• Aulus konnte es nicht glauben, vor ihm stand tatsächlich sein einstiger Sklave Sporus. Verängstigt und den Tränen nahe, wie immer. Auch hat er sich nicht verändert. Er ist zwar erwachsener geworden, aber immer noch zierlich und klein. Und er scheint auch immer noch naiv zu sein, sonst hätte er sich nicht hier hin getraut. Aulus freute sich über die Begegnung, war Sporus doch immer ein gutmütiges "Opfer" gewesen. Aulus ließ sich seine Freude aber nicht anmerken. Er war schon längst in Gedanken, was er mit ihm machen wollte.

    "Sporus, wie ich sehe, hast du Vernunft angenommen, und bist zu deinem eigentlichen, wahren, Herrn zurückgekommen. Eine kluge Entscheidung." Aulus winke zwei Sklaven zu sich. "Bringt ihn rein und haltet ihn fest. Nicht, dass er direkt wieder weglaufen will.", sagte er spöttisch.

  • Einige Tage, nachdem ich die Antwort auf meinen Brief erhalten hatte, fand ich die Zeit, bei Aurelius Pinus vorbeizuschauen, um über die Details der möglichen Leihe - oder eher Miete - von Sklaven zu sprechen. Da ich mich aktuell noch immer als Gesandter des Reiches Hàn sah, hatte ich mich entsprechend gekleidet. Nicht in Hofkleidung, weil das zu viel gewesen wäre, aber in die Kleidung eines serischen Gelehrten. Von der Unterkleidung aus weißer Seide sah man nur die Enden der Hosenbeine und die Strümpfe. Der Rest war aus schwarzer Seide. Das lange Gewand mit den weiten Ärmeln, der handbreite schwarze Gürtel, an dem ein Siegel aus grüner Jade hing, die geschlossenen, viereckigen Schuhe und die typische schwarze Kopfbedeckung. In Hàn würde man mir dafür sofort höchsten Respekt zollen, hier hingegen war ich damit wohl eher ein sehr dekadenter Fremder.


    Komplett wurde das Bild durch den Spazierstock aus Teakholz mit bronzenem Knauf und bronzener Spitze. Und genau mit diesem Stock, genauer gesagt, mit seinem Knauf, klopfte ich nun gut vernehmbar an die Tür. Denn warum sollte ich den Türklopfer verwenden, den wohl schon tausende Menschen mit ihren Händen berührt hatten?

  • Sporus wurde geschickt, um nachzusehen, wer da an der Porta steht. Aulus sagte, dass er jemanden erwarte. Als er die Porta öffnete und diese große Gestalt voller Pracht sah, verbeugte er sich tief und fragte, "Wer bist du, Herr? Und wen möchtest du sprechen?"

  • Eine so tiefe Verbeugung vor mir hatte ich zuletzt in Serica erlebt. Ich selbst erwiderte sie durch ein leichtes Neigen meines Hauptes. "Richte dem edlen Herrn Aulus Aurelius Pinus aus, dass Aulus Iunius Tactitus in seiner Eigenschaft als serischer Gesandter hier ist, um mit ihm, wie in unserem Briefwechsel besprochen, Möglichkeiten und Details einer temporären Überlassung von Sklaven an mich zu diskutieren. Und richte ihm ferner aus, dass ich bedaure, diesen Termin nicht angekündigt zu haben und es verstünde, wenn der edle Aurelius Pinus im Moment keine Zeit für mich haben sollte. In diesem Fall ersuche ich um zwei, drei Terminvorschläge."

  • Sporus verschwand für einen Moment, um Aulus zu informieren. Er kam zurück zur Porta, öffnete Diese, verbeugte sich abermals mit den Worten. "Aulus erwartet dich, edler Herr. Bitte folge mir".

  • "Danke," erwiderte ich kurz, während ich dem Sklaven folgte. Meinen Spazierstock trug ich nun locker in der linken Hand, wollte ich doch den Boden nicht beschädigen.

  • Nachdem ich im Tabularium war und herausgefunden hatte, wer Sporus erbte, war ich nochmal in der Domus Iunia, um mich wieder umzuziehen. Ich wollte Aurelius Pinus wieder in meiner Rolle als serischer Gesandter begegnen, deshalb war wieder die Seidenkleidung angesagt. Mit Amytis und Sporus kam ich an der Villa Aurelia an und klopfte laut mit meinem Spazierstock an die Porta.

  • Ein Sklave des Hauses öffnete die Porta. Er erkannte Sporus und Amytis. Den anderen Mann in Seidenkleidung kannte er nicht. "Was ist euer Begehr, Aulus Aurelius Pinus ist Tod. Was wollt ihr hier?", fragte er etwas verwirrt. In dem Haus ist Chaos ausgebrochen. Nur Sklaven waren hier, und ein toter Aulus saß da im Cubiculum, mit einem Brief und einem Kästchen in der Hand. Offensichtlich hatte er sich vergiftet.

  • Magnus hatte auf Umwegen von Tode des Pinus erfahren und sich zu dessen Anwesen begeben, dies war herrenlos und er hoffe das er es sich aneignen konnte. Dort angekommen sah er einen fremdländisch gewandeten Herrn stehen der mit einem der Sklaven sprach. Wie stets ganz direkt, trat er hinzu, eine knappe Verbeugung gegen den Fremdem und schon legte er los.

    "Salve, gestatten Gaius Aemilius Magnus, sagt werter Freund, erhebt ihr Anspruch auf dieses Anwesen? Der einstige Eigentümer soll auf merkwürdige Art zu Tode gekommen sein, munkelt man, in den Gassen Roms. Nun ich erhebe Anspruch, auch und insbesondre auf eine junge Dame namens Amytis."

  • Dem Sklaven antwortete ich selbstbewusst. "Ich bin Aulus Iunius Tacitus. Eigentlich war ich in meiner Eigenschaft als serischer Gesandter hierhin unterwegs, doch nun spreche ich in meiner Eigenschaft als Advocatus der Gens Aurelia. Zuletzt vertrat ich Aurelius Romanus. Da kein Aurelier zu gegen ist, werde ich die rechtlichen Angelegenheiten im Sinne der Gens Aurelia und des Verstorbenen Aurelius Pinus regeln." In der Angelegenheit würde ich keinen Spaß verstehen.


    Dann kam ein mir unbekannter Mann hinzu. "Ich gehe davon aus, Aemilius Magnus, dass du kein Verwandter des Toten bist. Daher wäre zunächst abzuwarten, was im Testament steht. Wenn du bedacht wurdest, gut, wenn nicht, dann werde ich dir nicht weiterhelfen können."


    Dann wandte ich mich wieder an den Sklaven. "Bring mir etwas zu schreiben und einen Boten. Danke. Und so lange ich es nicht gestatte, betritt niemand dieses Haus, der nicht Angehöriger oder Eigentum der Gens Aurelia ist." Ich selbst beschloss, ebenfalls hier zu warten. Und meine Körpersprache, die ich in zahlreichen Gerichtsprozessen optimiert hatte, zeigte deutlich, dass ich keinen Widerspruch dulden würde.

  • "Aulus Iunius Tacitus, also, habe von lauten hören werter Freund. Ich achte Deinen rang als Gesandter, jedoch nicht als Advocat. Advocaten nahmen unser gutes Held und verschafften uns dann nicht das uns zustehende Recht. wie Aemili nehmen uns was uns gefällt, so war es und so wird es immer immer sein.

    Pinus war mein Geschäftspartner, Du könntest der meine werden ehrenwerter Tacitus."

    Wie immer ward Magnus nassforsch, er hatte halt noch viel zu lernen.


  • Der Sklave brachte etwas zu schreiben, sowie den Brief von Pinus und das Kästchen. Ungefragt sagte er zu Tacitus. "Herr, dieses Schreiben und dieses Kästchen ist für den Sklaven Sporus bestimmt." Der Sklave verbeugte sich vor Tacitus.

  • Sporus war leicht erschrocken, dass sein ehemaliger Herr gestorben ist. Leid tat ihm das allerdings nicht. Nach all dem Erlebten unter diesen Tyrannen ist das auch kein Wunder. Sporus schaute auf das Kästchen und den Brief. Er war gespannt darauf, was nun folgen würde.

  • Amytis war Yúnzi schweigend gefolgt und hatte vieles erwartet, aber nicht das hier. Ihr Herr war tot? Es war verwirrend, denn sie war doch nur eine Nacht fort gewesen. Was war geschehen? Leid tat es ihr wirklich auch nicht, da er sie nicht gut behandelt hatte. Einer der Gäste des Hauses, die sie hatte 'bedienen' müssen, war ebenfalls anwesend und erhob nun nicht nur Anspruch auf das Haus des Aureliers, sondern auch auf sie selbst. Ein Zufall? Ging das nicht nur ein wenig schnell, wo Pinus' Leichnam nicht einmal kalt war, sondern die Nachricht auch noch ganz frisch? Ihr wurde schlecht, gerade nach den letzten Tagen war diese Selbstverständlichkeit, wie über sie bestimmt werden sollte, noch schwerer zu ertragen und sie bemühte sich, den dreisten Kerl nicht anzuschauen. Immerhin wusste sie ja sehr gut, wofür er sie haben wollte.
    Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Sporus, der einen Brief und ein Kästchen in die Hand gedrückt bekam.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!