafft: Die keline Reisegruppe um Tiberius Caecilius Metellus erreichte endlich ihren lange herbeigesehnten Zielort, die Casa Caecilia.


    Tiberius klopfte sich den Staub der Reise aus den Kleidern und trieb seine Bediensteten zur Arbeit an: Das Gepäck musste in das Haus gebracht, die Pferde versorgt werden.


    So durschritt er die Türe der Heimstatt seiner Familie und war schon gespannt, wer ihn empfangen würde.

  • Es war die Nacht nach dem Gastmahl in der Casa Germanica und die verhüllten Gestalten kamen auf geräuschlosen Sohlen. Zwei Männer hielten Straße, Haustüren und Fenster im Auge und Knüppel unter ihren Mänteln verborgen. Ein dritter schwang den Pinsel mit schwarzer Pechfarbe. Das Werk war schnell vollbracht und wie sie gekommen waren, so verschwanden die Männer auch wieder. Auf der anderen Straßenseite löste sich wenig später aus einer Baumgruppe ein weiterer Schatten. Und an der Wand neben dem Eingang zur Casa Caecilia blieb eine schwarze Aufschrift zurück, die nicht zu übersehen war:


    CAECILIA LAEVA IST EINE GEILE LVPA VND BESORGT ES DIR GVT FVER 10 SESTERZE

  • Einige Sklaven und Caecilia Laeva traten aus der Casa. Sie trugen ebenfalls Eimer mit schwarzem Pech. Auf einen Wink von Caecilia Laeva begannen sie mit der Arbeit. Als sie fertig waren, stand folgender Satz unter dem vorherigen.


    CAECILIA LAEVA SVCHT SICH IHRE KVUNDEN SELBER AVS UND NIMMT MINDESTENS 30 SESTERZE. BESONDERE WVENSCHE KOSTEN MEHR!


    Nach einigen Wochen wurde jedoch beide Schriftzüge wieder übertüncht.

  • Centho hatte heute schon so einige unangenehme Begegnung aber es half ja nichts. Das war nun mal seine Aufgabe als Decemvir so kopfte er auch an der Casa Caecilia um hier die Erben eines verstorbenen an zu sprechen. Er hoffte doch sehr das sie vom Tot schon wussten alles andere war immer sehr unschön.

  • Als der Ianitor die Tür öffnete grüßte er freundlich. Immer hin war es doch ein recht unschöner Anlass.

    „Salve meine Name ist Lucius Iulius Centho ich bin einer amtierenden Decemvir und auf der suchen nach Caecilia Laeva und Caecilia Calena ich muss sie in einer Erbschaftsache sprechen. Sind die Damen zu gegen?"

  • Centho nickte und folget brav ins Atrium. Es war schon merkwürdig in wie viele verschiedene Häuser einen diese Art Arbeit brachte. Immer hin war er ein Fremder hier und kannte keiner hier.

  • Es war lange her, dass Gaius das große Stadthaus der Caecilier betreten hatte. Um genau zu sein war er damals ein Kind gewesen und konnte sich daher nur noch Schemenhaft daran erinnern, wie es von Innen ausgesehen hatte. Von außen waren die meisten Häuser in diesem Viertel gleich. Zumindest der Aufbau einer römischen Casa glich in den meisten Fällen jeder anderen und so hatte er seine Mühe damit, überhaupt erst einmal das richtige Haus ausfindig zu machen. Denn wie es der Zufall wollte, hatte ihn in den letzten Tagen eine Nachricht seines Verwandten Tiberius Metellus – ein Cousin 2. Grades - erreicht, der ihm darum gebeten hatte, sich dem Haus etwas anzunehmen, da er sich selbst in Germanien aufhielt und der letzte Hausbewohner vor kurzem selbst in eine andere Provinz übersiedelt war. Zu einer solchen Einladung ließ Gaius sich selbstverständlich nicht lange bitten. Für den jungen Mann war es selbstverständlich nicht nur eine große Ehre, auf das seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindliche Stadthaus achtzugeben und es in schusszuhalten, sondern er sah es auch als große Chance an, auf diese Art und Weise in Rom Fuß zu fassen und sich dort vielleicht sogar eine Zukunft aufzubauen. Eigene vier Wände, in einer der großen Mietskasernen Roms, hätte er sich bei seinem aktuellen Vermögen ohnehin niemals leisten können und so hatte er zumindest schon einmal ein Dach über den Kopf, für das er nichts Zahlen brauchte. Fortuna meinte es wohl gut mit ihm.


    Nach einigem Suchen und umherirren in den engen Straßen Roms war er schließlich bei seinem Ziel angekommen – die Casa Caecilia. Von außen sah sie schon einigermaßen Imposant aus, zumindest verglichen mit einer Mietskaserne. Wie Gaius recht schnell bemerkte, saß vor dem Eingang ein gelangweilt dreinblickender Ianitor, der seelenruhig die vorbeiflanierenden Passanten auf der Straße beobachtete. Nun, er hatte dieser Tage bestimmt nicht sonderlich viel zu tun und daher war sein Anblick vermutlich zu verstehen. Zumindest Gaius konnte es ein wenig nachvollziehen und so ging er lächelnd auf den Sklaven zu "Salve! Mein Name ist Gaius Caecilius Metellus. Ich nehme an du wurdest über meine Ankunft informiert?"


    Der Sklave, der im ersten Moment nicht wusste wie ihm geschah, schließlich hatte er nicht damit gerechnet von einem der Passanten angesprochen zu werden, sprang sofort auf und verneigte sich. "Ja Herr! Das habe ich. Bitte tritt doch ein. Ein Zimmer wurde bereits für dich vorbereitet." Mit diesen Worten griff der Ianitor auch schon zur schweren metallbeschlagenen Holztüre und öffnete sie dem neuen „Hausherrn“. Gaius nickte zufrieden. "Wie viele Sklaven sind eigentlich im Haus verblieben?" fragte er interessenshalber nach. "Nur 4 Herr… Neben mir selbst gibt es noch eine Köchin, ein Cubicularia und einen Laufburschen" antwortete der Sklave. "Hmm… das sind nicht wirklich viele Sklaven für ein so großes Haus, aber für den Anfang sollte es reichen" philosophierte der junge Caecilier laut über die Auskunft des Ianitors. Der Laufbursche war selbstverständlich praktisch, denn er konnte sich um Gaius Gepäck kümmern, dass noch per Wagen nachgeliefert werden sollte. Und auch vier weibliche Hände waren gut, denn sie sorgen dafür, dass die Casa sauber blieb und alle zu ausreichend Essen hatten – zumindest ging er davon aus. Gaius selbst hatte nicht unbedingt einen ausgeprägten Hang zur Ordentlichkeit und daher waren die beiden Sklavinnen in naher Zukunft gewiss eine große Hilfe. "Wir unterhalten uns später noch einmal. Zuerst möchte ich das Haus sehen und die anderen kennen lernen." Dann nickte er dem Skalven noch einmal dankend zu und trat schließlich ein.

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