- Schlafzimmer des Hausherrn -

  • Livia stellt die Kiste wieder beiseite und erhebt sich von ihrem Platz.


    "Mein lieber Hungaricus...
    Ich habe das Gefühl, dass du mir etwas verheimlichst.
    War der Medicus nun da, oder nicht? Wurdest du untersucht, oder nicht? Hat es eine sinnvolle Diagnose gegeben, oder nicht?
    Nun antworte mir endlich vernünftig auf meine Fragen und druckse nicht so jämmerlich herum! Du weichst mir in einer Tour aus! Wir haben eine Abmachung und du wirst dich daran halten!"


    Ihre Stimme ist noch ruhig und bestimmt, doch sie funkelt ihn drohend an.

  • Hungi funkelte zurück.


    Meine liebe Verlobte. Entweder hast du mir nicht zugehört, dann würde ich dir selber einen Besuch beim Medicus vorschlagen. Aber anscheinend glaubst du mir nicht. Und jämmerlich - meine Liebe - bin ich sicher nicht! X(


    Glaube es oder nicht. Was der Medicus Ursus aufgetragen hat - keine Ahnung, ich war nicht dabei. Ich hatte was besseres zu tun, nämlich zu schlafen... und zu arbeiten.


    Also krieg ich jetzt die verdammte Kiste oder nicht?

  • Livia sieht ihn noch einige Sekunden lang eindringlich an. Sie kämpft mit sich selbst, hat jedoch eigentlich keine Lust auf eine solche Auseinandersetzung. Also seufzt sie schicksalsergeben und geht leicht kopfschüttelnd wieder zu ihm hin.


    "Führ dich nicht so auf. Hier, da hast du sie. Sie kommt direkt aus deiner Heimat, scheinbar von der Verwandtschaft..."


    Sie hebt resignierend die Schultern.


    "Gibt es sonst noch etwas, was ich für dich tun kann, Praefectus?"

  • Heimat? Verwandtschaft? Aus Savaria?


    Etwas erstaunt musterte er die kleiine Kiste, legte sie auf seinen Schoß und öffnete den Verschluß. Er hielt eine kurze Zeit inne, bevor er den Deckel der Kiste hob. Darin sah er Schriftrollen, viele Schriftrollen. Und ein Brief, der zuoberst lag.



    Sei gegrüßt, mein Neffe Marcus.


    Lange bereits haben wir uns nicht mehr gesehen, doch sei ohne Sorge, es ist nichts Schlimmes passiert. Allen hier geht es gut, und die letzten drei Sommer waren äußerst ertragreich. Der kleine Publius ist mittlerweile schon größer als ich, und ein echter Vinicier, er verdreht allen Mädchen hier den Kopf. Vielleicht werde ich ihn dir bald schicken müssen, sonst habe ich früher ein Enkelkind, als mir lieb ist.


    Doch lassen wir den Spaß beiseite. Hier in dieser Kiste ruht noch ein Vermächtnis deines Vaters. Er bat mich vor seinem Tode, dir diese Schriftrollen nicht sofort zu übergeben, sondern erst zu warten, bis du mit beiden Beinen fest im Leben stehst. Nun, ich habe ganz bewußt lange gezögert und nicht - wie deine Tante Vibia meint - darauf vergessen. So alt bin ich auch wieder nicht. Viele Fragen über unsere Herkunft, über die dein Vater und auch ich nicht sprechen wollten, werden mit diesen Rollen hoffentlich beantwortet.


    Mögen die Götter mit dir und deiner Familie sein. Ach ja, deine Tante meint noch, du sollst drauf achten, immer gut zu essen... Du kennst sie ja.


    Vale,
    Lucius Vinicius


    Interessiert und zeitweise etwas verdutzt las Hungi den Brief. Schau schau, der kleine Publius... Er mußte grinsen. Doch schnell wieder war seine Aufmerksamkeit auf den Inhalt gelenkt. Sollte er seine Neugierde sofort stillen? Oder doch lieber warten, bis er alleine war? Geistesabwesend schaute er seine Verlobte an.

  • Livia hat ihn schweigend beobachtet und geduldig gewartet. Doch auch als er seinen Brief zu Ende gelesen hat, lässt Hungaricus sich nicht zu einer Antwort auf die Frage herab. Sie seufzt frustriert.


    "Das ist vermutlich ein 'Nein', hm? Also gut... Soll ich dich mit deinem Paket allein lassen, Praefectus?"


    Gedanklich nimmt Livia sich schon ein entspannendes Bad für den späteren Abend vor, außerdem einige besonders erlesene Köstlichkeiten von Ursus. Dazu ein Stapel schöner Schriftrollen...

  • Wortlos nickt Livia und wendet sich dann von Hungaricus ab. Sie geht hinaus und schließt die Tür leise hinter sich.


    Erleichtert, nun endlich 'Feierabend' zu haben, macht sie sich auf die Suche nach Ursus... :]

  • Ungläubig schaute er auf die geschriebenen Zeilen. Die erste Rolle verschlang er geradezu, dann setzte er ab, denn seine Kopfschmerzen meldeten sich nur zu sehr zurück. So las er ab dann gemächlicher und viel langsamer. Als er nach einiger Zeit von den Rollen abließ - denn er fühlte sich mehr und mehr erschöpft - verstand er endlich, warum sein Vater ihm nichts erzählte... Als er aber über einen ihm bekannten Namen stolperte, der aber unmöglich mit der Person zu tun haben konnte, die Hungi aus verschiedenen Situationen und Begegnungen kannte, mußte er schmunzeln. Schon sein Ahn hatte also Probleme mit dem Träger dieses Namens... Einige Dinge vererbten sich anscheinend. :D

  • Wunderbar erholt und sich wie neugeboren fühlend kehrt Livia zurück in Hungaricus Zimmer. Sie hat gemütlich in einigen Gedichten gelesen, danach ausgiebigst gebadet und freut sich nun auf das köstliche Essen. Als sie ihren Verlobten hochkonzentriert über ein Dokument gebeugt sieht, das ihn scheinbar sehr amüsiert, tritt sie ein wenig neugierig hinzu.


    "Haben deine Verwandten dir etwas Interessantes geschickt?"

  • Das kann man wohl sagen.


    Er mußte noch immer schmunzeln, legte die Rolle, die er noch in der Hand hielt, in die Kiste zurück und schloß sie.


    Sie haben mir meine Vergangenheit geschickt. Das heißt, eigentlich die Vergangenheit meiner Familie.

  • Im ersten Augenblick will Livias Interesse an den Schriftstücken schon schwinden. Doch dann wird ihr bewusst, dass seine Familie auch bald die ihre sein wird. Neugierig tritt sie hinzu und versucht, einen Blick auf das oberste Dokument zu werfen.


    "Tatsächlich? Und wie sieht diese Vergangenheit aus?"


    Sie hebt leicht eine Augenbraue und sieht Hungaricus an, als ihr eine weitere Möglichkeit gewahr wird.


    "Oder sind es nur lauter Anekdoten von mir unbekannten Verwandten von dir?" ^.-

  • Anekdoten? Ja. Aber nicht nur. Auch ein paar interessante Geschichten sind dabei, zumindest sind sie für mich interessant. Ich habe aber keine Ahnung, ob du sie im gleichen Maße für bemerkenswert halten würdest.


    Wahrscheinlich doch. :D


    Doch ich möchte dich nicht langweilen damit. Und außerdem muß ich das Geschriebene ja erst auf ihre Richtigkeit überprüfen...

  • ^.- Die gehobene Augenbraue bleibt weiterhin leicht angehoben.


    "Nun mach nicht so ein Aufhebens drumherum. Sag schon, was ist so interessant?"


    Livia tritt heran und versucht ihm einen der Zettel aus der Hand zu nehmen.


    "Es ist immerhin auch bald meine Familie... Bitte." :)

  • Nunja, sie hatte recht. Bald war es auch ihre Familie, sie sollte eigentlich schon wissen, in welche sie einheiratet. Auf der anderen Seite...


    Hmmm... Na gut, einen Teil kann ich dir ja schon mal zeigen. Aber du mußt Stillschweigen bewahren.


    Er gab ihr den Brief seines Onkels und eine Rolle, in der sein Vater den Tod seines Großvaters schilderte.


    Hier. Lies mal diesen Namen. Fällt dir etwas auf?


    Hungi mußte wieder grinsen.

  • "Was??" 8o


    Livia liest den Namen erstaunt ein zweites Mal. Dann lässt sie sich auf der Bettkante nieder und überfliegt den gesamten Text kurz. Nach und nach erscheint ein amüsiertes Lächeln auf ihrem Gesicht.


    "Das ist ja interessant..."


    Sie lacht leise und sieht schmunzelnd zu Hungaricus hinüber. Einige Punkte im Text halten jedoch noch ihre Aufmerksamkeit gefangen und sie widmet sich erneut der Lektüre. Wieder ernster werdend liest sie weiter.


    "Hmm... Ja... Interessant... Wirklich interessant..."


    Nach einiger Zeit sieht Livia sich suchend nach den übrigen Dokumenten um...

  • Hungi lachte nun auf.


    Gell? Finde ich auch.


    Er ließ sie noch diese eine Rolle fertiglesen, doch dann nahm er ihr diese weg und verschloß die Kiste.


    Sei mir jetzt nicht böse, aber du verstehst, wenn ich die Dokumente zuerst lesen möchte. Und ich bin müde und erschöpft, und meine Kopfschmerzen melden sich wieder.

  • "Mhm... Ja... Schlaf ruhig..."


    Gedanklich abwesend nickt Livia ihm zu. Um selbst schlafen zu gehen, ist sie noch nicht müde genug. So erhebt sie sich und begibt sich in die Bibliothek. Dort sucht sie sich gezielt einige Schriftrollen heraus und kehrt mit diesen wieder zurück. In einem der bereit stehenden Sessel macht sie es sich bequem und vertieft sich in die Lektüre. Das wenige, was sie aus den neu eingetroffenen Dokumenten als Information hat erahnen können, überprüft sie anhand dieser Aufzeichungen und ihre Verwunderung nimmt zu. Livia überlegt, ob sie die Kiste einfach öffnen soll, während Hungaricus schläft, um sich weiteres durchzulesen. Doch sie entscheidet sich schweren Herzens dagegen.


    Schließlich, als nichts neues mehr herauszubekommen ist, legt sie die Dokumente beiseite und geht über zu etwas leichterer Kost. Wieder ist es Ovid, auf den ihre Wahl fällt und während sie noch liest, schläft sie nach und nach auf ihrem Sessel zusammengekauert ein.

  • Hungi brauchte nicht lange, bis er einschlief, obwohl seine Gedanken wüst rotierten. Wenn das alles wahr war... wieso wußte er nichts davon? Wieso hat ihm niemand etwas gesagt, auch von seinen Freunden hier in Rom? Sie mußten ja davon wissen... von seiner Familie, von seinem Großvater. Oder interessierten sie sich nicht dafür? Fragen über Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten...


    Etliche Stunden später wachte er auch. Er fühlte sich gerädert, doch schon viel besser als die Tage zuvor. Und Hunger hatte er... Langsam setzte er sich auf, er wollte nicht, daß ihm wieder schwarz wird vor den Augen, und sah Livia auf einem Sessel, schlafend. Er grinste und stand behutsam auf, doch anscheinend ging es ihm wirklich wieder gut, so zog er sich eine Tunika über - ein Bad hatte er anscheinend auch dringend wieder notwendig - und betrachtete seine Verlobte schmunzelnd. So liegen konnte sie aber nicht bleiben, so hob er sie auf seine Arme - darauf hoffend, sich nicht zu überanstrengen - und legte sie behutsam in sein Bett. Doch wider Erwarten machte sein Körper keine Speranzeln, so wußte er, daß es nur mehr eine Sache von zwei, vielleicht drei Tagen war, bis er wieder vollkommen gesund war. Er deckte Livia zu - sie machte nur einen kleinen Muckser, als er sie hinlegte, und schlief sofort wieder weiter - und verließ das Zimmer mit dem Kisterl von seinem Onkel Lucius...

  • Livia seufzt leise und fällt sofort wieder in einen tiefen Schlaf. Im Verlaufe der Nacht träumt sie die unterschiedlichsten Träume, wälzt sich hin und her und schläft wie ein Stein durch bis in den späten Morgen...

  • Nach dem Studium der Libri und dem wirklich anstrengendem Besuch der komischen Verwandten seiner Verlobten fühlte er sich doch noch ein wenig müde. Als er Livia in seinem Bett liegen sah, mußte er schmunzeln. Er hätte es wahrlich schlimmer treffen können, wenn er da an seinen Besuch gerade dachte. Hungi gähnte einmal herzhaft, setzte sich dann in einen Sessel und schaute sich an, was Livia da so aus seiner Bibliothek hergeholt hatte. Schau schau, Ovid... und das Geschichtswerk von Velleius. Merkwürdig, wieso war die ihm noch nie untergekommen? Interessant... Er seufzte. Na kein Wunder, warum er bisher nichts wußte, er las ja kaum etwas aus seiner eigenen Bibliothek. Obwohl er hundemüde war, las er sich das Werk durch. Nur ein paarmal ließ er sich von seiner schlafenden Verlobten ablenken, die anscheinend unruhig träumte...

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