• Ihr war sehr wohl aufgefallen, dass ihr Herr etwas nachdenklich geworden war, während sie erzählte. Wie es schien, waren mehr ihre sprachlichen Fähigkeiten gefordert, als die musischen und kosmetischen Tätigkeiten, die sie sonst gewohnt war.


    Nun machte es sich bezahlt, dass sie sich stets die Sprachen ihrer Herrschaften angeeignet hatte. Das war sehr wichtig gewesen, denn wenn man die Sprache des neuen Herrn nicht verstand, fiel man sehr schnell in Ungnade. Persisch beherrschte sie zwar am besten, doch auch Griechisch und Latein hatte sie gelernt. Mit etwas Übung würde sie dies schnell verbessern können, da war sie sicher.


    Wie Ihr es wünscht Herr ! entgegnete sie ihrem Herrn zuerst auf seine Bemerkung hin mit einer kurzen Verbeugung und antwortete weiter auf seine Frage. Herr, ich kann Griechisch schreiben und lesen, aber ich bin nicht so geübt im sprechen. die lateinische Sprache kenne ich seit etwa einem Jahr in Wort und Schrift. Bitte verzeiht mir, wenn ich also noch nicht perfekt in allem sein sollte. Aber ich werde schnell lernen, damit ihr mit mir zufrieden seid.

  • "Hm, ja, deine Sprachfähigkeiten wirst du noch perfektionieren, dafür werde ich Sorge tragen. Indes habe ich eine erste Aufgabe für dich."


    Tiberius gab dem Verwalter durch einen Wink zu verstehen dass er sich entfernen sollte, was dieser auch sogleich tat.


    "Begib sich zu den Archiven des Senats und verlange in meinem Namen die Sitzungsprotokolle der Debatte zur letzten Änderung des Lex Mercatus. Der Gesetzesentwurf stammte von Volkstribun Terentius Cyprianus, die Archivare werden wissen was sie dir geben müssen."

  • Nanami versuchte über ihre erste Verwunderung hinweg alles was ihr Herr sagte sofort zu verinnerlichen. Ein Botengang also wurde von ihr verlangt. Ihr Herr lies dabei keinen Zweifel daran, dass er von ihr erwartete diese erste Aufgabe schnell und gut zu erledigen, egal wie gut sie sich hier in Rom und mit solchen Aufgaben auskennen mochte oder auch nicht.


    Zu den Archiven des Senats sollte sie gehen, nur wusste sie nicht wo das war - noch nicht. Der Weg dorthin war also das einzige Problem, das es zu lösen galt. Doch man konnte sich schließlich durchfragen. Daher entschied sie nicht weiter nachzufragen, um keinen schlechten Eindruck zu erwecken. Ja Herr, ich werde die gewünschten Dokumente sofort für Euch holen sagte sie mit einem Lächeln und verbeugte sich, die Hände immer noch gefaltet zum Zeichen, dass sie alles verstanden hatte.


    Kurz wartete sie noch, ob ihr Herr sie mit dieser Aufgabe bereits entlassen würde, oder sich zuvor noch weiter mit ihr befassen wollte.

  • Nach wenigen Augenblicken kam Tiberius in das Atrium, nicht wenig überrascht über den Besuch seines Arbeitgebers.


    "Salve, Praetor Prudentius Commodus! Was verschafft mir die Ehre dich als meinen Gast willkommen zu heißen?"


    Er wedelte kurz mit der Hand, und schon kam ein Sklave herbeigesprungen dem Tiberius auftrug etwas Wein herbeizuschaffen.

  • Commodus wandte sich seinem Angestellten zu, dem er heute jedoch in einer anderen Funktion gegenüberstand.


    "Salve Caecilius Metellus. Meine Glückwünsche zu deinem Auftritt vor dem Senat, du hast dich gut geschlagen." sagte er. "Und mein Kommen ist eng damit verbunden. Ich habe einen Fall für einen jungen, aufstrebenden Advocatus wie dich."

  • "Vielen Dank, Praetor, ich gab mir größte Mühe. Obgleich ich doch noch auf eine erbauende Diskussion gehofft hatte."


    Der Sklave kam indes mit einem mit Weinkanne und Bechern beladenem Tablett zurück, und Tiberius deutete auf die Kanne:


    "Darf ich dir etwas Wein anbieten?


    Was höre ich? Einen Fall für einen Advocatus? Ich bin ganz Ohr!"

  • "Der Senat ist schon lange kein Ort mehr, an dem wirkliche Diskussionen ablaufen, also mach dir nichts daraus." sagte er.


    Das Angebot nahm er mit einem Nicken an.


    "Es geht um eine Klage. Lex Mercatus Paragraph 3, Satz 5. Ich dachte mir, dass du dafür der richtige Mann sein würdest." sagte er und wartete ab, ob er die Neugierde des jungen Mannes erweckt hatte.

  • Tiberius legte die Stirn in Falten.


    "Eine Schande, wo doch der Senat der richtige Ort für hochtrabende Debatten wäre. Naja."


    Er schloss diesen Punkt mit einem Schulterzucken und bedeutete dem Sklaven, dem Praetor und ihm etwas Wein einzuschenken.


    "Ah, lex mercatus Paragraph 3 Absatz 5, ich gebe zu dass mir dieses Gesetz nicht ganz unbekannt ist."


    Er grinste bis über beide Ohren und ließ sich den Weinbecher vom Sklaven reichen der auch schon einen an den Praetor gegeben hatte. Dann wurde er wieder ernst.


    "Du hast meine Neugierde geweckt, worum geht es genau?"

  • "Um einen Patrizier, nämlich der amtierende Comes der Regio Italia, der vor einiger Zeit, nachdem die Erweiterung der Lex Mercatus durch den Senat verabschiedet worden war, Betriebe eröffnet hat, die offensichtlich nicht als landwirschaftlich angesehen werden können. Auch die Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Gütern ist dabei eher fraglich."

  • "Du würdest den Kläger vertreten. Oder eigentlich die Kläger, da die Anklage im Namen der Socii Mercatorum Aurei. Als Vertreter der Socii wird Octavius Detritus dein Mandant werden." sagte er.


    Dann liess er sich von seinem Scriba-Sklaven ein Dokument reichen, welches er einen Moment lang betrachtete.


    "Es geht konkret um einen Schuster. Und je nach Auslegung könnte man noch eine Metzgerei und eine Viehzucht ankreiden. Es wurde bisher noch keine Anzeige erstattet, dies müsstest du, so du den Fall übernimmst, noch erledigen."

  • "Ah, gut, dann wäre es sicherlich von Vorteil wenn besagter Octavius Detritus mich aufsuchen würde damit ich mit ihm die Einzelheiten besprechen kann. Soll die Anklage offiziell im Namen der Socii Mercatorum Aurei erhoben werden? Denn dann könnte auch ich offiziell als ihr Advocatus angegeben werden. Alternativ würde es offiziell die Klage einer Einzelperson.


    Um einen Schuster... das dürfte kein Problem werden. Metzgerei und Viehzucht, da sieht es schon schwieriger aus. Bei der Viezucht dürfte der Klage kein Erfolg beschieden sein, bei einem Metzger nur sehr bedingt... aber da müsste ich mich noch einmal richtig über den Sachverhalt erkundigen.


    Die Formalitäten werde ich selbstverständlich alle übernehmen."

  • "Er wird dich in Kürze aufsuchen. Ich wollte nur zuvor alles mit dir besprechen, damit du bereits die notwendigen Vorbereitungen treffen kannst. Schliesslich wäre es in unserem Interesse, wenn das ganze noch vor Ablauf der aktuellen Amtszeit über die Bühne ginge." sagte er.


    "Die Klage kann ruhig im Namen der Socii eingereicht werden. Das eröffnet schliesslich auch zusätzliche Argumentationsmöglichkeiten, da einige der Mitglieder durch die illegalen Geschäfte des Comes geschädigt werden."


    "Welche Betriebe du in die Klage aufnimmst überlassen wir dir, da du der ausgewiesene Experte in Belangen der Lex Mercatus bist."

  • "Vor ablauf der aktuellen Amtszeit, das sollte auf jeden Fall machbar sein, solange die Praetoren nicht allzulangsam arbeiten."


    Dabei huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht, sprach er doch soeben mit einem solchen.


    "Dann würde die Klage im Namen der Socii, vertreten von Octavius Detritus eingereicht, den wiederum ich vor Gericht vertrete. Wie gesagt, wegen der Betriebe werde ich mich noch einmal genauer mit der Materie befassen.


    Ich denke, dass somit fast alles geklärt wäre bis auf eine Kleinigkeit: Mein Honorar. Die Anzeigekosten in Höhe von 500 Sz. werde ich natürlich vorstrecken."

  • "Ich glaube schon, dass die zuständigen Praetoren sich ran halten werden. Falls nicht, so gibt es Mittel und Wege ihre Arbeit zu beschleunigen." sagte er mit einem Zwinkern.


    Commodus gab seinem Scriba-Sklaven einen Wink und dieser holte einen Lederbeutel hervor, den er dem Caecilier aushändigte.


    "Für die Anzeigekosten." sagte Commodus. "Bezüglich des Honorars... Was schwebt dir vor?"

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