Hortus - Der Garten

  • Seia lauschte wie ein kleines Mädchen seinem Onkel, der schon so vieles erlebt und gesehen hatte. Eine seltsame Art und Weise für eine Sklavin einen Mittag zu bestreiten, zweifelsohne aber eine recht angenehme und deshalb genoss Seia sie auch, so lange sie sie noch genießen konnte.


    Bei dem Thema.... Er hatte also schon Menschen getötet. Nicht nur ein paar, nahm Seia an, sondern ein paar viele. Sie musterte ihn und versuchte irgendwelche Merkmale auszumachen, die auf seine Taten schließen ließen. Sie fand eigentlich keine. Zumindest nicht in seinem Gesicht, das wirkte eigentlich nett.
    Bestimmt hatte er viele Narben davongetragen, wenn er auch im Krieg gewesen war.
    Kaisertreue. Seia hatte den Kaiser noch nie in persona gesehen. Was er wohl für ein Mann war und was er dafür tat, dass alle anderen Männer ihm ihre Treue schworen? Was er DAFÜR tat? Diese Frage konnte Seia nicht beantworten. Dann schon eher die, was er dagegen tat, wenn sie ihm nicht folgten. Da gab es dann ja diese Praetorianer.
    Sie stellte sich die Frage, ob sie einem fremdem Mann so die Ehre schwören konnte, wie es dieser Caecilier und viele andere sogar mehrmals getan hatten. Wäre sie Römerin, vielleicht? Naja, dann wäre ihr nichts anderes übrig geblieben, die Römerinnen wurden meist gut erzogen. Und wäre sie als Römer geboren? Naja, dann würde sie nach Macht streben wie jeder andere. Sie verwarf den Gedanken, dafür blitzte ein anderer in ihrem Kopf auf.


    "Und hast du schon einen Sklav-" Seia schluckte und sah den Caecilier mit großen, erschrockenen Augen an. Sie hatte ihn das nicht fragen wollen, aber sie hatte wieder einmal schneller gesprochen als sie gedacht hatte. Sie legte sich schnell eine Hand auf den Mund und neigte den Kopf.
    "Verzeiht, Herr, meine Neugier ist mit mir durchgegangen."

  • Natürlich nahm Crassus während seinen Erzählungen zur Kenntnis, dass die Sklavin ihn musterte. Aber es störte ihn nicht weiter. Zum einen, weil er es gewohnt war, dass man ihn musterte - weil wer wollte schon nicht wissen, wie der Mann aussah, welchem der Kaiser sein Leben anvertraute? - und zum anderen, registrierte er es immer mit Genugtuung, wenn Frauen ihn musterten. Da war es sogar für Crassus egal ob es Sklaven oder freie Frauen waren. Es gab ihm ein Gefühl des Begehrtwerdens. Und wer wollte dieses Gefühl denn nicht erfahren?


    Auf ihre Frage hin nickte er langsam, aber nicht zögerlich oder zimerplich. einfach nur bedächtig, so als ob er sich daran noch einmal erinnern würde. Es ist für mich kein Unterschied, ob die Person frei oder unfrei ist. Wenn ihre Taten eine solche Konsequenzen rechtfertigen oder gar fordern, dann muss man die Konsequenzen auch zu Spüren geben. Es geht ja schließlich nicht, dass man machen kann, was man möchte. Es gibt geschriebene und ungeschriebene Gesetze und egal welche man bricht, für beide gibt es entsprechende Konsequenzen. Und jeder der die Gesetze bricht, muss mit den Konsequenzen leben können. Es zwingt ja keiner jemanden diese Grenzen zu überschreiten.


    Crassus musterte die Sklavin nun eingehend. Sie hatte bisher wahrscheinlich noch gar nichts von dem Leben der Soldaten oder der Römer in Rom kennengelernt. Sie war wahrscheinlich in einem Friede-Freude-Eierkuchen-Haushalt aufgewachsen und hat keine Ahnung von dem richtigen Leben.


    Sollten mir deine Fragen nicht gefallen, Seia - so war doch dein Name? -, dann werde ich es dir schon zu Wissen geben.

  • In ihrem alten Haushalt hätte man ihr eine Backpfeife verabreicht und sie hinaus geworfen, also in ihre Unterkunft geschickt. Sie wusste nicht, ob schonmal einem Sklaven das Leben beendet wurde, bei ihrem alten Herrn. Ihre Mutter hatte jedoch einmal so eine Bemerkung gemacht und wenn sie nachgefragt hatte, wurde sie immer gleich abgeblockt.
    Hm. Hier scheinen mir die Menschen ein wenig liberaler eingestellt. Ich finds gut, aber ich werde mich daran wohl erst langsam gewöhnen können. Wo die Grenzen wohl gesteckt sind, die er anspricht? Wenn ich jetzt aufstehn und ihn kitzeln würde..... dann vielleicht? Uh, besser nicht ausprobieren.


    Seia nickte, als er sich nochmals nach ihrem Namen vergewissterte. Nun ist er schon so kurz und er kann ihn sich nicht so einfach merken. Ach Römerlein. Seia lächelte und sah ihn erst einmal nicht an, weil das Thema der Tötung ihr Respekt einflößen sollte und es sicherlich auch tat. Zumindest einen Moment, dann sah sie nickend wieder auf.


    "Dann macht es dir also nichts aus zu töten?", interessierte es Seia, weil seine Antwort so nüchtern geklungen hatte. Also sie wusste nicht..... Würde sie jemanden umbringen können? Nein, würde sie ganz sicher nicht. Und deshalb konnte sie auch nicht verstehen, dass die Männer in den Krieg zogen, um andere zu töten.

  • Was heißt nichts ausmachen.... begann Crassus leicht sinnierend. Er musste für diese Antwort sogar etwas überlegen. Ihm wurde bei diesem Sinnieren das erste mal wirklich klar, wie leichtfertig er eigentlich bisher immer mit dem Töten umgegangen war. Aber er war deshalb nicht über sich selbst schockiert, sondern es war einfach eine neue Tatsache, die er da entdeckte. Er war vielleicht etwas überrascht, dass es ihm erst so spät auffiel, aber mehr auch nicht. Man erwartete eben von ihm, dass er es tat, wenn es nötig war. Dafür wurde er bezahlt, es war garantierte ihm sein täglich Brot.


    Sagen wir so: wenn es nötig ist, dann zöger ich nicht und tue es auch. Ich habe deshalb weder ein schlechtes Gewissen noch kann ich nachts nicht schlafen. Ich werde dafür bezahlt, dass ich es tute, wenn es nötig ist. Nur so kann man das Leben und der Bestand des Kaisers beziehungsweise des römischen Imperiums sichern. Aber überhaupt, warum sollte ich mit solchen Verbrechern Mitleid haben oder mich nach ihrem... plötzlichen Versterben mit ihnen noch beschäftigen? Sie haben es nicht verdient. Das, was sie für ihre Taten verdient hätten, haben sie dann schon bekommen.


    Crassus sah die Sklavin noch eine Weile lang schweigend an, bevor er einen Schluck aus dem Wasserbecher nahm. Nach dem Schluck sah er allerdings wieder schweigend zu der Sklavin. So, als ob er jeden Moment noch etwas anfügen wollte. Er tat das aber nicht und sah sie nur noch schweigend und wohl nachdenklich an.

  • Es war zwar unerträglich warm, aber Marcella war wieder einmal von Langeweile und dem Wunsch nach einer neuen Tunika getrieben auf der Suche nach ihrem Onkel, der sich laut Verres im Hortus in der Sonne räkelte. In eine locker fallende helle Tunika gekleidet, die ihrem Geschmack nach schon lange nicht mehr zum neusten Schrei der Mode gehörte, betrat sie den Garten der Casa und erblickte Crassus, der sich ihrer angenommen hatte im Gespräch mit einer jungen, hübschen Sklavin.
    "Salve, Onkelchen!" begrüßte sie ihn gutgelaunt und trat zu ihm, der Sklavin ebenfalls ein Lächeln schenkend.

  • Scheinbar hatte sie ihm mit ihrer Frage wirklich einmal zu Denken aufgegeben. Es war wie ein kleiner Triumpf für das Sklavenmädchen, das den Herrn unentwegt gemustert hatte. Was hätte sie gegeben, um in seinen Gedanken lesen zu können?


    Sie dachte ebenfalls einen Moment lang nach. Seine Theorie war, dass alle bekamen, was sie verdienten. Das war an sich richtig. Allerdings.... Was hab ich getan, damit ich das Dasein als Sklavin verdient habe? Ich konnte nichts dafür, dass meine Mutter geschwängert wurde und ich geboren wurde.
    Sie fand, dass man es sich mit diesem Prinzip einfach nur leicht machen wollte und gab sich die Aufgabe auf, einmal mehr ausgiebiger über diese Denkweise der Römer nachzudenken.


    Seia erwartete, dass er noch etwas hinzufügen würde, doch das tat er nicht. Er sollte auch nicht die Gelegenheit dazu bekommen, denn die junge Herrin kam, um ihrem Verwandten Gesellschaft zu leisten. Seia hatte noch nicht viel mit ihr zu tun gehabt, deshalb lächelte sie zurück und erhob sich, um die beiden allein zu lassen, sollte ihre Anwesenheit nicht länger erwünscht sein.

  • Die Wege der Götter sind unergründlich.


    sagte Crassus über diesen alten Spruch schmunzelnd zu Seia. Doch bevor er noch etwas hinzufügen konnte, kam auch schon Marcella. Froh gelaunt hopste sie geradezu durch den Garten auf die beiden zu. Crassus musste unweigerlich breit grinsen.


    Ahh, Marcella! Crassus richtete sich auf seiner Liege auf, sodass er nun auf der Liege saß und nicht mehr lag: Gut siehst aus.. wenn ich dich so sehe glaube ich fast, dass ich dich nicht mehr ohne 20Sklaven auf die Straße lassen sollte, sonst kannst du dich gegen deine ganzen Verehrer gar nicht mehr erwehren.


    nur mühsam konnte er ein lautes Lachen verkneiffen.

  • Marcella ging zu Crassus und schmatzte ihm auf die Wange. Dann setzte sie sich neben ihn.
    "Verehrer? Es wagt sich doch keiner an mich heran, weil mein Onkel der große Praefetus Praetorio ist" antwortete sie ihm und lächelte frech. Wenn Crassus ihr schmeichelte, wurde sie schon lange nicht mehr rot. Aber er war ja auch ihr Onkel und fast ein Vater.
    "Was tust du gerade?"
    Immerhin gab es Tätigkeiten, bei denen sie ihn besser nicht mit ihren Anliegen behelligte und wenn das hier so eine war, würde sie nicht erst den Versuch unternehmen ihm verschiedene Dinge zu erzählen.


    edit: flaschen Titel angegeben 8o

  • Na das will ich für sie auch hoffen, sonst werd ich hächspersönlich deren Haus abbrennen müssen. antwortete Crassus grinsend.


    Er sah, bei ihrer Frage zu Seia und dann wieder zu sich. Nicht viel, bei der Hitze kann man ja nicht wirklich viel tun. Bisschen entspannen und hoffen, dass es bald kühler wird. Viel mehr hab ich nicht getan... aber warum fragst du? Was hast du angestellt? scherzte er und stubste sie in die Seite.

  • Endlich hatte der junge Probatus den Weg zum Garten gefunden. - Ein wenig staunend ging er umher - hoffentlich beobachtete ihn niemand, er wollte nicht gleich als Landei dastehen... Da er immer noch erledigt war von den Strapazen des Tages, setzte er sich zunächst einmal auf eine Bank und wartete ab... - das tat gut mal wieder die Beine auszustrecken. Er überlegte, wann er das letzte mal hier gewesen war, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern. Da war er wohl noch zu jung gewesen. Ob sein Großcousin ihm wohl ein Cubiculum zur Verfügung stellen würde - das wäre sicher eine nette Abwechselung zur Pritsche in den Mannschaftsunterkünften.

  • Der junge Probatus schreckte hoch - irgendwie war er durch die Anstrengungen des Tages reichlich geschafft und war kurze Zeit eingenickt. Er meinte Stimmen vernommen zu haben - ob das der Pater Familias sein konnte? Er fragte einen Sklaven nach dem Weg zum Büro des Pater Familias und begab sich dorthin.

  • Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Na das will ich für sie auch hoffen, sonst werd ich hächspersönlich deren Haus abbrennen müssen. antwortete Crassus grinsend.


    Er sah, bei ihrer Frage zu Seia und dann wieder zu sich. Nicht viel, bei der Hitze kann man ja nicht wirklich viel tun. Bisschen entspannen und hoffen, dass es bald kühler wird. Viel mehr hab ich nicht getan... aber warum fragst du? Was hast du angestellt? scherzte er und stubste sie in die Seite.




    "Nur so..." antwortete Marcella und lächelte unschuldig, auch wenn ihre Nasenspitze die Illusion aufgab, dass das Mädchen irgendetwas im Schilde führte.
    "Ich hab dich nur hier sitzen sehen und mir gedacht, ich leiste dir ein wenig Gesellschaft und erzähle dir vielleicht, was ich heute bislang erlebt habe."
    Zuerst aber musste sie ihn noch ein wenig um den Finger wickeln.
    "Aber das hat Zeit, es ist nicht so wichtig. Gibt es denn irgendetwas Neues? Von der Familie vielleicht?"

  • Nur so..? Soso. wiederholte Crassus Marcellas Antwort breit grinsend. Na, wenn ich dir das mal glauben darf.


    Ob es was neues gibt? Puhh, ich denke nicht. Ach, doch, Metellus, du weißt schon der Bruder von Fabricianus, ist nun als Probatus bei den Cohortes Urbanae... aber sonst, nicht, dass ich wüsste.
    Aber
    die vorher am Rande erwähnte Aussage von Marcella ließ ihm keine ruhe: Was hast du denn heute besonderes erlebt? Haben sich wieder hunderte Junggesellen in den Tiber gestürtzt um dir ihre Liebe zu beweisen? Crassus lachte laut.

  • "Darf eine Nichte denn nicht einfach mal so mit ihrem Onkel quatschen wollen?" fragte sie zurück und grinste, weil er ihr nicht glaubte.
    Metellus machte sich jetzt also nützlich. Marcella lächelte und musste an Fabricianus denken, der sich wohl immernoch nichtsnützig herumtrieb und einer Frau nach der anderen den Kopf verdrehte. Ob er wohl jemals dem Vorbild seines Bruders folgen können würde?
    Marcella tat ertappt, als ihr Onkel über seinen Scherz lachte, und winkte genervt ab.
    "Ja, aber diesmal war ich schlau genug und habe ihnen die Aufgabe erteilt, nicht wieder zu mir zu kommen, ehe sie mir eine wertvolle Perle oder dergleichen von seinem Grund mitbringen können."
    Marcella zwinkerte und stubste ihrerseits ihren Onkel in die Seite, die ausnahmsweise mal nicht von seinem Panzer geschützt wurde. Dann ging es jetzt also um den heißen Brei.
    "Es war gar nichts so Besonderes. Ich war nur mal wieder auf dem Markt und habe meine Lieblingsläden mit einem Besuch geehrt. Du hättest sehen müssen, wie sie mit mir feilschten, um mir kostbare, weiche Stoffe anzudrehen. Für die allerschönsten Tunikas, sagten sie und machten mir einen lächerlichen Preis, weil sie den Prätorianerpräfekten nicht verärgern wollen. Als sie hörten, dass ich mein Handgeld für diesen Monat schon ausgegeben habe (ich habe dir doch erzählt, dass ich einen großen Teil einem guten Zweck gestiftet hatte), da sind sie sogar noch weiter runtergegangen, weil sie glaubten, ich würde nur handeln wollen. Sie schienen rein gar nicht verstehen zu wollen, dass ich als deine Nichte nicht mal diese paar Sesterzen übrig hätte, um ein wenig Stoff zu kaufen..."
    Wie listig! Im Laufe ihrer Erzählung hatte sie ihren guten Onkel mal hilflos, mal frech und dann wieder mit einem Schmollmund angesehen, der berühmt berüchtigt war. Jetzt sah sie ihn mit ihren großen Augen lieb an, lächelte ein wenig und verging beinahe vor Hoffnung, dass Crassus die Moral von der Geschicht erfasste und sich zum wiederholten Male (das wie vielte Mal wohl allein diesen Monat?) weichklopfen ließ.

  • Sicher darf sie das. Nein, sie soll es sogar. Nur, zum Leidwesen ihres Onkels, tut das seine Nichte nur dann, wenn sie meistens dafür etwas als Gegenleistung bekommt. grinste Crassus. Er kannte Marcella schon zu gut, um ihr so auf den Leim zu gehen.
    Ja, sehr schlauer Schachzug. So wirst du noch reich. Allerdings befürchte ich fast, dass auf dem Grund des Tiber überhaupt etwas wertvolles zu finden ist. Denn, wenn etwas dort zu finden wäre, dann würden dort viel mehr Leute suchen und nicht nur ihre Abfälle hineinkippen. Aber so bist du deine Verehrer zumindest erst einmal los. Denn von ihnen wird sich ja keiner die Schmach geben lassen und mit leeren Händen noch einmal vor dich treten.
    sagte noch Crassus breit grinsend, bevor er sich ernst ihre Ausführungen anhörte. Eiei, ja, solche Probleme bewegten Rom wirklich. Verschwörungen, Mord, Raub, alles Kleinigkeiten und Nichtigkeiten im Gegensatz zu solchen Problemen.
    Ja, wirklich, völlig unvorstellbar, dass du ncht mal die paar lächerlichen Sesterzen übrig hattest. bestätigte Crassus sich ein lautes Lachen verkneifend. Das ist ja geradezu gotteslästerlich. Da machen sie dir schon so einen sehr guten Preis und du hast nicht mal die paar Sesterzen um das zu bezahlen. Unhaltbare Zustände! echauffierte sich Crassus gespielt. Das kann so natürlich nicht weitergehen. Am Ende glaubt man dir gar nicht mehr, dass du meine Nichte bist, da du nie Geld hast. Und dann suchen die Verehrer die auch nichts mehr vom Grund des Tibers. Das wäre ja.. unvorstellbar! Das müssen wir sofort ändern! Wieviel würde dir denn fürs erste weiterhelfen?

  • "Das ist doch gar nicht wahr..." wehrte Marcella sich und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
    "Nagut, ich sehe ein, dass ich manchmal auf eine Gegenleistung hoffe. Vielleicht auch ein bisschen mehr als manchmal. Aber ich rede doch nicht ausschließlich nur dann mit dir, wenn ich etwas haben möchte. Das würde ich mich doch gar nicht trauen!"
    Marcella musste schwer ein Kichern unterdrücken und piekte Crassus anschließend den Ellenbogen in die Seite. Nicht absichtlich natürlich, niemals.
    Und dann versuchte sie ihm so ernst zu folgen, wie er es bei ihr getan hatte. Aber so wie er redete, musste sie sich bald eine Hand vor den Mund halten und leise in diese hineinlachen. Seine Mimik war überwältigend gewesen und auch wenn er sich lustig über sie machte, trug sie am Ende ein ganz breites Grinsen im Gesicht. Bevor sie jedoch antwortete, wurde sie ernst, verdrehte die Augen und legte beide Händer zusammen.
    "Weißt du, Onkelchen, bevor ich dir diese Frage beantworte, sollte ich dich unbedingt nicht unwissend lassen und dir erklären, dass der Stoff weicher ist als jeder andere, den du je angefasst hast. Es ist wirklich ein Traum und nur die Reichesten können es sich leisten, ihn zu besitzen. Normalerweise! Denn mir wurde zudem noch ein ganz erstklassiges Angebot gemacht."
    Marcella nickte eifrig, auch wenn all das ihren Onkel wohl gar nicht wirklich interesssierte. Er musste es wissen! Dann kippte er vielleicht nicht von der Liege, wenn sie ihm sagte, was er kosten sollte. Also jetzt.
    "Fürs erste wären also 300 Sesterzen vollkommen ausreichend" eröffnete sie ihm dann und sah ihn lächelnd und mit den Wimpern klimpernd aber fast schon skeptisch an, so als würde sie ahnen, dass sie gleich das Weite suchen sollte.

  • Ich schlenderte gerade durch den prachtvollen Garten unserer Casa, als ich den lieben Crassus hinter einigen Büschen in anmutiger Begleitung entdeckte.
    Ich ging neugierig geworden auf die Beiden zu und verbeugte mich kurz vor der jungen Dame als die Beiden die Augen hoben und überrascht aufsahen.


    Salvete, ich hoffe ich störe dich und die junge Lady nicht.


    Ich sah Crassus frech an und hoffte ihr vorgestellt zu werden.

  • Na gut, ausschließlich wäre falsch, du hast recht. Aber genauso falsch ist wohl ein "bisschen mehr als manchmal", meinst du nicht? Crassu grinste breit. Einigen wir uns auf... hmm, oft hört sich so oft an, ab und zu aber so wenig. Sagen wir ab und zu oft? Crassus lachte und drückte seine Nichte dann kurz an sich. Sie war ja schon lange nicht mehr wirklich seine Nichte. Er fühlte sich auch nicht als ihr Onkel. Viel mehr würde er sich selbst als ihr Vater sehen. Zugegeben, ein schlechter und kein wirklich strenger Vater, aber doch ein sehr besorgter, der nur das beste für sie wollte.
    Ja, das ist echt erstaunlich, wie oft absolute Neuigkeiten auf den Foren Roms angepriesen wird. Und fast täglich kommt ein immernoch weicherer Stoff. und zu Crassus Leidwesen musste Marcella natürlich jeden dieser neuen, absolut weichen Stoffe haben. Aber nicht nur einmal, nein, sondern in allen erdenklichen Farben, Formen und Verzierungen.
    Dreihundert Sesterz? wachte Crassus erschreckt von seinen Träumereien auf. Er sah sie streng und eindringlich an Marcella! Willst du mich denn an den Bettelstab bringen? Ich will gar nicht nachrechnen wieviel Geld du schon diesen Monat bekommen hast, aber ich könnte damit wohl die halbe italische Verwaltung bezahlen. Aber seufzte Crassus ich gehe davon aus, dass du diesen Stoff unbedingt haben musst, sonst bist mir auf immer böse und alle deine Freundinnen werden dich auslachen, weil du als einzige ihn nicht hast?


    Und da trat Kaeso zu ihnen. Hoffentlich wollte der nicht auch noch Geld... ;)


    Sei mir gegrüßt, Kaeso. Ihr kennt euch noch nicht? fragte er mal vorsichtig.

  • "Ab und zu oft? Wie hört sich denn das an?" fragte sie skeptisch und lachte ebenfalls. Sie fand gar nicht, dass Crassus ein schlechter Vater war. Im Gegenteil. Er war immer dazu bereit, ihr ihren größten Wunsch zu erfüllen, den sie an diesem Tage gerade hegte. Vielleicht war sie ja eher eine schlechte Tochter, denn sie nutzte die Weichherzigkeit und Großzügigkeit ihres inoffiziellen Adoptivvaters nur allzu gern und fies und gemein skrupellos aus. Obwohl er es ja eigentlich nicht anders verdiente, denn immer wieder wollte er ihr weismachen, dass sie ihn vor die Existenzfrage drängte; dabei waren ihre Wünsche gemessen an seinem Einkommen doch gar nicht so vermessen.
    Sie war es schon gewohnt, dass er sich im ersten Augenblick aufregte, so ließ sie seine kleine Moralpredigt geduldig und mit demütig gesenktem Haupt (ein Grinsen noch gerade so unterdrückend) über sich ergehen, bis seine Stimme wieder weicher wurde, nachdem er tief geseufzt hatte. Meckern, seufzen, ja sagen. Marcella kannte die Reihenfolge schon in- und auswendig und sah mit einem Blick auf, der so bittend war, dass er ein Faultier zum Sprint verleitet hätte.


    Da trat ein junger Mann zu ihnen. Sie würde jedoch nicht vergessen, dass er noch nicht ausdrücklich nachgegeben hatte und hob sich den Schmollmund eben für später auf! Crassus nannte ihn Kaeso, also gehörte er sicherlich zur Familie.
    Marcella lächelte zuerst Kaeso und dann Crassus an und wartete darauf, dass man sie miteiandern bekannt machte.

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