Am späten Nachmittag...

  • Meridius traf heiter an den Thermen ein. Seine Toga ließ er von einem Sklaven bewachen, durch einen anderen auskundschaften, ob der Tribun Macer bereits anwesend sei. Inzwischen begab er sich in den Masageraum um dort seine Muskeln etwas auflockern zu lassen, vor allem die Verspannungen in der Schultergegend waren furchtbar, es musste dringend etwas dagegen getan werden. Der Sklave jedenfalls war ein Meister seines Fachs, schon nach wenigen Handgriffen entspannte sich der Präfekt und vergass weswegen er eigentlich hier eingetroffen war...

  • Eiligen Schrittes traf Macer am Abend an der Therme ein. Lästiger Bürokram hatte ihn aufgehalten, obwohl er sich eigentlich einen freien Nachmittag machen wollte. Sein Fuß schmerzte ein wenig - die neuen Calcei waren nicht ganz so auf Maß gearbeitet, wie es der Schuster versprochen hatte - da wäre ein entspannter Plausch im Bad genau das richtige gewesen.
    Die Veteranen und alten Offiziere, die wie üblich ihre Tage in der Palaestra verbrachten liess er ein wenig unhöflich mit einem kurzen Gruß stehen und bewegte sich rasch in den Auskleideraum. Einen alten Kameraden sollte man nicht warten lassen!
    Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass Meridius bei seinem "Badegang" noch nicht über den Massageraum hinaus gekommen war. Mit einem zufriedenen Gesicht, mehr schlafend als wachend lag er auf einer Bank und liess sich von einem der besten Masseure des Bades den Rücken durchkneten. Macer erinnerte sich wieder, dass Meridius schon seit längerem gelegentlich über Schulterschmerzen geklagt hatte. Nun, dann hatte er die lange Wartezeit wenigstens geniessen können.
    Macer legte sich auf eine Massagebank daneben, winkte einen Skalven heran und liess sich ebenfalls leicht massieren. Als Meridius gerade seine Kopfposition ein wenig verändern wollte, sprach er ihn an, was dieser mit einem unübersehbar überraschten Zucken quittierte.

  • "Ah, Macer, schön Dich zu sehen. Ich hatte Dich gar nicht kommen hören!" sagte Meridius und gab mit einem Zeichen dem Sklaven zu verstehen, dass er weiter oben in Richtung Nacken kneten sollte.


    "Wie geht es? Was macht die Arbeit?" fragte er und setzte gleich hinzu:


    "Ich danke Dir, Rom und dem Kaiser für die Beförderung. Und ich stehe in Deiner Schuld. Wenn ich irgendwann etwas für Dich tun kann, lass es mich wissen..."

  • "Nun, mein neuer zusätzlicher Posten in der Academia macht natürlich eine Menge Arbeit. Vor allem viel lästiger Bürokram. Zum Glück kann ich mich auf meine Schreiber verlassen. Und mit Geta habe ich eine guten Stellvertreter, der mir sicher die eine oder andere Arbeit abnehmen kann.


    Was die Legion angeht - nun, da wirst Du mir ja jetzt ein bisschen abnehmen können." Seine Mine gab zu verstehen, dass er Meridius wohl eher als guten Partner denn als Entlastung für lästige Arbeiten ansah.
    "Du wirst wahrscheinlich mitbekommen haben, dass die Planungen für das Frühjahrs-Manöver begonnen haben. Ich freue mich drauf, deine Meinung zum Stand der Dinge zu hören.


    Aber davon wollen wir nicht heute Abend reden! Wir sind zur Entspannung hier und weil Du mir etwas erzählen wolltest. Schieß los, ich bin gespannt."

  • "Alter Freund, ich trau mich fast nicht es zu sagen. Nicht nach dem heutigen Tage. Es könnte als unverschämt aufgefasst werden..."


    Meridius hielt kurz inne beobachtete Macer aus den Augenwinkeln, welcher gerade in eine intensive Entspannungsphase überzugleiten schien.


    "Es geht um meinen Neffen. Er ist in der Legio IV Syrica. Nachdem man jedoch von dort schon lange nichts mehr vernommen hat und er sich selbst nicht meldet, bin ich in Sorge. Nach den Gerüchten die aus dem Osten kommen... Die Provinz dort ist nicht sehr gründlich verwaltet, manche Ämter sind in Auflösung, der Statthalter wurde abgezogen, wenn ich nicht irre, und wo die Legion momentan steht, kann ich nicht sagen. Es ist halt am Ende der Welt..."


    Meridius holte kurz Luft.


    "Ich habe auch Sorge um seine Zukunft und um seine Karriere. Er ist ein guter Mann. Energisch ja, auch ein wenige verbissen, ich geb es zu, doch er ist gut. Und tapfer. Er könnte ein guter Mann für Offizierslaufbahnen sein. Jedoch in Syrien, ich vermute er findet sein Grab in der Wüste oder versauert an einem Beobachtungsposten..."


    Meridius lachte kurz auf.


    "Nur unter uns Freunden, und ich wäre Dir sehr zu Dank verpflichtet, welchen Hebel müsste man drücken, dass mein Neffe, sagen wir mal, zufällig versetzt wird? Zum Beispiel zur I. oder II. Oder vielleicht nach Spanien. - Ja ich denke Spanien, wäre das beste, er wäre zu Hause, gut aufgehoben, die dortige Legion braucht Leute, und er wäre auch der richtige Aufpasser für einen anderen Verwandten, der zu Hause etwas Sorgen macht..."


    Meridius lachte wieder.


    "Verzeih, mein Freund, dass ich Dich damit belästigt habe, jedoch es lag mir schon lange auf dem Herzen... Was meinst Du?"

  • Macer hatte Meridius schweigend und mit geschlossenen Augen zugehört. Er konnte seine Sorgen verstehen.


    "Meridius, ich denke, wir werden einen Weg finden, der euch hilft. Auch nach dem Abzug des Proconsuls sollte es nicht unnötig schwierig sein, Nachrichten aus Syria zu bekommen. Einen Zusammenbruch des Postdienstes hätten wir mitbekommen. Und der Fernhandel in dieser Region läuft ja auch noch. Wie ich hörte, ist zur Zeit auch eine Delegation auf dem Weg in ein Königreich südlich von Syria und sie soll auch in dieser Provinz Station machen. Leider können wir der jetzt keine Nachricht mehr mit auf den Weg geben, aber vielleicht hilft es uns ja trotzdem.
    Wenn wir erstmal eine Nachricht haben, was mit deinem Neffen los ist, sollte der Rest auch nicht allzu schwierig werden. Nach Italien sollten wir ihn aber nicht holen, das wäre zu auffällig. Spanien ist schon eine gute Wahl, die dortige Armee soll weit unter Sollstärke liegen. Erst Recht, nachdem in letzter Zeit viele Leute für die Flotte angeworben wurden."


    Er machte eine kurze Pause und ging im Kopf einige Ideen durch, aber keine erschien ihm reif genug, um sie auszusprechen.


    "Du kannst dir jedenfalls sicher sein, dass ich helfen werde. Ein wenig spannende Abwechslung kann ich gebrauchen. Und übrigens - unterschätze nicht den Einfluss, den Du als Praefectus Castrorum nun selber hast!"

  • "Du hast Recht. Wir müssen es vorichtig angehen. Doch nicht mehr heute. Und auch nicht hier. - Jedenfalls danke ich Dir, dass Du mir Dein Ohr geliehen hast. Ich wusste nicht, wen ich zuerst ansprechen sollte, Du hast mir sehr geholfen."


    Meridius legte den Kopf nun wieder auf die andere Seite, während der Masseur nun dazu überging, die Muskulatur mit präzisen und kurzen Stößen mit den Handkanten zu bearbeiten.


    "Ich werde morgen erst einmal die Bücher der Legion einsehen. Da Du mein Vorgänger warst, wird es sicher nicht viel zu tun geben."


    Meridius lachte kurz auf.


    "Aber nun genug vom Geschäftlichen. Es reicht ja, wenn Du mich jeden Morgen zur Stabsbesprechung siehst."


    Kaum hatte er den Satz beendet trat ein anderer Sklave ein.


    "Das Dampfbad wäre jetzt frei, Praefect."


    "Danke. Macer, wenn Du mitwillst... Ansonsten entschuldige mich jetzt. Es war schwer genug den Aufseher zu bestechen, um an der Reihe alter Müßiggänger vorbei zu kommen, die die Thermen rund um den Tag zu belagern scheinen..."

  • "Deine Einladung werde ich wohl ausschlagen, ich mache mich auf den Rückweg, es ist schon spät. Meine Füße brauchen ein wenig Schlaf und morgen kriegt der Schuster was zu hören, wenn er meine Schuh nicht bequemer hinbekommt.


    Und was die Müßiggänger angeht - sobald sich herumgesprochen hat, dass Du inzwischen befördert wurdest, werden es die anderen sein, die die Aufseher bestechen, um zeitgleich mit dir im Dampfbad zu sein. ;)"


    Auf dem Weg in der Umkleide erhellte ein plötzliches Lächeln sein Gesicht - ihm war gerade eine Idee gekommen, wie er an einigermaßen zuverlässige Nachrichten aus Syrien kommen kann...

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